Schlaganfall: Ursachen und Häufigkeit in Deutschland

Schlaganfälle stellen eine erhebliche Belastung für die öffentliche Gesundheit dar. Sie gehören zu den häufigsten Todesursachen in entwickelten Ländern und sind eine der Hauptursachen für Behinderung und Invalidität im Erwachsenenalter. In Deutschland erleiden schätzungsweise jährlich 243.000 bis 260.000 Menschen einen Schlaganfall. Diese hohe Zahl unterstreicht die Notwendigkeit, die Ursachen und Risikofaktoren besser zu verstehen, um Präventionsstrategien zu verbessern und die Versorgung von Betroffenen zu optimieren.

Prävalenz und Inzidenz von Schlaganfällen in Deutschland

Die Häufigkeit von Schlaganfällen variiert je nach Art und Methodik der zugrunde liegenden Studie. Eine Studie, die auf GKV-Abrechnungsdaten basiert, ermittelte für das Jahr 2007 eine 1-Jahres-Prävalenz von 317 Fällen pro 100.000 Einwohner. Eine weitere Studie, die auf DRG-Abrechnungsdaten beruht, ergab für das Jahr 2010 eine Schlaganfall-Hospitalisierungsrate von 365 Fällen pro 100.000 Einwohner. Das Robert Koch-Institut (RKI) ermittelte anhand von Surveydaten eine Lebenszeitprävalenz von 2,9 %, wobei es große Unterschiede nach Geschlecht und Sozialstatus gab.

Auch die Schätzungen zur Inzidenz von Schlaganfallereignissen variieren. Im Erlanger Schlaganfallregister wurde für die Jahre 1994-1996 eine Inzidenz von 174 Fällen pro 100.000 Einwohner ermittelt. Van den Bussche et al. stellten auf Basis von GKV-Abrechnungsdaten eine Inzidenz von 126 Fällen pro 100.000 Einwohner im Jahr 2006 fest, während die Inzidenz nach Daten der AOK im Jahr 2008 bei 266 Fällen pro 100.000 Einwohner lag. Diese Schwankungen lassen sich teilweise durch unterschiedliche methodische Herangehensweisen und Untersuchungspopulationen erklären.

Eine aktuelle Studie basierend auf GKV-Routinedaten der AOK Niedersachsen mit 2,7 Millionen Versicherten ergab eine gemittelte Inzidenz von 292 Fällen pro 100.000 Einwohner und eine Prävalenz von 336 Fällen pro 100.000 Einwohner in den Jahren 2010/2011.

Unterschiede in Altersgruppen und Geschlecht

Die RKI-Befragungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die deutschsprachige Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren in Privathaushalten. Im Jahr 2014 lag in Deutschland die Lebenszeitprävalenz für Schlaganfall bei 3,3 % (Frauen: 3,3 %; Männer: 3,3 %). Die Prävalenz stieg mit zunehmendem Alter deutlich an. Bei 18- bis 44-Jährigen lag die Prävalenz bei 0,9 % und bei 45- bis 64-Jährigen bei 2,8 %. Personen im Alter zwischen 65 und 79 Jahren waren zu 7,5 % und Personen ab 80 Jahren zu 14,6 % betroffen.

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Männer haben ein deutlich höheres Schlaganfall-Risiko als Frauen. Besonders im mittleren Lebensalter sind Männer deutlich häufiger betroffen. Bei Frauen ereignet sich der Schlaganfall meistens in einem späteren Lebensabschnitt als bei Männern. Aufgrund des höheren Alters sind die Folgen dieser Schlaganfälle schwerwiegender und Frauen versterben häufiger daran.

Einfluss des Sozialstatus

Personen der niedrigen Bildungsgruppe waren mit 6,2 % häufiger von einem Schlaganfall betroffen als Personen der mittleren (2,1 %) und der hohen Bildungsgruppe (2,2 %). Die Prävalenz variierte zwischen den Regionen und lag in der Region Mitte-West mit 4,0 % über dem Bundesdurchschnitt.

