Neurologie Uni Rostock: Forschung und Klinik im Überblick

Die Klinik und Poliklinik für Neurologie des Universitätsklinikums Rostock ist ein wichtiger Anlaufpunkt für Patienten mit akuten und chronischen Erkrankungen des Nervensystems. Als Teil des Zentrums für Nervenheilkunde bietet sie umfassende Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten auf modernstem Niveau.

Struktur und Organisation der Klinik

Die Klinik ist in verschiedene Sektionen und Arbeitsgruppen unterteilt, die sich auf unterschiedliche Schwerpunkte spezialisiert haben. Dies ermöglicht eine hochspezialisierte Versorgung der Patienten.

Leitung und Direktion

  • Klinikdirektor: Prof. Dr. med. Alexander Storch
  • Stellvertretender Klinikdirektor: Prof. Dr. med. Uwe Walter (Standortleiter Campus Gehlsheimer Strasse)
  • Leitender Oberarzt: Prof. Dr. med. Matthias Wittstock (Standortleiter Campus Schillingallee)
  • Direktionsassistenz: Angelique Specht

Sektionen und Arbeitsgruppen

  • Sektion für Translationale Neurodegeneration "Albrecht Kossel": Professor Dr. Dr. Andreas Hermann. Diese Sektion befasst sich mit grundlagenwissenschaftlichen und klinischen Fragestellungen im Bereich neurodegenerativer Erkrankungen.
  • Sektion für Neuroimmunologie: Professor Dr. Uwe Zettl.
  • Sektion für Geriatrie: Dr. med. Bijan Zendeh Zartoshti.
  • Arbeitsgruppe Bewegungsstörungen, Neurogenetik: PD Dr. med. Christoph Kamm.
  • Arbeitsgruppe Bewegungsstörungen: Dr. med. Matthias Löhle.
  • Arbeitsgruppe Akutneurologie: Dr. med. Stefanie Meister (Station N2).
  • Arbeitsgruppe Hyperkinetische Bewegungsstörungen, Neuroakanthozytose-Syndrome: PD Dr. med. habil. Kevin Peikert.
  • Arbeitsgruppe Motoneuronerkrankungen, Frontotemporale Demenzen: Prof. Dr. med. Johannes Prudlo.
  • Arbeitsgruppe Bewegungsstörungen, Tiefe Hirnstimulation: PD Dr. med. habil. René Reese.
  • Arbeitsgruppe Intensivmedizin, Bewegungsstörungen: Prof. Dr. med. Matthias Wittstock.
  • Arbeitsgruppe Neuroimmunologie: Dr. med. Alexander Winkelmann.
  • Arbeitsgruppe Geriatrie: Dr. med. Bijan Zendeh Zartoshti.

Weitere wichtige Funktionen

  • Funktionsoberarzt Intensivmedizin: Dr. med. Jan Klinke.
  • Fachärzte Poliklinik: Dr. med. Ales Dudesek, Dr. med. Daniela Weber
  • Kopfschmerzzentrum/Forschung: Dr. med. Florian Rimmele
  • Station N4: Dr. med. Daniela Schirrmeister
  • Station N1/Intensiv: Volker Steinhagen, Anna Weidlich
  • Neurologische Schlafstörungen: Dr. med. Wiebke Hermann

Wissenschaftliche Koordinatoren

  • Profilschwerpunkt Neurowissenschaften Centre for Transdisciplinary Neurosciences Rostock (CTNR): Dipl.-Vw. Virginia Bolowski
  • Graduiertenkolleg des SFB 1270 ELAINE: Dipl.-Geogr. Nadine Berger

Forschungslabor für Experimentelle Neurologie

  • PhD-Student: Dr. rer. hum. Franz Markert
  • PhD-Student: Dipl.-Biol. Anna-Maria Pielka

Schwerpunkte in Forschung und Behandlung

Die Klinik deckt das gesamte Spektrum neurologischer Erkrankungen ab. Zu den wichtigsten Schwerpunkten gehören:

  • Zerebrovaskuläre Erkrankungen: Schlaganfall (Stroke Unit)
  • Entzündliche Erkrankungen: Multiple Sklerose
  • Bewegungsstörungen: Parkinson-Krankheit, Dystonie
  • Neurodegenerative Erkrankungen: Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), frontotemporale Demenzen
  • Epilepsie
  • Ataxien
  • Stoffwechselkrankheiten mit Beteiligung des Nervensystems
  • Tumoren des Nervensystems
  • Neurologische Schlafstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Nervenentzündungen
  • Muskelerkrankungen
  • Geriatrische Neurologie

Die Klinik bietet zahlreiche Spezialambulanzen, eine Tagesklinik und mehrere Stationen, einschließlich einer Intensivstation und einer zertifizierten Stroke Unit.

Umzug der Notfallversorgung

Seit dem 1. März 2023 befinden sich die Neurologische Notaufnahme, die Schlaganfallstation (Stroke Unit; Station N2/N2S) und die Neurologische Intensivstation (Station N1) im Universitären Notfallzentrum (UNZ) auf dem Campus Schillingallee. Dies ermöglicht eine verbesserte und beschleunigte Akutversorgung neurologischer Patienten durch die räumliche Nähe zu anderen Fachgebieten. Die Normalstationen (Stationen N3 und N4) sowie die Tagesklinik und alle Ambulanzen der Poliklinik für Neurologie verbleiben am Campus Gehlsdorf. Auch die neurologische Forschung und Lehre mit den Sektionen der Klinik sind weiterhin am Campus Gehlsdorf beheimatet.

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Forschungsschwerpunkte

Die Forschung ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit der Klinik. Die Schwerpunkte liegen dabei auf:

  • Krankheitsmechanismen und innovative Therapiestrategien bei Multipler Sklerose
  • Zerebrovaskulären Erkrankungen
  • Neurodegenerativen Erkrankungen: Parkinson-Erkrankung, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) und fronto-temporalen Demenzen
  • Moderne bildgebende Verfahren in der Neurologie: Sonographie, funktionelle Bildgebung des Gehirns

Die Klinik arbeitet im Netzwerk des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) mit. Die Sektion für Translationale Neurodegeneration „Albrecht Kossel“ kombiniert langjährige neurowissenschaftliche Forschungstraditionen der Universitätsmedizin Rostock durch die Arbeit an neurodegenerativen Erkrankungen mittels stammzellbasierter (humaner) Zellsysteme. Dies beinhaltet auch die Arbeit an patienten-spezifischen Modellen bzw. individualisierter Therapiestrategien für neurodegenerative Erkrankungen.

Projekt: MRT-Ultraschall-Echtzeit-Bildfusion mit 3D-Volumennavigation

Ein Beispiel für die Forschungsaktivitäten ist das Projekt "MRT-Ultraschall-Echtzeit-Bildfusion mit 3D-Volumennavigation - Anwendungen in der Neurologie" (Laufzeit: 2016 - 2020). Ziel dieses Projektes ist die Entwicklung neuartiger medizinischer Anwendungen durch verbesserte Lagekontrolle von Tiefenhirnstimulationselektroden oder die Darstellung von Doppler-Flusskurven kleinster Hirnarterien.

Projekt: Identifizierung von Biomarkern zur Optimierung der Behandlung eines Krankheitsschubs bei Multipler Sklerose

Ein weiteres Projekt (Projektzeitraum: 28.09.2017 - 30.09.2020) befasst sich mit der Identifizierung von Biomarkern zur Optimierung der Behandlung eines Krankheitsschubs bei Multipler Sklerose. Projektleiter Teilprojekt Universitätsmedizin ist Prof. Dr. Uwe K. Zettl.

Aus- und Weiterbildung

Die Klinik bietet regelmäßig Vortragsveranstaltungen, Workshops und Hospitationen zur Aus- und Weiterbildung von jungen und erfahrenen Ärzten an. Studierende sind herzlich eingeladen, an den klinischen und wissenschaftlichen Arbeitsgruppen teilzunehmen.

