Schmerzpumpe bei Nervenschmerzen: Eine umfassende Information

Chronische Schmerzen, insbesondere Nervenschmerzen, können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Wenn herkömmliche Behandlungsmethoden wie orale Medikamente oder Infusionen keine ausreichende Linderung bringen, kann eine Schmerzpumpe eine effektive Alternative darstellen. Dieser Artikel beleuchtet die Funktionsweise, Anwendungsbereiche, Vorteile und Nachteile dieser Therapieform.

Was ist eine Schmerzpumpe?

Eine Schmerzpumpe, auch Medikamentenpumpe genannt, ist ein Verfahren der Neuromodulation, das zur Behandlung schwerer chronischer Schmerzen, schwerer Spastik oder Tumorschmerzen eingesetzt wird. Bei diesem Verfahren wird die Weitergabe von Nervenimpulsen durch Medikamente beeinflusst. Anders als bei der oralen Einnahme von Medikamenten, bei welcher diese in den gesamten Blutkreislauf gelangen, wird mithilfe einer Schmerzpumpe das Medikament direkt in den Liquor, die Flüssigkeit die das Rückenmark umgibt, abgegeben. Dieses Verfahren wird auch als intrathekale (rückenmarksnahe) Schmerztherapie bezeichnet. Sie ermöglicht eine patientengesteuerte Schmerztherapie, bei der der Patient bei Bedarf eine zusätzliche Dosis über einen Steuerknopf selbst freisetzen kann. Die Pumpe ist so programmiert, dass pro Tag nur eine festgelegte maximale Dosierung freigegeben werden kann, wodurch eine Überdosierung ausgeschlossen ist.

Funktionsweise einer Schmerzpumpe

Implantierte, auch intrathekale Schmerzpumpen genannt, werden dem Patienten im Rahmen einer Operation direkt unter der Bauchwand eingesetzt. Die Schmerzpumpen geben dann die vom Arzt festgelegt Menge an Schmerzmedikamente kontinuierlich und lokal an den Schmerzort ab. Dafür verläuft ein Katheter in das Rückenmark und leitet die Wirkstoffe in das Nervenwasser der Wirbelsäule.

Eine Schmerzpumpe besteht aus mehreren Hauptkomponenten:

  • Pumpe: Diese wird unter die Haut implantiert, meist im Bauchbereich. Sie ist programmierbar und kann eine bestimmte Menge des Medikaments über einen festgelegten Zeitraum abgeben.
  • Katheter: Ein dünner Schlauch verbindet die Pumpe mit dem intrathekalen Raum im Rückenmark und leitet das Medikament direkt dorthin.
  • Steuerung: Die Pumpe ist programmierbar und kann individuell auf den Patienten angepasst werden, sowohl was die Dosis als auch die Frequenz betrifft.

Die modernen Schmerzpumpen sind technisch sehr gut entwickelt. Die meisten Schmerzpumpen werden so eingestellt, dass sie kontinuierlich eine gleichmäßige Menge an Schmerzmitteln abgeben. Dies führt zu einer konstanten Schmerzlinderung. Jedoch kann Ihr:e Ärzt:in je nach Bedarf auch die entsprechende Dosis und die Zeitpunkte programmieren. In ausgewählten Fällen erhalten die Patient:innen eine Fernbedienung, um eine zusätzliche Medikamentengabe selbst zu steuern. Mittels dieser Fernbedienung können Sie eine zusätzliche Gabe freischalten, damit Sie auch bei plötzlichen, starken Beschwerden eingreifen und diese lindern können. Die Funktionsweise der Pumpe ist von vielen Faktoren abhängig und kann durch verschiedene Umweltfaktoren beeinflusst werden. Beispielsweise kann der Luftdruck beeinflussen, wie schnell die Schmerzpumpen die Medikamente abgeben.

