Einführung
Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem durch motorische Symptome wie Zittern, Muskelsteifheit und verlangsamte Bewegungen gekennzeichnet ist. Allerdings können im Verlauf der Erkrankung auch nicht-motorische Symptome auftreten, darunter psychotische Symptome wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Die Behandlung dieser psychotischen Symptome bei Parkinson-Patienten stellt eine besondere Herausforderung dar, da viele der traditionell eingesetzten Antipsychotika die motorischen Symptome der Parkinson-Krankheit verschlimmern können. Risperidon, ein atypisches Antipsychotikum, wird in einigen Fällen zur Behandlung von Psychosen bei Parkinson-Patienten eingesetzt, aber seine Anwendung erfordert besondere Vorsicht.
Grundlagen der Parkinson-Krankheit und ihrer Behandlung
Dopaminmangel und motorische Symptome
Die Parkinson-Krankheit ist durch einen Dopaminmangel im Gehirn gekennzeichnet. Dieser Mangel führt zu Störungen bei der Übertragung von Nervenreizen, die vor allem für die Motorik entscheidend sind. Medikamentöse Therapien zielen darauf ab, diesen Dopaminmangel auszugleichen oder den Abbau von Dopamin im Gehirn zu verlangsamen.
Medikamentöse Therapieansätze
Zur Behandlung der Parkinson-Krankheit stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung:
- Levodopa (L-Dopa): Wird im Gehirn in Dopamin umgewandelt und gleicht so den Dopaminmangel aus.
- Dopaminagonisten: Imitieren die Wirkung von Dopamin im Körper.
- MAO-B-Hemmer: Verlangsamen den Abbau von Dopamin im Gehirn.
- COMT-Hemmer: Verlängern die Wirkdauer von L-Dopa.
Nicht-medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten
Neben der medikamentösen Therapie spielen auch nicht-medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten wie Krankengymnastik und Ergotherapie eine wichtige Rolle, um die Lebensqualität zu verbessern und Symptome zu lindern.
Psychotische Symptome bei Parkinson
Ursachen und Entstehung
Psychotische Symptome können bei Parkinson-Patienten aus verschiedenen Gründen auftreten. Zum einen kann die Parkinson-Krankheit selbst zu psychischen Auffälligkeiten führen. Zum anderen können auch die Medikamente, die zur Behandlung der Parkinson-Krankheit eingesetzt werden, psychotische Symptome auslösen oder verstärken. Insbesondere L-Dopa kann bei längerer Anwendung und hoher Dosierung zu einem dopaminergen Übergewicht im Gehirn führen, was psychotische Symptome fördern kann. Auch dementielle Symptome können zu diesen psychischen Auffälligkeiten beitragen.
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Frühe Anzeichen und Warnsignale
Frühe Anzeichen für Halluzinationen oder Verwirrtheit können vermehrte Albträume oder Trugwahrnehmungen sein. Betroffene sind sich anfangs meist bewusst, dass diese Erscheinungen nicht real sind (Pseudohalluzinationen).
Weitere Auslöser
Neben der Medikation können auch Flüssigkeitsmangel oder Infektionen Halluzinationen oder Verwirrtheit verstärken.
Risperidon: Wirkweise und Anwendungsgebiete
Wirkungsweise von Risperidon
Risperidon ist ein Antipsychotikum der zweiten Generation. Es wirkt antipsychotisch, indem es die Andockstellen von Dopamin an den Nervenzellen blockiert und damit dessen Wirkung reduziert. Im Vergleich zu Antipsychotika der ersten Generation weist Risperidon weniger Nebenwirkungen auf, insbesondere extrapyramidal-motorische Störungen (EPMS).
Anwendungsgebiete von Risperidon
Risperidon wird hauptsächlich in der Behandlung von Schizophrenie und bipolaren Störungen eingesetzt. Weitere Anwendungsgebiete sind:
- Kurzzeitige Behandlung von starker Aggressivität mit Eigen- und Fremdgefährdung von Patienten mit Demenz vom Alzheimer-Typ.
- Symptomatische Behandlung von anhaltender Aggression bei Verhaltensstörungen sowie anderen Störungen des Sozialverhaltens bei Kindern ab fünf Jahren mit unterdurchschnittlicher intellektueller Leistungsfähigkeit oder mentaler Retardierung.
Risperidon bei Parkinson: Nutzen und Risiken
Vorsicht bei der Anwendung von Neuroleptika
Der Einsatz von Neuroleptika bei Parkinson-Patienten, die unter psychotischen Symptomen leiden, sollte mit sehr großer Vorsicht erfolgen. Forscher um Daniel Weintraub an der University of Michigan Medical School plädieren dafür, die Sterblichkeit zu berücksichtigen, die mit einer Therapie durch Antipsychotika einhergehen kann.
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Erhöhte Sterblichkeit
Eine Studie an 15.754 Patienten mit Morbus Parkinson zeigte, dass bei den antipsychotisch therapierten Patienten die Sterberate um das Doppelte anstieg. Besonders ungünstig schien der Einsatz der typischen Antipsychotika zu sein. Verglichen mit Patienten, die atypische Antipsychotika erhielten, zeigte sich eine rund 54 Prozent höhere Sterberate.
Mögliche Ursachen für die erhöhte Sterblichkeit
Die Forscher konnten aus den Daten nicht sicher rekonstruieren, was die erhöhte Sterblichkeit der Patienten verursachte. Es wird jedoch vermutet, dass die Antipsychotika die motorischen Symptome der Parkinson-Krankheit verschlimmern und das Risiko für Stürze und andere Komplikationen erhöhen können.