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Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) - Ein Forschungsschwerpunkt

Die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine der Motoneuronerkrankungen, die im Fokus der Forschung an der Neurologischen Klinik Rostock stehen. Die ALS ist eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems, die zu fortschreitenden Lähmungen führt.

Epidemiologie und Verlauf

Die ALS hat eine Inzidenz von 1,5-2,6/100.000 und eine Prävalenz von 6-8/100.000 Einwohnern. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Die meisten Erkrankungen treten zwischen dem 40. und 70. Lebensjahr auf. Der Verlauf ist rasch progredient, wobei die bulbäre Verlaufsform in der Regel eine schlechtere Prognose hat.

Pathophysiologie

Bei der ALS kommt es zu einer kombinierten Degeneration des 1. und 2. Motoneurons. Dies führt zu schlaffen Lähmungen, Muskelzuckungen (Faszikulationen), Muskelabbau (Atrophien) und Spastik.

Klinik

Klinisch findet sich initial am häufigsten eine distale, einseitige Extremitätenatrophie. Im Verlauf kommt es zum Befall weiterer Muskeln und dem Bild einer beidseitigen Lähmung. Ca. 1/3 der Erkrankten haben eine bulbäre Verlaufsform mit Lähmungen der Schluck- und Sprechmuskulatur. Im Endstadium der Erkrankung ist die Atemmuskulatur betroffen, was zum Tod durch Ateminsuffizienz führt.

Ursachen und Forschung

Die Ursache der selektiven Degeneration der Motoneurone ist bis heute nicht bekannt. Es gibt zahlreiche Theorien, die eine Beteiligung der Mitochondrien, des Zytoskeletts, oxidativem Stress, Entzündungsreaktionen oder ein Ungleichgewicht an Nervenbotenstoffe beinhalten. Nur ca. 5-10% der Fälle sind erblich bedingt.

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Diagnostik

Die Diagnose einer ALS ist eine Ausschlussdiagnose. Standardmäßig sollte eine Bildgebung vom Kopf und von der Halswirbelsäule mittels Kernspinntomographie gemacht werden. Die wichtigste Untersuchung sind aber neben der klinischen die elektrophysiologischen Messungen (Elektroneurographie, ENG; Elektromyographie, EMG).

Therapie

Es ist nur ein Medikament zur Behandlung der ALS zugelassen, Riluzol. Dieses hemmt die Wirkung des Botenstoffes Glutamat, wodurch es in Studien zu einer Verzögerung des Krankheitsverlaufes gekommen ist. Die Hauptsäule der Therapie stellen sogenannte adjunktive bzw. symptomatische Therapieverfahren dar, d.h. Therapien der Symptome/Begleiterscheinungen und die Prophylaxe von Komplikationen. Dazu gehören Physiotherapie, Logotherapie, Ergotherapie und Hilfsmittelversorgung.

Physiotherapie

Jeder Patient sollte regelmäßig Physiotherapie erhalten, um die größtmögliche Mobilität zu erhalten und Kontrakturen zu vermeiden.

Logotherapie

Die Logotherapie gewinnt an Bedeutung, sobald es zu einer Beteiligung der Sprech- und Schluckmuskulatur kommt.

Ergotherapie

Die Ergotherapie ist insbesondere zu Erhaltung der Feinmotorik und im Verlauf bei der Hilfsmittelversorgung von Bedeutung.

Hilfsmittelversorgung

Die Versorgung mit Hilfsmitteln ist ein wesentlicher Faktor im Verlauf der Erkrankung. Wichtig ist dabei, dass Patienten und Angehörige vorausschauend handeln.

Forschung an der Uni Rostock

Die Arbeitsgruppe an der Uni Rostock beschäftigt sich insbesondere mit neuen Zellsystemen und in Kooperation mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. med. Albert Ludolph aus Ulm mit neuen Tiermodellen.

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