Risperidon-Dosierung bei Demenzpatienten: Ein umfassender Überblick

Risperidon ist ein atypisches Neuroleptikum, das in der Therapie von psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie und bipolaren Störungen eingesetzt wird. Es kann auch kurzzeitig bei Kindern und Jugendlichen mit aggressivem Verhalten aufgrund von Intelligenzminderung oder mentaler Retardierung angewendet werden. Da die für eine Alzheimer-Erkrankung typischen Verhaltensstörungen die Patienten und ihre Angehörigen oft stark belasten, kann eine medikamentöse Behandlung notwendig sein. Risperidon in niedriger Dosierung stellt hier eine wirksame und verträgliche Therapieoption dar, die die Betreuung von Demenzkranken sowohl für Fach- als auch für Hausärzte erleichtert.

Was ist Risperidon und wie wirkt es?

Risperidon ist ein atypisches Antipsychotikum, das zur Behandlung von Schizophrenie und mäßigen bis schweren manischen Episoden im Zusammenhang mit bipolaren Störungen eingesetzt wird. Es kann auch bei Kindern ab fünf Jahren und Jugendlichen mit unterdurchschnittlicher intellektueller Funktion oder geistiger Behinderung kurzzeitig (bis zu sechs Wochen) zur Behandlung von aggressivem Verhalten eingesetzt werden, wenn eine pharmakologische Intervention erforderlich ist.

Der Wirkmechanismus von Risperidon basiert auf der Blockade von Serotonin- und Dopaminrezeptoren im Gehirn. Risperidon bindet an serotonerge 5-HT2- und dopaminerge D2-Rezeptoren und blockiert so die Wirkung verschiedener Botenstoffe wie Dopamin und Serotonin. Die Affinität zum serotonergen Rezeptor ist dabei größer als die zum dopaminergen Rezeptor. Es wird vermutet, dass Risperidon deshalb weniger extrapyramidal-motorische Symptome verursacht als andere Antipsychotika. Zudem löst sich der Wirkstoff schnell wieder vom Rezeptor und unterbricht die Blockade. Zusätzlich besteht eine leichte Affinität zu anderen Rezeptoren wie alpha-1- und alpha-2-adrenergen Rezeptoren sowie H1-histaminergen Rezeptoren.

Im Verdauungstrakt wird der Wirkstoff schnell und vollständig aufgenommen. Nach etwa ein bis zwei Stunden wird die maximale Plasmakonzentration mit einer Bioverfügbarkeit von ca. 70 % erreicht. Der Wirkstoff wird in der Leber hauptsächlich durch das Cytochrom-P450-Enzym CYP2D6 zu 9-Hydroxy-Risperidon (Palperidon) metabolisiert. Einzelne Patienten können aufgrund einer genetischen Variation sogenannte extensive oder schlechte CYP2D6-Metabolisierer sein, was bedeutet, dass sie den Wirkstoff entweder wesentlich schneller oder langsamer verstoffwechseln.

Risperidon ist als Filmtablette in den Dosierungen 0,25 mg, 0,5 mg, 1 mg, 2 mg, 3 mg, 4 mg und 6 mg sowie als Lösung zum Einnehmen mit der Dosierung 1 mg/ml erhältlich.

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Indikation von Risperidon bei Demenz

Nahezu jeder Alzheimer-Patient entwickelt im Verlauf seiner Erkrankung neben Gedächtnis-, Sprach- und Orientierungsstörungen auch nicht-kognitive Symptome wie Aggressivität, Wahnvorstellungen, Halluzinationen oder einen gestörten Tag-Nacht-Rhythmus. Diese demenzbedingten Verhaltensstörungen beeinträchtigen die Alltagsaktivitäten, führen bei Patienten und Bezugspersonen zu erheblichem Leidensdruck und machen in vielen Fällen eine häusliche Pflege unmöglich. Sie gelten daher als Hauptursache für die Heimunterbringung. Eine effektive Therapie ist daher aus medizinischen, sozialen und wirtschaftlichen Gründen notwendig.

