Die Diagnose Demenz stellt Betroffene und ihre Angehörigen vor große Herausforderungen. Sophie Rosentreter, Demenz-Botschafterin, Autorin und Moderatorin, hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Bewusstsein für diese Krankheit zu schärfen und Wege aufzuzeigen, wie man den Alltag mit Demenz meistern und die Lebensfreude erhalten kann. Ihre Arbeit umfasst innovative Produkte, inspirierende Bücher, Vorträge und Schulungen, die alle darauf abzielen, eine Begegnung auf Augenhöhe zu ermöglichen und eine positive Veränderung im Umgang mit Demenz zu bewirken.
Persönliche Erfahrungen als Ausgangspunkt
Sophie Rosentreter, ehemaliges Model und MTV-Moderatorin, hat sich nach persönlichen Erfahrungen intensiv mit der Krankheit auseinandergesetzt. Sie erlebte, wie die Gehirn-Erkrankung Demenz erst ihre Großmutter und dann ihre ganze Familie veränderte. Für Sophie Rosentreter war es der Auslöser, sich eingehend mit Demenz zu befassen, als ihre Oma Ilse eines Tages vergessen hatte, wie die Kaffeemaschine funktioniert.
Engagement für Menschen mit Demenz
Aus diesen Erfahrungen heraus gründete sie das Unternehmen „Ilses weite Welt“, um Produkte und Materialien speziell für Demenzkranke und ihre Angehörigen zu entwickeln. In ihren Vorträgen und Schulungen beleuchtet sie die Perspektiven der Betroffenen, Angehörigen und professionellen Pflegekräfte, um Verständnis zu fördern und Unterstützungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Ihr Engagement und ihr Einfühlungsvermögen in die Situation der Menschen mit Demenz sind beeindruckend. Sie engagiert sich leidenschaftlich als Botschafterin für Menschen mit Demenz und lenkt die Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf die Herausforderungen dieser Krankheit des Vergessens.
Demenz: Eine wachsende Herausforderung
Die Krankheit stellt bei Senioren die häufigste Form der Pflegebedürftigkeit dar: Jedes Jahr kommen in Deutschland 300.000 neue Fälle hinzu, die Dunkelziffer liegt deutlich höher. Über 70% der Betroffenen werden zu Hause gepflegt, die Angehörigen sind häufig hilflos und überlastet. Immer mehr Menschen sind von der Krankheit betroffen - direkt oder indirekt.
Sophie Rosentreters Ansatz: Mehr als nur Pflege
Sophie Rosentreter geht es nicht nur um die praktische Pflege, sondern auch um die emotionale und soziale Teilhabe von Menschen mit Demenz. Sie betont, dass der Verstand zwar verschwindet, die Gefühle aber bleiben. Daher ist es wichtig, Menschen mit Demenz auf der Herzensebene zu erreichen.
Lesen Sie auch: Fortgeschrittene Demenz: Ein umfassender Überblick
Kommunikation und Begegnung auf Augenhöhe
Rosentreter plädiert für eine Kommunikation, die über das Gefühl und die Achtsamkeit geht. Sie verweist auf die Kommunikationsansätze nach Erich Schützendorf, die genau dies berücksichtigen. Wichtig sei es, eine Begegnung auf Augenhöhe und Herzensebene zu suchen. Anstatt auf Äußerlichkeiten zu achten, gehe es darum, ruhige Momente zu schaffen, in denen man sich berührt und ein Lächeln entsteht. „Das ist Medizin für die Seele des Erkrankten, aber auch für die eigene“, so Rosentreter.
Kreative Beschäftigung und Teilhabe
Menschen mit Demenz sind auch gut über die Kunst erreichbar, etwa mit Hilfe von Musik oder Ergotherapie. Sophie Rosentreter betont, dass Menschen mit fortgeschrittener Demenz aktiv teilhaben können, beispielsweise indem sie Äpfel schneiden oder Servietten zusammenlegen. Dies fördert das Gefühl von Wertigkeit und Teilhabe.
