Pneumokokken-Meningitis: Ansteckungsgefahr, Risiken und Prävention

Die Pneumokokken-Meningitis ist eine schwere Erkrankung, die durch Bakterien namens Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) verursacht wird. Diese Bakterien können nicht nur eine Hirnhautentzündung (Meningitis), sondern auch andere Krankheiten wie Lungenentzündung (Pneumonie), Mittelohrentzündung (Otitis media) und Blutvergiftung (Sepsis) auslösen. Obwohl die Meningitis durch Pneumokokken in Deutschland selten vorkommt, ist es wichtig, die Ansteckungsgefahr, Risikofaktoren, Symptome und Präventionsmaßnahmen zu kennen, um die Gesundheit von Kindern und Erwachsenen zu schützen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das Ziel "Defeating Meningitis by 2030" ausgerufen, um die Meningitis weltweit zurückzudrängen.

Was ist Pneumokokken-Meningitis?

Die Pneumokokken-Meningitis ist eine bakterielle Infektion, bei der die Hirnhäute und/oder die Häute des Rückenmarks entzündet sind. Pneumokokken besiedeln den Nasen-Rachen-Raum vieler Menschen, oft ohne Symptome zu verursachen. Breiten sich die Bakterien jedoch aus, können sie eine Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns verursachen.

Wie erfolgt die Ansteckung?

Die Übertragung von Pneumokokken erfolgt hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion. Das bedeutet, dass die Bakterien durch Husten, Niesen oder Sprechen von Mensch zu Mensch übertragen werden können. Da Pneumokokken außerhalb des Körpers schnell absterben, ist ein enger Kontakt mit infizierten Personen erforderlich, um sich anzustecken. Besonders in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenleben, ist die Ansteckungsgefahr erhöht.

Wer ist besonders gefährdet?

Bestimmte Personengruppen haben ein höheres Risiko, an einer Pneumokokken-Meningitis zu erkranken:

  • Säuglinge und Kleinkinder: Ihr Immunsystem ist noch nicht vollständig entwickelt, wodurch sie anfälliger für Infektionen sind. Fast 70 Prozent aller Meningitis-Fälle treten bei Kindern unter 5 Jahren auf.
  • Ältere Menschen: Auch bei älteren Menschen ist das Immunsystem oft geschwächt, was das Risiko einer Infektion erhöht.
  • Menschen mit chronischen Erkrankungen: Personen mit chronischen Erkrankungen der Lunge, des Herzens, der Nieren oder der Leber sowie Menschen mit Diabetes haben ein erhöhtes Risiko, schwer an Pneumokokken zu erkranken.
  • Personen mit geschwächtem Immunsystem: Menschen mit einer Immunschwäche, beispielsweise aufgrund einer HIV-Infektion, einer Krebserkrankung oder einer immunsuppressiven Therapie, sind ebenfalls stärker gefährdet.
  • Personen ohne Milz (Asplenie): Die Milz spielt eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Infektionen. Fehlt die Milz, ist das Risiko für eine Pneumokokken-Infektion erhöht.
  • Personen mit anatomischen Risiken: Personen mit anatomischen und Implantat-bedingten Risiken für Pneumokokken-Meningitis z.B.

Symptome einer Pneumokokken-Meningitis

Die Symptome einer Pneumokokken-Meningitis können vielfältig sein und sich je nach Alter unterscheiden. Bei Erwachsenen sind die häufigsten Symptome:

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  • Starker Kopfschmerz (in über 90 Prozent der Fälle)
  • Nackensteifigkeit (Meningismus)
  • Fieber
  • Abgeschlagenheit
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Lichtempfindlichkeit
  • Verwirrtheit

Bei Säuglingen und Kleinkindern können die Symptome weniger spezifisch sein:

  • Fieber
  • Erbrechen
  • Krämpfe
  • Reizbarkeit oder Schläfrigkeit
  • Schrilles Schreien
  • Vorgewölbte oder harte Fontanelle (bei Säuglingen)

Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptome einer Meningokokken-Erkrankung anfangs oft schwer zu erkennen sind und innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden können. Bei Verdacht auf eine Meningitis sollte daher umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

Diagnose und Behandlung

Bei Verdacht auf eine Pneumokokken-Meningitis ist eine schnelle Diagnose entscheidend. Der Arzt wird zunächst eine körperliche Untersuchung durchführen und die Krankengeschichte des Patienten erheben. Um die Diagnose zu sichern, wird in der Regel eine Lumbalpunktion durchgeführt, bei der Nervenwasser (Liquor) aus dem Bereich der Lendenwirbelsäule entnommen und auf Bakterien untersucht wird. Zudem können bildgebende Verfahren wie eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) eingesetzt werden, um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen.

Die Behandlung der Pneumokokken-Meningitis erfolgt im Krankenhaus mit Antibiotika. Da Pneumokokken nicht immer Penicillin-empfindlich sind, werden in der Regel Cephalosporine (z.B. Cefotaxim oder Ceftriaxon) oder Glykopeptid-Antibiotika (z.B. Vancomycin) eingesetzt. Bei rechtzeitiger Behandlung können die meisten Patienten geheilt werden. Unbehandelt kann die Pneumokokken-Meningitis jedoch zu schweren Komplikationen und bleibenden Schäden führen.

