Taubheitsgefühl Unterarm Innenseite Ursachen: Ein umfassender Überblick

Ein Taubheitsgefühl an der Innenseite des Unterarms kann beunruhigend sein und verschiedene Ursachen haben. Dieser Artikel bietet einen detaillierten Überblick über mögliche Ursachen, Diagnosemethoden und Behandlungsansätze, um Betroffenen ein besseres Verständnis ihrer Symptome zu ermöglichen.

Einführung

Taubheitsgefühle sind Empfindungsstörungen, die durch eine verminderte oder fehlende Sensibilität in einem bestimmten Körperbereich gekennzeichnet sind. Sie können plötzlich auftreten oder sich allmählich entwickeln und von anderen Missempfindungen wie Kribbeln, Brennen oder Schmerzen begleitet sein. Im Bereich des Unterarms können solche Symptome auf verschiedene zugrunde liegende Ursachen hindeuten, die von Nervenkompressionen bis hin zu systemischen Erkrankungen reichen.

Ulnarisrinnen-Syndrom (Kubitaltunnel-Syndrom)

Das Ulnarisrinnen-Syndrom, auch bekannt als Kubitaltunnel-Syndrom oder Sulcus-ulnaris-Syndrom, ist eine häufige Ursache für Taubheitsgefühle an der Innenseite des Unterarms. Es entsteht durch Druck oder Zug auf den Ellennerv (Nervus ulnaris) in der Knochenrinne am Ellenbogen, die als "Musikantenknochen" bekannt ist.

Anatomie und Pathophysiologie

Der Ellennerv entspringt im Rückenmark und verläuft über den Ellenbogen in Richtung Hand. Am Ellenbogen tritt er in den Kubitaltunnel oder Sulcus ulnaris ein, eine gut tastbare Rinne, in der er direkt unter der Haut und ungepolstert auf dem Knochen liegt. Diese exponierte Lage macht den Nerv anfällig für Verletzungen und Kompressionen.

Ursachen

Häufige Ursachen für das Ulnarisrinnen-Syndrom sind:

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  • Chronische Fehlbelastungen: Wiederholtes Aufstützen auf den Ellenbogen oder das Abstützen des Ellenbogens am Autofenster können den Nerv reizen.
  • Innere Störfaktoren: Knochenveränderungen oder alte, schlecht verheilte Brüche können Druck auf den Nerv ausüben.
  • Anatomische Engstellen: Bindegewebige Stränge oder andere anatomische Besonderheiten können den Nerv einengen.

Symptome

Die ersten Symptome sind oft Kribbeln und Taubheitsgefühl im kleinen Finger, im Ringfinger und an der Handaußenkante. Diese Missempfindungen können bis zum Unterarm ziehen. Im weiteren Verlauf kann es zu Muskelschwund der Handmuskulatur und Schwäche der Finger kommen. Bei schwerer Schädigung des Nervs können Lähmungen auftreten, die zu einer "Krallenhand" führen.

Diagnose

Die Diagnose des Ulnarisrinnen-Syndroms basiert auf:

  • Klinischer Untersuchung: Prüfung von Gefühl, Bewegung und Kraft der Hand.
  • Nervenleitgeschwindigkeitstest (Elektroneurografie): Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, um die Schädigung des Ellennervs objektiv nachzuweisen.
  • Röntgenbilder: Darstellung möglicher knöcherner Ursachen.

Behandlung

Die Behandlung des Ulnarisrinnen-Syndroms richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Symptome.

  • Konservative Behandlung:
    • Vermeidung von Fehlhaltungen und Entlastung des Ellenbogens.
    • Hochlagern und Kühlen des Ellenbogens.
    • Tragen einer gepolsterten Schiene zur Entlastung des Nervs.
  • Operative Behandlung:
    • Entlastung des Ellennervs durch eine offene oder minimal-invasive Operation.
    • Verlagerung des Nervs in eine geschütztere Lage in der Ellenbeuge.

Prognose

Die Operation ist in etwa 90 % der Fälle erfolgreich. Je nach Ausmaß des Nervenschadens kann es jedoch mehrere Monate dauern, bis sich Gefühl und Kraft in der Hand wieder einstellen.

Guyon-Logen-Syndrom

Eine weitere mögliche Ursache für Taubheitsgefühle an der Innenseite des Unterarms ist das Guyon-Logen-Syndrom. Hierbei wird der Ellennerv im Canalis ulnaris (Guyon-Loge) an der Handwurzel eingeengt.

