Die alternde Bevölkerung sieht sich mit einer wachsenden Zahl von Demenzerkrankungen konfrontiert, was die Identifizierung von Risikofaktoren und Präventionsstrategien unerlässlich macht. Während hoher Blutdruck seit langem als Risikofaktor für vaskuläre Erkrankungen und Demenz anerkannt ist, rückt die Rolle von Blutdruckschwankungen (BPV) zunehmend in den Fokus der Forschung. Dieser Artikel beleuchtet den Zusammenhang zwischen schwankendem Blutdruck und Demenz, wobei Studienergebnisse, mögliche Ursachen und präventive Maßnahmen berücksichtigt werden.
Blutdruckvariabilität und Kognition: Was Studien zeigen
Jüngste Studien haben einen Zusammenhang zwischen Blutdruckschwankungen und kognitiven Funktionen aufgezeigt. Eine Studie mit 70 älteren Erwachsenen ohne Demenz fand heraus, dass eine höhere systolische und diastolische BPV im Tagesverlauf sowie über mehrere Tage mit einer verringerten kognitiven Leistungsfähigkeit verbunden war, unabhängig vom durchschnittlichen Blutdruck. Insbesondere zeigten Studienteilnehmer mit einer hohen mittelfristigen BPV häufiger verringerte Leistungen der exekutiven Funktion, die für Zielsetzung, strategische Handlungsplanung, Entscheidungsfindung und Selbstkontrolle wichtig sind.
Eine weitere Beobachtung war, dass stärkere Schwankungen im systolischen Blutdruck mit einer zunehmenden Steifigkeit der Arterien assoziiert waren. Die BPV scheint somit sensitiver den Zusammenhang zwischen zunehmender Versteifung der Arterien und verminderter kognitiver Leistungsfähigkeit anzuzeigen als zirkadiane Blutdruckmessungen.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Studien Korrelationen aufzeigen und keine Kausalität beweisen. Es ist möglich, dass strukturelle Veränderungen im Gehirn, die mit kognitiven Defiziten einhergehen, ursächlich für Blutdruckschwankungen sein könnten.
Ursachen und Arten von Blutdruckschwankungen
Die Blutdruckvariabilität umfasst Schwankungen bei jeder Herzaktion, Tag-Nacht-Schwankungen, Schwankungen von Tag zu Tag oder auch saisonale Abweichungen. Zu den Ursachen eines stärker als normal schwankenden Blutdrucks gehören:
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- Übergewicht
- Stress
- Alkohol
- Salzreiche Mahlzeiten
- Koffeinhaltige Getränke
- Vergessene Medikamente
- Sport (führt während der Aktion und kurz danach zu einem Blutdruckanstieg, der in der Ruhephase absinkt)
Bluthochdruck als Risikofaktor für Demenz
Zu hoher Blutdruck schädigt nicht nur Blutgefäße und Organe, sondern stellt auch einen Risikofaktor für vaskuläre Demenz dar. Die vaskuläre Demenz wird durch Durchblutungsstörungen der kleinen Blutgefäße verursacht, die die tieferen Strukturen des Gehirns versorgen. Lange wurde Demenz lediglich in Fällen, die die über 80-Jährigen mit sehr niedrigem Blutdruck betrafen, überhaupt mit dem Blutdruck in Verbindung gebracht.
Neue Studien haben jedoch gezeigt, dass zur Vermeidung von Demenz eine strikte Blutdruckeinstellung nicht erst im Alter relevant ist. Eine Studie der Universität von Kalifornien untersuchte 579 Menschen mit einem Durchschnittsalter von 39,2 Jahren und fand heraus, dass Personen mit Bluthochdruck Veränderungen im Gehirn aufwiesen, die auf eine vorzeitige Alterung hindeuteten.
Eine Analyse der britischen Whitehall-II-Studie ergab, dass Personen mit einem systolischen Blutdruck von über 130 mmHg im Alter von 50 Jahren ein höheres Demenzrisiko hatten. Eine weitere Schwelle trat bei systolischen Werten über 150 mmHg auf, bei der sich das Risiko, an Demenz zu erkranken, nochmals verdoppelte.
Prävention durch Blutdruckkontrolle
Ein Ansatz zur Prävention von Gefäßerkrankungen und Demenz ist die Kontrolle eines zu hohen Blutdruckes. Wissenschaftler sind sich einig, dass ein normaler Blutdruck das Gehirn vor einem Schlaganfall schützt. Dementsprechend wird versucht, erhöhte Werte konsequent unter 140/90 mmHg - am besten auf 120/70 mmHg - zu senken.
Studien haben gezeigt, dass bereits das medikamentöse Absenken des Blutdrucks um 10 mmHg systolisch und 4 mmHg diastolisch das Demenz-Risiko um über zehn Prozent verringern kann. Im „China Rural Hypertension Control Project“ wurde zudem der positive Effekt einer guten Blutdruck-Kontrolle auf kognitive Fähigkeiten bestätigt.
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Es gibt auch Hinweise darauf, dass eine langjährige Einnahme von Herz-Kreislauf-Medikamenten, allen voran Mittel gegen Bluthochdruck, mit einem deutlich reduzierten Demenzrisiko einhergeht. Dies gilt auch mit etwas schwächerem Schutz für Lipidsenker und Antikoagulanzien.
Vaskuläre Demenz: Eine häufige Form der Demenz
Vaskuläre Demenz ist mit etwa 15 Prozent aller Demenzerkrankungen die zweithäufigste Form nach Alzheimer-Demenz. Sie entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn, die durch Ablagerungen in Blutgefäßen, Blutgerinnsel oder Hirnblutungen verursacht werden können.
Das Risiko für eine vaskuläre Demenz kann steigen, wenn das Herz-Kreislaufsystem beeinträchtigt ist. Zu Beginn können vor allem Probleme mit Aufmerksamkeit, verlangsamtem Denken sowie Persönlichkeitsveränderungen auftreten.
Implikationen für die Praxis
Die Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen schwankendem Blutdruck und Demenz unterstreichen die Bedeutung einer umfassenden Blutdruckkontrolle. Dazu gehört nicht nur die Senkung eines zu hohen Blutdrucks, sondern auch die Minimierung von Blutdruckschwankungen. Patienten, die bei der täglichen Blutdruckkontrolle stärkere Schwankungen feststellen, sollten dies mit ihrem Arzt besprechen.
Präventive Maßnahmen umfassen:
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- Regelmäßige Blutdruckkontrolle
- Gesunde Ernährung mit wenig Salz und gesättigten Fetten
- Regelmäßige körperliche Aktivität
- Stressmanagement
- Vermeidung von übermäßigem Alkoholkonsum und Rauchen
- Einhaltung der verordneten Medikamente
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