Filme für Menschen mit Demenz
Ein weiterer innovativer Ansatz von Sophie Rosentreter sind Filme, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zugeschnitten sind. Diese Filme arbeiten mit langsamen, ruhigen Bildern und gehen nicht über die kognitive Ebene, sondern über das Gefühl. Die Kameraeinstellung zeigt zum Beispiel aus der Ich-Perspektive, wie ein Hund gestreichelt wird. Das gibt dem demenziell Erkrankten Zeit, sich einzufühlen, zu erinnern und ins Gespräch zu kommen.
„Ilses weite Welt“: Produkte und Schulungen für einen leichteren Umgang mit Demenz
Mit „Ilses weite Welt“ hat Sophie Rosentreter ein umfassendes Konzept geschaffen, das Produkte, Schulungen und Informationen rund um das Thema Demenz vereint. Ziel ist es, aufzuklären, zu unterstützen und Hoffnung zu geben.
Produkte, die Erinnerungen wecken
Zu den Produkten von „Ilses weite Welt“ gehören Filme, Bücher mit Redensarten, Märchen und Liedern sowie Fotokarten und haptische Gegenstände. Diese Materialien sollen Erinnerungen wecken und zum Gespräch einladen.
Lesen Sie auch: Wechselwirkungen zwischen Schmerzmitteln und Demenz
Schulungen für Angehörige und Fachkräfte
Das Schulungsangebot umfasst Grundkurse, Aufbaukurse und „Wir!“-Schulungen. Im Grundkurs werden die Teilnehmer abgeholt und erhalten alles Wissenswerte rund um das Krankheitsbild Demenz, nicht aus medizinischer Sicht, sondern auf der Beziehungsebene. Der Aufbaukurs steigt tiefer ein und geht auf die Themen Beschäftigung, Kommunikation und gängige Methoden der Begegnung ein. In der „Wir!“-Schulung werden alle Beteiligten an einen Tisch geholt, um die jeweiligen Kompetenzen der einzelnen Zielgruppen bewusst zu machen und zu stärken und so ein neues Wir-Gefühl durch Impulse zu vermitteln, damit alle wieder am gleichen Strang ziehen.
Bücher und Vorträge: Wissen und Inspiration für ein Umdenken
Zusätzlich zu ihren Vorträgen hat Sophie Rosentreter auch Bücher veröffentlicht, darunter “Wir lieben dich, auch wenn du uns vergisst: Wie wir besser mit demenzkranken Menschen leben” und “Komm her wo soll ich hin?! Warum alte und demenzkranke Menschen in die Mitte unserer Gesellschaft gehören”. In ihren Reden fordert Sophie Rosentreter ein Umdenken und entsprechende Aufklärung.
Pflegefest und zukunftssicher: Unternehmen im Wandel
Sophie Rosentreter zeigt, wie Unternehmen durch einen menschlichen Umgang und Empathie Mitarbeiter gewinnen und halten können. Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben hat nicht nur mit Kindern zu tun, sondern zunehmend auch mit der Pflege von Angehörigen, dem eigenen Alter und mentaler Gesundheit. Sie gibt Impulse für mehr gesellschaftliches Engagement und eine Zweck-inspirierte Ausrichtung.
Demenz mit Leichtigkeit begegnen: Interview mit Sophie Rosentreter
In einem Interview erläutert Sophie Rosentreter, wie sie auf die Idee kam, Filme für Menschen mit Demenz zu machen. Im Heim habe sie beobachtet, wie die Menschen immer gerne vor dem Fernseher geparkt werden, aber mit dem herkömmlichen Fernsehprogramm völlig überfordert sind und sich in ihre eigene Welt zurückziehen. Da sie aus der Filmbranche komme, sei sie schnell auf die Idee gekommen, Filme für Menschen mit Demenz zu machen, die keine komplexen Handlungen aufweisen, sondern Bilder die Erinnerungen wecken und zum Gespräch einladen.
