Oskar Lafontaine, eine prägende Figur der deutschen Politik, hat im Laufe seiner Karriere immer wieder mit gesundheitlichen Herausforderungen zu kämpfen gehabt. Diese Herausforderungen hatten nicht nur Auswirkungen auf sein persönliches Leben, sondern auch auf seine politische Laufbahn. Dieser Artikel beleuchtet detailliert seinen Gesundheitszustand im Laufe der Jahre und die daraus resultierenden Konsequenzen.
Lafontaines Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen
"Ich will Ihnen hier nichts vorjammern", sagte Oskar Lafontaine bei einer Pressekonferenz im Karl-Liebknecht-Haus, wo er seinen Abschied aus Berlin und vom Parteivorsitz der Linken verkündete. Er begründete seinen Rückzug mit "gesundheitlichen Gründen" und bezeichnete seine Krebserkrankung als einen "Warnschuss", den er nicht ignorieren könne. Nach seiner Krebsoperation wollte sich Lafontaine an der Saar um seine Gesundheit kümmern.
Einige Tage nach seinem Rücktritt sprach Lafontaine in einem ausführlichen Interview über seine Krebserkrankung und seinen Gesundheitszustand. Er bestätigte, dass ihm bei der Operation die Prostata entfernt wurde. "Ich kann ohne Probleme noch Reden halten oder Sitzungen durchstehen", sagte Lafontaine, betonte aber, dass er sich nun um die Wiederherstellung seiner Gesundheit kümmern müsse. Der damals 66-Jährige erwähnte auch, dass er Anfang 2009 "Probleme mit dem Herzen" gehabt habe und seit September an einer Virusinfektion der Atemwege leide.
Das Attentat von 1990 und seine Folgen
Ein einschneidendes Ereignis in Lafontaines Leben war das Attentat im Bundestagswahlkampf 1990, als ihm eine geistig verwirrte Frau in den Hals stach. Dieses Ereignis veränderte sein Leben und seine Lebenseinstellung. "Wenn mich mal eine Krebserkrankung erwischt, dann höre ich auf", habe er damals gedacht. Die Grenzerfahrung des Todes habe ihn nachhaltig geprägt.
Auf die Frage, ob ihn die Vorstellung an den Tod schrecke, antwortete Lafontaine: "Da wir nicht wissen, was nach dem Tod ist, halte ich die Antwort des Sokrates für richtig: 'Es gibt keinen Grund, vor dem Tod Angst zu haben.'" Er betonte, dass es ihm wichtig sei, dass der Tod schnell und schmerzfrei komme, und dass er jetzt gesund werden und leben wolle.
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Die Rolle der Medien und persönliche Angriffe
Lafontaine hatte im Laufe seiner Karriere immer wieder Auseinandersetzungen mit den Medien. Besonders ein Bericht des Spiegels, in dem ihm eine Affäre mit Sahra Wagenknecht vorgeworfen wurde, verletzte ihn tief. Er kritisierte dies als "Beispiel für niveaulosen Journalismus - mit angeblichen Affären und Berliner Hintertreppentratsch". Erst diese Geschichte habe ihn gezwungen, seine Krebserkrankung öffentlich zu machen.
Lafontaine hatte in der Vergangenheit bereits negative Erfahrungen mit dem Spiegel gemacht und warf dem TV-Magazin Panorama 1993 "Schweinejournalismus" vor. Im Gegensatz dazu hatte er zum Stern Vertrauen gefasst, da es ihm auch um sein politisches Vermächtnis ging.
Lafontaines politische Einschätzungen und Zukunftspläne
Trotz seiner gesundheitlichen Probleme äußerte sich Lafontaine weiterhin zu politischen Themen. Er sah die größte Schwäche der Linken darin, "im Westen noch nicht stabil genug" zu sein und betonte die Notwendigkeit von Aufbauarbeit. Er glaubte jedoch nicht, dass sein Abschied die Partei gefährden würde.
Skeptisch äußerte er sich zu einer möglichen Fusion zwischen SPD und Linkspartei und betonte die Notwendigkeit einer Partei links von der Sozialdemokratie in den westlichen Industriegesellschaften. Er zeigte sich jedoch bereit zu einer Aussprache mit dem ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder.
Die Krebserkrankung und der Rückzug aus der Politik
Im November 2009 wurde bekannt, dass Oskar Lafontaine an Prostatakrebs erkrankt war und sich einem chirurgischen Eingriff unterziehen musste. Diese Nachricht sorgte für Bestürzung in der Politik und den Medien. Lafontaine selbst teilte mit, dass er nach der Operation Anfang 2010 über seine politische Zukunft entscheiden werde.
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Parteifreunde und politische Gegner wünschten ihm eine schnelle Genesung. Saarlands Linke-Chef Rolf Linsler rechnete mit einer schnellen Rückkehr Lafontaines. Es gab Spekulationen über seine Nachfolge und die Auswirkungen auf die Linkspartei.
Reaktionen und Zukunft der Linkspartei
Trotz der Erkrankung attackierte Lafontaine weiterhin die neue Landesregierung im Saarland. Es gab unterschiedliche Meinungen innerhalb der Linkspartei über die Notwendigkeit einer Nachfolgeplanung. Einige betonten, dass Lafontaine unverzichtbar sei, während andere die Notwendigkeit sahen, sich auf die Zeit nach Lafontaine vorzubereiten.
Die Linke in Baden-Württemberg sah Lafontaine als Integrationsfigur zwischen Ost- und Westverbänden als unverzichtbar an. Der Landesverband Rheinland-Pfalz betonte, dass Lafontaine für die gesamte Politik in Deutschland eine wichtige Person sei.
Lafontaines 80. Geburtstag und ein Blick zurück
Anlässlich seines 80. Geburtstags im Jahr 2023 wurde Oskar Lafontaine als eine historische Figur gewürdigt, die die deutsche Politik maßgeblich beeinflusst hat. Trotz seiner Erfolge und seines politischen Talents wurde er auch als jemand beschrieben, dem der Wille zum Durchhalten abging.
Es wurde auf seine Zeit im Saarland, seine Provokationen und sein Rebellentum hingewiesen. Auch das Attentat von 1990 und seine Folgen wurden thematisiert. Lafontaines Scheitern an Gerhard Schröder und sein Austritt aus der SPD wurden als Wendepunkte in seiner Karriere betrachtet.
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Schäubles Erinnerungen und Lafontaines Rolle
In seinen Erinnerungen äußerte sich Wolfgang Schäuble über Lafontaine und dessen politische Rolle. Er beschrieb Lafontaine als intelligent, aber auch als jemand, der in der Finanzpolitik unrealistische Vorstellungen hatte. Schäuble würdigte Lafontaines Besuch an seinem Krankenbett nach dem Attentat und dessen psychische Langzeitfolgen.
Schäuble betonte auch, dass er und Lafontaine trotz politischer Differenzen durch das Schicksal verbunden seien, Opfer von Attentaten geworden zu sein. Er bedauerte, dass er keine Gelegenheit mehr hatte, sich bei Lafontaine für dessen einfühlsame Worte zu bedanken.
Lafontaines Vermächtnis
Oskar Lafontaine hat die deutsche Politik über Jahrzehnte geprägt. Trotz gesundheitlicher Rückschläge und persönlicher Schicksalsschläge hat er sich immer wieder zu Wort gemeldet und seine Meinung zu politischen Themen geäußert. Sein Vermächtnis besteht in seinem Einsatz für soziale Gerechtigkeit und seine Kritik am Neoliberalismus. Er bleibt eine umstrittene, aber auch faszinierende Figur der deutschen Politikgeschichte.
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