Ursachen und Risikofaktoren für Schlaganfall

Die Ursachen für einen Schlaganfall sind vielfältig und können in beeinflussbare und nicht beeinflussbare Risikofaktoren unterteilt werden. Es ist wichtig zu wissen, dass sich die verschiedenen Risikofaktoren für Gefäßerkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder arterielle Verschlusskrankheit gegenseitig beeinflussen können.

Beeinflussbare Risikofaktoren

  • Bluthochdruck (Hypertonie): Der Bluthochdruck ist der Hauptrisikofaktor für einen Schlaganfall. Je höher der Blutdruck ist und je länger er unerkannt und unbehandelt bleibt, desto größer ist das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.
  • Erhöhtes Cholesterin: Erhöhtes Cholesterin im Blut steigert das Risiko für Gefäßerkrankungen. Die Fettstoffwechselstörung führt zu cholesterinhaltigen Ablagerungen an den Gefäßwänden und befördert somit Arteriosklerose und nachfolgenden Bluthochdruck.
  • Rauchen: Rauchen erhöht das Schlaganfall-Risiko um das Zwei- bis Vierfache. Viele der Schadstoffe belasten besonders die Blutgefäße. Vor allem der süchtig machende Stoff Nikotin führt dazu, dass sich die Arterien verengen und gleichzeitig die Herzaktivität steigt. Die Folge ist eine schlechtere Durchblutung aller Gefäße und ein steigender Blutdruck.
  • Diabetes mellitus: Der Begriff bezeichnet eine Stoffwechselerkrankung, durch die die Zuckerwerte im Blut erhöht sind. Der hohe Zuckergehalt im Blut greift die Gefäßwände an und beschleunigt das Entstehen von Arteriosklerose. Diabetiker haben ein zwei- bis dreifach erhöhtes Schlaganfall-Risiko.
  • Übergewicht: Übergewicht erhöht das Risiko für Folgeerkrankungen und unterstützt die Negativspirale der Faktoren, die Herzinfarkt und Schlaganfall hervorrufen können. Neben Diabetes, Gicht und anderen Stoffwechselerkrankungen steigert Übergewicht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Arteriosklerose.
  • Bewegungsmangel: Regelmäßige körperliche Aktivität und Sport halten fit: Bewegung trainiert unsere Muskeln und Gefäße und der Körper wird beim Sport mit mehr Sauerstoff versorgt. Dies macht die Gefäße elastisch. Besonders Ausdauersport reguliert den Zuckerstoffwechsel und senkt Blutdruck- und Cholesterinwerte.
  • Stress: Stress ist eine Empfindung, und jeder empfindet anders. Mögliche Folgen sind: Ausschüttung von Stresshormonen durch die Nebennieren, Verengung der Blutgefäße, Zunahme der Herzfrequenz, Anstieg von Blutdruck und Blutzuckerspiegel und Erhöhung der Blutgerinnungsneigung (Thromboseneigung).
  • Alkoholkonsum: In mehreren Studien wurde bereits nachgewiesen, dass leichter bis mäßiger Alkoholkonsum das Schlaganfall-Risiko senken kann. Dies gilt aber nur für den Hirninfarkt, also den Schlaganfall, der durch mangelnde Durchblutung der Hirngefäße entsteht.
  • Vorhofflimmern: Das Vorhofflimmern ist eine spezielle Form der Herzrhythmusstörung. Es äußert sich durch einen unregelmäßigen Herzschlag und erhöht das Schlaganfall-Risiko massiv. Diese unregelmäßigen Herzschläge sind meist nicht direkt spürbar. Sie können jedoch zu gefährlichen Folgeschäden wie einem Schlaganfall führen, da sich Blutgerinnsel im Herzen bilden und mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangen können.

