Nervenschmerzen im Lendenwirbelbereich: Ursachen und Behandlung

Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) sind ein weit verbreitetes Leiden. Durch den aufrechten Gang trägt die Lendenwirbelsäule ein hohes Gewicht, was oft zu Kreuzschmerzen führt. Das LWS-Syndrom ist ein Sammelbegriff für Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule. Es steht für akute oder chronische Schmerzen im unteren Rücken. Im untersten Abschnitt der Wirbelsäule treten mit Abstand die meisten Rückenschmerzen auf.

Die Lendenwirbelsäule: Aufbau und Funktion

Die Lendenwirbelsäule (Lumbalwirbelsäule, kurz LWS) trägt das gesamte Gewicht des Rumpfes. Im Vergleich zu den anderen Wirbelsäulenabschnitten sind die Wirbelkörper, die diese Last aufnehmen, aber eher klein. Die Bandscheiben, die als Puffer und Federung dienen, verlieren jeden Tag einen Teil ihrer Flüssigkeit und schrumpfen. Über Nacht und im Liegen wird diese Flüssigkeit zwar wieder aufgefüllt, doch mit fortschreitendem Alter lässt dieser Prozess nach. Das führt dazu, dass die Muskelspannung nachlässt. Die Lendenwirbelsäule wölbt sich nach vorne. Es entsteht ein zunehmender Hohlrücken, der zusätzlich die Druckbelastung erhöht. Die Folge sind tiefliegende Rückenschmerzen, die gürtelförmig ausstrahlen können.

Im Bereich der Lendenwirbelsäule finden zudem die Bewegungen statt, die vom Rumpf in die Beine übergehen. Daran sind Muskelzüge wie der Hüftbeuger oder die sogenannten Adduktoren (Anziehmuskeln) beteiligt. Die vielfältigen Belastungen können mit der Zeit auch an den Bandscheiben zu dauerhaften Schäden führen. Hier ist im Lendenwirbelsäulenbereich insbesondere der Bandscheibenvorfall der LWS zu nennen. Im Bereich der Lendenwirbelsäule treten am häufigsten Bandscheibenvorfälle auf.

Ursachen von Nervenschmerzen im LWS-Bereich

Die Ursachen für Nervenschmerzen im LWS-Bereich sind vielfältig. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:

