Der therapeutische Tischbesuch (TTB) ist eine leicht erlernbare und im Pflegealltag einfach umsetzbare Methode zur Kurzzeitaktivierung von Menschen mit Demenz. Sie wurde von dem Geronto-Sozialtherapeuten Bernd Kiefer begründet und entspricht den Vorgaben der Grundsatzstellungnahme "Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz in stationären Einrichtungen" des MDS (2019).
Definition des Therapeutischen Tischbesuchs
Unter TTB versteht man das systematische und zeitlich kurz begrenzte Aufsuchen der pflegebedürftigen Menschen an ihrem Sitzplatz unter Einbeziehung kommunikationsanregender Medien.
Zielgruppe
Der therapeutische Tischbesuch richtet sich an Menschen mit Demenz, die soziale Kontakte und das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein, benötigen. Da viele von ihnen bei Gruppenangeboten durchs Raster fallen, weil sie in einer größeren Gruppe nicht so gefördert werden können, wie sie es brauchen, bietet der TTB eine individuelle Möglichkeit der Aktivierung.
Vorteile des Therapeutischen Tischbesuchs
Der Einsatz des Therapeutischen Tischbesuchs hat mehrere Vorteile für die Person mit Demenz:
- Er ist einfach zu erlernen, da er individuell abgewandelt immer den gleichen Ablauf hat.
- Durch die Kürze der Einzelinterventionen (1-3 Minuten) wird die Integration in den Alltag erleichtert.
- Außerdem ist er dadurch besonders gut für an Demenz erkrankte Menschen geeignet, da diese eine zeitlich stark begrenzte Konzentrationsfähigkeit haben.
Durchführung des Therapeutischen Tischbesuchs
Die Durchführung des Therapeutischen Tischbesuches ist leicht erlernbar. Um die stärker dementen Menschen zu erreichen, begeben Sie sich mit ihnen stets auf eine Ebene, d.h. Die Methode des Therapeutischen Tischbesuches ist nicht nur am Tisch anwendbar, beispielsweise in der Frühstücks- und Mittagsgruppe, sondern genauso an Bett oder Rollstuhl.
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Der Therapeutische Tischbesuch besteht aus drei Schritten:
- Kontaktaufnahme: Begrüßen Sie die an Alzheimer Demenz erkrankte Person immer durch direkte Ansprache und Blickkontakt. Falls der Demenzkranke nicht mehr gut sehen oder hören kann berühren Sie ihn an Händen oder Arm. Achten Sie darauf, dass es sich um eine eindeutige spürbare Berührung handelt und nicht um ein indifferentes Tätscheln. Gehen Sie erst zu Schritt zwei über, wenn der Kontakt hergestellt ist. D. h. wenn die Person mit Demenz eindeutig auf Sie reagiert. Achten Sie dabei auf verbale und nonverbale Reaktionen.
- Gesprächsaufnahme durch anregende Objekte: Regen Sie die Sinne des Demenzkranken an. Zeigen Sie ihm interessante Dinge, lassen Sie ihn fühlen, hören, riechen, schmecken. Wählen Sie dazu Anreize, die biographisch bedeutsam sind: Bilder, persönliche Gegenstände Es können aber auch allgemein bekannte Dinge wie z.B. Schlüssel, Taschentücher sein. Auch diese haben biographische Relevanz. Unter Umständen erhalten Sie wenig sprachliche Resonanz durch die an Demenz erkrankte Person. Dann erzählen eben Sie alles, was Ihnen zu dem Gegenstand einfällt. Achten Sie dabei auf Reaktionen, die Ihnen deutlich machen, dass Ihre an Alzheimer erkrankte Person sich von Ihnen angesprochen fühlt.
- Beendigung des Beschäftigungsangebots: Beenden Sie Ihre Ansprache nie ohne eindeutiges Signal, dass der Kontakt nun abgeschlossen ist. Nur so kann sich der an Demenz Erkrankte orientieren.
Kommunikationsanregende Medien
Unter Einbeziehung kommunikationsanregender Medien versteht man beispielsweise:
- Fühlschnüre: Fühlschnüre - von uns für den therapeutischen Tischbesuch (TTB) entwickelt - ermöglichen den intensiven Austausch mit demenziell erkrankten Menschen, erleichtern den Zugang zu verschütteten Erinnerungen. Fühlschnüre, ganz individuell mit Alltagsgegenständen bestückt, haben einen starken Aufforderungscharakter. Sie helfen Erinnerungen zu wecken, Phantasie zu entwickeln, Assoziationen zu erzeugen. Sie nehmen sich ein Stück Schnur oder eine Kordel und knoten je nach Bedarf z.B. Knöpfe, Perlen, Wäscheklammern, Schrauben usw. daran fest.
- Alltagsgegenstände: Schlüssel, Taschentücher, Fotos, etc.
