Vergissmeinnicht Demenz Ratgeber: Ein Zeichen der Erinnerung, des Mitgefühls und der Solidarität

Demenz ist eine Herausforderung, die nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre Familien, Freunde und die gesamte Gesellschaft betrifft. In Deutschland leben viele Menschen mit Demenz, und die Zahl steigt stetig. Umso wichtiger ist es, ein Bewusstsein für diese Krankheit zu schaffen, Betroffenen und ihren Angehörigen Unterstützung anzubieten und Wege zu finden, um die Lebensqualität von Menschen mit Demenz zu verbessern. Der Vergissmeinnicht Demenz Ratgeber soll hierzu einen Beitrag leisten.

Das Vergissmeinnicht als Symbol

In Bremen und Sachsen wurde das Vergissmeinnicht als Symbol für Menschen mit Demenz und deren Angehörige gewählt. Die blaue Blume steht symbolisch für Erinnerung, Mitgefühl und Solidarität - Werte, die im Umgang mit Menschen mit Demenz von zentraler Bedeutung sind.

Warum das Vergissmeinnicht?

Die Wahl des Vergissmeinnicht als Symbol ist kein Zufall. Der Name der Blume erinnert an die Bedeutung des Erinnerns, sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Umgebung. Das Vergissmeinnicht soll dazu anregen, sich an die Menschen mit Demenz zu erinnern, ihre Lebensgeschichten zu würdigen und ihnen mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen.

Es gibt unterschiedliche Sagen zur Herkunft des Namens. Eine Sage erzählt von einem Ritter, der mit seinem Fräulein an einem Flussufer spazierte und eine schöne Blume sah. Als er versuchte, diese für seine Liebste zu pflücken, wurde er vom Fluss mitgerissen. Eine andere Geschichte besagt, dass das Vergissmeinnicht sich meldete, als Gott den Pflanzen ihre Namen gab, und sagte: "Vergiss mein nicht!".

Aktionen mit dem Vergissmeinnicht

In verschiedenen Regionen Deutschlands, wie beispielsweise in Sachsen, finden Pflanzaktionen mit Vergissmeinnicht statt, um auf das Thema Demenz aufmerksam zu machen. Bewohner von Seniorenheimen pflanzen die Blumen und stellen sie mit Informationstafeln auf. Diese Aktionen sollen die Öffentlichkeit sensibilisieren und dazu anregen, sich mit Demenz auseinanderzusetzen. Wer an der Aktion „Vergiss-mein-nicht“ teilnehmen möchte, kann sich online dafür anmelden. Mehr als 40 Einrichtungen, Vereine und Engagierte registrierten sich vorab. Nach dem Kaufen und Pflanzen der Blumen sind die Beteiligten dazu aufgerufen, Fotos von der Aktion in sozialen Medien zu teilen.

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Demenz verstehen: Formen, Symptome und Ursachen

Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen des Gehirns, die mit einem Verlust der geistigen Fähigkeiten einhergehen. Die häufigsten Formen der Demenz sind die Alzheimer-Krankheit und die Demenz mit Lewy-Körperchen. Rund 15.000 Menschen im Land Bremen sind an Demenz erkrankt.

Symptome der Demenz

Die Symptome einer Demenz können vielfältig sein und sich im Laufe der Zeit verändern. Häufige Symptome sind:

  • Gedächtnisverlust: Schwierigkeiten, sich an aktuelle Ereignisse zu erinnern, oder Vergessen von wichtigen Informationen.
  • Sprachstörungen: Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden oder Gespräche zu verstehen.
  • Orientierungsprobleme: Schwierigkeiten, sich in vertrauter Umgebung zurechtzufinden oder die Zeit einzuordnen.
  • Veränderungen im Verhalten und der Persönlichkeit: Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Aggressivität oder sozialer Rückzug.
  • Eingeschränkte Urteilsfähigkeit: Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen oder Probleme zu lösen.

Ursachen der Demenz

Die Ursachen der Demenz sind je nach Form der Erkrankung unterschiedlich. Bei der Alzheimer-Krankheit spielen Ablagerungen von bestimmten Proteinen im Gehirn eine Rolle. Bei der Demenz mit Lewy-Körperchen finden sich sogenannte Lewy-Körperchen in den Nervenzellen des Gehirns.

Leben mit Demenz: Herausforderungen und Unterstützung

Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen stehen vor großen Herausforderungen. Die Erkrankung beeinflusst nicht nur das Gedächtnis und die kognitiven Fähigkeiten, sondern auch das Verhalten, die Persönlichkeit und die sozialen Beziehungen.

Herausforderungen im Alltag

Der Alltag mit Demenz kann für Betroffene und Angehörige sehr belastend sein. Menschen mit Demenz benötigen oft Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben wie Kochen, Waschen oder Anziehen. Sie können sich in vertrauter Umgebung verirren, Schwierigkeiten haben, Gespräche zu führen, oder unvorhersehbare Verhaltensweisen zeigen.

