Einführung
Der Begriff "Übersäuerung" ist vielschichtig und wird sowohl in der Alternativmedizin als auch in der Schulmedizin verwendet. Es ist wichtig, zwischen der umgangssprachlichen Übersäuerung und der medizinisch definierten Azidose zu unterscheiden, da sie unterschiedliche Ursachen, Auswirkungen und Behandlungen haben. Dieser Artikel befasst sich mit der umgangssprachlichen Übersäuerung, ihren potenziellen Ursachen, Symptomen und Behandlungsmöglichkeiten, wobei die verfügbaren Informationen und Erkenntnisse verschiedener Experten berücksichtigt werden.
Was ist Übersäuerung? Definition und Abgrenzung
In der Medizin wird klar zwischen der von der Alternativmedizin bezeichneten Übersäuerung und der echten Übersäuerung, die von Medizinern als Azidose bezeichnet wird, unterschieden. Diese Trennung ist zwingend notwendig, denn die Unterschiede könnten größer nicht sein.
Umgangssprachliche Übersäuerung
Im umgangssprachlichen Sinne bezieht sich Übersäuerung auf eine vermeintliche überhöhte Säurebelastung des Körpers, die Befindlichkeitsstörungen wie Müdigkeit oder Leistungsschwäche begünstigen soll. Viele Naturheilkundler und einige Mediziner machen die Übersäuerung für eine große Anzahl von Folgen von Magen-Darmbeschwerden über rheumatische Erkrankungen bis zu Arteriosklerose verantwortlich. Die Naturheilkunde sieht ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Übersäuerung und Herzinfarkt und Schlaganfall sowie Krebs. Wissenschaftlich bewiesen ist das allerdings nicht.
Medizinische Azidose
Die medizinisch korrekte Azidose ist eine lebensbedrohliche Stoffwechselstörung, die umgehend auf einer Intensivstation behandelt werden muss. Bei Retentionsazidose werden zu wenig Säuren über die Nieren ausgeschieden (z.B. bei Nierenversagen). Ursachen der respiratorischen Azidose vor allem Erkrankungen der Lunge (z.B. Asthma bronchiale, Lungenemphysem, Lungenfibrose), Atem-Einschränkungen (z.B. Rippenbrüche), Lähmung des Atemzentrums im Gehirn. Die metabolische Azidose ist häufig lebensbedrohlich. Mögliche Gründe: Diabetes mellitus, Alkoholismus, Hungerzustand, schwere Muskelarbeit, Schock, Vergiftungen (z.B. durch Methanol (z.B. in selbst gebranntem Alkohol), Glykol (z.B. in Frostschutzmitteln) oder Salicylate (z.B. in Schmerzmitteln wie Aspirin)).
Der Säure-Basen-Haushalt
Der Körper verfügt über ein ausgeklügeltes System, den Säure-Basen-Haushalt, der dafür sorgt, dass ein gesunder Mensch weder in eine Azidose (echte Übersäuerung) noch in eine Alkalose (Basenüberschuss) gleitet. Der Körper ist normalerweise selbst in der Lage, einer Übersäuerung vorzubeugen. In der Regel gleicht der Körper anfallende Säure durch mehrere Puffersysteme aus. Ein solcher Puffer ist Bicarbonat, das auch in Mineralwasser enthalten ist.
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Ursachen der Übersäuerung
Für eine Übersäuerung (im umgangssprachlichenSinn) gibt es keine nachweislichen Ursachen, da der Körper den Säure-Basen-Haushalt in fast allen Fällen selbst reguliert. Es hat sich aber - insbesondere in der Komplementär-Medizin - die Ansicht durchgesetzt, dass eine Übersäuerung vor allem als Folge psychischer Belastungen und durch eine Ernährung mit stark säurebildenden Nahrungsmitteln entstehe. Ferner sollen Alkoholgenuss, Rauchen und bestimmte Medikamente eine Übersäuerung begünstigen.
Ernährung
Eine Ernährung, die hauptsächlich aus tierischen Eiweißen (Proteinen) und Weißmehlprodukten besteht, kann zu einer Übersäuerung des Körpers beitragen. Tierisches Eiweiß enthält viele schwefel- und phosphorhaltige Aminosäuren, deren Abbauprodukte im Körper starke Säuren bilden. Auch Zucker (im Stoffwechsel als Glucose verbrannt), kann zum Säurebildner werden. Nämlich dann, wenn nicht genügend Sauerstoff für die Verbrennung vorhanden ist (zum Beispiel bei Lungenerkrankungen oder Herz-Kreislauf-Problemen).
Psychische Belastungen und Stress
Insbesondere in der Komplementär-Medizin wird die Ansicht vertreten, dass psychische Belastungen eine Übersäuerung begünstigen können. Stress führt zu einer erhöhten Ausschüttung von Stresshormonen, was Spannungszustände in den Muskeln fördert und die Faszien unflexibler macht.
Weitere Faktoren
Auch Alkoholgenuss, Rauchen und bestimmte Medikamente sollen eine Übersäuerung begünstigen. Belegt sind diese Annahmen allerdings nicht.