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Anatomie und Pathophysiologie

Nachdem der Ellennerv den Kubitaltunnel verlassen hat, zieht er zwischen den Muskelbäuchen des ellenseitigen Handbeugers bis zur Hand. Dort muss er den Canalis ulnaris passieren, der von Karpaltunnel, Handwurzelknochen und einem Band begrenzt wird.

Ursachen

Eine Einengung des Nervs im Canalis ulnaris kann durch Überbeine oder andere Raumforderungen verursacht werden.

Symptome

Die Symptome ähneln denen des Ulnarisrinnen-Syndroms, sind jedoch in der Regel weniger ausgeprägt. Es kommt zu Empfindungsstörungen und Lähmungen im Bereich des kleinen Fingers und des Ringfingers.

Karpaltunnelsyndrom

Obwohl das Karpaltunnelsyndrom hauptsächlich die Hand betrifft, können die Beschwerden bis in den Unterarm ausstrahlen und somit zu Taubheitsgefühlen an der Innenseite des Unterarms führen.

Anatomie und Pathophysiologie

Beim Karpaltunnelsyndrom wird der Mittelhandnerv (Nervus medianus) im Karpaltunnel an der Innenseite des Handgelenks eingeengt.

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Ursachen

Die Einengung des Nervs kann durch Schwellungen des Gewebes im Karpaltunnel verursacht werden.

Symptome

Typische Symptome sind Kribbeln, Schmerzen und Taubheitsgefühl in Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger. Diese Beschwerden treten oft nachts auf und können bis in den Unterarm ausstrahlen.

Andere mögliche Ursachen

Neben den genannten Nervenkompressionssyndromen gibt es weitere mögliche Ursachen für Taubheitsgefühle an der Innenseite des Unterarms:

  • Polyneuropathie: Schädigung der peripheren Nerven, beispielsweise durch Diabetes mellitus oder Alkoholkonsum.
  • Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule kann Nervenwurzeln komprimieren und zu Taubheitsgefühlen im Arm führen.
  • Durchblutungsstörungen: Eine Minderdurchblutung des Arms kann ebenfalls Taubheitsgefühle verursachen.
  • Psychische Ursachen: Angstbedingte Hyperventilationen können zu Taubheitsgefühlen und Missempfindungen führen.

Kribbeln und Taubheitsgefühle: Was steckt dahinter?

Kribbeln und Taubheitsgefühle können verschiedene Ursachen haben, die von harmlosen vorübergehenden Zuständen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen reichen.

Wie kommt es zu Kribbeln und Taubheitsgefühlen?

Häufig resultieren die Missempfindungen aus Problemen mit den peripheren Nerven - den ganz kleinen Nerven in Händen oder Füßen, die weit entfernt (peripher) von den zentralen Nerven in Gehirn oder Rückenmark liegen. Kribbeln und Taubheitsgefühle können ihren Ursprung auch direkt im zentralen Nervensystem haben. Manchmal sind sie psychisch bedingt.

Was ist Kribbeln und wie entsteht es?

Kribbeln ist ein unangenehmes, meist schmerzloses Gefühl auf der Körperoberfläche. Bei Kribbeln als Krankheitszeichen sind die Nerven aktiv, ohne dass ein äußerer Reiz erkennbar ist. Es kommt also zu einer „falschen“ Nervenaktivität.

Wie entstehen Taubheitsgefühle?

Taubheitsgefühle weisen darauf hin, dass die Nerven zu wenig aktiv sind. Mitunter sind die Nerven in den betroffenen Bereichen geschädigt und haben ihre eigentliche Funktion eingebüßt - was das Empfinden mindert.

Wichtig: Plötzliche Taubheitsgefühle und Lähmungen auf einer Körperseite können auf einen Schlaganfall hinweisen. Bei einem Verdacht ist umgehend der Notruf unter 112 zu wählen.

