Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das oft mit schweren gesundheitlichen Folgen verbunden ist. Die Ursachen sind vielfältig, und oftmals spielen Herzerkrankungen eine entscheidende Rolle. Dieser Artikel beleuchtet die komplexen Zusammenhänge zwischen Herzerkrankungen, insbesondere Vorhofflimmern, und dem Auftreten von Schlaganfällen, wobei auch die Arbeit von Herzspezialisten wie Prof. Dr. Roland Hetzer betrachtet wird.
Das Herz im Fokus: Funktion und Erkrankungen
Das menschliche Herz ist ein Hochleistungsorgan. Mit einem Gewicht von nur etwa 250 bis 350 Gramm schlägt es über 100.000 Mal am Tag und pumpt dabei rund fünf Liter Blut pro Minute durch den Körper. Diese unermüdliche Arbeit versorgt alle Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland die häufigste Todesursache. Jährlich erleiden etwa 300.000 Menschen einen Herzinfarkt, von denen 170.000 daran sterben.
Zu den häufigsten Herzerkrankungen zählen:
- Bluthochdruck (Hypertonie): Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck belastet das gesamte Gefäßsystem und schwächt das Herz.
- Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz): Hierbei ist die Pumpfunktion des Herzens eingeschränkt.
- Herzinfarkt: Eine Verstopfung der Herzkranzgefäße führt zu einer Minderversorgung des Herzmuskels.
- Vorhofflimmern: Eine Herzrhythmusstörung, bei der die Vorhöfe des Herzens unregelmäßig schlagen.
Vorhofflimmern als Schlaganfallrisiko
Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen. In Deutschland sind schätzungsweise eine Million Menschen betroffen, wobei die Dunkelziffer vermutlich ebenso hoch ist. Viele Betroffene wissen nicht, dass sie unter Vorhofflimmern leiden, da die Symptome nicht immer eindeutig sind.
Was ist Vorhofflimmern?
Beim Vorhofflimmern schlagen die Vorhöfe des Herzens unregelmäßig und schnell, was zu einem unregelmäßigen Herzschlag führt. Dies kann verschiedene Symptome verursachen, wie Herzrasen, Brustenge (Angina pectoris), Herzstolpern, Atemnot bei Belastung, Schwindel oder sogar Ohnmachtsanfälle.
Lesen Sie auch: Hat Roland Kaiser einen Schlaganfall gehabt?
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen von Vorhofflimmern sind noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch eine Reihe von Risikofaktoren, die das Auftreten der Erkrankung begünstigen:
- Bluthochdruck: Erhöht die Wahrscheinlichkeit für Vorhofflimmern.
- Diabetes: Auch Diabetes mellitus stellt einen Risikofaktor dar.
- Herzschwäche: Kann Vorhofflimmern begünstigen.
- Herzinfarkt: Erhöht das Risiko.
- Hohes Alter: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko.
- Genetische Veranlagung: Eine genetische Veränderung auf dem Chromosom 4q25 kann das Risiko verdoppeln.
- Medikamente: Bestimmte Medikamente, wie Sprays gegen chronische Bronchitis oder Asthma, können Vorhofflimmern auslösen.
- Alkohol: Übermäßiger Alkoholkonsum, insbesondere im Rahmen des sogenannten "Holiday-Heart-Syndroms", kann Vorhofflimmern verursachen.
- Schilddrüsenüberfunktion: Eine Überfunktion der Schilddrüse geht häufig mit Vorhofflimmern einher.
- Schlafapnoe: Patienten mit Schlafapnoe haben ein erhöhtes Risiko.
- Übermäßiger Sport: Ausdauersportler haben ein erhöhtes Risiko.
Die Verbindung zum Schlaganfall
Vorhofflimmern erhöht das Risiko für einen Schlaganfall erheblich. Studien zeigen, dass die Sterberate von Menschen mit Vorhofflimmern doppelt so hoch ist wie bei gleichaltrigen und gleichgesunden Menschen. Rund jeder vierte Schlaganfall ist eine Folge von Vorhofflimmern.
Der Grund dafür liegt in der unregelmäßigen Schlagfolge der Vorhöfe. Dadurch können sich in einer Ausbuchtung des Herzens, dem sogenannten Herzohr, Blutgerinnsel bilden. Lösen sich diese Gerinnsel ab und gelangen über die Hauptschlagader ins Gehirn, können sie dort Blutgefäße verstopfen und einen Schlaganfall auslösen.