Abwägung von Nutzen und Risiken
Die Behandlung von psychotischen Symptomen bei Parkinson-Patienten mit Risperidon erfordert eine sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiken. Der Arzt muss berücksichtigen, wie stark die psychotischen Symptome die Lebensqualität des Patienten beeinträchtigen und wie hoch das Risiko für Nebenwirkungen und Komplikationen ist.
Alternativen zu Risperidon
Atypische Antipsychotika
Neurologen behandeln die psychiatrischen Symptome bevorzugt mit atypischen Antipsychotika. Diese greifen weniger stark in den Dopaminhaushalt des Gehirns ein, sodass es zu weniger Interaktionen mit L-Dopa kommt.
Quetiapin und Clozapin
Quetiapin und Clozapin sind atypische Neuroleptika, die bei Parkinson-Patienten mit psychotischen Symptomen eingesetzt werden können. Allerdings besteht für die Wirksamkeit von Quetiapin auf psychotische Symptome bei IPS eine unzureichende Evidenzlage und es fehlen Studien zur Wirksamkeit beim Delir im Rahmen des IPS.
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Anpassung der Parkinson-Medikation
In einigen Fällen kann es ausreichend sein, die Parkinson-Medikation anzupassen, um die psychotischen Symptome zu reduzieren. So kann beispielsweise die Dosis von L-Dopa reduziert oder ein anderes Parkinson-Medikament eingesetzt werden.
Nicht-medikamentöse Maßnahmen
Auch nicht-medikamentöse Maßnahmen können bei der Behandlung von psychotischen Symptomen bei Parkinson-Patienten hilfreich sein. Dazu gehören beispielsweise:
- Kognitive Verhaltenstherapie: Kann helfen, Wahnvorstellungen und Halluzinationen zu bewältigen.
- Realitätsorientierungstraining: Kann helfen, die Orientierung zu verbessern und Verwirrtheit zu reduzieren.
- Soziale Unterstützung: Kann helfen, Isolation und Einsamkeit zu reduzieren.
Besonderheiten bei der Anwendung von Risperidon
Gegenanzeigen
Risperidon darf nicht eingesetzt werden bei:
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der anderen Bestandteile des Medikaments.
- Demente Patienten mit Parkinsonsymptomen.
- Demente Patienten mit wahrscheinlicher Diagnose einer Lewy-Körperchen-Demenz.
Wechselwirkungen
Risperidon kann die Wirkung anderer Medikamente beeinflussen und umgekehrt. Es sollte nicht mit Arzneimitteln kombiniert werden, welche die Reizweiterleitung im Herzen beeinflussen (das heißt, eine sogenannte Verlängerung des QT-Intervalls bewirken). Risperidon kann die beruhigende (sedierende) Wirkung von anderen zentral wirksamen Arzneistoffen und von Alkohol verstärken. Umgekehrt schwächt Risperidon als Dopamin-Antagonist die Wirkung von Dopamin-Agonisten ab.
Nebenwirkungen
Sehr häufig (bei mehr als jedem zehnten Behandelten) treten als Nebenwirkungen Parkinson-Symptome, Schläfrigkeit, Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen auf. Weitere Nebenwirkungen sind Infektionen der Atemwege, der Ohren und der Harnwege, ein Anstieg des Hormons Prolaktin im Blut, Gewichtszunahme, Schlafstörungen, Depressionen, Schwindel, Bindehautentzündung, Herzrasen, Bluthochdruck, Atemnot, Husten, Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen, Hautausschlag, Muskelkrämpfe und -schmerzen sowie Harninkontinenz.
Wichtige Hinweise zur Einnahme
- Die Einnahme von Risperidon sollte immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.
- Die Dosierung sollte individuell angepasst werden.
- Bei Auftreten von Nebenwirkungen sollte der Arzt informiert werden.
- Risperidon sollte nicht abrupt abgesetzt werden, da dies zu Entzugserscheinungen führen kann.
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind wichtig, um den Therapieerfolg zu überwachen und mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.
Delir bei Parkinson
Definition und Symptome
Das Delir wird als akute und transiente Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsstörung mit begleitender Störung des Gedächtnisses, der Orientierung, der Sprache und der Auffassung beschrieben. Im DSM‑5 wird das Delir zusätzlich durch den fluktuierenden Verlauf definiert. Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus, Halluzinationen, Illusionen und Wahnvorstellungen sowie psychomotorische Unruhe sind weitere Symptome, die mit einem Delir assoziiert sein können.
Risikofaktoren
Zu den prädisponierenden Faktoren für das Auftreten eines Delirs gehören ein höheres Lebensalter (meist ≥65 Jahre) und kognitive Störungen. Als Auslöser kommen unter anderem Infekte, metabolische Störungen und Schmerzen in Betracht. Auch die Parkinson-Erkrankung selbst ist als eigenständiger Risikofaktor für das Auftreten eines Delirs zu betrachten.
Diagnose und Therapie
Die Detektion des Delirs ist eine multiprofessionelle Aufgabe. Während eines stationären Aufenthaltes sollte bei IPS-Patienten standardmäßig ein Delirscreening durchgeführt werden. Die Prävention eines Delirs bei Patienten mit erhöhtem Delirrisiko durch nichtmedikamentöse Verfahren ist gut untersucht. Medikamentöse Therapieoptionen umfassen die Behandlung potenziell ein Delir verursachender Faktoren, wie akute Infektionen, Schmerzen oder metabolische Störungen. Neuroleptika werden häufig zur Delirbehandlung eingesetzt. Die gängigen Antipsychotika Haloperidol, Risperidon, Olanzapin und Aripiprazol sollten jedoch bei IPS-Patienten aufgrund ihrer antidopaminergen Eigenschaften nicht angewandt werden.
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