Erkrankungen der Nerven

  • Polyneuropathie: Hier kommt es zu Schäden an den peripheren Nerven - also den Nerven, die weit entfernt von Gehirn und Rückenmark liegen. Vor allem die ganz kleinen Nervenenden an den Händen und Füßen sind häufig früh betroffen. Typische Symptome sind Kribbeln, Ameisenlaufen und Taubheitsgefühle. Die Missempfindungen breiten sich oft handschuh- oder sockenförmig an beiden Gliedmaßen aus.
  • Restless-Legs-Syndrom (RLS): auch Syndrom der unruhigen Beine genannt. Das RLS äußert sich durch Missempfindungen wie schmerzhaftes Kribbeln, Ziehen und Brennen in den Beinen. Die Symptome bestehen oder verschlechtern sich in Ruhe, vor allem abends und nachts. Betroffene verspüren häufig den starken Drang, sich zu bewegen.
  • Multiple Sklerose (MS): MS ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS). Zum ZNS gehören das Gehirn und Rückenmark. Die Erkrankung beginnt meist im jungen Erwachsenenalter.
  • Parkinson-Krankheit: Bei Parkinson sterben bestimmte Nervenzellen im Gehirn ab, die den Botenstoff Dopamin bilden. Durch den Zellabbau kommt es zu einem Mangel an Dopamin. In der Folge beeinträchtigt das die normalen Bewegungsabläufe: Es kommt zum Beispiel zu Muskelsteifigkeit (Rigor), Zittern (Tremor) und Bewegungsarmut.
  • Migräne: Kribbeln und Taubheitsgefühle können eine Migräne-Attacke ankündigen. Die Missempfindungen treten zumeist im Gesicht auf oder einseitig an Armen oder Beinen.
  • Guillain-Barré-Syndrom (GBS): Bei der seltenen Autoimmunerkrankung richtet sich das Immunsystem gegen die peripheren Nerven, greift sie an und zerstört sie. Zunächst äußert sich das häufig durch Kribbeln und Taubheitsgefühle in Händen und Füßen. Im Verlauf können Lähmungserscheinungen hinzukommen, die sich mitunter auf den ganzen Körper ausbreiten. Einem GBS geht oft eine Infektion voraus. Die meisten Erkankten erholen sich innerhalb von einigen Wochen bis Monaten.
  • Bandscheibenvorfall: Die Bandscheiben liegen zwischen den Wirbelkörpern, die den Wirbelkanal bilden. Im Wirbelkanal verläuft das Rückenmark, darum herum liegen zahlreiche Nervenwurzeln. Die Bandscheiben bestehen im Inneren aus einer gelartigen Masse. Tritt diese bei einem Bandscheibenvorfall aus, kann sie auf die Nervenwurzeln drücken und Schmerzen verursachen. Je nachdem, wo der Vorfall auftritt, sind beispielsweise Kribbeln und Lähmungserscheinungen im Bein oder in Arm und Hand möglich.
  • Ulnartunnel- und Ulnarrinnensyndrom: Zwischen Axel und Hand liegt der Ellen-Nerv (Nervus ulnaris). Hinten am Ellenbogen verläuft dieser Nerv durch eine Knochenrinne; an der Hand passiert er den Ulnartunnel. Gerät der Nerv etwa durch falsche Hand-Haltung beim Radfahren unter Druck, äußert sich das durch Taubheitsgefühle - vor allem am kleinen Finger und teilweise am Ringfinger („Radfahrerlähmung“). Ist der Nerv im Ellenbogen-Bereich eingeklemmt, ruft das ebenfalls Missempfindungen an den Händen hervor. Ursache sind zum Beispiel Unfälle oder Fehlbelastungen wie häufiges Arm-Aufstützen auf hartem Untergrund.
  • Leistentunnelsyndrom: medizinisch Meralgia paraesthetica genannt. Durch Druck im Bereich des Leistenbands oder Leistenkanals wird der Oberschenkelhautnerv eingeklemmt. Mögliche Ursachen sind das Tragen zu enger Kleidung wie Jeans oder Übergewicht. Meist kommt es zu Schmerzen und Gefühlsstörungen am oberen und seitlichen Oberschenkel.