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren

  • Alter: Das Schlaganfall-Risiko steigt mit zunehmendem Lebensalter deutlich an.
  • Geschlecht: Männer haben ein deutlich höheres Schlaganfall-Risiko als Frauen. Besonders im mittleren Lebensalter sind Männer deutlich häufiger betroffen. Bei Frauen ereignet sich der Schlaganfall meistens in einem späteren Lebensabschnitt als bei Männern.
  • Vererbung: Ist in der Familie bereits ein Schlaganfall aufgetreten, erhöht sich das Risiko, selbst einen Schlaganfall zu erleiden. Dies gilt besonders, wenn in der Familie eine oder mehrere vererbbare Erkrankungen bekannt sind.

Spezifische Ursachen bei jüngeren Menschen

Bei jüngeren Schlaganfallpatienten (unter 50 oder 55 Jahren) können die Ursachen vielfältiger sein als bei älteren Menschen. Während bei älteren Patienten häufig Arteriosklerose und Vorhofflimmern eine Rolle spielen, sind bei jüngeren Patienten folgende Ursachen häufiger:

  • Arteriopathien: Dies sind Erkrankungen der Blutgefäße, wie die transiente zerebrale Arteriopathie (TCA), die zu Gefäßwandschäden und Minderdurchblutungen führen können. Auch Bindegewebserkrankungen oder Gefäßentzündungen können zu Einrissen in Gefäßwänden und Einblutungen führen.
  • Herzfehler: Angeborene und erworbene Herzkrankheiten können das Schlaganfallrisiko erhöhen.
  • Stoffwechselerkrankungen: Manche angeborene Stoffwechselerkrankungen führen zu Ablagerungen in den Blutgefäßen oder zu einer gestörten Gefäßfunktion, die die Gerinnselbildung fördert.
  • Medikamente und Behandlungen: Zahlreiche Medikamente und Behandlungen können durch ihre gerinnungsfördernden Nebenwirkungen oder durch direkte Schädigung von Blutgefäßen das Schlaganfallrisiko erhöhen.
  • Spontane Gefäßdissektionen: Dabei kommt es durch eine kleine Verletzung zu einem Einriss in der Gefäßinnenwand. Es bildet sich ein Wandhämatom, das zu einer Engstelle oder sogar einem Gefäßverschluss führt.
  • Gefäßentzündungen (Vaskulitiden):
  • Gerinnungsstörungen (Thrombophilien):
  • Defekte der Herzscheidewand (paradoxe Embolien):

Bei Frauen zwischen 18 und 35 Jahren spielen das Risiko der Pille (vor allem im Zusammenspiel mit Rauchen) und der Risikofaktor Migräne mit Aura eine besondere Rolle. Auch Schwangerschaften erhöhen das Risiko für einen Schlaganfall.

