Städtisches Klinikum Solingen baut Neurologie und Neuroradiologie aus

Das Städtische Klinikum Solingen verstärkt seine medizinische Kompetenz durch den Aufbau einer neuen Neurologie und Neuroradiologie. Dieser Schritt erfolgt im Kontext der voraussichtlichen Schließung der St. Lukas Klinik Ende des Jahres und soll die neurologische Versorgung in der Region sicherstellen und verbessern.

Hintergrund und Notwendigkeit

Die geplante Schließung der St. Lukas Klinik in Solingen schlug hohe Wellen und machte eine rasche Entscheidung im Bereich der Neurologie, insbesondere der Schlaganfallversorgung, erforderlich. Um die medizinische Versorgung der Bevölkerung weiterhin zu gewährleisten, initiierte das Klinikum Gespräche mit den betroffenen Krankenhausträgern, dem Gesundheitsministerium und weiteren Beteiligten der Krankenhausplanung.

Die Entscheidung für das Städtische Klinikum Solingen

Nach intensiven Beratungen und aufgrund medizinischer Erwägungen entschied das Gesundheitsministerium, die Neurologie an das Städtische Klinikum Solingen zu überführen. Ausschlaggebend war die Möglichkeit, durch die vorhandene Neurochirurgie und andere Fachabteilungen eine noch bessere Versorgung als bisher anzubieten. Das Ministerium signalisierte finanzielle Unterstützung in Millionenhöhe, um den Aufbau der neuen Abteilungen zu ermöglichen.

Investitionen und Ausbau

Für den Aufbau der Neurologie und Neuroradiologie sind Investitionen in Höhe von rund 13 Millionen Euro geplant. Diese Mittel sollen unter anderem für den Betrieb einer leistungsstarken Stroke Unit und den Ausbau der Intensivstation verwendet werden. Zudem werden drei Großgeräte für die Radiologie angeschafft, darunter ein Hochleistungscomputertomograf, der bereits in Betrieb genommen wurde, sowie zwei Magnettomografen (1,5 Tesla und 3,0 Tesla-MRT) und eine biplanare Angiographie-Anlage zur Behandlung von Schlaganfallpatienten.

Personalaufbau

Im Zuge des Aufbaus der neuen Abteilungen sollen rund 200 neue Arbeitsplätze im Klinikum entstehen. Dies stellt angesichts des allgemeinen Personalmangels im Gesundheitswesen eine Herausforderung dar, der sich das Klinikum jedoch stellt, um die bestmögliche Versorgung der Patienten zu gewährleisten.

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Neue Chefärzte

Als Chefärzte für die Neurologie und Neuroradiologie wurden Prof. Dr. Marcel Dihné, bisher Chefarzt der Neurologie der St. Lukas Klinik, und Dr. Hannes Nordmeyer, Leiter der Neuroradiologie der radprax-Dependance in der Lukas Klinik, berufen. Die Verträge sind bereits unterzeichnet. Beide Mediziner arbeiten seit Jahren im "Neurozentrum" erfolgreich mit Dr. Ralf Buhl zusammen.

Auswirkungen auf die Neubaupläne

Die Entwicklungen haben auch Auswirkungen auf die Neubaupläne des Klinikums. Der Neubau des Bettenhauses, der Ende des kommenden Jahres beginnen soll, wird größer ausfallen und nun fünf anstatt vier Stockwerke zählen.

Stellungnahme der Kplus Gruppe

Die Kplus Gruppe, Trägerin der St. Lukas Klinik, äußerte sich kritisch zu den Ereignissen. Sie sieht sich von ihrem bisherigen Partner, dem Städtischen Klinikum Solingen, hintergangen, da das Team um den Chefarzt der Neurologie nahezu komplett abgeworben worden sei. Kplus wird die Lukas Klinik zum Ende des Jahres früher als geplant schließen und wollte mit der Neurologie samt der überregionalen Stroke Unit das Haus in Hilden stärken. Durch den Wegfall der Neurologie sieht sich Kplus in ihrer Sanierungsstrategie erheblich beeinträchtigt.

