Schmerzpflaster bei Nervenschmerzen: Wirkstoffe und Anwendung

Nervenschmerzen, oft als brennend, stechend oder elektrisierend beschrieben, können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Eine gezielte Therapieoption zur Linderung dieser Beschwerden sind Capsaicin-Pflaster. Dieser Artikel beleuchtet die Wirkstoffe in Schmerzpflastern, insbesondere Capsaicin, und gibt einen Überblick über verschiedene Pflasterarten, ihre Anwendung und was bei der Behandlung von Nervenschmerzen zu beachten ist.

Was sind neuropathische Schmerzen?

Neuropathische Schmerzen entstehen durch Schädigungen oder Erkrankungen der Nerven. Sie können von neurologischen Ausfällen und Fehlfunktionen der beteiligten Muskeln begleitet sein. Ursachen können Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose oder Diabetes mellitus sein. Die Lebensqualität der Betroffenen ist meist stark beeinträchtigt.

Capsaicin: Der Wirkstoff aus der Chilischote

Capsaicin ist ein Alkaloid, das in Pflanzen der Gattung Capsicum (Paprika) vorkommt. Besonders hohe Konzentrationen finden sich in Chili-Schoten. Capsaicin reizt bestimmte Neuronen, die für die Wahrnehmung von Schmerz und Wärme zuständig sind. Es wirkt als hochselektiver Agonist an TRPV1-Rezeptoren (transient receptor potential vanilloid 1), die eine wichtige Rolle bei der Übertragung von Schmerzsignalen spielen.

Wirkmechanismus von Capsaicin

Bei neuropathischen Schmerzen sind sensorische Nervenfasern mit TRPV1-Rezeptoren oft hyperaktiv. Die topische Anwendung von hochdosiertem Capsaicin führt durch Überstimulation zu einer längerfristigen, reversiblen Deaktivierung dieser Schmerzrezeptoren. Dies führt zu einer effektiven Schmerzlinderung.

Capsaicin induziert unter Bindung an den TRP-Kanal TRPV1 eine Freisetzung von Neuropeptiden, wie v. a. der Substanz P aus Nozizeptoren (sensorische C-Fasern). Diese Freisetzung führt zu einer Depletion von Substanz P und einer anhaltenden Desensibilisierung.

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Unterschiede zwischen Capsaicin- und Wärmepflastern

In Apotheken sind sowohl Capsaicin-Schmerzpflaster (z.B. Qutenza®) als auch Wärmepflaster mit Capsaicin erhältlich. Wärmepflaster enthalten eine deutlich niedrigere Wirkstoffkonzentration und sind rezeptfrei erhältlich. Sie werden zur Linderung von Muskelschmerzen eingesetzt, indem Capsaicin die Durchblutung anregt und so die Muskulatur entspannt.

Im Gegensatz dazu werden hochdosierte Capsaicin-Pflaster wie Qutenza® verwendet, um die Schmerzrezeptoren gezielt zu überstimulieren und langfristig zu desensibilisieren.

Vergleich verschiedener Pflaster mit Capsaicin

PräparatGehalt an Capsaicin insgesamtCapsaicin pro cm2 PflasterHinweise zur AnwendungWartezeit bis zur erneuten Anwendung
Qutenza®179 mg640 µgApplikationszeit: zwischen 30 und 60 Minuten90 Tage
Hansaplast ABC® Wärmepflaster11 mg36 µgApplikationszeit: zwischen 4 und 12 Stunden12 Stunden

Anwendung von Capsaicin-Pflastern

Qutenza®: Verschreibungspflichtiges Hochdosis-Pflaster

Qutenza® ist ein verschreibungspflichtiges Pflaster mit hoher Capsaicin-Konzentration zur lokalen Behandlung von neuropathischen Schmerzen bei Erwachsenen. Die Anwendung erfolgt ausschließlich durch einen Arzt oder unter ärztlicher Aufsicht.

Vorbereitung und Durchführung

  1. Vorbereitung der Haut: Die schmerzhaften Hautstellen werden markiert. Die Haut muss unverletzt und trocken sein. Haare werden vorsichtig abgeschnitten, nicht rasiert.
  2. Schutzmaßnahmen: Das Tragen von Nitrilhandschuhen, Mundschutz und Schutzbrille wird empfohlen, um direkten Kontakt mit Capsaicin zu vermeiden.
  3. Applikation: Das Pflaster wird auf die markierte Hautstelle aufgeklebt und verbleibt dort für 30 Minuten (Fuß) oder 60 Minuten (andere Hautstellen).
  4. Schmerzlinderung: Vor der Applikation kann ein Lokalanästhetikum (z.B. Lidocain 4%) aufgetragen oder ein orales Analgetikum eingenommen werden, um Schmerzen während der Behandlung zu reduzieren.
  5. Entfernung und Nachbehandlung: Das Pflaster wird langsam abgerollt und in einem medizinischen Abfallbeutel entsorgt. Die behandelte Haut wird mit einem Reinigungsgel abgewischt und anschließend gekühlt.

Wichtige Hinweise für Patienten

  • Das Pflaster zu Hause liegend lagern.
  • Rasieren der Hautstelle bis 48 Stunden vor der Behandlung vermeiden.
  • Am Tag der Behandlung keine Hautcremes verwenden.
  • Nach der Anwendung die Applikationsstelle möglichst nicht berühren.

Mögliche Nebenwirkungen

Während der Anwendung von Capsaicin-Pflastern können lokale Nebenwirkungen wie Schmerzen, Brennen, Rötungen und Juckreiz auftreten. In seltenen Fällen kann es zu einem vorübergehenden Blutdruckanstieg kommen. Daher sollte der Blutdruck während der Behandlung überwacht werden.

Ergebnisse einer Studie aus Portugal

Eine retrospektive Studie in Portugal untersuchte die Wirkung von 8%igem Capsaicin-Pflaster bei Patienten mit peripheren neuropathischen Schmerzen (PNP). Die Ergebnisse zeigten, dass sich die Lebensqualität bei zwei Drittel der Patienten zumindest kurzfristig verbesserte.

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  • Ätiologie der PNP: Bei den meisten Patienten (67,6 %) entwickelten sich die Beschwerden nach einer Operation oder einem Trauma.
  • Schmerzdauer: Die Schmerzdauer bis zur ersten Capsaicin-Anwendung variierte stark (2 Monate bis 49 Jahre).
  • Ergebnisse: Nach der Behandlung berichteten 31 % der Patienten über eine geringfügige, 22 % über eine starke und 13 % über eine sehr starke Verbesserung.
  • Nebenwirkungen: Häufige Nebenwirkungen waren Stiche, Taubheit, Kribbeln und Juckreiz.

Wann sollte man Capsaicin-Pflaster nicht anwenden?

  • Bei Überempfindlichkeit gegen Capsaicin oder andere Inhaltsstoffe des Pflasters.
  • Auf verletzter oder gereizter Haut.
  • In der Nähe von Augen oder Schleimhäuten.
  • Bei Schwangerschaft oder Stillzeit (nur nach Rücksprache mit dem Arzt).

Die Qutenzatherapie

Die Qutenzatherapie ist eine spezielle Behandlungsmethode zur Linderung neuropathischer Schmerzen. Dabei wird ein Pflaster mit dem Wirkstoff Capsaicin direkt auf die Haut aufgeklebt. Diese gezielte Behandlung führt zu einer deutlichen und langanhaltenden Linderung von Nervenschmerzen. Die Qutenzatherapie erfolgt nach ärztlicher Verordnung und wird bei entsprechender Indikation durch die Krankenkasse unterstützt.

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