Prävention und Behandlung
Um Schlaganfällen vorzubeugen, ist es wichtig, Vorhofflimmern frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Folgende Maßnahmen können helfen:
- Behandlung von Grunderkrankungen: Andere Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Herzinsuffizienz und Diabetes mellitus sollten optimal behandelt werden.
- Gesunder Lebensstil: Nicht rauchen, sich regelmäßig bewegen.
- Blutverdünnende Medikamente: Können das Risiko für Schlaganfälle bei Vorhofflimmern deutlich reduzieren.
- Kardioversion: Versucht, den normalen Herzrhythmus wiederherzustellen. Dies kann medikamentös oder durch einen elektrischen Impuls erfolgen.
- Katheterablation: Ein Verfahren, bei dem die Bereiche im Herzen, die das Vorhofflimmern auslösen, verödet werden.
- Mini-Maze-Operation: Ein operativer Eingriff, bei dem Schutzschilde zur Abwehr der fehlerhaften elektrischen Reizausbreitung aufgebaut werden.
Roland Hetzer und die Herzchirurgie im Kampf gegen Vorhofflimmern
Roland Hetzer, Ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums Berlin, hat sich intensiv mit der Behandlung von Vorhofflimmern auseinandergesetzt. Er betont die Bedeutung der Herzchirurgie bei der Behandlung von Vorhofflimmern, insbesondere in Fällen, in denen andere Methoden nicht erfolgreich waren.
Lesen Sie auch: Comprehensive Look at Sporleder's Practice
Hetzer erklärt, dass Herzchirurgen Ablationen durchführen, wenn sie ohnehin aus anderen Gründen den linken Vorhof öffnen müssen, beispielsweise bei der Operation von Mitralklappenfehlern. Zudem können Patienten, die bereits mehrere erfolglose Katheterablationen hinter sich haben, von einem chirurgischen Eingriff profitieren.
Die Mini-Maze-Operation am DHZB
Am Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB) wurde die videounterstützte Mini-Maze-Operation weiterentwickelt. Bei diesem schonenden Verfahren werden am schlagenden Herzen über zwei kleinere Zugänge im Brustkorb und mit Hilfe einer Hochfrequenzsonde Schutzschilde zur Abwehr der fehlerhaften elektrischen Reizausbreitung aufgebaut. Dadurch werden die Vorhöfe isoliert und das Vorhofflimmern kann beseitigt werden.
Gendermedizinische Aspekte
Die Gendermedizin spielt eine immer größere Rolle bei der Behandlung von Herzerkrankungen. Vera Regitz-Zagrosek, Direktorin des Instituts für Geschlechterforschung in der Medizin (GIM) an der Berliner Charité, betont die Bedeutung geschlechtsspezifischer Unterschiede bei Herzerkrankungen.
So haben Frauen beispielsweise ein höheres Risiko bei Herzoperationen. Auch bei Aortenaneurysmen gibt es Unterschiede: Sie sind bei Männern zwar häufiger, verlaufen bei Frauen aber problematischer. Zudem gibt es Unterschiede bei der Herztransplantation oder beim Einsatz künstlicher Herzpumpen.
Die Gendermedizin versucht, diese Unterschiede zu erforschen und in die Diagnostik und Therapie von Herzerkrankungen zu integrieren, um die Gesundheitsversorgung von Frauen und Männern zu verbessern.
Lesen Sie auch: Schlaganfall verstehen: Erkenntnisse von Roland Reber
Prävention von Herzerkrankungen: Ein gesunder Lebensstil
Ein gesunder Lebensstil ist entscheidend, um Herzerkrankungen vorzubeugen und das Risiko für Schlaganfälle zu senken. Folgende Maßnahmen sind empfehlenswert:
- Regelmäßige Blutdruckkontrolle: Blutdruckwerte unter 130/80 mmHg gelten als optimal.
- Ausreichend Bewegung: Mindestens dreimal 30 Minuten pro Woche leichte Ausdauersportarten wie Nordic Walking, Radfahren oder Schwimmen.
- Nichtrauchen: Nikotin ist Gift für das Herz und erhöht das Risiko für Blutgerinnsel.
- Mediterrane Ernährung: Viel Obst, Gemüse, Olivenöl, Nüsse und Fisch.
- Mäßiger Alkoholkonsum: Frauen sollten nicht mehr als 20 g Alkohol pro Tag konsumieren, Männer nicht mehr als 30 g.
- Übergewicht vermeiden: Übergewicht belastet das Herz und erhöht das Risiko für Bluthochdruck und hohe Blutfettwerte.
- Stress vermeiden: Chronischer Stress kann sich negativ auf das Herz auswirken.
tags: #roland #hetzer #schlaganfall #ursachen