Die Gürtelrose (Herpes Zoster) ist eine Viruserkrankung, die durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) verursacht wird, demselben Virus, das auch Windpocken auslöst. Nach einer Windpockenerkrankung verbleibt das Virus inaktiv in Nervenknoten und kann bei einer Schwächung des Immunsystems reaktiviert werden, was zu einer Gürtelrose führt. Ein häufiges und oft sehr belastendes Problem nach einer Gürtelrose sind Nervenschmerzen, die als Post-Zoster-Neuralgie (PZN) bezeichnet werden. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die medikamentösen und nicht-medikamentösen Behandlungsoptionen bei Nervenschmerzen nach Gürtelrose.
Was sind Nervenschmerzen nach Gürtelrose?
Nervenschmerzen nach Gürtelrose, auch Post-Zoster-Neuralgie genannt, sind anhaltende Schmerzen, die nach dem Abklingen des Hautausschlags einer Gürtelrose bestehen bleiben. Von einer PZN spricht man, wenn die Schmerzen länger als drei Monate nach Beginn der akuten Gürtelrose andauern. Die Schmerzen können sich als brennend, bohrend oder einschießend äußern und im betroffenen Hautbereich auftreten, manchmal auch darüber hinaus.
Ursachen der Post-Zoster-Neuralgie
Die Post-Zoster-Neuralgie entsteht durch Schädigungen der Nervenstrukturen, die durch das Varizella-Zoster-Virus verursacht werden. Die Viren wandern entlang der Nervenbahnen in die Haut und können dort Entzündungen und Vernarbungen verursachen. Diese Schädigungen führen zu einem gestörten Schmerzempfinden und den typischen Symptomen der PZN.
Risikofaktoren für die Entwicklung einer PZN
- Höheres Alter: Das Risiko, eine PZN zu entwickeln, steigt mit zunehmendem Alter.
- Starke Schmerzen während der akuten Gürtelrose: Personen, die während der akuten Phase besonders starke Schmerzen hatten, haben ein höheres Risiko.
- Starker Hautausschlag: Ein ausgeprägter Hautausschlag während der Gürtelrose erhöht das Risiko einer PZN.
- Schmerzen vor Ausbruch des Ausschlags: Wenn bereits vor dem Auftreten des Ausschlags Schmerzen vorhanden waren, ist das Risiko einer PZN erhöht.
- Betroffene Körperstelle: Eine Gürtelrose im Gesicht, an den Augen oder am Steißbein erhöht das Risiko für eine PZN.
- Geschwächtes Immunsystem: Ein geschwächtes Immunsystem, beispielsweise durch Erkrankungen oder Medikamente, kann das Risiko erhöhen.
Medikamentöse Behandlung von Nervenschmerzen nach Gürtelrose
Die medikamentöse Behandlung von Nervenschmerzen nach Gürtelrose zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern, die Lebensqualität zu verbessern und die Schmerzsignale im Rückenmark zu hemmen. Es gibt verschiedene Wirkstoffklassen, die einzeln oder in Kombination eingesetzt werden können.
Schmerzmittel
Bei leichten bis mäßigen Schmerzen können rezeptfreie Schmerzmittel wie Paracetamol oder Acetylsalicylsäure (ASS) eingesetzt werden. Bei stärkeren Schmerzen können Opioide wie Tramadol oder Oxycodon erforderlich sein. Opioide sind verschreibungspflichtig und sollten nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.
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Antidepressiva
Antidepressiva in niedriger Dosierung können bei der Behandlung von Nervenschmerzen nach Gürtelrose sinnvoll sein. Sie hemmen die Weiterleitung von Schmerzsignalen im Rückenmark. Häufig verwendete Antidepressiva sind Amitriptylin und Nortriptylin. Die schmerzlindernde Wirkung setzt in der Regel nach einigen Tagen bis Wochen ein.
Antikonvulsiva (Antiepileptika)
Antikonvulsiva sind Medikamente, die ursprünglich zur Behandlung von Krampfanfällen entwickelt wurden. Sie dämpfen die Erregbarkeit von Nervenzellen und können daher auch bei Nervenschmerzen wirksam sein. Häufig verwendete Antikonvulsiva sind Gabapentin und Pregabalin. Die Dosis wird langsam gesteigert, bis eine ausreichende Schmerzlinderung erreicht ist.