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Anwendungsbereiche der Schmerzpumpe

Intrathekale Pumpen kommen oft bei folgenden Erkrankungen und Schmerzzuständen zum Einsatz:

  • Krebsschmerzen: Bei Patienten mit fortgeschrittenem Krebs, die auf andere Schmerztherapien nicht ansprechen.
  • Chronische Rückenschmerzen: Insbesondere nach erfolglosen Operationen oder bei schwerem Bandscheibenvorfall.
  • Neuropathische Schmerzen: Zum Beispiel bei Patienten mit Schädigungen des Nervensystems, die andere Behandlungsmethoden nicht ausreichend lindern. Schmerzen, die durch eine Schädigung oder Fehlfunktion des Nervensystems verursacht werden.
  • Spastizität und Muskelkrämpfe: Intrathekale Medikamentenpumpen können auch zur Verabreichung von Medikamenten wie Baclofen bei Patienten mit schweren spastischen Störungen, zum Beispiel nach einer Rückenmarksverletzung, genutzt werden. Spinale und zerebrale Spastik (bei Patienten mit u.a.

Welche Medikamente werden verwendet?

Als Medikament der ersten Wahl gilt nach wie vor in 90% der Fälle Morphin, daher wird die Schmerzpumpe umgangssprachlich oft als „Morphiumpumpe“ bezeichnet. Verabreicht werden durch die Schmerzpumpe meist Morphin sowie verwandte Medikamente. Typische Medikamente, die über eine intrathekale Medikamentenpumpe verabreicht werden, sind:

  • Opioide: Zum Beispiel Morphin und Hydromorphon, die besonders effektiv bei starken Schmerzen sind.
  • Lokalanästhetika: Bupivacain kann als lokales Betäubungsmittel eingesetzt werden, um Nervenreizungen zu reduzieren.
  • Clonidin: Ein Mittel, das häufig bei neuropathischen Schmerzen hilft.
  • Baclofen: Wird bei Patienten mit schwerer Spastizität eingesetzt, um Muskelkrämpfe zu reduzieren.

Ablauf der Implantation

Haben Sie und Ihr:e Ärzt:in sich für eine Therapie mit einer Schmerzpumpe entschieden, folgen einige Untersuchungen, wie z.B. eine Kontrolle der Blutwerte und eine CT-Untersuchung der Wirbelsäule. Sind diese unauffällig, wird der Eingriff geplant. Die Schmerzpumpe wird unter Narkose in einer etwa einstündigen Operation eingesetzt, meist im Bereich des seitlichen Unterbauchs unterhalb der Gürtellinie. Die Schmerzpumpen-Operation erfolgt in Vollnarkose und dauert etwa eine Stunde. Dabei ist es wichtig, dass sie zum Zeitpunkt des Eingriffs nüchtern sind.

Bei der Operation wird ein dünner Schlauch an die entsprechenden Stellen in der Nähe des Rückenmarks platziert. Die dazugehörige Pumpe wird mit etwas Entfernung unter der Haut eingesetzt. Ein dünner Katheter wird in den fluidgefüllten Bereich um das Rückenmark (Intrathekalraum) eingesetzt und mit einer kleinen Pumpe, die üblicherweise im unteren Bauchbereich implantiert wird, verbunden. Die Dauer der Operation beträgt ca. eine Stunde. Das Reservoir der Pumpe wird während der Implantation mit Medikamenten aufgefüllt.

Um für unsere Patienten die beste Wirkung zu erzielen, werden zunächst verschiedene Medikamente ausgetestet. Hierzu wird ein Katheter an der Lendenwirbelsäule implantiert der vorerst an eine externe Medikamentenpumpe angeschlossen wird. Bei einer guten Linderung und fehlenden Nebenwirkungen erfolgt dann in einer zweiten Operation die dauerhafte Implantation einer Schmerzpumpe in das Unterhautfettgewebe des Bauches. Nach einem stationären Aufenthalt von ca. 3 Tagen können die Patienten in der Regel die Klinik wieder verlassen.

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Die Implantation der intrathekalen Medikamentenpumpe erfolgt unter lokaler Anästhesie oder Vollnarkose und ist ein chirurgischer Eingriff. Zuerst wird die Pumpe subkutan im Bauchbereich eingesetzt und anschließend der Katheter in den intrathekalen Raum eingeführt und mit der Pumpe verbunden. Nach dem Eingriff wird die Pumpe individuell programmiert.

