Immer mehr Menschen in Deutschland leiden unter Nervosität, Unruhe und Panikattacken. Diese können unerwartet auftreten und Betroffene im täglichen Leben stark beeinträchtigen. Typische Symptome sind Herzrasen, Zittern, Schwitzen und Atemnot. Die ständige Anspannung beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich und führt häufig dazu, dass Betroffene nach sofortiger Linderung suchen - auch in Form von rezeptfreien Medikamenten oder alternativen Behandlungsmethoden. Doch wie wirksam sind diese Mittel wirklich, und welche Alternativen gibt es, wenn die Symptome die Lebensqualität stark beeinträchtigen? Dieser Artikel gibt einen Überblick über rezeptfreie Optionen zur Beruhigung und Entspannung.
Was sind Panikattacken?
„Panikattacken sind Phasen einer intensiven körperlichen Stressreaktion, die innerhalb weniger Minuten ihr Maximum erreichen. Danach klingen sie im Normalfall selbstständig wieder ab“, so Dr. Auch ohne Medikamente können Panikattacken oft behandelt werden.
Verschreibungspflichtige Medikamente bei Panikattacken
Verschreibungspflichtige Medikamente sind oft ein bewährter Ansatz zur Behandlung von Panikattacken und Panikstörungen. Zu den häufig eingesetzten Medikamenten gehören:
- Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs): Diese Medikamente wie Sertralin oder Fluoxetin erhöhen den Serotoninspiegel und fördern somit eine ausgeglichene Stimmung.
- Benzodiazepine: Diese Medikamente (z. B. Lorazepam, Diazepam) werden oft zur kurzfristigen, akuten Behandlung eingesetzt.
Die Entscheidung über die Auswahl und Dosierung der Medikamente sollte stets in enger Absprache mit einem Arzt erfolgen, um Nebenwirkungen und Abhängigkeitsrisiken zu minimieren.
Rezeptfreie Alternativen zur Beruhigung
Für Personen, die verschreibungspflichtige Medikamente bei der Behandlung von Angststörungen und Depressionen vermeiden möchten, gibt es eine Reihe von rezeptfreien Optionen, die zur Beruhigung beitragen können. Es ist wichtig zu beachten, dass die Wirksamkeit dieser Mittel individuell variieren kann und wissenschaftliche Studien oft gemischte Ergebnisse zeigen.
Lesen Sie auch: Tipps für ein entspanntes Leben
Pflanzliche Beruhigungsmittel
Pflanzliche Beruhigungsmittel müssen nicht zu 100 % aus pflanzlichen Inhaltsstoffen bestehen. Es muss nur der Hauptwirkstoff pflanzlich sein. Zum Beispiel ist Baldrian Ratiopharm ein pflanzliches Mittel, weil der Hauptwirkstoff Baldrianwurzel-Trockenextrakt ist.
- Baldrian: Baldrianwurzel wird häufig zur Förderung des Schlafs eingesetzt und ist ein bewährtes Mittel gegen Schlaflosigkeit und nervöse Unruhe. Seine beruhigende Wirkung kann Ihnen helfen, schneller einzuschlafen und erfrischt aufzuwachen.
- Passionsblume und Lavendel: Diese Pflanzen können eine mild entspannende Wirkung haben und sind auch gut bei Angstzuständen. Falls Sie nach einem angstlösenden Mittel suchen, können Sie Produkte ausprobieren deren Hauptwirkstoff Lavendel ist. Hervorzuheben ist hier das rezeptfreie Lasea, welches nachweislich angstlösend ist.
- Hopfen: Hopfen (Humulus lupulus) wird traditionell zur Förderung des Schlafs und zur Linderung von Unruhezuständen verwendet. Seine beruhigenden Eigenschaften machen ihn zu einer hervorragenden Wahl bei Stress und Nervosität.
- Melisse: Melisse (Melissa officinalis) ist für ihre entspannende Wirkung bekannt. Sie kann helfen, Angst und Nervosität zu reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.
- Johanniskraut: Johanniskraut wird seit Jahrhunderten als Heilpflanze eingesetzt und wirkt beruhigend, angstlösend und stimmungsaufhellend. Es wird mit sehr großem Erfolg z. B. bei Depressionen, Schlafstörungen, bei nervöser Erschöpfung und bei Beschwerden der Wechseljahre eingesetzt. Wichtig ist es aber darauf hinzuweisen, daß es bei längerer Einnahme von Johanniskraut zu einer Photosensibilisierung der Haut kommt. Dies bedeutet, daß die Haut lichtempfindlicher wird und es somit eher zu einer Hautreizung (Sonnenbrand) kommt. Besonders blonde und rothaarige Menschen sind davon betroffen.
Synthetische Beruhigungsmittel
- Frei verkäufliche Antihistaminika: Einige rezeptfreie Antihistaminika wie Diphenhydramin wirken sedierend und könnten kurzfristig leichte Ängste dämpfen. Sie sind jedoch nicht speziell für die Behandlung von Panikattacken entwickelt und sollten nur bei Bedarf und in niedriger Dosis verwendet werden.
- Doxylamin: Doxylamin ist ein rezeptfreies Antihistaminikum, das auch bei Schlafstörungen und Unruhe hilft. Es hat eine stark sedierende Wirkung und kann Ihnen helfen, besser zu schlafen und sich zu entspannen.
