Polyneuropathie der Füße: Symptome, Ursachen und Behandlung

Die Polyneuropathie ist eine Erkrankung, die mehrere Nerven betrifft und oft mit unangenehmen Symptomen in den Füßen beginnt. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Polyneuropathie, einschließlich ihrer Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten.

Einführung in die Polyneuropathie

Der Begriff "Polyneuropathie" stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Erkrankung mehrerer Nerven". Es handelt sich um eine häufige neurologische Erkrankung, die Männer und Frauen gleichermaßen betrifft und mit zunehmendem Alter häufiger auftritt. Die Polyneuropathie betrifft das periphere Nervensystem, das alle Nerven außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks umfasst. Diese Nerven sind für die Steuerung von Muskelbewegungen, die Übertragung von Sinneswahrnehmungen und die Regulation automatischer Körperfunktionen verantwortlich.

Symptome der Polyneuropathie in den Füßen

Bei den meisten Menschen beginnt die Polyneuropathie mit Reizerscheinungen in den Füßen. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Kribbelgefühle
  • Brennende Missempfindungen
  • Heftige Schmerzen
  • Taubheitsgefühle
  • Schwellungsgefühl
  • Unangenehmer Druck
  • Gefühl, auf Watte zu gehen
  • Elektrisieren oder Stechen

Anfangs sind meist nur die Zehen und der Fußballen beidseitig betroffen. Im Verlauf von Monaten bis Jahren können sich die Symptome auf die Füße und Unterschenkel ausweiten, wobei eine socken- oder kniestrumpfförmige Begrenzung entsteht. In einigen Fällen können auch die Oberschenkel betroffen sein.

Weitere Symptome können sein:

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  • Veränderung des Temperaturempfindens, so dass beispielsweise die Badewassertemperatur nicht mehr richtig eingeschätzt werden kann.
  • Zunehmende Lähmungen, beispielsweise der Fußheber oder Zehenheber oder Fußsenker, was zu Muskelschwund und Gangstörungen führen kann.
  • Krämpfe, insbesondere nachts oder bei Belastungen.
  • Kalte Füße.
  • Gestörtes Lageempfinden, was zu Schwanken, Schwindel und Gangstörungen führen kann.
  • Herabgesetztes Schmerzempfinden, so dass Verletzungen am Fuß nicht oder nur zu spät wahrgenommen werden. Dies kann zur Entstehung von Druckgeschwüren führen, insbesondere bei Diabetes mellitus.

In fortgeschrittenen Fällen kann auch das vegetative Nervensystem betroffen sein, was zu Blasenlähmung, Darmträgheit oder mangelnder Regulation des Herzschlages bei Anstrengung führen kann.

Ursachen der Polyneuropathie

Es gibt über 300 bekannte Ursachen für Polyneuropathie. Die häufigsten Ursachen sind:

  • Diabetes mellitus (Zuckererkrankung): Etwa jeder dritte Diabetiker ist von Polyneuropathie betroffen. Ein dauerhaft zu hoher Blutzuckerspiegel schädigt die Nerven.
  • Alkoholmissbrauch: Alkohol gilt als "Nervengift" und stört die Weiterleitung von Reizen und Signalen.
  • Vitaminmangel: Ein Mangel an Vitamin B1, B2, B6, B12 oder E kann zu Polyneuropathie führen.
  • Schwermetallvergiftung: Blei, Arsen, Thallium, Quecksilber oder Gold können Nervenschäden verursachen.
  • Medikamente: Gewisse Chemotherapeutika, Interferone, Virustherapeutika bei HIV und viele weitere Einzelsubstanzen können als Nebenwirkung eine Polyneuropathie verursachen.
  • Entzündliche Erkrankungen: Borreliose, Gefäßentzündungen (Vasculitis) oder HIV/AIDS können zu Polyneuropathie führen.
  • Genetisch bedingte Polyneuropathien: Es sind mehrere genetisch bedingte Polyneuropathien bekannt.
  • Weitere Erkrankungen: Schilddrüsenüberfunktion, Schilddrüsenunterfunktion, Schilddrüsenentzündungen, Nierenversagen, gewisse Lebererkrankungen, gewisse Krebserkrankungen, Bluteiweißerkrankungen, HIV/AIDS, Porphyrie oder Amyloidose können ebenfalls Polyneuropathie verursachen.

In etwa einem Viertel aller Fälle bleibt die Ursache der Polyneuropathie auch nach ausführlicher Abklärung ungeklärt.

