Ein eingeklemmter Nerv kann äußerst schmerzhaft sein und die Bewegungsfähigkeit im Alltag erheblich einschränken. In solchen Fällen suchen Betroffene oft nach wirksamen Behandlungsmethoden, um die Beschwerden zu lindern. Ortoton, ein Medikament mit dem Wirkstoff Methocarbamol, wird häufig zur Behandlung von Muskelverspannungen eingesetzt, die im Zusammenhang mit einem eingeklemmten Nerv auftreten können. Dieser Artikel beleuchtet die Anwendung von Ortoton bei eingeklemmten Nerven, seine Wirkungsweise, mögliche Nebenwirkungen und weitere wichtige Aspekte.
Was ist ein eingeklemmter Nerv?
Ein eingeklemmter Nerv entsteht, wenn ein Nerv aus verschiedenen Gründen komprimiert wird. Dies kann an unterschiedlichen Stellen im Körper geschehen und zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und neurologischen Beschwerden führen. Häufige Ursachen sind Überlastung, Fehlbelastung, Muskelverhärtungen oder auch Erkrankungen der Wirbelsäule. Besonders häufig sind Nerven im Bereich des Rückens, der Halswirbelsäule, der Schulter oder der Rippen betroffen.
Ursachen und Symptome
Die Überlastung ist eine der häufigsten Ursachen für einen eingeklemmten Nerv. Verhärtete Muskeln, die von Nerven durchzogen sind, können Druck auf diese ausüben und Schmerzen verursachen. Fehlbelastungen, wie sie beispielsweise durch Plattfüße oder andere Fußfehlstellungen entstehen, können ebenfalls zu Nervenkompressionen führen.
Typische Symptome eines eingeklemmten Nervs sind:
- Plötzlich einschießende Schmerzen, die vom Ort der Kompression in umliegende Bereiche ausstrahlen
- Schneidender, scharf ziehender oder brennender Schmerzcharakter
- Neurologische Beschwerden wie Taubheitsgefühl oder Kribbeln
- Eingeschränkte Bewegungsfähigkeit
Diagnose
Die Diagnose eines eingeklemmten Nervs wird oft klinisch gestellt. Der Arzt befragt den Patienten nach seinen Beschwerden und untersucht den schmerzhaften Bereich. Dabei werden Muskelverhärtungen, Beweglichkeit und die Auslösbarkeit der Schmerzen beurteilt. In manchen Fällen können bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen oder MRT eingesetzt werden, um die Ursache der Nervenkompression zu ermitteln.
Lesen Sie auch: Wie Osteopathie bei eingeklemmten Nerven hilft
Ortoton: Ein Muskelrelaxans zur Behandlung von Verspannungen
Ortoton enthält den Wirkstoff Methocarbamol, der zur Gruppe der zentral wirksamen Muskelrelaxanzien gehört. Es wird zur symptomatischen Behandlung schmerzhafter Muskelverspannungen eingesetzt, insbesondere im unteren Rückenbereich (Lumbago).
Wirkungsweise von Methocarbamol
Der genaue Wirkmechanismus von Methocarbamol ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass der Wirkstoff im Rückenmark und in bestimmten Gehirnarealen die Weiterleitung von Nervenimpulsen hemmt. Dadurch erschlaffen schmerzhaft verkrampfte Muskeln und Muskelgruppen, was zu einer Linderung von Verspannungen und Krämpfen führt. Ein Vorteil von Methocarbamol ist, dass Kraft und Beweglichkeit der Muskulatur in der Regel nicht negativ beeinflusst werden.
Anwendungsgebiete von Ortoton
Ortoton wird hauptsächlich zur Behandlung von Muskelverspannungen eingesetzt, die beispielsweise bei folgenden Erkrankungen auftreten können:
- Hexenschuss (Lumbago)
- Nackenverspannungen
- Rückenschmerzen infolge von Verspannungen und Krämpfen der Skelettmuskulatur
Es ist wichtig zu beachten, dass Ortoton lediglich die Symptome der Muskelverspannung behandelt und nicht die Ursache des eingeklemmten Nervs beseitigt.
