Eine Blinddarmentzündung (Appendizitis) erfordert in der Regel eine operative Entfernung des entzündeten Wurmfortsatzes (Appendektomie). Obwohl der Eingriff heutzutage als Routine gilt, können in seltenen Fällen Nervenschmerzen nach der Operation auftreten. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen und Behandlungsansätze für diese postoperativen Nervenschmerzen.
Blinddarmentzündung und operative Behandlung
Bei einer Blinddarmentzündung ist meist eine Operation erforderlich, bei der der entzündete Wurmfortsatz entfernt wird (Appendektomie). Es gibt zwei gängige Methoden:
- Offene Operation (Laparotomie): Hierbei wird ein etwa fünf Zentimeter langer Schnitt im rechten Unterbauch gemacht, um den Wurmfortsatz zu entfernen.
- Minimalinvasive Methode (Laparoskopie): Bei dieser auch als Schlüssellochmethode bekannten Technik werden lediglich drei kleine Bauchschnitte gesetzt, durch die ein Laparoskop und die benötigten Instrumente eingeführt werden.
Beide Operationen erfolgen in der Regel unter Vollnarkose und dauern etwa 20 Minuten. In manchen Fällen, insbesondere bei Kindern mit unkomplizierter Appendizitis, kann zunächst eine Antibiotikatherapie versucht werden, obwohl die Operation weiterhin als wirksamere Therapie gilt, da Rückfälle häufiger vorkommen.
Ursachen für Nervenschmerzen nach Blinddarm-OP
Obwohl die Appendektomie ein Routineeingriff ist, können in einigen Fällen Nervenschmerzen nach der Operation auftreten. Diese neuropathischen Schmerzen können verschiedene Ursachen haben:
- Nervenverletzungen während der Operation: Es kann während des Eingriffs zu Schädigungen des Nervensystems kommen, etwa durch Kompressionen, Dehnungen, Traumen oder die Patientenlagerung.
- Entzündungsprozesse: Entzündungsprozesse nach der Operation können dazu führen, dass die peripheren Nerven erkranken.
- Narbenbildung und Verwachsungen: Seltene, aber schwerwiegende Komplikationen nach einer Blinddarm-Operation sind Vernarbungen (Verwachsungen) im Bauchraum. Sie können die Bauchorgane verkleben und Nerven einklemmen.
- Vorerkrankungen und Risikofaktoren: Bestimmte Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit postoperativer Neuropathien. Dazu zählen Vorerkrankungen der peripheren Nerven sowie Erkrankungen wie Diabetes, sehr hoher oder sehr niedriger Body-Mass-Index, periphere Gefäßerkrankungen, Alkoholabhängigkeit oder Arthritis.
Symptome von Nervenschmerzen
Kennzeichnend für postoperative neuropathische Schmerzen ist eine veränderte Hautsensibilität. Betroffene reagieren unter- oder überempfindlich auf Reize wie Kälte, Wärme, Berührung oder Druck. Weitere Symptome können sein:
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- Taubheitsgefühle
- Schmerzattacken (kribbelnd, brennend, stechend, einschießend oder elektrisierend)
- Vermeidung von Bewegungen des betroffenen Körperteils, was zu Muskelabbau führen kann
Diagnose
Die Diagnose von Nervenschmerzen nach einer Blinddarm-OP basiert in der Regel auf der Anamnese, der Beschreibung der Symptome durch den Patienten und einer körperlichen Untersuchung. Gegebenenfalls können weitere Untersuchungen wie eine neurologische Untersuchung oder bildgebende Verfahren durchgeführt werden, um andere Ursachen auszuschließen.
Behandlungsansätze
Die Therapie postoperativer neuropathischer Schmerzen kann vielfältig sein und zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Ein multimodales Therapiemanagement, bestehend aus medizinischer und medikamentöser Behandlung, psychologisch-therapeutischen Maßnahmen sowie Bewegungstherapie, ist oft erforderlich.
Medikamentöse Therapie
Typischerweise gegen neuropathische Schmerzen eingesetzte Medikamente sind unter anderem:
- Antikonvulsiva
- Trizyklische Antidepressiva
- Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer
- Opioide
- Lokale Therapie (z.B. Lidocain-Pflaster)
Es ist wichtig zu beachten, dass die Wirksamkeit und Nebenwirkungen eines Medikaments je nach Patient sehr verschieden sein können. Arzt und Patient sollten also gemeinsam die individuell optimale Schmerztherapie finden. Eine völlige Schmerzfreiheit ist selten erreichbar, realistisch ist eine Schmerzreduktion um 30 bis 50 Prozent.
Nicht-medikamentöse Therapie
Die nicht-medikamentöse Behandlung neuropathischer Schmerzen kann umfassen:
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- Warme Fußbäder
- Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS)
- Akupunktur
- Milde Infrarotstrahlung
- Applikation von Kälte
- Physio- und Ergotherapie
- Psychotherapie (Verbesserung der Schmerzakzeptanz)
- Entspannungstechniken, Atemübungen, Krankengymnastik oder Musik
Invasive Therapie
In manchen Fällen kann eine invasive Therapie sinnvoll oder erforderlich sein, wie z.B.:
- Selektive Nervenblockaden
- Ganglionblockaden
- Neuromodulationsverfahren
Was tun bei Verdacht auf Nervenschmerzen nach Blinddarm-OP?
Wenn Sie nach einer Blinddarm-OP unter anhaltenden Schmerzen leiden, die sich durch eine veränderte Hautsensibilität oder andere der oben genannten Symptome äußern, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können dazu beitragen, chronische Schmerzen zu vermeiden und die Lebensqualität zu verbessern.
Prävention
Es gibt keine spezifischen Maßnahmen zur Vorbeugung von Nervenschmerzen nach einer Blinddarm-OP. Allerdings können bestimmte Risikofaktoren minimiert werden, indem beispielsweise Vorerkrankungen wie Diabetes gut eingestellt werden und ein gesunder Lebensstil gepflegt wird.
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