Mögliche Folgen einer Pneumokokken-Meningitis

Auch bei rechtzeitiger Behandlung können bei einem Teil der Patienten Komplikationen und Langzeitfolgen auftreten:

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  • Hörverlust: Bleibende Schäden des Gehörs sind keine Seltenheit.
  • Tinnitus: Ein ständiges Ohrgeräusch kann die Lebensqualität beeinträchtigen.
  • Schwindel und Gleichgewichtsstörungen
  • Hirnschäden: In schweren Fällen kann es zu bleibenden Schäden des Gehirns kommen, die sich in Form von Krampfanfällen, Lähmungen, kognitiven Beeinträchtigungen oder Verhaltensauffälligkeiten äußern können.
  • Lernschwierigkeiten und Einschränkungen des Intellekts
  • Bei einer Sepsis: Gewebeschädigungen bis hin zum Absterben einzelner Gliedmaßen.

Die Sterblichkeitsrate bei einer Pneumokokken-Meningitis beträgt etwa 5 %. Bei etwa 25 % der Überlebenden treten bleibende Schäden auf.

Prävention: Impfung als wirksamer Schutz

Die beste Möglichkeit, sich vor einer Pneumokokken-Meningitis zu schützen, ist die Impfung. Es gibt verschiedene Impfstoffe gegen Pneumokokken, die sich in der Anzahl der Serotypen unterscheiden, gegen die sie wirken. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen Pneumokokken für folgende Personengruppen:

  • Säuglinge und Kleinkinder: Die Grundimmunisierung sollte im Alter von 2, 4 und 11 Monaten erfolgen. Die Vorsorgeuntersuchungen U4 und U6 sind gute Gelegenheiten für die 1. und 3. Impfung.
  • Personen ab 60 Jahren: Eine einmalige Impfung mit einem Pneumokokken-Impfstoff wird empfohlen.
  • Personen mit chronischen Erkrankungen: Menschen mit chronischen Erkrankungen der Lunge, des Herzens, der Nieren oder der Leber sowie Menschen mit Diabetes sollten sich gegen Pneumokokken impfen lassen.
  • Personen mit geschwächtem Immunsystem: Auch Menschen mit einer Immunschwäche sollten gegen Pneumokokken geimpft werden.
  • Personen ohne Milz (Asplenie): Bei fehlender Milz ist die Impfung gegen Pneumokokken besonders wichtig.
  • Kinder ≥ 2 Jahre und Jugendliche bis 17 Jahre: Erhalten eine sequenzielle Impfung mit 2 unterschiedlichen Impfstoffen. Da die Dauer des Impfschutzes bei der sequenziellen Impfung begrenzt ist, empfiehlt die STIKO eine Auffrischimpfung im Abstand von mindestens 6 Jahren.
  • Personen ≥ 18 Jahre: Werden mit einem Impfstoff für Erwachsene geimpft. Haben sie in der Vergangenheit bereits eine sequenzielle Impfung mit 2 unterschiedlichen Impfstoffen erhalten, sollten sie in einem Mindestabstand von 6 Jahren mit einem Impfstoff für Erwachsene geimpft werden. Hier soll für Erwachsene ebenfalls ein Impfstoff für Erwachsene verwendet werden. Wurde in der Vergangenheit bereits ein anderer Impfstoff angewandt, solle bei anhaltender Exposition in einem Mindestabstand von 6 Jahren Impfung mit dem Impfstoff für Erwachsene durchgeführt werden.

Impfstoffe unterliegen in Europa sehr hohen Sicherheitsstandards und haben ein gutes Sicherheitsprofil, sie sind wirksam und gut verträglich. Impfreaktionen wie Rötung, Schwellung, Schmerz können auftreten, klingen aber in der Regel nach 1-3 Tagen vollständig ab. Selten/sehr selten sind unerwünschte Nebenwirkungen, welche auch schwerwiegend sein können.

Weitere Schutzmaßnahmen

Neben der Impfung gibt es weitere Maßnahmen, die dazu beitragen können, das Risiko einer Pneumokokken-Infektion zu verringern:

  • Händehygiene: Regelmäßiges Händewaschen mit Seife und Wasser ist wichtig, um die Ausbreitung von Bakterien zu verhindern.
  • Abstand halten: Vermeiden Sie engen Kontakt zu Personen, die an einer Atemwegsinfektion erkrankt sind.
  • Immunsystem stärken: Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßiger Bewegung kann dazu beitragen, das Immunsystem zu stärken und das Risiko einer Infektion zu verringern.
  • Vermeidung von Risikofaktoren: Risikofaktoren wie Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum sollten vermieden werden, da sie das Immunsystem schwächen können.

Meldepflicht

In Deutschland ist die Pneumokokken-Meningitis nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig. Die Meldung hat bei Labornachweis in Blut/Liquor namentlich zu erfolgen.

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