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Unterstützung für Betroffene und Angehörige

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen zu unterstützen. Dazu gehören:

  • Beratungsstellen: Bieten Informationen, Beratung und Unterstützung für Betroffene und Angehörige.
  • Selbsthilfegruppen: Ermöglichen den Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen.
  • Tagespflegeeinrichtungen: Bieten Betreuung und Beschäftigung für Menschen mit Demenz tagsüber.
  • Ambulante Pflegedienste: Unterstützen bei der Pflege und Betreuung zu Hause.
  • Stationäre Pflegeeinrichtungen: Bieten eine umfassende Betreuung und Pflege für Menschen mit Demenz, die nicht mehr zu Hause leben können.
  • Schulungen und Kurse: Vermitteln Wissen und Kompetenzen für den Umgang mit Demenz.
  • Entlastungsangebote: Bieten Angehörigen die Möglichkeit, sich eine Auszeit von der Pflege zu nehmen.

Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) sagt: „Weitere Beratungs- und Vernetzungsangebote sind dringend notwendig.“ Das Gesundheitsressort gründete nach eigenen Angaben eine Arbeitsgruppe Demenz, die Veranstaltungen und Fortbildungen entwickeln soll. Das Thema steht auch beim Bremer Fachtag Demenz am 22. September im Fokus.

"Vergissmeinnicht - Leben in meiner Welt": Ein Konzept für Menschen mit Demenz

Das Konzept „Vergissmeinnicht - Leben in meiner Welt“ ist auf Menschen zugeschnitten, die in ihrer Fähigkeit zur Wahrnehmung, Bewegung und Kommunikation eingeschränkt sind. Es berücksichtigt die individuellen Bedürfnisse und Erfahrungen der Betroffenen und zielt darauf ab, ihre Lebensqualität zu verbessern.

Wahrnehmung, Kommunikation und Bewegung

Jeder Mensch empfindet die Welt auf seine eigene Weise, denn Sinneseindrücke wie Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken und Riechen erzeugen bei jedem Menschen andere Eindrücke. Für demente, apallische oder komatöse Menschen bestehen unterschiedlichste Bedürfnisse nach Wahrnehmung, Kommunikation und Bewegung.

Wohngruppen und Sinnesgärten

Im Zuge der Umsetzung des Konzeptes „Vergissmeinnicht - Leben in meiner Welt“ wurden Wohngruppen und ein Sinnesgarten für Menschen mit eingeschränkter Kommunikationsmöglichkeit und gesteigertem Bewegungsdrang geschaffen. Gerade das Klientel demenziell erkrankter Bewohner benötigt dringend fachgerechte spezifische Pflege und Betreuung in homogenen Gruppen. In diesen Gruppen unter „Gleichgesinnten“ kann der demente Mensch ohne Druck leben. In Zusammenarbeit mit Experten wurde ein spezielles Pflege- und Betreuungskonzept entwickelt. Damit ist die Möglichkeit gegeben, die vorhandenen Ressourcen zu erhalten und im Idealfall zu verbessern.

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Die Bedeutung von Vertrautheit

Ein zentraler Begriff bei der Arbeit mit Menschen mit Sinneseinschränkungen ist die Vertrautheit. Ein Seniorenheim vermag die Heimat bzw. das jahrelang gewohnte zu Hause nicht komplett zu ersetzen. Die bei uns lebenden Menschen werden in ihrer Ganzheitlichkeit und ihrem speziellen Bedarf an individuellen Sinneserfahrungen erkannt und entsprechend gefördert. Es ist allgemein bekannt, dass demenziell erkrankte Menschen oft gute Erinnerungen an ihre Jugend haben, da das Langzeitgedächtnis noch recht gut funktioniert, während das Kurzzeitgedächtnis erhebliche Lücken aufweist. Deshalb macht es Sinn, Erinnerungen wach zu rufen, denn dies gibt den Menschen Sicherheit und Geborgenheit. Hilfreich ist es, aufbauend auf der Biografiearbeit in Abstimmung mit Angehörigen und sonstigen Bezugspersonen aus der Vergangenheit, das Bewohnerzimmer mit persönlichen Gegenständen, an denen Erinnerungen hängen, auszustatten. Das Nostalgiezimmer ist ein weiterer heimeliger und nicht fremder Rückzugsort, der sich auch für Therapie- und Biografiearbeit anbietet. Ein dementer und sinneseingeschränkter Mensch ist leichter zu verstehen, wenn man herausgefunden hat, wo er abzuholen ist!

Reizüberflutung vermeiden

Reizüberflutung, Unruhe und Aggressivität sind Symptome, die häufig mit einer demenziellen Erkrankung einhergehen. Wichtig sind beispielsweise auch viel Licht und lange Laufwege, die dem Bewegungsdrang dieser Bewohner entgegenkommen. Große Aufenthaltsräume sind lichtdurchflutet.