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Arten von Schlaganfällen

Ein Schlaganfall kann verschiedene Ursachen haben. Die Mehrheit aller Schlaganfälle (ca. neun von zehn Schlaganfällen) ist auf eine Durchblutungsstörung bei Gefäßverschlüssen im Gehirn (Ischämie) zurückzuführen. Vordringliches Ziel der Behandlung ist hier die schnelle Wiederherstellung der Blutzirkulation, weil es beim ischämischen Schlaganfall, oft auch als Hirninfarkt bezeichnet. Durch den Verschluss oder die Verengung eines hirnversorgenden Blutgefäßes kommt es zur Minderversorgung eines Hirnareals mit Sauerstoff und lebenswichtigen Nährstoffen. Ein Pfropf (Thrombus) verstopft das Gefäß und das Blut kann nicht mehr richtig fließen, um die Gehirnzellen zu versorgen. Ursache sind häufig Blutgerinnsel aus vorgelagerten Gefäßen, z. B. Oder, insbesondere bei Patienten mit Vorhofflimmern, verschließt ein aus dem Herzen mit dem Blutstrom angeschwemmtes Blutklümpchen ein Hirngefäß. Bei jüngeren Erwachsenen kann ein Gefäßwandriss mit Einblutung zwischen die Schichten der Gefäßwand ursächlich sein: Es handelt sich um die sog. Dissektion einer Arterie. Tritt dies im Bereich hirnversorgender Arterien auf (zervikale arterielle Dissektion/CAD), kann das einen Schlaganfall (Insult) auslösen. Die seltenere, dafür aber umso gefährlichere Ursache eines Schlaganfalls sind Einblutungen in das Hirngewebe aufgrund erkrankter Blutgefäße. Ein solcher hämorrhagischer Schlaganfall, oft auch als Hirnblutung bezeichnet, geht auf den Riss kleinerer Hirngefäße zurück, die oft durch einen langjährig bestehenden Bluthochdruck (Hypertonie) geschädigt sind. Das Problem bei Hirnblutungen besteht darin, dass Blut in das umliegende Hirngewebe gelangt und dort die Nervenzellen zerstört. Hier gilt es bei der Behandlung, die Blutung und Flüssigkeitsausbreitung in das Hirngewebe zu stoppen und ggf. Seltener kann eine sog. Subarachnoidalblutung einen Schlaganfall verursachen. In diesem Fall gelangt Blut meist aus einer Gefäßaussackung (Aneurysma) in den mit Hirnflüssigkeit gefüllten Subarachnoidalraum, d. h. in den Raum um Gehirn und Rückenmark. Das Aneurysma muss durch einen Katheter-Eingriff oder eine Operation verschlossen werden. Ursächlich können aber auch angeborene oder erworbene Gefäßfehlbildungen sein. Letztendlich gibt es aber auch Schlaganfälle, deren Ursache nicht geklärt werden kann und die häufig auch bei jüngeren Menschen auftreten. Der Mediziner spricht dann von einem kryptogenen Schlaganfall. Experten vermuten kleine Blutgerinnsel (Embolien) unbekannten Ursprungs (ESUS: „embolic stroke of undetermined source“, heißt embolischer Schlaganfall ungeklärter Ätiologie). Bei einer Thrombose der Hirnvenen (Sinusvenenthrombose, d. h.

Rezidivrisiko nach Schlaganfall

Insgesamt lässt sich zusammenfassen, dass die derzeitige Datenlage zu Häufigkeiten von Schlaganfällen, insbesondere zu Rezidiven, unzureichend ist. In der Studie von van den Bussche et al. erlitten 11,2 % der Studienpopulation ein Rezidiv innerhalb von 12 Monaten. In der Patientenkohorte des Erlanger Schlaganfallregisters lag die Rezidivrate bei 15 % im zweijährigen Follow-up. In einer aktuellen US-amerikanischen Studie wurde ein Rezidivrisiko von 9,5 % innerhalb von 5 Jahren nach transitorisch ischämischer Attacke (TIA) oder leichtem ischämischen Infarkt ermittelt.

Eine aktuelle Studie basierend auf GKV-Routinedaten der AOK Niedersachsen ergab, dass von den 14.293 Versicherten mit einem inzidenten Schlaganfall in den Jahren 2010/2011 bis zum maximalen Nachbeobachtungsjahr 2016 insgesamt 16.879 Insultereignisse (inklusive Erstinsult) beobachtet wurden. 2.145 Versicherte (15 %) hatten mindestens ein Rezidiv; darunter 1.786 Versicherte (12,1 %) mit einem Rezidiv, 294 Versicherte (2,1 %) mit zwei Rezidiven und 52 Versicherte (0,04 %) mit drei Rezidiven. 13 Versicherte erlitten vier (10 Versicherte), fünf (2 Versicherte) oder sechs (1 Versicherter) Rezidive.

Der durchschnittliche Abstand zwischen Erstereignis und Rezidiv belief sich auf 697 Tage (Standardabweichung [SD]: 643 Tage; 95-%-Konfidenzintervall: 670-724 Tage). Folgte ein weiteres Rezidiv, so trat dies mit einem durchschnittlichen Abstand von 450 Tagen auf (SD: 489 Tage, 95-%-Konfidenzintervall: 399-501 Tage).