Nach der Implantation müssen regelmäßige Nachsorgetermine stattfinden, um die Medikation zu überwachen, die Pumpe nachzufüllen und gegebenenfalls Anpassungen an der Dosis vorzunehmen. Zur konstanten Schmerzmittelabgabe muss die Pumpe in regelmäßigen Abständen aufgefüllt und kontrolliert werden. Das Auffüllen erfolgt dabei alle ein bis drei Monate schmerzarm durch die Bauchdecke. Zusätzlich ist in fünf- bis siebenjährigen Intervallen ein Austausch der Batterie notwendig. Zum Auffüllen und zur Kontrolle Ihrer Schmerzpumpe können Sie gern individuelle Termine mit uns vereinbaren. Die Dosis des Medikamentes dem Schmerzverlauf angepasst werden. Die Befüllung der Schmerzpumpe erfolgt je nach benötigter Dosis etwa alle 6 Wochen bis 6 Monate. Die Befüllung erfolgt mit einer Injektion über eine dünne Nadel durch die Haut in den Behälter der Pumpe. Dies ist für den Patienten nicht schmerzhaft. In unserer Ambulanz steht Ihnen unsere speziell ausgebildete Pain Nurse gerne beratend zur Verfügung.

Vorteile der Schmerzpumpe

  • Gezielte Schmerzlinderung: Da das Medikament direkt ins Zentralnervensystem abgegeben wird, kann es die Schmerzwahrnehmung effizienter beeinflussen.
  • Geringere Medikamentendosis: Durch die direkte Verabreichung in den Liquorraum wird eine viel kleinere Dosis benötigt, was die Nebenwirkungen reduziert. Im Gegensatz zur oralen Einnahme von Medikamenten reichen hierbei oft viel kleinere Dosierungen aus, um die Symptome zu lindern. Damit sinkt auch das Risiko von möglichen Nebenwirkungen. Ein Vorteil der Schmerzpumpe ist, dass im Vergleich zu Tabletten oder Infusionen sehr viel geringere Medikamentendosen ausreichen. Mögliche Nebenwirkungen werden stark minimiert.
  • Verbesserte Lebensqualität: Viele Patienten berichten von einer besseren Lebensqualität und mehr Mobilität. Für den Patienten bedeutet dies in den meisten Fällen ein deutliches Mehr an Lebensqualität, da er die Pumpe selbst kaum spürt. Für den Patienten bedeutet dieses ein hohes Maß an Unabhängigkeit, da er bei Eintritt von Schmerzen nicht auf die Behandlung warten muss.
  • Reduzierte Nebenwirkungen: Da der systemische Medikamentenspiegel niedriger ist, treten häufig weniger Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit, Übelkeit und Verstopfung auf.
  • Alternative zu oralen Medikamenten
  • Testphase zeigt vorab Reaktion auf die der Therapie
  • Schmerzen werden deutlich und dauerhaft gelindert

Nachteile und Risiken

Wie bei jeder Operation gibt es auch bei dieser gewisse Risiken, welche aber nur sehr selten auftreten. Für Patienten, die unter schweren Schlafstörungen, Depressionen, kognitiven Defiziten oder unter nicht kontrollierbaren Blutgerinnungsstörungen, Sepsis sowie weiteren Infektionen leiden, eignen sich Schmerzpumpen nicht. Auch bei Allergien gegen Opiate, einer Drogen- oder Opiatabhängigkeit und falls die Wirbelsäule keine freie Hirnwasserpassage erlauben, ist dies der Fall.

Für wen ist die Behandlung geeignet?

Chronische Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule erfordern meist eine regelmäßige Gabe von Medikamenten, um ein weitgehend beschwerdefreies Leben zu ermöglichen. Sind herkömmliche Arten der Medikamentengabe ausgereizt oder von starken Nebenwirkungen behaftet, kann nach sorgfältiger Prüfung auch erwogen werden, eine Schmerzpumpe einzupflanzen. Die Schmerzpumpe, auch bekannt als Medikamentenpumpe, gehört zu den Verfahren der Neuromodulation zur Behandlung schwerer chronischer Schmerzen, schwerer Spastik oder Tumorschmerzen.

Liegen die Erkrankungen nicht vor, wird in einer Testphase überprüft, ob sich eine Schmerzpumpe als Behandlungsoption individuell für den Patienten eignet. Zur Untersuchung, inwieweit die Pumpe die Schmerzen lindern kann, sind zwei Methoden möglich: Injektionen oder eine kontinuierliche Infusion. Bei einer guten Wirkung und Verträglichkeit kann eine Implantation erfolgen.

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