- Biographisch bedeutsame Gegenstände: Bilder, persönliche Gegenstände
Weitere Aktivierungsangebote
Neben dem Therapeutischen Tischbesuch gibt es weitere Aktivierungsangebote, die bei Menschen mit Demenz eingesetzt werden können:
- Therapeutischer Bettbesuch: Der therapeutische Bettbesuch richtet sich an Bewohner als Angebot zur Einzelbeschäftigung. Natürlich können dies auch Pflegekräfte anbieten, die haben jedoch meist keine Zeit dazu. Die Aktivierung von Bewohnern am Bett ist eine wichtige Maßnahme in der Pflege, um die körperliche und geistige Gesundheit der Patienten zu fördern und ihre Lebensqualität zu verbessern.
- Bewegungsübungen: Auch im Bett können Bewohner gebeten werden, leichte Bewegungen wie Arm- oder Beinübungen im Bett durchzuführen, um ihre Muskelkraft und Flexibilität zu verbessern.
- Finger- und Handübungen: Dazu gibt es Finger- und Handübungen - vielleicht mit Musik - zu bewegen, indem sie ihre Finger öffnen und schließen oder ihre Hände ballen und öffnen.
- Atemübungen: Bewohner sollen tief ein- und auszuatmen, um die Lungenkapazität zu erhöhen und die Atmung zu verbessern. Durch Heben und Senken der Arme kann die Atmung vertieft werden.
- Gedächtnisübungen: Das Erinnern an Ereignisse oder Namen von Personen, nimmt einen großen Stellenwert in der Lebensrückschau ein. Damit kann die geistige Schärfe verbessert werden.
- Spaziergang in Gedanken: Den Bewohner dazu anzuleiten, sich einen Spaziergang in Gedanken durch eine schöne Landschaft vorzustellen, um ihre geistige Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu verbessern.
- Vorlesen: Jedenfalls lieben manche Bewohner, wenn sie Geschichten zuhören können. Damit wird die geistige Gesundheit und ihr Wohlbefinden verbessert. Dementsprechend können es auch Bücher aus der eigenen Kindheit sein bzw.
Umgang mit Ablehnung
Auch wenn demenzkranke Menschen scheinbar den Kontakt zu sich und ihrer Umwelt verlieren: Es ist möglich, sie in ihrer Tiefe, im Kern ihres Wesens zu erreichen.
Um mit Personen ins Gespräch zu kommen, die eher eine ablehnende Haltung haben, kann man z.B. die Biografie ansehen und versuchen, eine neue Art von "Schiffe versenken" zu spielen. Bringe wichtige Begriffe seinen Lebens ins Spiel…das kann ein Lied sein, eine Automarke,Beruf,Pferde,Name des Hundes…und beobachte dabei viel. Beim nächsten Mal wirst Du es dann einfach haben und irgendwann "alle seine Schiffe" versenkt haben.
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Es ist wichtig, bereit zu sein, dass das aktuelle Angebot, das sonst immer funktioniert, an dem Tag nicht auf Zustimmung trifft. So gibt es keine Alternative, man muss einen Plan B zu haben. Ohne Plan B kann es schwierig werden. z.B. kann dann der Bewohner die Betreuungskraft auffordern, das Zimmer zu verlassen. Plan B ist das, was den Bewohner wirklich bewegt.
Fazit
Der therapeutische Tischbesuch ist eine wertvolle Methode, um Menschen mit Demenz individuell zu aktivieren und ihnen soziale Kontakte zu ermöglichen. Durch die einfache Durchführung und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten kann er leicht in den Pflegealltag integriert werden. Es bietet sich die Methode des Therapeutischen Tischbesuchs nach Bernd Kiefer und Bettina Rudert an. Mit dem therapeutische Tischbesuch sprechen Sie den Demenzkranken individuell an. Der Therapeutische Tischbesuch ist eine von Bernd Kiefer begründete und mit Bettina Rudert weiterentwickelte Methode der Aktivierung. Aus dem gleichnamigen Buch wurde die Methode übernommen und leicht abgewandelt.
Die Grundhaltung, die der Pflegende gegenüber dem Dementen hat, ist ausschlaggebend für eine Verbesserung oder Verschlechterung der Verwirrtheit. Die eigenen Gefühle sind der wichtigste Ansatzpunkt für die Entwicklung einer angemessenen Grundhaltung im Umgang mit dem Erkrankten. Der demente Mensch benötigt, um sich geborgen zu fühlen und körperlich sowie geistig möglichst mobil zu bleiben, eine kommunikative Einbettung in den Tagesablauf. Die Prinzipien sind eingebettet in eine wertschätzende Grundhaltung, die den Umgang mit dem Gegenüber prägt.
Ein immer größer werdender Dokumentationsbedarf und die ansteigende Pflegebedürftigkeit der Bewohner bringen die Mitarbeiter an die Grenzen ihres Zeitpotentials. Trotzdem benötigt der alte Mensch eine kommunikative Einbettung im Tagesablauf, um sich geborgen zu fühlen und mobil zu bleiben. An dieser Stelle setzt der therapeutische Tischbesuch ein.
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