Ohr Schlafen Nerv Schmerzen Ursachen: Ein umfassender Überblick

Ohrenschmerzen können in jedem Lebensalter auftreten, wobei Kinder weitaus häufiger betroffen sind als Erwachsene. Die Ursachen für Ohrenschmerzen sind vielfältig, und eine genaue Diagnose durch einen HNO-Arzt ist unerlässlich, um die zugrunde liegende Ursache zu identifizieren und eine angemessene Behandlung einzuleiten. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen von Ohrenschmerzen, von häufigen Infektionen bis hin zu selteneren neurologischen Erkrankungen, und bietet einen umfassenden Überblick über Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten.

Anatomie des Ohrs: Ein Überblick

Um Ohrenerkrankungen besser zu verstehen, ist ein Blick auf den Aufbau des Ohres hilfreich. Anatomisch wird das Ohr in drei Bereiche eingeteilt:

  • Äußeres Ohr: Umfasst die Ohrmuschel (aus elastischem Knorpel) mit Ohrläppchen und den äußeren Gehörgang. In der Wand des Gehörgangs liegen die Ohrenschmalzdrüsen, die Cerumen absondern, das den Gehörgang vor Austrocknung schützt, die Elastizität des Trommelfells erhält und dank seines niedrigen pH-Werts schädliche Keime abwehrt.
  • Mittelohr: Besteht aus dem Trommelfell, der Paukenhöhle und der Ohrtrompete. Das Trommelfell grenzt den äußeren Gehörgang gegen die Paukenhöhle ab, einen luftgefüllten Hohlraum im Felsenbein, der die Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel enthält.
  • Innenohr: Das mit Flüssigkeit gefüllte Innenohr besteht aus der Hörschnecke (Cochlea) und dem Gleichgewichtsorgan. Auf der Basilarmembran in der Cochlea befindet sich das Corti-Organ mit rund 25.000 Haarzellen, die Schallwellen in elektrische Impulse umwandeln und über den Hörnerv ins Gehirn leiten.

Wichtig im Zusammenhang mit Ohrenerkrankungen ist auch das Mastoid (Warzenteil), ein Bereich des Schläfenbeins, an dem lange Halsmuskeln befestigt sind.

Häufige Ursachen von Ohrenschmerzen

Die häufigsten Ursachen von Ohrenschmerzen variieren je nach Altersgruppe:

  • Kinder: Mittelohrentzündungen (akute Otitis media, AOM) sind bei Kindern sehr häufig, da ihre Ohrtrompete kürzer ist und Bakterien leichter in das Mittelohr gelangen können. Fast 70 Prozent der Kinder erkranken bis zum sechsten Lebensjahr mindestens einmal an einer AOM.
  • Jugendliche: Neben Verletzungen oder Fremdkörpern im Ohr sind Entzündungen des Gehörgangs häufige Ursachen. Auch »durchbrechende« Weisheitszähne können mit Ohrenschmerzen einhergehen.
  • Erwachsene: Neben Entzündungen des Gehörgangs können Erkrankungen des Kiefergelenks, HWS-Syndrome, Paukenergüsse, Trigeminusneuralgien und kariöse Backenzähne Ohrenschmerzen verursachen. Ältere Menschen leiden oft unter Furunkeln im Gehörgang oder Ohrenschmerzen infolge von Zoster oticus, Zahnschäden, Kieferentzündungen sowie malignen Tumoren.

Akute Mittelohrentzündung (AOM)

Die akute Mittelohrentzündung ist eine Entzündung der Schleimhaut im Mittelohr. Charakteristisch ist ein plötzlich einsetzender starker Schmerz, vor allem am Abend oder in der Nacht. Er ist pulsierend oder stechend und wird von einem Druckgefühl im Ohr begleitet. Häufig gehen Fieber und ein Krankheitsgefühl damit einher. Die Schleimhaut im Nasen-Rachen-Raum ist geschwollen, und die Belüftung des Mittelohrs ist eingeschränkt, was die Ausbreitung von Bakterien über die Eustachische Röhre begünstigt.

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Symptome der AOM bei Kindern

Wenn ein Baby oder Kleinkind sich dauernd an ein Ohr greift, kann das ein Hinweis auf eine AOM sein. Meist sind die betroffenen Kinder unzufrieden, weinerlich, unruhig und haben keinen Appetit. Der Arzt erkennt eine AOM an Veränderungen des Trommelfells: Es ist rosa verfärbt, und ein bestehender wässriger Erguss schimmert gegebenenfalls hindurch.

Therapie der AOM

Die Therapie der AOM besteht aus Bettruhe und der Gabe eines oralen nicht steroidalen Antiphlogistikums zur Bekämpfung der Entzündung, Linderung des Schmerzes und Senkung des Fiebers. Abschwellende Nasentropfen sind sinnvoll, wenn die Mittelohrentzündung infolge eines Schnupfens aufgetreten ist, um die Belüftung in der Ohrtrompete zu verbessern. Antibiotika sind bei einer AOM in den meisten Fällen nicht angezeigt, es sei denn, die Beschwerden bessern sich nicht nach 24 beziehungsweise 48 Stunden oder verschlechtern sich in dieser Zeit. Mittel der ersten Wahl zur antibiotischen Behandlung der AOM ist Amoxicillin.