  • LWS-Syndrom: Das LWS-Syndrom fasst alle Rückenschmerzen im unteren Bereich der Wirbelsäule zusammen. Das sind also Symptome wie akute und chronische Schmerzen, die durch organisch bedingte oder funktionelle Beschwerden in der Lendenwirbelsäule entstehen. In den meisten Fällen sind Rückenschmerzen im unteren Rücken harmlos. Das LWS-Syndrom entsteht also meist durch Verspannungen, Fehlhaltungen und Dauerbelastungen von Wirbelsäule und Rückenmuskulatur mit nachfolgendem Verschleiß - zum Beispiel durch zu langes Sitzen. Verantwortlich für Schmerzen im Lendenwirbelbereich sind oft zu wenig Bewegung und dadurch eine fehlende Stabilität der Muskulatur an der Wirbelsäule. Auch das ruckartige Heben schwerer Lasten kann ein LWS-Syndrom auslösen.
  • Bandscheibenvorfall: Im Bereich der Lendenwirbelsäule treten am häufigsten Bandscheibenvorfälle auf. Ein Bandscheibenvorfall gilt als die Ursache schlechthin, wenn es um Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule geht.
  • Diskogener Schmerz: Eine lange nicht erkannte Ursache für Rückenschmerzen ist der sogenannte diskogene Schmerz. Er entsteht, wenn Gefäße und Schmerzfasern in das Bandscheibengewebe, insbesondere in den Faserring der Bandscheibe einwachsen. Druckabhängige Rückenschmerzen sind die Folge.
  • Osteochondrose: In einem fortgeschrittenen Stadium kann es zur Entwicklung einer Osteochondrose kommen. Oft wird die Wirbelsäule zunehmend instabil, wodurch bewegungsabhängige Schmerzen entstehen. Die Reaktion der Wirbelsäule durch Knochenanbauten kann dann wieder zu voranschreitenden Beinschmerzen durch eine Einengung des Wirbelkanals und der Nervenstrukturen führen.
  • Menstruation: Bei der Menstruation zieht sich die Gebärmutter krampfartig zusammen, um die Gebärmutterschleimhaut abzustoßen. Dies löst bei vielen Frauen nicht nur Unterleibsschmerzen aus, sondern kann auch in den unteren Rücken ausstrahlen. Es kommt zu Verspannungen im unteren Rücken und Kreuzschmerzen.
  • Facettensyndrom oder Spondylarthrose: Hierbei handelt es sich um eine Erkrankung der Wirbelgelenke. Die Facettengelenke tragen einen Großteil der statischen Belastung der Wirbelsäule beim Gehen, Stehen und vor allem auch beim Sitzen. Bewegungsarmut oder einseitige Bewegungsmuster können auf Dauer zu hohen Spannungen in Muskeln und Faszien führen. Diese Spannungen sorgen dafür, dass die Facettengelenke zu dicht aufeinander liegen und sich die Strukturen nicht mehr richtig ernähren können.
  • Wirbelgleiten: Eine tragende Rolle kommt hier sich wiederholender starker Belastungen im Hohlkreuz zu. Ein verkürzter Hüftbeuger kann das Krankheitsbild aber allerdings deutlich verstärken. Durch langes Sitzen und einseitige Bewegungsmuster verkürzt er zunehmend und zieht meist an den Lendenwirbeln. Die Betroffenen fühlen sich meist instabil und die unterschiedlichsten Beschwerden können auftreten. Viele verspüren jedoch keinerlei Schmerzen und das Wirbelgleiten ist oft ein Zufallsbefund.
  • ISG-Blockade: Bei einer Blockade des Iliosakralgelenks (ISG-Schmerzen) ist die normale Gelenkfunktion des Kreuz-Darmbein-Gelenks eingeschränkt. Bei Traumata liegen deutliche strukturelle Schädigungen des Gewebes, der Muskulatur oder der Knochen vor.
  • Spinalkanalstenose: Bei einer Spinalkanalstenose verengt sich der Wirbelkanal der Wirbelsäule (auch als Spinalkanal bezeichnet). Im Wirbelkanal verlaufen die Nervenbahnen des Rückenmarks sowie Blutgefäße, die auch die Beine versorgen. Wird der Wirbelkanal enger, kann zu wenig Raum für die Nerven und Gefäße bleiben. Das kann zu Beschwerden im Rücken und in den Beinen führen - muss es aber nicht.

Symptome von Nervenschmerzen im LWS-Bereich

Ein typisches Symptom für das LWS-Syndrom sind Schmerzen im unteren Rücken. Die Beschwerden können auch gürtelförmig in die Seiten, bis nach vorn und in die Beine ausstrahlen. Weitere Symptome können sein:

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  • Eingeschränkte Beweglichkeit
  • Taubheitsgefühle
  • Kribbeln
  • Muskelschwäche
  • Schmerzen, die sich bei bestimmten Bewegungen verstärken
  • Schmerzen, die sich im Liegen bessern

Diagnose von Nervenschmerzen im LWS-Bereich

Der Arzt führt zunächst ein Patientengespräch durch, in dem die Schmerzen und die Krankheitsgeschichte ausführlich besprochen werden. Bei der körperlichen Untersuchung prüft er die genaue Schmerzlokalisation, indem er manuell Druck auf die Wirbelsäule ausübt und verschiedene Reflextests macht. Darüber hinaus wird die Körperhaltung analysiert, um festzustellen, ob eine mögliche Fehlhaltung der Auslöser für die Schmerzen sein kann. Zudem muss eine andere, ernste Ursache für die Schmerzen im unteren Bereich des Rückens sicher ausgeschlossen werden, das können eine Spinalkanalstenose, ein Wirbelbruch oder ein Tumor sein.

