Nerven im Ohr Helix: Anatomie, Funktion und klinische Aspekte

Die Helix, oft bekannt durch das populäre Helix-Piercing, ist eine der markantesten Strukturen am äußeren Rand der Ohrmuschel (Auricula auris). Neben ihrer anatomischen Bedeutung erfüllt sie auch funktionelle Aufgaben, insbesondere beim Richtungshören. Dieser Artikel beleuchtet die Anatomie, Funktion und klinische Relevanz der Helix.

Anatomie der Helix

Die Helix auriculae, auch Ohrleiste genannt, bildet den wulstigen, konvexen Außenrand der Ohrmuschel (Auricula auris). Sie befindet sich am äußeren Rand der Facies lateralis der Ohrmuschel und besteht strukturell aus elastischem Knorpel, der einen bogenförmigen Wulst formt. Medial grenzt sie an die Anthelix, die die Ohrmuschel umrahmt. Ventral liegt der Tragus (Ohrdeckel) und dorsal geht sie in die Schädelhaut über.

Strukturen der Ohrmuschel im Überblick:

  • Helix: Äußerer Rand der Ohrmuschel.
  • Anthelix: Innenliegende Wölbung parallel zur Helix.
  • Concha Auricularis: Vertiefung zentral der Ohrmuschel.
  • Tragus: Ohrdeckel, ventral gelegen.
  • Antitragus: Dorsal gegenüber dem Tragus.
  • Lobulus Auriculae: Ohrläppchen, enthält kein Knorpelgewebe.

Histologisch besteht die Helix aus elastischem Knorpel, der direkt mit der Haut verbunden ist. Im Gegensatz zum Ohrläppchen (Lobulus auriculae) enthält die Helix kein subkutanes Fettgewebe, was sie druckempfindlich macht.

Gefäßversorgung und Lymphabfluss:

  • Venöser Abfluss: Über die Venae auriculares anteriores in den Plexus venosus pterygoideus und weiter in die Vena retromandibularis.
  • Lymphabfluss: Zu den Nodi lymphatici cervicales profundi und Nodi lymphatici occipitales.

Innervation:

Die sensible Innervation der Ohrmuschel wird durch mehrere Nerven gewährleistet:

  • Nervus auricularis magnus
  • Nervus auriculotemporalis
  • Nervus facialis

Funktion der Helix

Die Helix spielt eine wichtige Rolle beim Richtungshören. Die geometrische Struktur der Helix verändert den Schall je nach Einfallsrichtung, insbesondere bei hohen Frequenzen. Durch Reflexion und Resonanz in der Ohrmuschel, beeinflusst durch die Helix, kommt es zur selektiven Verstärkung von Frequenzen im Bereich von etwa 2 bis 5 kHz. Dieser Frequenzbereich ist essenziell für die menschliche Sprachverständlichkeit, da viele Konsonanten und differenzierte Sprachlaute darin liegen. Die Ohrmuschel bündelt die eintreffenden Schallwellen zur Weiterleitung über den äußeren Gehörgang zum Innenohr und spielt gleichzeitig eine wichtige Rolle in der Ortung von Schallquellen. Der Schall wird an den Reliefkanten der Ohrmuschel gebrochen und, je nach seinen Frequenzanteilen, unterschiedlich stark gedämpft. Anhand dieser Unterschiede kann das Gehirn Informationen über die räumliche Herkunft einer Schallquelle gewinnen. Die Ohrmuschel dient dazu, Schallwellen einzufangen und zu bündeln, um sie in den Gehörgang zu leiten.

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Klinische Aspekte der Helix

Aufgrund der knorpeligen Struktur ohne schützendes Fettgewebe ist die Helix bei längerem Druck anfällig für Druckulzera. Dies kann beispielsweise durch Masken oder Hörgeräte verursacht werden.

Häufige Probleme und Erkrankungen der Helix:

  • Druckulzera: Entstehen durch anhaltenden Druck, insbesondere bei Verwendung von Masken oder Hörgeräten.
  • Perichondritis: Entzündung der Knorpelhaut (Perichondrium) der Helix, oft nach Piercings, Verletzungen oder Insektenstichen.
  • Frostbeulen (Perniones): Treten bei kaltem Wetter auf, da die Helix exponiert und nur dünn mit Haut bedeckt ist.
  • Chondrodermatitis Nodularis Helicis: Schmerzhafte Knötchen an der Helix, oft an der Stelle, auf der die betroffene Person schläft.
  • Othämatom: Hämatom zwischen Knorpel und Haut der Ohrmuschel, oft durch Verletzungen verursacht.

Helix-Piercings:

Helix-Piercings sind beliebt, bergen jedoch Risiken. Da Knorpelgewebe schlechter durchblutet ist als Weichgewebe, verheilen Piercings im Knorpelbereich langsamer und komplizierter. Es besteht die Gefahr von Entzündungen, Hautreizungen, allergischen Reaktionen und Pigmentstörungen. Es ist wichtig, Helix-Piercings ausschließlich in professionellen Studios stechen zu lassen, um Nervenverletzungen und Entzündungen zu vermeiden.

Behandlung von Erkrankungen der Helix:

  • Perichondritis: Antibiotika, gegebenenfalls chirurgische Drainage bei Abszessbildung.
  • Chondrodermatitis Nodularis Helicis:Topische oder intraläsionale Kortikosteroide, chirurgische Entfernung.
  • Othämatom: Aspiration des Hämatoms, Druckverband.

Ohrakupunktur und die Helix

Die Ohrakupunktur ist eine Therapiemethode, bei der Punkte am Ohr stimuliert werden, um verschiedene Körperfunktionen zu beeinflussen. Obwohl es viele Karten der Ohrakupunktur gibt, lassen sich bekannte Punkte oft aufgrund ihrer Indikation oder Zugehörigkeit zu einer Zone zusammenfassen. Die Helix spielt auch in der Ohrakupunktur eine Rolle, da bestimmte Punkte in diesem Bereich liegen.

Grundlagen der Ohrakupunktur:

  • Embryo-Bild: Das bekannteste Bild der Ohrakupunktur, entwickelt von Paul Nogier.
  • Punktlokalisation: Die Balancierte Ohrakupunktur verwendet Leitlinien (anatomische Strukturen) am Ohr, um Punktezonen zu bestimmen.
  • Regulative Punkte: Neurologische, hormonelle und faszial-muskulär übergeordnete Punkte sind besonders wichtig für eine gelungene Ohrakupunktur.

Kontroverse und Kritik:

Die Ohrakupunktur ist nicht unumstritten. Kritiker bemängeln oft die mangelnde wissenschaftliche Evidenz für die Wirksamkeit der Methode. Jan Seeber entwickelte das Konzept der Balancierten Ohrakupunktur, um die Logik-Lücken zu füllen und ein praktikables Vorgehen zu haben.

Die Helix in der Ausbildung zum Hörakustiker

In der Ausbildung zum Hörakustiker ist das Verständnis der Anatomie der Ohrmuschel, einschließlich der Helix, unerlässlich. Dieses Wissen erleichtert das präzise Anpassen von Hörgeräten und das Erkennen von anatomischen Besonderheiten bei Patienten. Die Kenntnis der Ohrmuschel hilft, Hörgeräte so anzupassen, dass sie bequem sitzen und optimalen Halt bieten. Zudem muss ein Hörakustiker in der Lage sein, Anomalien oder Erkrankungen der Ohrmuschel zu identifizieren, um geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

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