Oskar Lafontaine: Gesundheitliche Herausforderungen und politisches Wirken

Oskar Lafontaine, eine prägende Figur der deutschen Politik, sah sich im Laufe seines Lebens immer wieder mit gesundheitlichen Herausforderungen konfrontiert, die seine politische Laufbahn beeinflussten. Dieser Artikel beleuchtet Lafontaines Gesundheitszustand im Kontext seines politischen Wirkens und zeichnet ein umfassendes Bild eines Mannes, der die deutsche Politik über Jahrzehnte hinweg maßgeblich mitgestaltete.

Krebserkrankung und Operation im Jahr 2009

Im November 2009 wurde bekannt, dass Oskar Lafontaine an Krebs erkrankt war. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) handelte es sich um Prostatakrebs. Lafontaine selbst äußerte sich zunächst nur allgemein über die Krebserkrankung und kündigte an, sich am darauffolgenden Donnerstag einer Operation zu unterziehen.

Die Nachricht von Lafontaines Erkrankung löste in der Linkspartei und in der gesamten deutschen Politik Bestürzung aus. Zahlreiche Parteifreunde und politische Weggefährten äußerten sich betroffen und wünschten Lafontaine eine schnelle Genesung.

Trotz der bevorstehenden Operation zeigte sich Lafontaine weiterhin kämpferisch. Am Mittwoch, dem Tag vor dem Eingriff, attackierte er in seiner Funktion als Fraktionschef der Linkspartei im Saarland im Saarbrücker Landtag die neue schwarz-gelb-grüne Landesregierung. Er warf ihr vor, Antworten auf die Finanzprobleme des Landes schuldig geblieben zu sein.

Auswirkungen auf die politische Zukunft

Anfang 2010 wollte Lafontaine in Abhängigkeit von seinem Gesundheitszustand und den ärztlichen Prognosen über die Fortsetzung seiner politischen Arbeit entscheiden. Die Linkspartei zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass Lafontaine bald wieder in seine politische Arbeit zurückkehren würde. Der Berliner Linke-Chef Klaus Lederer sagte, er gehe fest davon aus, dass Lafontaine im nächsten Jahr erneut für den Parteivorsitz kandidieren werde.

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Andere Stimmen innerhalb der Linkspartei forderten jedoch, dass die Partei bereits jetzt für die Zeit nach Lafontaine planen müsse. Der Thüringer Fraktionsvorsitzende Bodo Ramelow betonte, dass dies nichts mit Lafontaines Krebsoperation zu tun habe, sondern vielmehr eine Frage des Alters sei. Bei einem Lebensalter von 66 Jahren müsse sich die Partei auf den Wechsel vorbereiten.

Der stellvertretende Vorsitzende der Linkspartei, Klaus Ernst, und Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch gingen hingegen davon aus, dass Lafontaine im Januar wieder da sei und seine Arbeit wieder aufnehmen werde. Sie betonten Lafontaines Bedeutung für die Entwicklung der Linken zur gesamtdeutschen Partei.

Lafontaines Bedeutung für die Linke

Die Linke in Baden-Württemberg bezeichnete Lafontaine als Integrationsfigur zwischen Ost- und Westverbänden und hielt ihn für unverzichtbar. Nach Einschätzung des Landesverbandes Rheinland-Pfalz war Lafontaine nicht nur für seine Partei, sondern für die gesamte Politik in Deutschland eine wichtige Person. Seit Lafontaines Rückkehr in die Politik könne es sich keine Partei mehr erlauben, das Thema soziale Gerechtigkeit auszublenden.

Das Attentat im Jahr 1990

Ein weiteres einschneidendes Ereignis in Lafontaines Leben war das Attentat im Jahr 1990. Im Bundestagswahlkampf wurde er von einer psychisch kranken Frau mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich verletzt. Die Tat hinterließ tiefe Spuren und veränderte Lafontaines Lebenseinstellung.

Im Stern-Interview sagte Lafontaine, dass er seit dem Attentat gedacht habe: "Wenn mich mal eine Krebserkrankung erwischt, dann höre ich auf." Die Grenzerfahrung des Todes sei eine existenzielle Erfahrung, die man nicht loswerde.

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Lafontaines Rückzug aus der Bundespolitik

Im November 2009 verkündete Oskar Lafontaine seinen Abschied aus der Bundespolitik und vom Parteivorsitz der Linken. Als Grund nannte er seine Krebserkrankung, die er als "Warnschuss" bezeichnete, den er nicht ignorieren könne.

Mit seinem Rückzug aus der Bundespolitik zog sich Lafontaine jedoch nicht vollständig aus dem politischen Leben zurück. Er blieb Fraktionschef der Linken im saarländischen Landtag und mischte sich weiterhin in die Bundespolitik ein.

Lafontaines Vermächtnis

Oskar Lafontaine hat die deutsche Politik über Jahrzehnte hinweg maßgeblich mitgestaltet. Er war Ministerpräsident des Saarlandes, Bundesminister, SPD-Vorsitzender und Gründungsvorsitzender der Linken. Lafontaine war ein brillanter Redner, ein scharferAnalytiker und ein unermüdlicher Kämpfer für soziale Gerechtigkeit.

Sein politisches Vermächtnis ist umstritten. Seine Anhänger sehen in ihm einen Vordenker und einen Kämpfer für die Rechte der Schwachen. Seine Kritiker werfen ihm Populismus, Rechthaberei und mangelnde Kompromissbereitschaft vor.

Unbestritten ist jedoch, dass Oskar Lafontaine eine der schillerndsten und umstrittensten Figuren der deutschen Politik war. Mit ihm verliert die Republik einen Politiker, der polarisierte und aneckte, aber auchDenkanstöße gab undDebatten anstieß.

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Lafontaines 80. Geburtstag

Am 16. September 2023 feierte Oskar Lafontaine seinen 80. Geburtstag. Für Freund und Feind ist er nur der Oskar, ein vielfach Begabter, dem der Wille zum Durchhalten abging. Ohne die Einheit wäre er vielleicht Kanzler geworden. So wurden die Pirouetten, die er dreht, immer kleiner.

Trotz seines hohen Alters ist Lafontaine noch immer für Überraschungen gut. Es wird spekuliert, dass er demnächst gemeinsam mit Sarah Wagenknecht eine Partei gründen könnte.

Würdigung Wolfgang Schäubles

In seinen Erinnerungen würdigte Wolfgang Schäuble Oskar Lafontaine als einen Politiker mit großem Intellekt. Er schrieb: "Von Lafontaine sagte ich gelegentlich, er wäre vielleicht ein guter Finanzminister gewesen, wenn 2 + 2 = 40 wäre, aber leider ergäbe es bei aller Intellektualität immer nur vier."

Schäuble erinnerte auch an ihren gemeinsamen Besuch an seinem Krankenbett Ende 1990 nach dem Attentat. Er schrieb: "Sein Besuch bei mir am Krankenbett kurz vor der Wahl 1990 war eine besondere und intensive Begegnung, weil wir uns mehrere Stunden abseits der Politik über ganz persönliche Dinge unterhielten - Todesnähe, Schicksal, Ängste …"

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