Dosierung und Anwendung von Ortoton
Die Dosierung von Ortoton richtet sich nach der Art und Schwere der Beschwerden. In der Regel werden 2 Filmtabletten mit je 750 mg dreimal täglich eingenommen. Zu Beginn der Behandlung kann die Dosierung auf 2 Filmtabletten mit je 750 mg viermal täglich erhöht werden. In schweren Fällen sind bis zu 10 Filmtabletten (7500 mg) pro Tag erlaubt. Die Tabletten sollten unzerkaut mit ausreichend Wasser eingenommen werden. Die Anwendungsdauer richtet sich nach den Symptomen der Muskelverspannung, sollte jedoch 30 Tage nicht überschreiten.
Lesen Sie auch: Behandlungsmöglichkeiten bei eingeklemmten Nerven
Gegenanzeigen und Vorsichtsmaßnahmen
Ortoton darf nicht angewendet werden bei:
- Überempfindlichkeit gegen Methocarbamol oder einen der sonstigen Bestandteile
- Komatösen oder präkomatösen Zuständen
- Erkrankungen des Zentralnervensystems
- Krankhafter Muskelschwäche (Myasthenia gravis)
- Neigung zu epileptischen Krämpfen
Besondere Vorsicht ist geboten bei Patienten mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion. In diesen Fällen kann eine niedrigere Dosis oder eine spezielle Überwachung während der Therapie erforderlich sein.
Da keine ausreichenden Erfahrungen mit der Anwendung von Methocarbamol während der Schwangerschaft vorliegen, sollte Ortoton während der Schwangerschaft nicht eingenommen werden. Es ist auch nicht bekannt, ob Methocarbamol in die Muttermilch übergeht. Daher sollte Ortoton in der Stillzeit nicht angewendet werden.
Nebenwirkungen von Ortoton
Wie alle Arzneimittel kann auch Ortoton Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen. Seltene Nebenwirkungen sind:
- Bindehautentzündung
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Metallischer Geschmack
- Blutdruckerniedrigung
- Nasenschleimhautschwellung
- Angioneurotisches Ödem
- Ausschlag
- Juckreiz
- Nesselsucht
- Fieber
Sehr seltene Nebenwirkungen sind:
Lesen Sie auch: Mythen und Fakten über eingeklemmte Nerven im Rücken
- Anaphylaktische Reaktionen
- Appetitlosigkeit
- Unruhe
- Angstzustände
- Verwirrtheit
- Ohnmacht
- Augenflattern
- Benommenheit
- Zittern
- Krampfanfall
- Sehverschlechterung
- Doppeltsehen
- Verlangsamter Herzschlag
- Hitzewallung
- Brechreiz und Erbrechen
Häufigkeit nicht bekannt:
- Schläfrigkeit
- Koordinationsstörung
Patienten sollten ihren Arzt informieren, wenn sie unter Nebenwirkungen leiden. Bei Auftreten von Schwindel oder Benommenheit sollten die Patienten nicht Auto fahren oder Maschinen bedienen.
Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln
Bei gleichzeitiger Einnahme von Ortoton mit zentralwirksamen Arzneimitteln wie Barbituraten, Opiat-Abkömmlingen sowie Appetitzüglern kann es zu einer wechselseitigen Wirkungsverstärkung kommen. Die Wirkung von Anticholinergika, wie z.B. Atropin, und anderen psychotropen Arzneimitteln kann durch Methocarbamol verstärkt werden. Methocarbamol kann die Wirkung von Pyridostigminbromid abschwächen. Der Konsum von Alkohol während der Behandlung mit Methocarbamol kann die Wirkung verstärken.
Alternative Behandlungsmethoden bei eingeklemmten Nerven
Neben der medikamentösen Behandlung mit Muskelrelaxanzien wie Ortoton gibt es verschiedene alternative Behandlungsmethoden, die bei einem eingeklemmten Nerv in Betracht gezogen werden können.
Konservative Maßnahmen
- Pausieren überlastender Bewegungen: Zunächst sollten Bewegungen vermieden werden, die den Nerv zusätzlich belasten.
- Bewegung: Absolute Ruhe ist jedoch nicht empfehlenswert, da Bewegung zur Lockerung der Muskeln beitragen kann.
- Wärmeanwendung: Wärme in Form einer Wärmflasche oder eines warmen Bades kann die Muskeln entspannen und die Durchblutung fördern.
- Massagen: Massagen können ebenfalls zur Lockerung der Muskeln beitragen und den Druck auf den Nerv reduzieren.
- Dehnübungen: Regelmäßige Dehnübungen können die Muskeln geschmeidig halten und Verspannungen lösen.
- Kinesiotaping: Das Aufkleben von Kinesiotapes über den schmerzhaften Bereich kann ebenfalls zur Linderung der Beschwerden beitragen.