Weitere mögliche Ursachen für Übersäuerung sind:
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- Bewegungsmangel
- Umweltbelastungen
- Schlafmangel
- Arbeitsüberlastung
Symptome der Übersäuerung
Die Symptome einer Übersäuerung sind vielfältig und unspezifisch, was die Diagnose erschwert. Verschiedenste Allgemeinsymptome sollen - laut Komplementärheilkunde - ebenfalls auf eine Übersäuerung zurückzuführen sein. Dazu zählen:
- Müdigkeit und Antriebsschwäche
- Appetitlosigkeit und Übelkeit
- Immunschwäche
- Schmerzen und Verspannungen
- Cellulite
- Fahle Haut, Hautunreinheiten, Akne
- Haarausfall und brüchige Haare
Andere mögliche Symptome sind:
- Brüchige Nägel
- Dünne Haare
- Faltige dellige Haut und Unterhaut
- Hautprobleme wie Ekzeme, Neurodermitis, Akne, Pilzerkrankungen, Schwangerschaftsstreifen
- Krampfadern
- Kreislaufprobleme und erhöhtem Blutdruck durch starre artheriosklerotische Gefäßwände und Herzrhytmusstörungen
- Osteoporose
- Karies
- Gelenk- und Gliederschmerzen
- Muskelkrämpfe
- Kopfschmerzen
- Schlafstörungen
- Gereiztheit
- Konzentrationsstörungen
- Unwohlsein
- Magenbeschwerden
- Erhöhte Allergiebereitschaft
- Harnsäurekristalle bis Steinbildungen wie Nieren-, Blasen-, Gallen- und Kotsteine
Diagnose der Übersäuerung
Wenn Sie selbst testen möchten, ob Sie möglicherweise an Übersäuerung leiden, kann ein Teststreifen mit Farbindikatoren Aufschluss geben. Mit diesem Streifen, den es in der Apotheke zu kaufen gibt, bestimmen Sie den pH-Wert Ihres Urins. Liegt der Wert permanent unter 6,2, ist der Organismus übersäuert - so die Naturheilkunde.
Bei akuter Übersäuerung gelingt Diagnose mit Blutgasanalyse -> pH-Wert und Säure-Basen-Haushalt des Blutes werden gemessen sowie die Gasverteilung von Sauerstoff und CO2. Ob die Azidose Atmung bedingt ist (z.B. durch Lungenerkrankung, eingeschränkte Atmung infolge eines Rippenbruches, Lähmung des Atemzentrums) oder Stoffwechsel bedingt (z.B.
Behandlung der Übersäuerung
Die Behandlung der Übersäuerung zielt darauf ab, den Säure-Basen-Haushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen und die Symptome zu lindern.
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Selbsthilfe
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die man selbst ergreifen kann, um einer Übersäuerung entgegenzuwirken:
- Ernährungsumstellung: Eine basische Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Nüssen und Getreidesorten kann helfen, den Säure-Basen-Haushalt auszugleichen. Reduzieren Sie säurebildende Nahrungsmittel wie Fleisch, Fisch, Käse und Eier.
- Basenmittel: Kurzfristig sollen Basenmittel mit Natriumhydrogencarbonat (Kaiser-Natron und Bullrich-Salz) helfen. Solche Mittel bitte jedoch erst einige Zeit nach dem Essen einnehmen, weil sie das für die Verdauung erforderliche saure Milieu im Magen zerstören. In der Apotheke sind verschiedene Basenmittel erhältlich.
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung, insbesondere Ausdauersport, fördert die Durchblutung und den Abtransport von Säuren über den Schweiß.
- Entspannung: Entspannungsverfahren wie Yoga, Meditation und Autogenes Training können helfen, Stress abzubauen und den Säure-Basen-Haushalt zu regulieren.
- Genussmittel in Maßen: Reduzieren Sie den Konsum von Alkohol und Nikotin, da diese zu einer Übersäuerung beitragen können.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie ausreichend stilles Wasser und ungesüßten Tee, um die Ausscheidung von Säuren zu unterstützen.
Therapieansätze
- ZRT®-Matrix-Therapie: Durch Schwingungen, die durch einen mechanischen Schwingungsapplikator in die Muskeln eingebracht werden, wird der Stoffwechsel angeregt, das Gewebe gereinigt und ein natürlicher Zustand wiederhergestellt.
- Hydrotherapeutische Behandlungen: Basenwickel und Basenbäder können helfen, den pH-Wert zu regulieren.
- Bindegewebsmassagen und Azidose-Behandlungen nach Dr. Collier: Sollen helfen, Säuren abzubauen.
- Ernährungsumstellung, Nahrungsergänzung und Heilfasten: Bieten sich klassischer Weise für die Behandlung an.
Ernährungsempfehlungen
Eine ausgewogene Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Säure-Basen-Haushaltes. Achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr von basischen Lebensmitteln wie:
- Gemüse (z. B. Grünkohl, Spinat, Brokkoli)
- Frisches Obst (z. B. Beeren, Äpfel, Birnen)
- Nüsse und Samen
- Kartoffeln
- Kräuter und Gewürze
Reduzieren Sie den Konsum von säurebildenden Lebensmitteln wie:
- Fleisch und Wurstwaren
- Fisch
- Käse
- Eier
- Weißmehlprodukte
- Zucker und Süßigkeiten
- Kaffee
- Alkohol
Die Rolle von Laktat bei Muskelübersäuerung
Bei intensiver körperlicher Anstrengung gerät der Körper in Sauerstoffmangel. In diesem Fall dient unter anderem Kohlenhydrate als Energielieferant. Wenn die Säureproduktion steigt, kann der Körper das Laktat nicht mehr schnell genug abbauen, wodurch sich der pH-Wert im Muskel senkt. Kommt es in Folge großer Anstrengung zu einer sogenannten „Übersäuerung der Muskeln“ bzw. der Zellen und damit zu einer Änderung des pH-Wertes, sinkt unsere Leistungsfähigkeit. Das kann bis zum Leistungsabbruch durch Erschöpfung führen.
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