Eine Magnetresonanztomographie (MRT) der Lendenwirbelsäule kann dabei helfen, die genaue Ursache für die Schmerzen zu finden. Es ermöglicht den Ärzt:innen, sich anhand der Aufnahmen ein genaues Bild von der Wirbelsäule zu machen.

Bei der Anamnese sollten auch psychosoziale Risikofaktoren, wie Stress, Konflikte am Arbeitsplatz oder die Neigung zu Depressionen, besprochen werden. Dadurch lässt sich einschätzen, wie groß das Risiko für chronische Rückenschmerzen ist.

Behandlung von Nervenschmerzen im LWS-Bereich

Die Behandlung der unteren Rückenschmerzen richtet sich nach der Schmerzursache. Zunächst können allgemeine Therapieansätze wie Wärme- oder Kältebehandlungen, Krankengymnastik, manuelle Therapie, Stromanwendungen sowie traditionelle Schmerztherapien die Schmerzen lindern oder sogar heilen. Zudem sollte der Patient sein Alltagsverhalten rückengerecht gestalten.

Es gibt verschiedene konservative Therapiebausteine, die sich stark nach Lokalisierung, Schweregrad, Dauer und Ursache der LWS-Schmerzen richten. Kombiniert werden dabei die medikamentöse Behandlung, eine Wärmebehandlung, das gezielte Training der Rücken- und Bauchmuskulatur durch Physiotherapie sowie eventuell eine Stufenbettlagerung. Sehr wichtig ist, dass die Patienten selbst aktiv werden und - angeleitet durch die Physiotherapie - später zu Hause Rückenübungen praktizieren. Führt all das nicht zu der gewünschten Linderung, kann die Behandlung zum Beispiel mit sogenannten interventionellen Schmerzmitteln erfolgen, die direkt an die Wirbelsäule gespritzt werden.

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Konservative Behandlungsmethoden

  • Medikamentöse Behandlung: Um den Teufelskreis aus Rückenschmerzen und Schonhaltung zu durchbrechen, können nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) helfen. Dazu gehören beispielsweise Wirkstoffe wie Ibuprofen oder Diclofenac. Sie bekommen diese rezeptfrei als Tabletten oder Salbe bzw. Schmerzmittel oder entzündungshemmende Medikamente können die Heilung in einigen Fällen sogar verzögern. Die Betäubungsmittel haben eine starke Wirkung auf unseren Körper und sorgen für Entspannung in den betroffenen Bereichen. Lässt die Wirkung aber irgendwann nach, steigt bei einer weiterhin bestehenden einseitigen Bewegungssituation im Alltag - hier sei auch das lange Sitzen nochmals erwähnt - erneut das Spannungsgefüge von Muskulatur und Faszien.
  • Wärme- und Kältebehandlungen: Linderung bringt vor allem Wärme (z. B.
  • Physiotherapie: In der Physiotherapie kann Muskelspannung abgebaut und die Rumpfmuskulatur gestärkt werden, um den Druck auf die Wirbelsäule zu verringern.
  • Manuelle Therapie: Bei der manuellen Therapie wird der betroffene Wirbelsäulenabschnitt und die Nervenwurzeln am Übergang zum Kreuzbein gezielt mobilisiert. Auch eine Dehnung und Mobilisierung der Gelenke im Hüft-, Becken- und Wirbelsäulenbereich sowie Rumpfübungen gehören dazu.
  • Rückenübungen: Mit regelmäßigem Training - zum Beispiel in Form von einer halben Stunde Bewegung pro Tag - kann dem Lendenwirbelsäulensyndrom vorgebeugt werden. Dabei ist es wichtig, nicht nur die unteren Rückenmuskeln zu trainieren, sondern auch die Bauchmuskeln als Gegenspieler.
  • Faszien-Rollmassage: Die Vorteile der Faszien-Rollmassage sind vielfältig. In erster Linie kannst du mit dieser Art der Selbstmassage die Stoffwechselprozesse in deinen Muskeln und Faszien anregen und eine optimale Ausgangslage für die folgenden Dehnübungen schaffen. Achte aber darauf, dass die verwendete Faszienrolle für den Rücken und damit auch für die Lendenwirbelsäule geeignet ist.
  • Liebscher & Bracht Übungen®: Mit regelmäßigen Übungen und unserer Faszien-Rollmassage kannst du eigenständig etwas für deine langfristige Schmerzfreiheit und optimale Beweglichkeit tun. Die Kombination aus manueller Ersthilfe - diese hat übrigens nicht jeder nötig - und eigenständiger Ausführung der Liebscher & Bracht Übungen® macht dich im besten Falle unabhängig von Schmerzmitteln und Operationen.