Durchblutungsstörungen

  • Schlaganfall: Bei einem Schlaganfall wird ein Teil des Gehirns nicht mehr richtig durchblutet. Häufig passiert das durch ein Blutgerinnsel, das ein Hirngefäß verstopft, seltener durch eine Hirnblutung. Die Minderdurchblutung führt zu einem Sauerstoffmangel, der je nach Ausmaß lebensbedrohlich sein kann. Kribbeln und Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen in Arm, Bein oder Gesicht können auf einen Schlaganfall hinweisen - vor allem, wenn sie nur eine Körperseite betreffen.
  • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK): Bei der PAVK ist der Blutfluss in den Beingefäßen behindert. Das äußert sich durch Schmerzen - zu Beginn nur beim Gehen. Typischerweise sind diese Schmerzen so ausgeprägt, dass sie immer wieder zum Stehenbleiben zwingen („Schaufensterkrankheit“).
  • Raynaud-Syndrom: Hier lösen zum Beispiel Kälte oder Stress Gefäßkrämpfe aus. Dies führt zu anfallsartigen Durchblutungsstörungen, vor allem in den Händen, manchmal auch an den Füßen. Bemerkbar macht sich das typischerweise durch kalte, blasse, bläuliche oder rote und gefühllose Finger, die wehtun und sich taub anfühlen können.

Psychische Störungen

  • Angst-/Panikattacken und Angststörungen (Phobien): Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle können begleitend zu Panikattacken oder Angstzuständen auftreten.
  • Hyperventilationssyndrom: In Stress-Situationen oder während einer Panikattacke kann es zu hektischem Ein- und Ausatmen kommen. In der Folge atmet man mehr Kohlendioxid aus, wodurch die Menge an Kohlendioxid im Blut abnimmt. Das führt dazu, dass die Nerven und Muskeln kurzfristig zu stark erregt werden. Damit einhergehen können Gefühlsstörungen und Verkrampfungen - etwa an Händen und Lippen. Die Konzentration auf die Atmung zu lenken und bewusst langsam ein- und auszuatmen sollte helfen, die Symptome zu lindern. Falls das nicht genügt, rufen Sie einen Arzt oder eine Ärztin.
  • Somatoforme Störungen: Darunter verstehen Medizinerinnen und Mediziner körperliche Beschwerden, die keine körperliche Ursache haben. Müdigkeit, Muskelverspannungen, Zungenbrennen oder auch Kribbeln sind mögliche Symptome einer somatoformen Störung.

Medikamente und Umweltgifte

  • Vergiftungen, zum Beispiel mit Schwermetallen, haben mitunter chronische Schäden an den Nerven zur Folge, die zu Missempfindungen führen.
  • Kribbeln und Taubheitsgefühle treten bisweilen auch als unerwünschte, aber meist vorübergehende Nebenwirkung einiger Medikamente auf.

Wichtig: Wenn Sie vermuten, dass bestehende Missempfindungen mit der Einnahme eines Medikaments zusammenhängen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.

Wie klärt der Arzt oder die Ärztin Kribbeln und Taubheitsgefühle ab?

Die hausärztliche Praxis ist die erste Anlaufstelle, um Kribbeln und Taubheitsgefühle abklären zu lassen.

  • Persönliches Gespräch: Um die genauen Ursachen herauszufinden, ist zunächst ein ausführliches persönliches Gespräch wichtig. Nimmt man Reize auf der Haut nicht mehr richtig wahr, etwa einen Piks mit der Nadel, sind meist die kleinen Nervenenden geschädigt.
  • Blut-Tests: Mit Blut-Tests lassen sich weitere Hinweise auf die möglichen Ursachen finden. Gemessen werden zum Beispiel:
    • der Blutzuckerspiegel
    • die Menge bestimmter Vitamine und Mineralstoffe
    • Entzündungswerte
  • Weiteruntersuchung: Je nach Verdachtsdiagnose kommen weitere Untersuchungen infrage.

Kribbeln in Armen, Fingern und Händen

Kribbeln in Armen, Fingern und Händen kann viele verschiedene Ursachen haben. Häufig kommen eingeengte Nerven als Auslöser in Betracht. Aber auch Durchblutungsstörungen oder Nährstoffmängel können dahinterstecken.