Die Ergebnisse der Kaplan-Meier Analysen zeigen ein Rezidivrisiko von 1,2 % nach 30 Tagen, von 3,4 % nach 90 Tagen, von 7,4 % nach einem Jahr sowie 19,4 % nach fünf Jahren. Jahresbezogen lag das Risiko ein Rezidiv zu erleiden bei 7,4 % im ersten Jahr, 3,7 % im zweiten Jahr, 2,8 % im dritten Jahr, 2,9 % im vierten Jahr sowie bei 2,6 % im fünften Jahr nach dem Erstereignis.

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Frauen haben ein geringeres Risiko, ein Rezidiv zu erleiden (Hazard-Ratio[HR]: 0,871; p = 0,002). Zudem steigt das Risiko mit jedem zusätzlichen Lebensjahr an (HR: 1,016; p < 0,001).

Das Rezidivrisiko war nach intrazerebralen Blutungen (I61) (HR: 0,838; p = 0,270) und sonstigen nichttraumatischen intrakraniellen Blutungen (HR: 0,774; p = 0,184) im Vergleich zur Subarachnoidalblutung nicht signifikant verringert. Für Hirninfarkte (I63) (HR: 0,715; p = 0,019) und Schlaganfälle, die nicht als Blutung oder Infarkt klassifiziert wurden (I64) (HR: 0,683; p = 0,032) wurden signifikant geringere Rezidivwahrscheinlichkeiten ermittelt.

Mortalität nach Schlaganfall

Die Ergebnisse zur Mortalität nach Schlaganfall zeigen ein Mortalitätsrisiko von 6,8 % nach 30 Tagen, 9,4 % nach 90 Tagen, 17,0 % nach einem Jahr sowie 45 % nach fünf Jahren. Blutungsereignisse waren mit einer erhöhten Mortalität assoziiert. Patienten, die in einer Stroke-Unit versorgt wurden, hatten eine geringere Mortalität.

Kaplan-Meier-Überlebenszeitanalysen zur Mortalität zeigen, dass 30 Tage nach inzidentem Schlaganfall 6,8 % der Schlaganfallpatienten verstorben waren, nach 90 Tagen waren dies bereits 9,4 %. Die längerfristig orientierte 1- und 5-Jahres-Mortalität lag bei 17,0 % beziehungsweise 45,0 %.

Frauen wiesen ein verringertes Mortalitätsrisiko auf (HR: 0,837; p < 0,001). Das Risiko zu versterben wuchs mit zunehmendem Alter bei Erstinsult (je Lebensjahr) kontinuierlich an (HR: 1,07; p < 0,001). Das Mortalitätsrisiko war bei sonstigen nichttraumatischen intrakraniellen Blutungen (HR: 0,653; p = 0,001), Hirninfarkten (HR: 0,776; p = 0,016) und Schlaganfällen, die nicht als Blutung oder Infarkt klassifiziert wurden (HR: 0,768; p = 0,025) signifikant geringer als bei einer Subarachnoidalblutung. Mortalitätsraten unterschieden sich nicht signifikant zwischen intrazerebralen Blutungen und Subarachnoidalblutungen (HR: 1,162; p = 0,175).

Prävention und Behandlung

Prävention

Die Prävention von Schlaganfällen ist von entscheidender Bedeutung, um die Häufigkeit dieser Erkrankung zu reduzieren. 70% aller Schlaganfälle könnten durch eine vorbeugende Therapie verhindert werden. Die Prävalenz von Schlaganfall bei Erwachsenen lag in 2014 bei rund 3 %. Auf ähnlichem Niveau bewegen sich die Analysen auf der Grundlage von Abrechnungsdaten gesetzlich Versicherter für den aktuelleren Zeitraum von 2017 - 2022 (WIdO 2024). Das Präventionspotenzial für das Schlaganfallrisiko ist hoch angesichts der in Deutschland noch bestehenden Defizite, etwa bei der Eindämmung des Tabakkonsums oder der Förderung eines gesunden Lebensstils. Die Unterschiede in den Bildungsgruppen verdeutlichen, dass verhaltens- und verhältnisbezogene Präventionsangebote insbesondere sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen in den Blick nehmen sollten.