Vorwürfe und Gegendarstellungen

Die Kplus Gruppe wirft dem Städtischen Klinikum Solingen vor, im Stillen verhandelt und die Unsicherheit der Mitarbeitenden aufgrund des Schutzschirmverfahrens ausgenutzt zu haben. Das Städtische Klinikum Solingen weist diese Vorwürfe entschieden zurück und betont, dass es kein aktives Abwerben von Seiten der Geschäftsführung gegeben habe. Die Teams hätten zusammenbleiben wollen und sich daher geschlossen beim Klinikum beworben.

Kooperationsangebote und Absichtserklärungen

Laut dem Städtischen Klinikum Solingen gab es eine im März 2023 unterzeichnete Absichtserklärung, in der beide Klinikträger vereinbarten, das Kplus-Haus in Hilden und das Städtische Klinikum auszubauen und an beiden Standorten eine unabhängige Hauptabteilung für Neurologie aufzubauen. Durch das Insolvenzverfahren und die Entscheidung zur vorzeitigen Schließung der Lukas Klinik habe Kplus diese gemeinsame Absichtserklärung jedoch verlassen.

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Auswirkungen auf die neurologische Versorgung

Die Kplus Gruppe befürchtet, dass die Schlaganfallversorgung im südlichen Kreis Mettmann künftig deutlich schlechter sein wird. Das Städtische Klinikum Solingen plant jedoch, die neurologische Versorgung im Kreis Mettmann zu verbessern und hat bereits einen vorbereitenden Kooperationsvertrag mit dem Evangelischen Krankenhaus Mettmann abgeschlossen.

Strategieänderung der Kplus Gruppe

Durch die Abwanderung der Neurologie verändert sich für die Kplus Gruppe deren Strategie. Während Hilden ein erweitertes stationäres Angebot erhalten soll, sollen in Haan die Bereiche der ambulanten Operationen, der therapeutischen und der pflegerischen Angebote ausgebaut werden.

Das neurologische Leistungsspektrum des Städtischen Klinikums Solingen

Das Städtische Klinikum Solingen bietet ein umfassendes Spektrum an neurologischen Leistungen an, darunter:

  • Behandlung akuter Schlaganfälle: Fortschrittliche technische Möglichkeiten, einschließlich der mechanischen Thrombektomie in Zusammenarbeit mit dem Institut für Neuroradiologie (365 Tage im Jahr). Entfernung großer Blutgerinnsel mittels Katheter.
  • Diagnostik: EEG (Elektroenzephalographie), inkl. LZ-EEG und Video-EEG für die Untersuchung von Bewusstseinsstörungen.
  • Behandlung von Parkinsonpatienten: Stationäre Parkinson-Komplexbehandlung.
  • Neurologische Intensivmedizin: Behandlung schwerst-geschädigter neurologischer Patienten.
  • Diagnostik und Therapie peripher neurologischer Erkrankungen: Polyneuropathien und Botulinumtoxinbehandlung.
  • Behandlung entzündlicher Erkrankungen: Schnelle Diagnose und Therapie bei Meningitis und Enzephalitis.
  • Behandlung des Status epilepticus: Sofortige medikamentöse Interventionen zur Anfallsbeendigung.
  • Plasmapherese: Blutreinigung bei bestimmten immunvermittelten neurologischen Erkrankungen.
  • Behandlung schwerer Hirnblutungen und Schlaganfälle: Umfassende Betreuung auf der neurologischen Intensivstation.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Das Klinikum Solingen setzt auf eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Neurologen, Neurochirurgen, Intensivmedizinern und Pflegekräften, um die bestmögliche Versorgung der Patienten zu gewährleisten.

Zertifizierte Zentren und Ausstattung

Das Städtische Klinikum Solingen verfügt über zertifizierte onkologische Zentren, darunter ein Darmkrebszentrum, zertifiziert durch die Deutsche Krebsgesellschaft. Die Ausstattung umfasst unter anderem Einzelzimmer mit eigenem Bad im Wahlleistungsbereich, Mutter-Kind-Zimmer, Familienzimmer, Rooming-in auf der Wochenbettstation/Geburtshilfe, Zwei-Bett-Zimmer mit Bad im Wahlleistungsbereich, barrierefreien Zugang zu Serviceeinrichtungen, Cafeteria, Zweigstelle Sanitätshaus Köppchen, Büro Patientenfürsprecherinnen barrierefrei erreichbar sowie bauliche Maßnahmen für Menschen mit Demenz oder geistiger Behinderung.

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