Die Bedeutung der inneren Haltung
Rosentreter betont, dass die innere Haltung das A und O ist. Wenn sie heute ins Heim gehe, suche sie die Begegnung zu demenziell Veränderten auf Augenhöhe und Herzensebene. Sie sehe nicht mehr, dass sie vielleicht nicht richtig angezogen oder die Haare nicht schön sind. Was zählt, sind die ruhigen Momente, in denen man sich berührt und ein Lächeln entsteht.
Lesen Sie auch: Ursachen und Behandlung von Zittern bei Demenz
Demenz als Chance zur gesellschaftlichen Weiterentwicklung
Sophie Rosentreter sieht Demenz nicht nur als Abbau von Fähigkeiten, sondern auch als Chance zur gesellschaftlichen Weiterentwicklung. „Demenz heißt übersetzt abnehmender Geist. Ich finde, das ist eine sehr einseitige Betrachtung. Die kognitiven Fähigkeiten gehen tatsächlich zurück, aber die Seele bleibt - darüber sind die Menschen erreichbar. In unserer verkopften Welt ist es heilsam, wieder zurück zum Gefühl zu finden. Deshalb hoffe ich, dass wir als Gesellschaft an der Demenz auch ein Stück weit gesunden können und sehen, worauf es ankommt.“
Tipps für den Umgang mit Demenz
Aus ihrer persönlichen Erfahrung gibt Sophie Rosentreter wertvolle Tipps für pflegende Angehörige. Sie erläutert anhand von Beispielen, wie sie und ihre Familie lernen mussten, mit der neuen Situation umzugehen. Dabei gibt sie tiefe Einblicke in ihr Leben und teilt ihre Erfahrungen, um aktuell betroffene Angehörige für das Thema Demenz zu sensibilisieren. Sie macht in ihren Vorträgen aber auch klar, dass man viele glückliche Momente mit an Demenz erkrankten Menschen erleben kann.
Der Pflege ABC: Ein kostenloser Online-Kurs
Sophie Rosentreter weist auf den kostenlosen, zertifizierten Online-Kurs „Das Pflege ABC“ hin, der rund um das Thema häusliche Pflege informiert. Die Inhalte wurden mit unabhängigen Expertinnen und Experten verschiedener Fachrichtungen erstellt, extern geprüft und professionell als Videos umgesetzt. In den verschiedenen Kursen werden die Rechte, Pflichten und Ansprüche der Pflegenden erläutert und praktische Anleitungen gegeben. Die Kosten für den Pflegekurs übernimmt die gesetzliche Kranken- bzw. Pflegekasse.
Umfassende Informationen und Hilfestellungen
Sophie Rosentreter engagiert sich dafür, umfassende Informationen und Hilfestellungen für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen bereitzustellen. Sie arbeitet mit verschiedenen Organisationen zusammen, um Betroffenen und ihren Familien in allen Phasen der Krankheit zur Seite zu stehen.
Filmprojekt "Alles anders - Wie leben mit Demenz?"
Das Filmprojekt "Alles anders - Wie leben mit Demenz?" widmet sich in sieben Kapiteln sämtlichen Fragen, die bei An- und Zugehörigen im Verlauf auftreten können - von den ersten drängenden Fragen zu Beginn über die richtige Kommunikation mit Menschen mit Demenz, die Rolle von Bewegung und Ernährung, die Bedeutung des Glaubens bis hin zur Selbstfürsorge für Angehörige und auch zur zentralen Frage danach, was passiert, wenn die Demenz ein fortgeschrittenes Stadium erreicht. Der Film gibt Hilfestellung, klärt auf und schenkt Hoffnung.
tags: #sophie #rosentreter #demenz #forschung