Eingeengte Nerven

  • "Eingeschlafener" Körperteil: Wenn man zum Beispiel längere Zeit in Seitenlage liegt und der Rumpf dabei schwer auf den untenliegenden Arm drückt, kann dieser "einschlafen" - die Last quetscht kleine Nerven im Arm und stört die Durchblutung. Das macht sich unter anderem mit einem Kribbeln im Arm bemerkbar, das aber in der Regel bald von allein wieder abklingt.
  • Einengung des Handmittelnervs: Dieses Karpaltunnelsyndrom entsteht, wenn der Handmittelnerv (mittlere Armnerv) im Karpaltunnel, einem engen Durchgang im Bereich des Handgelenks, eingeklemmt wird. Das löst oft Schmerzen, Kribbeln und/oder Taubheitsgefühle an den Fingerspitzen (Ausnahme: kleiner Finger) und eventuell auch an der Innenhand und am Unterarm aus. Oft wachen Betroffene nachts mit „eingeschlafener“ Hand auf.
  • Einengung des Ellennervs: So wie der mittlere Armnerv kann auch der Ellennerv eingeklemmt sein, und zwar im Bereich des Ellenbogens (Sulcus-ulnaris-Syndrom). In der Folge treten Kribbeln und Taubheitsgefühle am kleinen Finger und Ringfinger auf, später eventuell auch Handlähmungen bis hin zur „Krallenhand“. Das Sulcus-ulnaris-Syndrom kann zum Beispiel entstehen, wenn sich jemand oft auf den Ellenbogen aufstützt oder monotone Bewegungen mit dem Ellenbogen macht.

Verrenkung oder Gefäßkrämpfe

  • Ellenbogenverrenkung: Wenn der Ellenbogen nach einem Sturz auf den ausgestreckten Arm stark schmerzt, anschwillt und sich nicht mehr bewegen lässt, liegt vermutlich eine Ellenbogenluxation vor. In manchen Fällen löst sie auch Taubheitsgefühl oder Kribbeln in Unterarm oder Hand aus.
  • Raynaud-Syndrom: Taube Finger, die kribbeln und weiß (blass) verfärbt sind, deuten auf das Raynaud-Syndrom hin. Dabei kommt es zu anfallsartigen, schmerzhaften Gefäßkrämpfen, die in einer vorübergehenden Mangeldurchblutung der Finger (seltener der Füße) resultieren. Nachdem die Finger wegen Blutmangels weiß geworden sind, verfärben sie sich im weiteren Verlauf blau und - sobald sich der Gefäßkrampf löst - schließlich rot.

Nährstoffmängel

Eine Mangelversorgung bestimmter Mikronährstoffe kann ebenfalls hinter Kribbeln in Armen, Fingern oder Händen stecken. Mögliche Ursachen sind beispielsweise:

  • Magnesiummangel: Eine Unterversorgung mit dem Mineralstoff Magnesium kann Muskelkrämpfe, Kribbeln in Händen und Füßen sowie Herzrhythmusstörungen hervorrufen.
  • Kaliumüberschuss: Ein Zuviel an Kalium im Blut kann unter anderem Missempfindungen wie Kribbeln in Füßen und Händen sowie Muskelschwäche verursachen und die Atmung beeinträchtigen.
  • Vitamin-B12-Mangel: Kribbeln an Händen/Füßen kann ein Anzeichen für einen Mangel an Vitamin B12 (Cobalamin) sein. Weitere mögliche Mangelsymptome sind zum Beispiel Blutarmut (Anämie) und Gangstörungen.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Suchen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin auf bei anhaltendem oder wiederkehrendem Kribbeln in Armen, Händen oder Fingern beziehungsweise falls Beschwerden wie Lähmungserscheinungen hinzukommen.

Sulcus-Ulnaris-Syndrom im Detail

Das Sulcus-Ulnaris-Syndrom, auch Kubitaltunnelsyndrom genannt, ist eine Einengung des Ellennervs (Nervus ulnaris) am Innenbereich des Ellenbogens. Dadurch kann es zu Schmerzen an der Handfläche, am Unterarm und am Ellenbogen kommen sowie zu Taubheitsgefühlen im Ringfinger und im kleinen Finger.

Ursachen und Risikofaktoren

Mechanische Ursachen, wie Druck- oder Zugeinwirkung auf den Nerven, können zur Reizung führen. Dies kann beispielsweise infolge eines Bruches im Bereich des Ellenbogens entstehen, bei dem die Ulnarisrinne mitbetroffen ist und der Nerv dadurch eingeengt wird.

Risikofaktoren für das Sulcus-ulnaris-Syndrom umfassen Diabetes mellitus, Übergewicht, Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises und vorausgegangene Verletzungen. Des Weiteren kann eine degenerative Veränderung des Gelenkes für die Druckerhöhung verantwortlich sein, was ebenfalls ein Risikofaktor darstellt.