Bei anhaltendem Fieber, starken Schmerzen und Wölbung des Trommelfells ohne Rissbildung kann der HNO-Arzt unter Narkose einen Schnitt im Trommelfell setzen, damit das Sekret abläuft oder abgesaugt werden kann.

Komplikationen der AOM

Komplikationen einer AOM sind heutzutage sehr selten. Die häufigste, dennoch seltene Komplikation ist die Mastoiditis, eine eitrige Entzündung des knöchernen Warzenfortsatzes. Die Entzündung des Mittelohres kann auch auf das Innenohr übergehen (Labyrinthitis), was sich durch Drehschwindel, Höreinschränkung und Erbrechen zeigt. Bei einer eitrigen Labyrinthitis besteht das Risiko einer Hirnhautentzündung (Meningitis).

Erkrankungen der Ohrmuschel

Die Ohrmuschel kann von verschiedenen Erkrankungen betroffen sein, die zumeist mit starken Beschwerden einhergehen. Eine Entzündung des Ohrmuschelgewebes wird als Ohrmuschelperichondritis bezeichnet, bei der Teile des Ohrmuschelknorpels absterben und die Ohrmuschel schrumpfen kann. Auch ein Erysipel (Wundrose) kann sich an der Ohrmuschel entwickeln. Des Weiteren kann sich eine Gürtelrose (Herpes zoster) am Ohr manifestieren, die neben starken Schmerzen eine Hörminderung und manchmal Lähmungen der betroffenen Gesichtshälfte verursacht.

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Auch schmerzlose Veränderungen an der Ohrmuschel sollten aufhorchen lassen, da es sich um ein Basaliom handeln könnte.

Entzündungen im äußeren Gehörgang (Otitis externa)

Häufiger als an der Ohrmuschel treten Entzündungen im äußeren Gehörgang auf. Am Anfang steht meist Juckreiz, ausgelöst beispielsweise durch Psoriasis, Neurodermitis oder eine allergische Reaktion. Durch Kratzen kommt es zu Verletzungen des Gehörgangs, die Bakterien als Eintrittspforte nutzen. Nur ein Zehntel der Infektionen im Gehörgang beruht auf Pilzen. Entzündungen verstärken meist den Juckreiz und führen zu starken Ohrenschmerzen und zur Sekretbildung.

Therapie der Otitis externa

Bei einer unkomplizierten AOE benötigt der Patient zunächst ein Analgetikum zur Linderung der Schmerzen. Zur ursächlichen Behandlung werden lokale Antibiotika- und Corticoidzubereitungen empfohlen. Glucocorticoide sollen vor allem die Schwellung, Rötung und Sekretbildung reduzieren. Als Antibiotika für die topische Anwendung sind Ciprofloxacin, Neomycin und Polymyxin B erprobt.

Trigeminusneuralgie

Die Trigeminusneuralgie (TN) ist eine schmerzhafte Erkrankung des trigeminalen Nervs, die starke Gesichtsschmerzen verursachen kann. Wenn der betroffene Bereich das Ohr ist, kann es zu intensiven Ohrenschmerzen und unangenehmen Ohrgefühlen kommen.

Ursachen der Trigeminusneuralgie

Die Trigeminusneuralgie tritt auf, wenn der trigeminale Nerv beschädigt oder gereizt wird. Mögliche Ursachen sind:

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  • Blutgerinnsel oder Gefäßkompression
  • Erkrankungen wie Multiple Sklerose (MS)
  • Verletzungen oder Traumata im Kopfbereich
  • Altersbedingte Veränderungen

Symptome der Trigeminusneuralgie im Ohr

Symptome der Trigeminusneuralgie im Ohr können sehr schmerzhaft und plötzlich auftreten. Häufige Symptome sind:

  • Scharfe, stechende Ohrenschmerzen
  • Tinnitus (Ohrgeräusche)
  • Überempfindlichkeit im Ohrbereich
  • Gefühl eines verstopften Ohrs

Behandlung der Trigeminusneuralgie

Die Behandlung der Trigeminusneuralgie zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern und die Nervenaktivität zu stabilisieren. Mögliche Behandlungen sind:

  • Antikonvulsiva (z. B. Carbamazepin)
  • Schmerzmittel
  • Chirurgische Behandlung (z. B. Mikrovaskuläre Dekompression)
  • Heiße oder kalte Kompressen
  • Leichte Massage
  • Vermeidung von Auslösern
  • Entspannungstechniken

Hyperakusis

Hyperakusis ist eine ungewöhnliche Empfindlichkeit gegenüber normalen Umgebungsgeräuschen. Die Unbehaglichkeitsschwelle sinkt dabei auf einen Wert unter 80 dB ab. Schwerhörige können leise Geräusche zwar nicht verstehen, auf lautere jedoch sehr empfindlich reagieren. Laute Geräusche lösen oftmals eine Schreckreaktion mit Herzjagen, Schweißausbrüchen, Anstieg des Blutdrucks und trockenem Mund aus.