Wichtige Maßnahmen zur Prävention umfassen:

  • Kontrolle des Blutdrucks: Regelmäßige Messung und Behandlung von Bluthochdruck.
  • Gesunde Ernährung: Ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, wenig gesättigten Fetten und Salz.
  • Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität zur Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems.
  • Nichtrauchen: Verzicht auf Tabakkonsum.
  • Kontrolle des Cholesterinspiegels: Behandlung von erhöhten Cholesterinwerten.
  • Behandlung von Diabetes: Gute Blutzuckereinstellung bei Diabetes mellitus.
  • Vermeidung von Übergewicht: Gewichtsreduktion bei Übergewicht.
  • Mäßiger Alkoholkonsum: Begrenzung des Alkoholkonsums.
  • Behandlung von Vorhofflimmern: Medikamentöse Therapie zur Verhinderung von Blutgerinnseln.

Akutbehandlung

Ein Schlaganfall muss so schnell wie möglich behandelt werden - jede Minute zählt. Es gilt das Motto „time is brain“, damit es nicht zu bleibenden Schäden durch Absterben von Gehirnzellen kommt. Je schneller die Behandlung erfolgt, desto höher sind die Chancen auf eine weitgehende oder vollständige Genesung.

Die Akutbehandlung umfasst:

  • Schnelle Diagnose: Um zu unterscheiden, ob es sich um einen Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall) oder um eine Hirnblutung handelt, werden bildgebende Untersuchungen durchgeführt. Dabei handelt es sich um Schichtaufnahmen des Gehirns, entweder mittels Computertomographie (CT) oder mittels Kernspin- bzw. Magnetresonanztomographie (MRT). Meist erfolgt dabei auch eine Darstellung der hirnversorgenden Gefäße (CT- oder MR-Angiographie). Darüber hinaus erfolgt eine Laboruntersuchung des Bluts. Des Weiteren wird immer ein EKG zum Nachweis bzw.
  • Thrombolyse: Bei einem ischämischen Schlaganfall muss das durch ein Blutgerinnsel akut verstopfte Gefäß so schnell wie möglich wiedereröffnet werden. Dies kann durch eine medikamentöse Therapie erfolgen, die als Thrombolyse (kurz auch: „Lyse“) bezeichnet wird. Grundsätzlich sollte die Lysetherapie innerhalb von 4,5 Stunden nach Beginn der Schlaganfallsymptome begonnen werden. Neue Studien haben gezeigt, dass unter bestimmten Umständen eine Lysetherapie auch noch später erfolgreich sein kann.
  • Thrombektomie: Reicht eine Lysetherapie zur Auflösung des die Arterie verstopfenden Blutgerinnsels nicht aus, gibt es die Möglichkeit der sogenannten Thrombektomie, einem Eingriff, bei dem das Blutgerinnsel mechanisch entfernt wird. Dabei werden meist Katheter verwendet, die an ihrer Spitze ein Drahtgeflecht (Stent) besitzen. Diese Katheter werden so weit in das Hirngefäß vorgeschoben, dass sie hinter den Thrombus zu liegen kommen. Dann wird das Gittergeflecht an der Stelle des Thrombus entfaltet, so dass sich das Gerinnsel darin verfängt. Vor allem beim Verschluss großer Hirngefäße erfolgt eine Thrombektomie.
  • Behandlung von Hirnblutungen: Zunächst wird versucht, die Ausbreitung der Blutung zu bremsen, durch Senkung des Blutdrucks und ggf. den Einsatz gerinnungsaktiver Medikamente. Bei ausgedehnten Hirnblutungen wird operiert.

