Ein Schlaganfall kann plötzlich und unerwartet auftreten und das Leben der Betroffenen schlagartig verändern. Lähmungen, Sprachstörungen und Gefühlsstörungen sind nur einige der möglichen Folgen. Umso wichtiger ist es, schnell zu handeln und die richtigen Behandlungsmethoden einzuleiten. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Operationsmethoden bei einem Schlaganfall, die Dauer der Eingriffe und die entscheidende Rolle des Faktors Zeit.
Schlaganfall: Was passiert im Körper?
Ein Schlaganfall, medizinisch auch Apoplex genannt, entsteht entweder durch eine plötzliche Unterbrechung der Blutversorgung im Gehirn (ischämischer Schlaganfall) oder durch eine Blutung im Gehirn (hämorrhagischer Schlaganfall). In beiden Fällen werden Hirnzellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, was zu Schädigungen führen kann.
Ischämischer Schlaganfall
Rund 80 Prozent der Schlaganfälle sind ischämisch bedingt. Hierbei verstopfen Blutgerinnsel (Thromben) oder Ablagerungen an den Gefäßwänden (Arteriosklerose) die Blutgefäße im Gehirn. Vorhofflimmern oder Infektionen können das Risiko für diese Art von Schlaganfall erhöhen.
Hämorrhagischer Schlaganfall
Ein hämorrhagischer Schlaganfall entsteht durch eine Blutung im Gehirn. Das austretende Blut übt Druck auf das umliegende Gewebe aus und schädigt die Gehirnzellen zusätzlich.
Die Bedeutung der Zeit: "Time is Brain"
Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute. Je länger die Durchblutung des Gehirns unterbrochen ist, desto größer ist der Schaden. Daher gilt der Leitsatz: "Time is Brain" - Zeit ist Gehirn.
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Dr. Werner Sachs, ein pensionierter Mediziner, erlitt selbst einen Schlaganfall und erfuhr dies am eigenen Leib. Trotz seines medizinischen Wissens zögerte er zunächst, den Notarzt zu rufen, und verrichtete stattdessen alltägliche Aufgaben. Diese Verzögerung führte dazu, dass er zu spät für eine Lyse-Therapie in die Klinik kam.
Diagnostik bei Verdacht auf Schlaganfall
Bei Verdacht auf einen Schlaganfall ist eine schnelle und präzise Diagnostik entscheidend. In der Notaufnahme werden in der Regel folgende Untersuchungen durchgeführt:
- Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes: Diese bildgebenden Verfahren ermöglichen es, zwischen einer Hirnblutung und einem Hirninfarkt zu unterscheiden.
- Sonographie (Ultraschall): Zur Untersuchung der Blutgefäße.
- Echokardiographie (EKG): Zur Überprüfung der Herzfunktion.
- Invasive Angiographie: Gefäßdarstellung über die Leiste.
Operationsmethoden beim Schlaganfall
Die Behandlung eines Schlaganfalls richtet sich nach der Ursache und der Art der Schädigung. Es gibt verschiedene Operationsmethoden, die je nach Situation zum Einsatz kommen können.
Thrombolyse
Die Thrombolyse ist eine medikamentöse Behandlung, bei der versucht wird, das Blutgerinnsel, das den Schlaganfall verursacht hat, aufzulösen. Das Medikament wird entweder über die Vene in den gesamten Körper oder mittels Katheter direkt in das verschlossene Gehirngefäß verabreicht.
- Zeitfenster: Die Thrombolyse sollte möglichst innerhalb von 4,5 Stunden nach Auftreten der ersten Schlaganfall-Symptome begonnen werden. In Ausnahmefällen kann sie bis zu 9 Stunden nach Symptombeginn erfolgen.
- Wirkung: Die Behandlungserfolge sind am besten, je schneller mit der Therapie begonnen wird. Allerdings können Medikamente größere Blutgerinnsel nicht immer vollständig auflösen.
Thrombektomie
Die Thrombektomie ist ein katheterbasiertes Verfahren, bei dem das Blutgerinnsel mechanisch aus dem Gehirn entfernt wird. Dabei wird ein Katheter von der Leiste aus unter Röntgendurchleuchtung bis ins Gehirn vorgeschoben. Mit Hilfe eines kleinen Metallkörbchens oder eines Stents wird das Blutgerinnsel dann herausgezogen oder abgesaugt.
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- Zeitfenster: Die Thrombektomie kann in der Regel bis zu 12 Stunden nach Symptombeginn durchgeführt werden, in bestimmten Fällen sogar bis zu 24 Stunden.
- Indikation: Die Thrombektomie wird vor allem bei größeren Blutgerinnseln angewendet, die nicht allein durch Medikamente entfernt werden können. Professor Dr. Hans Henkes, Ärztlicher Direktor der Neuroradiologischen Klinik im Katharinenhospital Stuttgart, hat dieses Verfahren maßgeblich mitentwickelt und verfügt über große Erfahrung in diesem Bereich.
- Erfolgschancen: Gerade bei schweren Schlaganfällen zeigt die Katheterintervention frappierende Erfolge. Bei 30 bis 40 Prozent dieser Patienten gibt es wirklich sehr gute Ausgänge, was bei schweren Schlaganfällen früher undenkbar gewesen sei.
Dekompressive Kraniektomie
Bei einer Hirnblutung kann es notwendig sein, das Blut durch eine Operation zu beseitigen, um den Druck auf das Gehirn zu reduzieren. In manchen Fällen wird auch ein Teil des Schädelknochens entfernt (dekompressive Kraniektomie), um dem Gehirn mehr Raum zu geben und die Schwellung zu reduzieren.
- Indikation: Dieser Eingriff wird vor allem bei größeren Blutungen oder bei einem Hirnödem durchgeführt.
- Verlauf: Der entfernte Teil des Schädelknochens wird in der Regel wieder eingesetzt, wenn sich die Schwellung zurückgebildet hat.
Eine Gemeinschaftsstudie unter Beteiligung von Leipziger Wissenschaftlern hat gezeigt, dass die Entfernung eines Teils der Schädeldecke bei älteren Patienten mit einem sehr schweren Schlaganfall die Überlebenschancen erhöht. Allerdings behalten die Betroffenen oft starke Behinderungen zurück und sind pflegebedürftig.
Die Dauer der Operation
Die Dauer einer Schlaganfall-Operation hängt von der Art des Eingriffs und der individuellen Situation des Patienten ab.
- Thrombolyse: Die Verabreichung des Medikaments dauert in der Regel etwa eine Stunde.
- Thrombektomie: Der Eingriff selbst kann zwischen einer und mehreren Stunden dauern, je nachdem, wie schwierig es ist, das Blutgerinnsel zu erreichen und zu entfernen.
- Dekompressive Kraniektomie: Die Operation dauert in der Regel mehrere Stunden.
Rehabilitation nach dem Schlaganfall
Nach der Akutbehandlung im Krankenhaus beginnt die Rehabilitation. Ziel der Rehabilitation ist es, die verlorengegangenen Fähigkeiten wiederzuerlangen und die Selbstständigkeit des Patienten so weit wie möglich wiederherzustellen.
- Frührehabilitation: Bereits auf der Stroke Unit beginnt die Frührehabilitation mit aktivierenden Maßnahmen.
- Rehabilitationsmaßnahmen: Je nach Bedarf kommen krankengymnastische, ergotherapeutische, neuropsychologische oder logopädische Maßnahmen zum Einsatz.
- Dauer: Die Dauer des Reha-Aufenthalts richtet sich nach dem Schweregrad des Schlaganfalls und den individuellen Fortschritten des Patienten.
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