Operative Behandlungsmethoden

Manchmal reichen konservative Maßnahmen bei der Therapie eines LWS-Syndroms nicht aus. In sehr schweren Fällen, z. B. bei Bandscheibenvorfällen mit neurologischen Ausfällen oder Wirbelbrüchen, können operative Eingriffe erforderlich sein.

Allerdings ist bei Operationsindikationen Vorsicht geboten: „Geht es einzig und allein nur um die Reduzierung des Rückenschmerzes, kann der Arzt dem Patienten keine Garantie auf Erfolg geben", sagt der Experte. So muss nicht jeder Bandscheibenvorfall, der auf dem MRT-Bild zu sehen ist oder der schmerzt, zwingend operiert werden.

Vorbeugung von Nervenschmerzen im LWS-Bereich

Als wichtige Maßnahme, um einem LWS-Syndrom oder anderen Rückenschmerzen vorzubeugen, empfehlen Ärzte, öfter die Sitzhaltung zu ändern und am besten spätestens alle zwei Stunden aufzustehen und sich ein wenig zu bewegen - vor allem wenn man die Arbeit überwiegend sitzend verrichtet. Zudem ist es wichtig, auf eine geeignete Matratze zu achten: Die Matratze sollte die Wirbelsäule unterstützen, beim Schlafen eine gerade Linie zu bilden.

Weitere Tipps zur Vorbeugung:

  • Ergonomischer Arbeitsplatz: Achten Sie darauf, dass Ihr Arbeitsplatz ergonomisch gestaltet ist. Also die Arbeitshöhe und Sitzhöhe sich an die Körpergröße anpassen, die Beine genug Bewegungsspielraum haben und Sie eine natürliche Körperhaltung einnehmen können.
  • Richtig heben und tragen: Gehen Sie beim Hochheben und Abstellen von Lasten immer in die Knie und halten Sie den Rücken gerade. Beim Tragen sollten Sie die Last nahe am Körper halten.
  • Ausreichend Bewegung: Eine halbe Stunde Bewegung pro Tag beugt Fehlhaltungen vor und kann Rückenschmerzen entgegenwirken. Durch sie wird die Durchblutung gefördert und Verspannungen in der Muskulatur gelockert.
  • Entspannungstechniken: Finden Sie Ruhe durch Autogenes Training und Meditation oder beim Yoga, Qigong und Tai-Chi.

Schlafposition bei Rückenschmerzen

Man unterscheidet zwischen Rücken-, Bauch- und Seitenschläfern. Die ungünstigste Position für Menschen mit unteren Rückenschmerzen ist die Bauchlage. Da man über mehrere Stunden im Hohlkreuz liegt, verspannt die umliegende Muskulatur und beginnt zu schmerzen. Insgesamt ist es wichtig, auf eine geeignete Matratze zu achten. Diese sollte weder zu weich noch zu hart sein, damit die Wirbelsäule ausreichend unterstützt wird. Bei einer weichen Matratze sinkt der Körper zu sehr ein, wohingegen eine harte Matratze zu wenig nachgibt. Als Vielsitzer kann es sich lohnen, die Rückenlage mit gestreckten Beinen einmal auszuprobieren.

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