Chronik einer Fluorchinolon-induzierten Erkrankung: Ein persönlicher Bericht

Dieser Artikel schildert die persönliche Geschichte einer Frau, die nach der Einnahme von Levofloxacin, einem Antibiotikum aus der Gruppe der Fluorchinolone, eine Reihe von gesundheitlichen Problemen entwickelte. Ihr Bericht soll auf die potenziellen Risiken und Nebenwirkungen dieser Medikamentengruppe aufmerksam machen und Betroffenen Mut machen, ihre Erfahrungen zu teilen und Unterstützung zu suchen.

Die Ausgangssituation

Die Autorin, eine 59-jährige Frau, erhielt im Oktober 2016 aufgrund einer akuten Bronchitis Levofloxacin. Da sie ihrem langjährigen Hausarzt vertraute, schenkte sie dem Beipackzettel zunächst wenig Beachtung. Während der Einnahme verspürte sie keine direkten Nebenwirkungen.

Die ersten Symptome

Nachdem das Antibiotikum zunächst nicht wirkte und ein anderes Medikament verabreicht wurde, bemerkte die Frau Schmerzen beim Heben des rechten Armes. Ein Orthopäde diagnostizierte eine entzündete Bizeps- und Supraspinatussehne. Die Behandlung umfasste Kortisonspritzen und das Schmerzmittel Voltraen resinate. Im Januar konnte sie zwar wieder arbeiten, doch bald traten neue Beschwerden auf.

Schaufensterkrankheit oder doch etwas anderes?

Bei einem Stadtbummel versagten plötzlich ihre Beine. Starke Schmerzen in den Wadenmuskeln führten zu der Vermutung, an der Schaufensterkrankheit (pAVK) zu leiden, da sie familiär vorbelastet war und rauchte. Der Hausarzt bestätigte den Verdacht zunächst, doch eine Untersuchung in der Gefäßchirurgie ergab, dass die Arterien bis auf eine leichte Stenose in einem Bein durchgängig waren. Die Schmerzen konnten somit nicht von einer pAVK herrühren.

Die Odyssee durch Arztpraxen

Es folgten zahlreiche Arztbesuche bei Orthopäden, Neurochirurgen und Phlebologen. Bandscheibenvorfälle, degenerative Veränderungen der Wirbelsäule, eine Knieprothese und Arthrose wurden diagnostiziert. Die Orthopäden vermuteten Fibromyalgie oder Weichteilrheumatismus. Ein Neurochirurg schloss eine Verengung des Spinalkanals aus. Ein Phlebologe diagnostizierte eine Stammveneninsuffizienz, deren Behandlung jedoch nicht die Schmerzen lindern würde.

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Die Suche nach der Ursache

Eine orthopädisch/neurologische Fachklinik im Schwarzwald brachte zunächst Besserung durch Physiotherapie, psychologische Gespräche und Kortisoninfiltrationen. Allerdings traten nach den Injektionen unruhige Beine auf. Nach der Entlassung verschlechterte sich der Zustand wieder, und es kamen neue Symptome hinzu: Schmerzen in den Füßen, Missempfindungen, Kribbeln, Stechen, Taubheitsgefühle, Stimmungsschwankungen und ein Dröhnen im Kopf.

Der entscheidende Hinweis

Eine Mitpatientin bei einer Akupunkturbehandlung brachte die entscheidende Frage: "Haben Sie zufällig Antibiotika genommen?" Die Autorin erinnerte sich an die Einnahme von Levofloxacin und recherchierte im Internet. Dort fand sie Informationen über Fluorchinolone und deren mögliche Nebenwirkungen, die zu ihren Symptomen passten.

Die Reaktion der Ärzte

Die behandelnden Ärzte wiesen einen Zusammenhang mit der Einnahme von Levofloxacin zurück. Erst ein Orthopäde bestätigte den Verdacht und diagnostizierte eine beidseitige Achillodynie. Er riet von Kortisonspritzen ab und machte Mut, dass die Beschwerden wieder besser werden könnten.

Psychische Probleme und ein weiterer Rückschlag

Kurz vor Weihnachten erlitt die Autorin einen schweren Rückfall mit Suizidgedanken. Ursache war eine weitere, unbemerkte Einnahme von Levofloxacin im Zusammenhang mit der Venenoperation.

Die Diagnose und die Folgen

Ein Neurologe diagnostizierte eine schwere depressive Episode und verschrieb Medikamente. Die Autorin erkannte jedoch, dass ihr kein Arzt wirklich helfen konnte und sie sich selbst helfen musste, unterstützt durch den Austausch mit anderen Betroffenen.

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Im Laufe der Zeit verschlechterte sich ihr Zustand weiter. MRT-Aufnahmen zeigten, dass die Knorpelflächen ihrer Knie innerhalb von zweieinhalb Jahren nach der Levofloxacin-Einnahme fast verschwunden waren. Hinzu kamen eine "Small fiber" Neuropathie der Füße und Hände, ständige Entzündungen von Sehnen und Gelenkschmerzen.

Der Rollstuhl und die Zukunft

Im Juli 2019 erhielt die Autorin einen Rollstuhl verordnet. Sie musste die Kostenübernahme bei der Krankenkasse beantragen und sich mit der neuen Situation auseinandersetzen. Die Verschlechterung ihres Zustands machte sie zusätzlich depressiv. Sie sorgte sich um ihre berufliche Zukunft und die Beantragung einer Erwerbsminderungsrente.

Rechtliche Aspekte und Herausforderungen

Die Autorin steht vor der Herausforderung, ihre Erkrankung als Folge der Fluorchinolon-Einnahme anerkennen zu lassen. Da es keinen spezifischen ICD-Code für diese Art von Schädigung gibt, gestaltet sich die Beantragung einer Rente schwierig.

Die Suche nach Unterstützung

Die Autorin fand Unterstützung in Online-Foren und Selbsthilfegruppen für Fluorchinolon-Geschädigte. Der Austausch mit anderen Betroffenen half ihr, die Erkrankung besser zu verstehen und Strategien zur Bewältigung der Symptome zu entwickeln.

Weitere Informationen und Anlaufstellen

  • Selbsthilfegruppen: Es gibt verschiedene Selbsthilfegruppen für Menschen, die unter den Folgen von Fluorchinolon-Einnahme leiden. Diese Gruppen bieten eine Plattform für den Austausch von Erfahrungen und Informationen.
  • Ärzte: Es ist wichtig, einen Arzt zu finden, der sich mit den möglichen Nebenwirkungen von Fluorchinolonen auskennt und die Beschwerden ernst nimmt.
  • Rechtsberatung: Betroffene sollten sich rechtlich beraten lassen, um ihre Ansprüche gegenüber Pharmaunternehmen und Krankenkassen zu prüfen.

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