- Melatonin: Melatonin ist ein natürlich vorkommendes Hormon, das den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert.
Medizinisches Cannabis (CBD)
Die Verwendung von Cannabis, insbesondere Cannabidiol (CBD), wird zunehmend bei Angstzuständen und Panikattacken untersucht. Studien deuten darauf hin, dass CBD die Ausschüttung von Stresshormonen reduzieren und so eine beruhigende Wirkung auf den Körper haben kann, wie Studien immer wieder zeigen. CBD (Cannabidiol), ein nicht-psychoaktives Cannabinoid aus der Hanfpflanze, wird zunehmend als potenzielle Unterstützung bei Panikattacken genutzt. Es wirkt auf das Endocannabinoid-System im Körper, das eine Rolle bei der Regulierung von Angst und Stress spielt. Hier zeigt die Studienlage, dass eine Therapie durchaus erfolgreich sein kann.
Atem- und Entspannungstechniken
Für viele Betroffene ist die Atemkontrolle während einer Panikattacke entscheidend. Zu den hilfreichen Entspannungsstrategien zählen Achtsamkeitsübungen, Meditation, Hypnose, körperliche Aktivität und langsames, tiefes Atmen. Eine bewährte Technik zur schnellen Beruhigung während einer Panikattacke ist die 4-7-8-Atmung. Atmen Sie langsam durch die Nase ein und zählen dabei bis vier. Halten Sie dann den Atem an und zählen Sie bis sieben. Atmen Sie schließlich kräftig durch den Mund aus und zählen bis acht. Es kann auch hilfreich sein, diese Techniken regelmäßig zu üben, um im Ernstfall gewappnet zu sein.
Wann sollte man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen?
Wenn Panikattacken das tägliche Leben stark beeinträchtigen, ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Behandlung kann verschiedene Ansätze umfassen, darunter medikamentöse Unterstützung, aber auch Psychotherapie oder kognitive Verhaltenstherapie (CBT). Es ist wichtig, eine genaue Dosierung und regelmäßige Überwachung sicherzustellen, um die Wirkung zu optimieren und mögliche Nebenwirkungen zu minimieren.
Anhaltende Nervosität und Unruhe können Ausdruck von schwerwiegenden psychischen Problemen sein. Bei Depressionen, Zwangs- oder Angststörungen sollten sich Betroffene immer professionelle Hilfe suchen. Auch wenn Ihre Beschwerden zwei Wochen nach Beginn Ihrer Selbstbehandlung zum Beispiel durch pflanzliche Beruhigungsmittel unverändert bestehen, sollten Sie ärztlichen Rat suchen.
Lesen Sie auch: Effektive Behandlungen bei Wadenkrämpfen
Wichtiger Hinweis zu Schmerzen
Bei der Behandlung von Schmerzen, die durch Nervenverletzungen oder -schäden hervorgerufen werden (sog. neuropathische Schmerzen), sind rezeptfreie Schmerzmittel in der Regel nicht wirksam. „Rezeptfreie Wirkstoffe wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Diclofenac wirken vor allem dann gut, wenn der Schmerz durch eine Entzündung hervorgerufen wird“, sagte Prof. Dr. Dr. Achim Schmidtko vom Pharmakologischen Institut für Naturwissenschaftler der Universität Frankfurt am Main beim pharmacon, einem internationalen Fortbildungskongress der Bundesapothekerkammer. Der Apotheker und Arzt weiter: „Statt lange mit Schmerzmitteln aus der Selbstmedikation herum zu probieren, sollten sich Patienten mit neuropathischen Schmerzen frühzeitig an einen Arzt wenden. 'Ein Indianer kennt keinen Schmerz' ist der falsche Weg: Je länger ein Patient mit Schmerzen sich nicht angemessen behandeln lässt, desto eher bildet sich ein nur noch schwer zu behandelndes Schmerzgedächtnis.“
Typische Anzeichen für neuropathische Schmerzen sind brennende Dauerschmerzen oder vorübergehende elektrisierende Schmerzen, die mit Kribbeln oder Ameisenlaufen einher gehen können. Weitere mögliche Anzeichen sind ein Ringgefühl wie ein „zu enger Schuh“ oder eine Überempfindlichkeit gegenüber Berührungs- oder Kältereizen. „Aber Vorsicht mit Eigendiagnosen! Wer länger an Schmerzen leidet, sollte sich ärztlich untersuchen lassen“, sagte Schmidtko. Neuropathische Schmerzen entstehen z.B. durch eine Gürtelrosen-Infektion, als Folge eines Diabetes mellitus oder im Rahmen einer Krebsbehandlung.
Bei neuropathischen Schmerzen werden verschiedene rezeptpflichtige Arzneimittel eingesetzt. Dazu zählen einige Antidepressiva wie Amitriptylin und Duloxetin sowie Arzneimittel wie Gabapentin und Pregabalin, die ursprünglich gegen Epilepsie entwickelt wurden. Schmidtko: „Schmerzpatienten sollten sich nicht davon irritieren lassen, wenn im Beipackzettel auch andere Anwendungsgebiete erwähnt werden. Viele Wirkstoffe, die gegen neuropathische Schmerzen eingesetzt werden, haben sich gegen verschiedene Krankheiten bewährt.“
Lesen Sie auch: Nervennahrung: Welche Vitamine wirklich helfen
tags: #starke #nerven #medikamente #rezeptfrei