Wenn nicht-medikamentöse Behandlungen wie Verhaltenstherapien nicht ausreichend wirksam sind, ist die Verabreichung eines Antipsychotikums meist unumgänglich. Bisher werden hierzu häufig herkömmliche Neuroleptika eingesetzt, die jedoch Nebenwirkungen wie Sedierung, erhöhte Sturzneigung oder motorische Störungen verursachen können. Risperidon in niedriger Dosierung (z. B. Risperdal® 1mg) bietet hier eine Alternative.

Risperidon hat als bisher einziges atypisches Antipsychotikum eine Zulassung zur Behandlung von Demenzkranken mit beeinträchtigenden psychotischen Symptomen oder schwerer chronischer Aggressivität, durch die sich die Patienten selbst oder andere gefährden.

Dosierungsempfehlungen für Risperidon bei Demenz

Die Dosierung von Risperidon richtet sich nach dem Grund für die Behandlung. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist der Wirkstoff bei Schizophrenie oder Manie nicht geeignet, da hierzu keine Daten vorliegen.

Allgemeine Dosierungshinweise

Die empfohlene Anfangsdosis für die Behandlung von Verhaltensstörungen bei Demenz liegt bei zweimal täglich 0,25 mg. Abhängig vom individuellen Bedarf kann die Dosis in Schritten von je 0,25 mg pro Tag erhöht werden, wobei zwischen den Anpassungen mindestens zwei Tage liegen sollten. Als optimale Dosis werden 0,5 mg zweimal täglich empfohlen, es können jedoch auch Dosen von bis zu 1 mg zweimal täglich hilfreich sein.

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Dosierung bei Kindern und Jugendlichen mit Verhaltensstörungen

Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen zwischen 5 und 18 Jahren können ab einem Körpergewicht von 50 kg mit einer Einstiegsdosis von 0,5 mg einmal täglich behandelt werden. Falls der gewünschte Effekt damit noch nicht erreicht wird, kann die Dosis maximal jeden zweiten Tag um 0,5 mg angepasst werden. Patienten mit einem Körpergewicht unter 50 kg erhalten zu Beginn 0,25 mg einmal täglich und eine Dosissteigerung alle zwei Tage um 0,25 mg, falls nötig.

Umstellung von anderen Neuroleptika auf Risperidon

Eine Umstellung auf Risperidon erfolgte vor allem bei den niederpotenten Neuroleptika Melperon und Dipiperon aufgrund von mangelnder Wirksamkeit, bei dem hochpotenten Neuroleptikum Haloperidol zusätzlich wegen extrapyramidal-motorischer Störungen und anderer unerwünschter Ereignisse. Unabhängig von der Vormedikation erwies sich eine niedrige Dosis von Risperidon in der Therapie von Verhaltensauffälligkeiten dementer Patienten als gut wirksam und gut verträglich.

Wirksamkeit von Risperidon bei Demenz

Die Wirksamkeit von Risperidon bei der Behandlung von Verhaltensstörungen bei Demenz wurde in zahlreichen Studien belegt.

Zwei Anwendungsbeobachtungen an insgesamt 6170 ambulanten Patienten zeigten, dass sich die Verhaltensauffälligkeiten und psychotischen Symptome während der sechs- bis achtwöchigen Therapie mit Risperidon (durchschnittlich 1,5 mg/d) schon nach zwei bis drei Wochen signifikant besserten und am Ende der Behandlung deutlich geringer ausgeprägt waren als zu Beginn.

Eine weitere Untersuchung zeigte, dass die Umstellung von 111 ambulanten Demenz-Patienten mit Verhaltensstörungen von niederpotenten Neuroleptika auf Risperidon (1 mg/d) nach sechswöchiger Therapie sowohl die zeitliche und soziale Belastung als auch das Wohlbefinden und die Alltagskompetenz der meisten pflegenden Angehörigen verbessern konnte. Die Ärzte bescheinigten über 86% der Angehörigen eine (leicht) gesteigerte Lebensqualität.