Symptome

Die Symptome können je nach Schweregrad der Erkrankung variieren. Typische Symptome sind:

  • Sensibilitätsstörungen oder Taubheitsgefühle im Bereich des kleinen Fingers, der Seite des Ringfingers zum kleinen Finger hin und der Handseite neben dem kleinen Finger.
  • Schwäche oder Lähmung der Handmuskulatur, insbesondere der Muskeln, die vom Ellenbogennerv versorgt werden.
  • Beeinträchtigung der Feinmotorik, die sich durch eine hakenartige Verkrümmung der kleinen und Ringfinger äußern kann, auch bekannt als "Krallenhand".
  • Muskelschwund in der Hand, was dazu führen kann, dass die Hand im Vergleich zur gesunden Hand etwas knochiger wirkt.

Diagnose

Die Diagnose erfolgt in der Regel durch verschiedene Untersuchungsmethoden:

  • Elektrophysiologische Untersuchung: Um die Diagnose zu sichern, führt ein Neurologe eine elektrophysiologische Untersuchung durch, bei der getestet wird, wie gut der Nerv die elektrischen Impulse noch leitet.
  • Bildgebende Verfahren: Bei Verdacht auf degenerative Veränderungen des Gelenks, die für die Druckerhöhung verantwortlich sein könnten, kann eine Röntgenaufnahme oder ein Ultraschall durchgeführt werden.
  • Nervenultraschall: Der Nervenultraschall erlaubt das Screening des Nervs über seinen gesamten Verlauf und erkennt die krankhaften Veränderungen zuverlässig.

Therapie

Es gibt verschiedene Therapieformen, die je nach Schweregrad und individuellen Umständen angewendet werden können.

  • Konservative Therapie: Eine konservative Therapie kann entzündungshemmende Behandlungen, die Anwendung einer Lagerungsschiene und Schonung umfassen.
  • Operative Behandlung: Im Falle einer fortgeschrittenen Erkrankung oder wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen, kann eine Operation notwendig sein. Mit der Operation wird die Einengung des Nervus ulnaris im Kubitaltunnel am Ellenbogengelenk beseitigt. Es gibt verschiedene Methoden der operativen Entlastung des Nervs, und in manchen Fällen muss der Nervus ulnaris verlagert und neu eingebettet werden.
  • Weitere Maßnahmen: Bei leichten Einschränkungen kann es ausreichen, den Nerv vom Druck zu entlasten. Dies kann beispielsweise durch die Vermeidung wiederkehrenden Drucks oder durch unterstützende Manschetten im Bereich des Ellenbogengelenks erfolgen.

Nachsorge

Bei einem Sulcus-ulnaris-Syndrom ist die Nachsorge entscheidend, um die Genesung zu unterstützen und weitere Komplikationen zu vermeiden. Die empfohlene Nachsorge kann je nach individuellem Krankheitsverlauf und den durchgeführten Behandlungsmaßnahmen variieren.

  • Regelmäßige ärztliche Kontrolle: Nach einer konservativen Therapie oder einer operativen Behandlung ist es wichtig, regelmäßige ärztliche Kontrollen zu haben, um den Heilungsverlauf zu überwachen und eventuelle Rückfälle frühzeitig zu erkennen.
  • Physiotherapie: In vielen Fällen kann Physiotherapie ein wichtiger Bestandteil der Nachsorge sein. Durch gezielte Übungen und Maßnahmen kann die Beweglichkeit des Ellenbogengelenks und der Hand wiederhergestellt sowie die Muskulatur gestärkt werden.
  • Ergonomische Anpassungen: Es kann hilfreich sein, ergonomische Anpassungen am Arbeitsplatz oder im Alltag vorzunehmen, um wiederkehrende Belastungen des Ellenbogengelenks zu vermeiden und die Heilung zu unterstützen.
  • Vermeidung von Druck auf den Nerv: Um weitere Schädigungen des Nervs zu vermeiden, ist es wichtig, Druck auf den Nerv zu vermeiden. Dies kann durch die Verwendung von speziellen Polstern oder Schienen erfolgen, um den Nerv zu entlasten.
  • Frühzeitige Reaktion bei Symptomen: Es ist wichtig, auf mögliche Symptome wie Taubheitsgefühle, Schmerzen oder Kraftverlust in der Hand zu achten und bei deren Auftreten frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Mausarm (RSI-Syndrom)

Ein Mausarm (RSI-Syndrom) betrifft Hand, Arm, Schulter und Nacken durch wiederholte Belastung, häufig bei Computernutzung.