Ursachen der Hyperakusis

Die Hyperakusis hat, ähnlich wie der Tinnitus, unterschiedliche Ursachen. Zu den organischen Ursachen gehören vor allem Innenohr-Schwerhörigkeiten. Auch bestimmte Epilepsie-Formen, Vorzeichen einer Migräne oder Medikamenten-Nebenwirkungen kommen in seltenen Fällen als Auslöser in Betracht. Stress und psychische Belastungen können diese Empfindlichkeit noch verstärken.

Behandlung der Hyperakusis

Die Behandlung von Hyperakusis kann schwierig sein und erfordert oft einen multidisziplinären Ansatz. Mögliche Behandlungen sind:

  • Geräuschtherapie
  • Kognitive Verhaltenstherapie
  • Entspannungstechniken
  • Medikamente (in einigen Fällen)

Weitere Ursachen von Ohrenschmerzen

Neben den bereits genannten Ursachen gibt es noch weitere Faktoren, die Ohrenschmerzen verursachen können:

  • Zahnschmerzen und Kieferprobleme: Da das Ohr nah am Kiefer liegt, können auch Probleme am Kiefergelenk (z. B. Kiefergelenksarthrose) oder Zahnprobleme die Ohren schmerzen lassen.
  • HWS-Syndrom: Schäden oder Funktionsstörungen an der Halswirbelsäule können sich ebenfalls durch Ohrenschmerzen zeigen.
  • Tumoren: Manchmal machen sich Tumoren an der Ohrmuschel, im äußeren Gehörgang oder im Mittelohr mit Schmerzen bemerkbar.
  • Psychische Ursachen: Bisweilen macht sich auch die Psyche bemerkbar, wenn Ohrenschmerzen ohne körperlich erkennbaren Grund auftreten.

Diagnose von Ohrenschmerzen

Die Diagnose von Ohrenschmerzen umfasst in der Regel die folgenden Schritte:

  1. Anamnese: Der Arzt erkundigt sich nach Dauer, Stärke und Verlauf der Beschwerden, Art der Ohrenschmerzen, vorangegangenen oder aktuellen Infekten, bereits erfolgten Behandlungen und eventuellen Grunderkrankungen.
  2. Körperliche Untersuchung: Der Arzt wirft einen Blick in den Mund und Rachen und tastet die Lymphknoten am Hals ab. Außerdem führt er eine Ohrspiegelung (Otoskopie) durch, um den äußeren Gehörgang und das Trommelfell genauer in Augenschein zu nehmen.
  3. Tubenfunktionsprüfung: Mittels Tubenfunktionsprüfung lässt sich testen, ob die Eustachische Röhre (Ohrtrompete) durchgängig ist.
  4. Bildgebende Verfahren: In manchen Fällen sind zur Abklärung von Ohrenschmerzen bildgebende Verfahren wie Röntgenuntersuchung oder Computertomografie (CT) nötig.
  5. Hörtests: Hörtests können helfen, die Ursache der Beschwerden einzugrenzen.
  6. Blutuntersuchungen: Blutuntersuchungen sowie die Analyse von Sekret aus dem Gehörgang können zeigen, ob die Ohrenschmerzen auf einer Entzündung beziehungsweise Infektion beruhen.

Vorbeugung von Ohrenschmerzen

Vorbeugend lässt sich einiges gegen Ohrenschmerzen tun:

  • Ausreichend trinken: Das hilft dem Körper, Sekret zu bilden und Keime von den Schleimhäuten zu spülen.
  • Zugluft meiden: Schützen Sie die Ohren gegebenenfalls mit einer Mütze.
  • Bei Schnupfen für guten Sekretabfluss sorgen: Gegebenenfalls helfen abschwellende Nasentropfen (aber nur über einen begrenzten Zeitraum anwenden!).
  • Beim Schwimmen Ohren schützen: Spezielle Stöpsel oder Ohrentropfen können helfen, das Wasser aus den Ohren zu halten oder zu bekommen.
  • Ohrenstöpsel regelmäßig wechseln: Wer mit Ohrenstöpseln schläft, sollte sie regelmäßig wechseln, damit sich darauf keine Keime vermehren und ins Ohr gelangen können.
  • Druckausgleich im Flugzeug: Bei druckbedingt auftretenden Ohrenschmerzen kann es helfen, wenn man bewusst schluckt, den Kiefer bewegt, Kaugummi kaut oder Nase und Mund verschließt und ausatmet.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Obwohl nicht jeder Fall von Ohrenschmerzen einen Notfallbesuch in der Arztpraxis rechtfertigt, sollten Sie auf bestimmte Symptome achten:

  • Hohes Fieber
  • Übermäßiger Ohrenausfluss
  • Steifer Nacken oder Nackenschmerzen
  • Neurologische Symptome
  • Lichtempfindlichkeit

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