Sinnesgärten als Therapie

Zur speziellen Erweiterung der Betreuungsangebote wurde ein Garten der Sinne geschaffen. In diesem ebenerdigen beschützten Therapie- und Sinnesgarten können sich die Bewohner auch unbegleitet in der Natur bewegen und ihren Bewegungsdrang ausleben. Dieser Garten lebt von der ständigen Veränderung, allein schon durch die Jahreszeiten bedingt, und wächst mit den individuellen Bedürfnissen und Interessen der Bewohner. Egal zu welcher Jahreszeit: Der Besuch des Sinnesgartens ist jederzeit lohnenswert.

Das Wegesystem im Sinnesgarten wurde in sich geschlossen angelegt, so dass die Bewohner ihren Bewegungsdrang auf einem so genannten Endlosweg voll ausleben können. Noch dazu hat das den Vorteil, dass sie sich nicht verlaufen können, denn sie kommen immer wieder zum Ausgangspunkt zurück. Da das räumliche Wahrnehmungsvermögen bei demenziell erkrankten Menschen häufig eingeschränkt ist, könnten Farb- und Materialwechsel des Wegebelages die Bewohner verunsichern und beunruhigen. Deshalb sind die Wegeflächen in Material und Farbe einheitlich. Akustisch wirkende Alarmsysteme, die bei Öffnung der ins Freie führenden Fluchttüren sofort reagieren, schützen weglaufgefährdete Bewohner. Auf Wunsch der Betreuer ist es mit Hilfe des installierten „Desorientierten Schutzsystems“ möglich, dass die Pflegekräfte direkt informiert werden, wenn ein zu schützender Bewohner das Haus über die Haupteingangstür verlässt.

Mitarbeiter als Schlüsselfaktor

Das Konzept für die Pflege und Betreuung ist wesentlich geprägt durch die Haltung der Mitarbeiter gegenüber den Bewohnern. Bei der Auswahl der Mitarbeiter wird großen Wert auf deren „Begabung für unser Klientel“ gelegt. Insbesondere das Interesse und die Begeisterung der Mitarbeiter für dieses Konzept sind entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung.

Angehörige als wichtige Partner

Angehörige, Freunde und Bekannte der Bewohner sind jederzeit willkommen! Sie sind eine wichtige Brücke zwischen dem bisherigen und dem jetzigen Leben der Bewohner.

Konzeptgruppe zur Qualitätssicherung

Um die fachlich kompetente Umsetzung dieses Konzeptes zu gewährleisten, wurde eine Konzeptgruppe gegründet. Diese Gruppe besteht aus Mitgliedern der Pflege und des Gruppenübergreifenden Dienstes und trifft sich in regelmäßigen Abständen. Ziel dieser Arbeitsgruppe ist es, das Konzept an die sich stetig verändernden Anforderungen in einem lebendigen Haus anzupassen.

Praktische Tipps für den Umgang mit Menschen mit Demenz

Der Umgang mit Menschen mit Demenz erfordert Geduld, Empathie und Fachwissen. Hier sind einige praktische Tipps, die Ihnen helfen können:

  • Kommunikation: Sprechen Sie langsam und deutlich, verwenden Sie einfache Sätze und stellen Sie kurze Fragen. Vermeiden Sie es, zu korrigieren oder zu widersprechen.
  • Orientierung: Schaffen Sie eine vertraute Umgebung mit klaren Strukturen und Routinen. Verwenden Sie Erinnerungshilfen wie Fotos, Kalender oder Uhren.
  • Beschäftigung: Bieten Sie altersgerechte und sinnvolle Aktivitäten an, die den Interessen und Fähigkeiten des Betroffenen entsprechen.
  • Sicherheit: Sorgen Sie für eine sichere Umgebung, in der sich der Betroffene frei bewegen kann. Entfernen Sie Stolperfallen und kennzeichnen Sie Gefahrenstellen.
  • Selbstpflege: Achten Sie auf Ihre eigene Gesundheit und nehmen Sie sich regelmäßig Auszeiten. Suchen Sie sich Unterstützung bei anderen Angehörigen, Freunden oder professionellen Helfern.

Das Vergissmeinnicht in der Pflege: Praktische Tipps

Das Vergissmeinnicht ist nicht nur ein schönes Symbol, sondern auch eine pflegeleichte Pflanze, die sich gut für die Bepflanzung von Kübeln, Kästen, Rabatten oder Gräbern eignet.

  • Standort: Das Vergissmeinnicht mag es sonnig bis halbschattig.
  • Boden: Im Kasten ist eine Pflanz- oder Blumenerde gut, im Garten freut sich das Vergissmeinnicht über Komposterde.
  • Pflege: Das Vergissmeinnicht freut sich über ein bisschen Gießen. Man muss nichts ausschneiden, nichts ausputzen. Wenn die Blüten verblüht sind, kommen die Samenstände. Wer die nicht haben will und vielleicht noch eine zweite Blüte wünscht, schneidet die einfach weg. Es gibt auch mehrjährige Pflanzen, die ausdauernd sind.

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