Diagnose der Polyneuropathie

Die Diagnose und Therapie der Polyneuropathie fallen in das Fachgebiet des Neurologen. Die Diagnose umfasst in der Regel die folgenden Schritte:

  1. Anamnese (Erhebung der Vorgeschichte): Der Arzt erfragt die genaue Art und Entwicklungsgeschichte der Beschwerden, Vorerkrankungen, Begleiterkrankungen und die Familienanamnese.
  2. Klinisch-neurologische Untersuchung: Der Arzt prüft Muskelkraft, Sensibilität und Muskeleigenreflexe.
  3. Psychiatrische Untersuchung: Zur Abgrenzung von psychischen Ursachen.
  4. Elektrophysiologische Untersuchung: Hierbei werden die Nervenleitgeschwindigkeit und die Reizantwortstärke der betroffenen Nerven gemessen (Elektroneurographie, ENG). Begleitet wird dies durch ein EMG (Elektromyographie - elektrische Untersuchung der betroffenen Muskeln mit einer Nadel).
  5. Laborchemische Abklärung: Untersuchung des Blutes auf mögliche Ursachen wie Diabetes mellitus, Vitaminmangel, Schilddrüsenerkrankungen, Nierenerkrankungen oder Entzündungen.
  6. Untersuchung des Nervenwassers (Liquor): Bei Verdacht auf eine entzündliche Erkrankung.
  7. Kernspintomographie (MRT): Der Lendenwirbelsäule oder Halswirbelsäule, wenn gleichzeitig eine zusätzliche Erkrankung z.B. ein enger Spinalkanal vermutet wird.
  8. Genetische Untersuchungen: Bei Verdacht auf eine genetisch bedingte Polyneuropathie.
  9. Nervenbiopsie: In Ausnahmefällen, wenn die Ursache der Polyneuropathie unklar bleibt.

Behandlung der Polyneuropathie

Die Aussage "Bei Polyneuropathie kann man nichts machen" ist falsch. Es gibt viele therapeutische Ansätze und Verbesserungen sind fast regelmäßig möglich. Auch eine Ausheilung ist nicht selten erzielbar.

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Das primäre Ziel der Behandlung ist die Ausschaltung der Ursache der Polyneuropathie. Dies bedeutet z.B.:

  • Einen Diabetes mellitus optimal mit Medikamenten einzustellen.
  • Medikamente, die eine Polyneuropathie verursachen, abzusetzen oder auszutauschen, insofern sie nicht aus anderem Grund unabdingbar notwendig sind.
  • Eine toxische Exposition, beispielsweise durch Schwermetalle oder Umweltgifte, zu beenden.
  • Bei Alkohol als Ursache der Polyneuropathie muss vollständige, lebenslange Abstinenz eingehalten werden.

Zusätzlich zur Behandlung der Ursache gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Symptome der Polyneuropathie zu lindern:

  • Medikamentöse Therapie:
    • Schmerzmittel: Antidepressiva, Antikonvulsiva oder Opioide können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
    • Medikamente gegen Muskelkrämpfe.
    • Bei entzündlichen Ursachen: Cortison-Infusionen, Plasmapherese (Blutwäsche) oder die Gabe von Immunglobulinen.
  • Neural-Akupunktur: Kann zur Behandlung von Missempfindungen und Schmerzen eingesetzt werden.
  • Physiotherapie: Kann bei Lähmungen, Muskelschwund, Gleichgewichtsstörungen und Gangstörungen helfen. Gegebenenfalls ergänzt um elektrische oder magneto-elektrische Stimulationverfahren.
  • Weitere Maßnahmen:
    • Regelmäßige Kontrolle der Füße auf Druckstellen.
    • Tragen von bequemem Schuhwerk.
    • Meidung von Druck.
    • Nutzung professioneller Fußpflege.
    • Verbesserung des Lebensstils mit regelmäßiger körperlicher Betätigung (150 min Ausdauersport/Woche, z. B. Walking, Schwimmen oder Radfahren).

Tipps für die Vorsorge und mehr Lebensqualität bei Polyneuropathie

  • Blutzucker kontrollieren: Menschen mit Diabetes sollten regelmäßig ihren Blutzucker kontrollieren und ärztlich verordnete Medikamente einnehmen.
  • Füße kontrollieren: Eine Polyneuropathie an Beinen oder Füßen erhöht das Risiko für Fußgeschwüre - eine regelmäßige Kontrolle auf Wunden ist also wichtig.
  • Bewegen: Menschen mit Polyneuropathie können bei Schmerzen und Missempfindungen von verschiedenen Angeboten wie Aquagymnastik oder Gehtraining profitieren.
  • Weitere Tipps:
    • Vermeiden Sie Alkohol.
    • Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung.
    • Tragen Sie bequeme Schuhe und vermeiden Sie Druckstellen.
    • Nehmen Sie professionelle Fußpflege in Anspruch.
    • Bewegen Sie sich regelmäßig.

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