Rehabilitation

Die Frührehabilitation mit Krankengymnastik, Ergo- und Sprachtherapie unterstützt die Rückbildung neurologischer Ausfälle. Nach einem ischämischen Schlaganfall, auch bei einem „Mini-Schlaganfall“ (TIA), erfolgt eine therapeutische Beeinflussung der Blutgerinnung, um das Risiko zu minimieren, dass sich ein neues Blutgerinnsel bildet und zu einem Folgeschlaganfall führt. Oft wird dafür Aspirin/ASS eingesetzt, da es die Blutplättchenbildung hemmt. Wenn ein Vorhofflimmern ursächlich war, erfolgt die sogenannte Antikoagulationstherapie.

Bedeutung der Schlaganfallversorgung

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zur Inzidenz und Prävalenz von Schlaganfällen, die Häufigkeit von Schlaganfallrezidiven, deren Abstand zum Erstinsult sowie die Mortalität nach Erstinsult auf Basis von GKV-Routinedaten unterstreichen die Notwendigkeit einer umfassenden Schlaganfallversorgung. Bisherige Studien zum Schlaganfallgeschehen in Deutschland behandeln nur einzelne dieser Aspekte. Mit aktuellen Ergebnissen zum Schlaganfallgeschehen in Deutschland ergänzt die vorliegende Studie die bisherige Literatur. Die Ergebnisse zur Inzidenz und Prävalenz liegen im Rahmen bisheriger Schätzungen, auch wenn sich die Ergebnisse verschiedener Analysen aufgrund unterschiedlicher Einschlusskriterien sowie Unterschieden in der Altersstruktur der verschiedenen Populationen nicht direkt vergleichen lassen. Zudem können sich Änderungen in der Häufigkeit von Schlaganfällen über die Zeit ergeben, beispielsweise durch veränderte Lebensgewohnheiten oder bessere Präventionsmöglichkeiten. Zudem zeigen Analysen, dass sich Schlaganfallraten nach Sozialstatus unterscheiden. Unterschiedliche Sozialstrukturen sollten deshalb ebenfalls bei einem Vergleich von Studien berücksichtigt werden. Bislang sind nur wenige Daten aus Deutschland zur Häufigkeit von Schlaganfallrezidiven verfügbar. Neu sind insbesondere umfassende Analysen zu Rezidivhäufigkeit und Mortalität, die sowohl übergreifend als auch für einzelne Schlaganfalltypen aufgedeckt wurden. Im Rahmen von zwei Routinedatenanalysen wurde ermittelt, dass 11,2 % beziehungsweise 11,4 % der Schlaganfallpatienten innerhalb von zwölf Monaten ein Rezidiv erlitten. Daten des Erlanger Schlaganfallregisters zeigen für den ischämischen Schlaganfall ein Rezidivrisko von 11 % nach einem Jahr und 15 % innerhalb von zwei Jahren nach Erstinsult. International sind Daten aus Registerstudien verfügbar. Eine ältere Metaanalyse konnte auf Basis von Registerstudien ein 30-Tages-Rezidivrisiko von 3,1 % ermitteln.

Die Versorgung von Schlaganfallpatienten sollte folgende Aspekte umfassen:

  • Stroke Units: Spezialisierte neurologische Einrichtungen an Kliniken zur optimalen Versorgung von Schlaganfällen.
  • Schnelle Notfallversorgung: Optimierung der Rettungskette, um Patienten so schnell wie möglich in eine geeignete Klinik zu bringen.
  • Rehabilitation: Frühzeitige und intensive Rehabilitation zur Verbesserung derFunktionsfähigkeit und Lebensqualität.
  • Sekundärprävention: Maßnahmen zur Verhinderung von Folgeschlaganfällen, wie die medikamentöse Einstellung von Blutdruck, Diabetes mellitus und Cholesterin.

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