Ursachen und Risikofaktoren

Das RSI-Syndrom tritt vorwiegend bei Personen auf, die beruflich viel mit ihren Händen arbeiten. Zu einem besonderen Anstieg der RSI-Syndrom-Fälle hat der technische Fortschritt geführt, da immer mehr Menschen täglich viele Stunden mit dem Computer arbeiten. Insbesondere Text-Verarbeiter und Grafiker sind häufig von einem Mausarm betroffen. Sich ständig wiederholende Bewegungsabläufe wie Tippen oder Mausklicks tragen zu einem RSI-Syndrom bei.

Bestimmte individuelle Faktoren beeinflussen maßgeblich die Entstehung eines Mausarms: Dazu zählen in erster Linie chronischer Stress sowie eine hohe Arbeitsbelastung. Auch eine ungesunde Körperhaltung (gekrümmter Rücken, angespannter Nackenbereich, statische Haltearbeit) fördert die Entstehung des RSI-Syndroms. Ein nicht nach ergonomischen Gesichtspunkten eingerichteter Arbeitsplatz ist bei vielen Menschen die Hauptursache für eine schlechte Körperhaltung und damit für den Mausarm.

Mediziner gehen außerdem davon aus, dass durch eine verringerte Wahrnehmung der Signale des eigenen Körpers die Entstehung eines Mausarms verstärkt wird. Werden Schmerzen absichtlich ausgeblendet oder unbewusst die Schmerzwahrnehmung unterdrückt, führt dies zu einer stärkeren Belastung der Arme. Da der natürliche Schutz des Körpers vor übermäßiger Belastung wegfällt, entsteht schneller eine chronische Reizung.

Diagnose

Bei einem Mausarm wird die Diagnose hauptsächlich auf Basis der Krankengeschichte (Anamnese) gestellt. Das Anamnesegespräch ist daher besonders wichtig. Schildern Sie dem Arzt alle Veränderungen, die Ihnen aufgefallen sind. Wichtig ist vor allem zu berichten, wann und in welcher Intensität der Schmerz auftritt.

Nach der Anamnese findet eine körperliche Untersuchung statt. Der Arzt tastet die schmerzhafte Region ab und überprüft dabei, ob sich der Schmerz durch Druck auslösen oder verstärken lässt. Außerdem testet er die Beweglichkeit der angrenzenden Gelenke und die Kraft der Muskulatur.

Verschiedene Funktionstests geben zusätzliche Hinweise auf die Art der Erkrankung: Besonders in einem fortgeschrittenen Stadium wird häufig eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) durchgeführt. Damit unterscheidet der Arzt das RSI-Syndrom vom Karpaltunnelsyndrom, bei dem typischerweise eine erniedrigte Nervenleitungsgeschwindigkeit eines bestimmten Nervs im Unterarm und der Hand auffällt.

Therapie

  • Physikalische Therapiemaßnahmen: Neben der Expositionsprophylaxe kommen physikalische Therapien zur Behandlung eines Mausarms zum Einsatz. Dazu gehören unter anderem Wärme- und Kältebehandlungen mit Umschlägen sowie Gymnastik und Massagen. In vielen Fällen tun auch Bewegungsbäder gut.
  • Medikamentöse Maßnahmen: Beeinträchtigen die Schmerzen die Betroffenen stark, erfolgt eine Mausarm-Behandlung medikamentös. Gegen die Schmerzen wirken Schmerzmittel (Analgetika). Auch das entzündungshemmende Kortison wird gelegentlich eingesetzt.
  • Psychotherapie: Vor allem bei chronischem RSI-Syndrom wird außerdem Psychotherapie empfohlen. In dieser erklärt der Psychotherapeut den betroffenen Schmerzpatienten zum Beispiel den Zusammenhang zwischen den auslösenden Faktoren, den Vorgängen im Gehirn und dem auftretenden Schmerz.

Prognose

Die Prognose bei einem Mausarm hängt in erster Linie vom Betroffenen selbst ab. Grundsätzlich handelt es sich bei einem Mausarm um ein vermeidbares Krankheitsbild, das sich durch richtiges Verhalten positiv beeinflussen lässt. Nehmen die Betroffenen die Beschwerden bereits in einem frühen Erkrankungsstadium ernst, beispielsweise indem sie versuchen, verantwortliche Ursachen am Arbeitsplatz zu beheben und die betroffene Körperpartie zu schonen, ist die Prognose meist gut.

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