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Daten von 4499 dementen Patienten mit Verhaltensstörungen, die über acht Wochen lang in niedergelassenen Praxen mit Risperidon behandelt wurden, zeigten bereits nach zwei Wochen eine signifikante Besserung der dokumentierten Leitsymptome Erregung, Aggressivität, Schlaf-Wach-Rhythmus, sozialer Rückzug, krankhaftes Misstrauen und Wahn. Mehr als 90 Prozent der behandelnden Ärzte beurteilten den Zustand der Patienten unter Risperidon als deutlich besser (54 Prozent) oder besser.

Vorteile von Risperidon gegenüber herkömmlichen Neuroleptika

Risperidon bietet gegenüber herkömmlichen Neuroleptika einige Vorteile bei der Behandlung von Verhaltensstörungen bei Demenz:

  • Geringeres Risiko für extrapyramidale-motorische Störungen: Aufgrund seiner spezifischen Rezeptorbindung verursacht Risperidon weniger häufig extrapyramidale-motorische Störungen wie Muskelsteifheit, Zittern oder unkontrollierte Bewegungen als herkömmliche Neuroleptika.
  • Bessere Verträglichkeit: Studien haben gezeigt, dass Risperidon im Allgemeinen gut vertragen wird, insbesondere in niedrigen Dosierungen.
  • Positive Effekte auf den Schlaf-Wach-Rhythmus: Risperidon kann den gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus bei Demenzpatienten verbessern, ohne anticholinerge Effekte oder Tagesmüdigkeit zu verursachen. Dies ist besonders wichtig, da nächtliche Unruhe und Umherwandern der Patienten eine erhebliche Belastung für die Pflegenden darstellen.
  • Keine Verstärkung des intellektuellen Abbaus: Im Gegensatz zu einigen anderen Neuroleptika verstärkt Risperidon den intellektuellen Abbau nicht, und Mobilität und Aktivität der älteren Menschen bleiben erhalten.

Mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen von Risperidon

Wie alle Medikamente kann auch Risperidon Nebenwirkungen verursachen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören:

  • Schläfrigkeit
  • Müdigkeit
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Gewichtszunahme
  • Bewegungsstörungen (z. B. Muskelsteifheit, Zittern)
  • Erhöhung des Prolaktinspiegels (kann zu Brustvergrößerung, Milchfluss und Menstruationsstörungen führen)

Wie die meisten Antipsychotika kann auch Risperidon Wechselwirkungen mit Medikamenten auslösen, die das QT-Intervall verlängern. Risperidon selbst antagonisiert die Wirkung von Levodopa und anderen Dopamin-Agonisten. Auf die Plasmakonzentration von Risperidon wirken sich Carbamazepin, Rifampicin, Phenytoin und Phenobarbital senkend aus. Fluoxetin, Paroxetin und Verapamil erhöhen die Plasmakonzentration. Auch Phenothiazine, trizyklische Antidepressiva und einige Beta-Blocker können die Plasmakonzentration erhöhen.

Alkohol, Opiate, Antihistaminika und Benzodiazepine sollten nur mit Vorsicht mit Risperidon kombiniert werden, da sie alle zentralwirksam und sedierend sind.

Obwohl sich Risperidon bisher in Tiermodellen nicht als schädlich während der Schwangerschaft herausgestellt hat, sollte es während der Schwangerschaft nicht gegeben werden.

Aufgrund des Spektrums an Nebenwirkungen kann Risperidon sich auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen auswirken. Der Wirkstoff steigert möglicherweise die Mortalität bei älteren Patienten mit Demenz, vor allem, wenn gleichzeitig mit Furosemid behandelt wird.

Kontraindikationen für die Anwendung von Risperidon

Risperidon sollte nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels
  • Stillzeit

Vorsicht ist geboten bei:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Diabetes mellitus
  • Epilepsie
  • Morbus Parkinson
  • Nieren- oder Leberfunktionsstörungen
  • Erhöhtem Risiko für einen Schlaganfall

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