Physiotherapie
Eine physiotherapeutische Behandlung kann helfen, die Muskeln zu stärken, Fehlhaltungen zu korrigieren und die Beweglichkeit zu verbessern. Unter Anleitung eines Physiotherapeuten können gezielte Übungen erlernt werden, die zuhause durchgeführt werden können.
Osteopathie
Die Osteopathie ist eine komplementärmedizinische Behandlung, bei der mittels manueller Medizin Verspannungen oder Blockaden gelöst werden. Osteopathen können durch gezielte Druckpunkte Muskelschmerzen lindern und die Beweglichkeit verbessern.
Medikamentöse Behandlung (alternativ zu Ortoton)
- Entzündungshemmende Salben und Gele: Diclofenac oder Ibuprofen als Salbe können auf den betroffenen Bereich aufgetragen werden, um Entzündungen zu reduzieren.
- Schmerzmittel in Tablettenform: Bei stärkeren Schmerzen können entzündungshemmende Medikamente wie Diclofenac oder Ibuprofen in Tablettenform eingenommen werden.
- Spritzen: In manchen Fällen kann die Applikation einer Spritze mit einem entzündungshemmenden Medikament oder einem Lokalanästhetikum in Erwägung gezogen werden.
Weitere Maßnahmen
- Muskuläre Dysbalance Check: Eine Analyse der muskulären Dysbalance kann helfen, Fehlbelastungen des Körpers zu identifizieren.
- Elektromyogramm (EMG): Ein EMG kann eingesetzt werden, um elektrische Ströme der Muskeln darzustellen und Ungleichmäßigkeiten und Fehlbelastungen zu diagnostizieren.
- Wirbelsäulenvermessung: Eine Wirbelsäulenvermessung kann helfen, Fehlhaltungen oder Fehlbelastungen festzustellen.
- VNS-Analyse: Eine VNS-Analyse (Messung der Herzratenvariabilität) kann Aufschluss darüber geben, ob Stress das Gleichgewicht zwischen Sympathikus und Parasympathikus stört und somit Nackenverspannungen begünstigt.
Nackenverspannungen als Ursache für eingeklemmte Nerven
Muskelverspannungen im Nacken können eine häufige Ursache für eingeklemmte Nerven sein. Die Muskulatur im Nacken wird im Alltag vielfältig beansprucht und kann durch Fehlhaltungen, Stress oder Überlastung verspannen. Diese Verspannungen können Druck auf die Nerven im Nacken ausüben und zu Schmerzen, Kopfschmerzen, Schwindel oder Tinnitus führen.
Ursachen von Nackenverspannungen
- Fehlhaltungen: Eine häufige Ursache für Nackenverspannungen ist eine schlechte Haltung, insbesondere bei sitzenden Tätigkeiten am Computer.
- Stress: Psychischer Stress kann ebenfalls zu Muskelverspannungen im Nacken führen.
- Überlastung: Ungewohnte oder übermäßige Belastung der Nackenmuskulatur kann ebenfalls Verspannungen verursachen.
- Psychosomatische Ursachen: In manchen Fällen können Muskelverspannungen im Nacken auch psychosomatische Ursachen haben.
Symptome von Nackenverspannungen
- Schmerzen im Nackenbereich
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Tinnitus
- Eingeklemmte Nerven im Nacken
- Verspannungen in der Schultermuskulatur
Behandlung von Nackenverspannungen
- Vermeidung von Triggerfaktoren: Mögliche Triggerfaktoren wie stundenlanges Arbeiten am Computer sollten vermieden werden.
- Hausmittel: Wärmekissen oder warme Duschen können zur Entspannung der Nackenmuskulatur beitragen.
- Massagen: Massagen können ebenfalls zur Lockerung der Muskeln beitragen.
- Autogenes Training: Autogenes Training kann helfen, Stress abzubauen und die Nackenschmerzen zu reduzieren.
- Medikamente: In manchen Fällen können Muskelrelaxanzien wie Ortoton oder Tizanidin zur Behandlung von Nackenverspannungen eingesetzt werden.
- Osteopathie: Osteopathische Behandlungen können Verspannungen oder Blockaden lösen und so Muskelschmerzen lindern.
- Übungen: Gezielte Übungen zur Dehnung, Kräftigung und faszialen Lösung können helfen, chronische Verspannungen aufzulösen.
tags: #ortoton #bei #eingeklemmten #nerv #anwendung