Lokale Behandlungen
- Lidocain-Pflaster oder -Salbe: Lidocain ist ein Lokalanästhetikum, das die Schmerzübertragung blockiert. Es kann als Pflaster oder Salbe auf den schmerzenden Bereich aufgetragen werden.
- Capsaicin-Creme oder -Pflaster: Capsaicin ist der Wirkstoff, der im Chili-Pfeffer enthalten ist. Er löst ein Brennen auf der Haut aus, welches vorübergehend die Schmerzrezeptoren lahm legt. Hochdosierte Capsaicin-Pflaster (8-prozentig) können die Nervenschmerzen verringern.
- Anaesthesulf Paste: Diese Paste wirkt schmerzlindernd und betäubend und kann ebenfalls erfolgreich bei Nervenschmerzen eingesetzt werden.
Stufentherapie bei Post-Zoster-Neuralgie
Ein möglicher therapeutischer Stufenplan bei Post-Zoster-Neuralgie könnte wie folgt aussehen:
- Stufe: Antidepressiva (z.B. Amitriptylin)
- Stufe: Antikonvulsiva (z.B. Gabapentin, Pregabalin) und begleitend Capsaicin-Creme
- Stufe: Schwache Opioide und begleitend TENS-Behandlung
- Stufe: Starke Opioide (nur selten wegen Suchtpotenzials)
Alternative und ergänzende Behandlungsmethoden
Zusätzlich zu den medikamentösen Behandlungen gibt es eine Reihe von alternativen und ergänzenden Methoden, die zur Linderung von Nervenschmerzen nach Gürtelrose eingesetzt werden können.
Hausmittel
- Kühlende Umschläge: Kühlende, feuchte Umschläge können bei Schmerzen und Juckreiz lindernd wirken.
- Retterspitz-Umschläge: Mit Retterspitz getränkte Tücher oder Kompressen können auf den betroffenen Hautbereich aufgelegt werden, um Schmerzen zu lindern.
- Arnika-Salbe: Arnika-Salbe kann ebenfalls auf den Hautbereich aufgetragen werden.
- Wärme: In manchen Fällen können Wärme Anwendungen wohltuend sein, insbesondere wenn sich die Beschwerden durch Kälte verschlimmern.
Entspannungstechniken
Entspannungsübungen wie autogenes Training, Atemübungen oder progressive Muskelrelaxation können helfen, den Leidensdruck zu verringern und die Schmerzen besser zu bewältigen.
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Bewegung und Dehnung
Da es bei einer Gürtelrose durch die Schmerzen oft zu Muskelverspannungen und -verkürzungen kommt, können gezielte Übungen zur Lockerung und Dehnung der Muskeln helfen, die Schmerzen zu lindern.
TENS (Transkutane Elektrische Nervenstimulation)
Bei der TENS-Behandlung werden über Elektroden auf der Haut elektrische Impulse abgegeben, die die Nerven reizen und die Schmerzempfindungen lindern sollen.
Psychologische Mitbehandlung
Bei chronischen Schmerzen kann eine psychologische Mitbehandlung sinnvoll sein, um Strategien zur Schmerzbewältigung zu erlernen und die Lebensqualität zu verbessern.
Vorbeugung von Nervenschmerzen nach Gürtelrose
Impfung
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen Gürtelrose für alle Personen ab 60 Jahren sowie für Menschen ab 50 Jahren mit einem erhöhten Risiko für eine Gürtelrose. Die Impfung kann das Risiko einer Gürtelrose und damit auch das Risiko einer Post-Zoster-Neuralgie reduzieren.
Frühzeitige Behandlung der Gürtelrose
Eine frühzeitige Behandlung der Gürtelrose mit antiviralen Medikamenten kann die Heilung beschleunigen, die Schmerzen verkürzen und das Risiko für das Auftreten einer Post-Zoster-Neuralgie verringern. Die antivirale Therapie sollte idealerweise innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten des Hautausschlags begonnen werden.
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Schmerztherapie
Eine frühzeitige und konsequente Schmerztherapie während der akuten Gürtelrose kann dazu beitragen, die Entwicklung chronischer Schmerzen zu verhindern.
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