Demenz ist eine Erkrankung, die Gedächtnis, Denken und Alltagsfähigkeiten beeinträchtigt. Der Verlauf ist individuell, folgt jedoch bestimmten Mustern. Bei allen Formen der Demenz sind nicht-medikamentöse Therapien sehr wichtig. Medikamentöse und nicht-medikamentöse Behandlungen zielen darauf ab, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und deren Angehörige zu unterstützen.
Primäre und sekundäre Demenzen
Bei „primären Demenzen“ ist die Ursache ein Vorgang im Gehirn selbst. Sekundäre Demenzen haben ihre Ursache in äußeren Faktoren, wie Giftstoffen oder Verletzungen des Gehirns. Die Therapie sekundärer Demenzen ist sehr vom Einzelfall abhängig.
Medikamentöse Therapieansätze
Welche Medikamente bei einer Demenz helfen, hängt von der Form der Demenz ab. Die klassischen Medikamente der medikamentösen Demenz-Therapie sind verschreibungspflichtig. Mit den heute eingesetzten Medikamenten versucht man lediglich, das Voranschreiten der Erkrankungen zu bremsen. Dadurch können Betroffene aber - für einen bestimmten Zeitraum - an Lebensqualität gewinnen.
Antidementiva
Aktuell sind in Deutschland vier Antidementiva zugelassen, davon drei Acetylcholinesterase-Hemmer und ein Glutamat-Antagonist. Die Alzheimer-Behandlung mit Antidementiva wird von den Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften empfohlen. In der Praxis werden zwei Drittel der Patienten über ein Jahr damit behandelt, weniger als die Hälfte über zwei Jahre und länger. Positive Effekte sind vor allem bei Alzheimer-Demenz zu beobachten.
Acetylcholinesterase-Hemmer: Acetylcholinesterase-Hemmer blockieren das Enzym Cholinesterase und wirken damit dem Abbau von Acetylcholin entgegen. Acetylcholin ist ein wichtiger Botenstoff im Gehirn. Durch ihren Einsatz versucht man das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten. Es gibt Patienten, die gut, weniger gut oder gar nicht auf diese Substanzen reagieren. Die Gründe dafür sind bisher nicht bekannt. Eine Therapie sollte deshalb immer nur in enger Abstimmung von Arzt, Patient und Angehörigen begonnen werden.
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- Donepezil: Es gibt für Donepezil eine Reihe von Belegen dafür, dass sich bei Demenzkranken, die diesen Wirkstoff einnehmen, die Hirnleistungsfähigkeit verbessert. Zudem gibt es Studien, die einen positiven Einfluss auf die Alltagsfähigkeiten beschreiben. Der Mangel am Botenstoff Acetylcholin im Gehirn kann zumindest teilweise und vorübergehend ausgeglichen werden. Bei 10 - 17 % der Patienten treten Nebenwirkungen wie Übelkeit, Durchfall und Erbrechen auf.
- Galantamin: Auch für Galantamin gilt: es gibt eine Reihe von Belegen dafür, dass sich bei Demenzkranken, die diesen Wirkstoff einnehmen, die Hirnleistungsfähigkeit verbessert. Zudem gibt es Studien, die einen positiven Einfluss auf die Alltagsfähigkeiten beschreiben. Der Mangel am Botenstoff Acetylcholin im Gehirn kann zumindest teilweise und vorübergehend ausgeglichen werden. Bei 13-17 % der Patienten wurde von Übelkeit, Erbrechen und Durchfall berichtet.
- Rivastigmin: Auch für Rivastigmin gilt: es gibt eine Reihe von Belegen dafür, dass sich bei Demenzkranken, die diesen Wirkstoff einnehmen, die Hirnleistungsfähigkeit verbessert. Zudem gibt es Studien, die einen positiven Einfluss auf die Alltagsfähigkeiten beschreiben. Der Mangel am Botenstoff Acetylcholin im Gehirn kann zumindest teilweise und vorübergehend ausgeglichen werden. Es treten Magen-Darm-Störungen auf: Bei 27-35 % der Patienten wurden Übelkeit, Durchfall und Erbrechen beobachtet.
Glutamat-Antagonisten: Glutamat-Antagonisten, also Glutamat-Gegenspieler, sind auch als NMDA-Rezeptor-Antagonisten bekannt. Sie wirken im Zusammenspiel mit dem Botenstoff Glutamat und regulieren dessen Ausschüttung.
- Memantine: Dieser Wirkstoff beeinflusst einen anderen Botenstoff im Gehirn: das Glutamat. Damit kann eine leichte Verbesserung der alltäglichen Fähigkeiten erreicht werden. Sinnvoll erscheint der Einsatz bei mittlerer bis fortgeschrittener Demenzerkrankung. Auch hier beginnt man (wie bei den Cholinesterasehemmern) die Behandlung mit kleinen Mengen, die dann langsam gesteigert werden, um die Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten.
Medikamente bei vaskulärer Demenz
Bei der vaskulären Demenz liegt die Ursache nicht in einem Verfall von Nervenzellen im Gehirn, sondern in einer Durchblutungsstörung dieser Nervenzellen. Deshalb sind Antidementiva bei vaskulärer Demenz nicht sinnvoll. Blutdrucksenkende und blutverdünnende Medikamente können hingegen eine sinnvolle Maßnahme gegen die Durchblutungsstörungen darstellen. Da die vaskuläre Demenz durch viele kleine Schlaganfälle (die möglicherweise unbemerkt bleiben) ausgelöst werden kann, setzt man hier Medikamente ein, die einem erneuten Schlaganfall vorbeugen sollen (so genannte Sekundärprophylaxe). Dies kann man erfolgreich mit Wirkstoffen erreichen, die eine Gerinnung des Blutes bzw. die Verklumpung von Blutplättchen (Thrombozyten) hemmen und damit der Bildung von Blutgerinnseln und Schlaganfällen entgegen wirken (blutgerinnungshemmende Wirkstoffe).
- Acetylsalicylsäure (ASS): Der bekannteste und am besten erforschte Wirkstoff dieser Gruppe ist Acetylsalicylsäure (=ASS). Obwohl nicht ganz klar ist, ob ASS die Beschwerden der Demenz verbessern kann, ist jedoch nachgewiesen, dass es das Auftreten neuer Schlaganfälle (und damit auch das Voranschreiten der Gehirnschädigung bei vaskulärer Demenz) verhindert oder vermindert. Eine zu starke „Blutverdünnung“ kann zu Beschwerden des Magen-Darm-Traktes bis hin zu Magenblutungen und anderen Blutgerinnungsstörungen führen.
- Clopidogrel: Auch der Wirkstoff Clopidogrel gehört zu den blutgerinnungshemmenden Wirkstoffen und kann eingesetzt werden, wenn die Einnahme von ASS nicht vertragen wird. Seine Wirkung ähnelt der von ASS. Clopidogrel wird z.T. auch mit ASS kombiniert. Es können Magen-Darm-Störungen auftreten, gelegentlich Kopfschmerzen.
- Ticlopidin: Auch der Wirkstoff Ticlopidin gehört zu den blutgerinnungshemmenden Wirkstoffen und wird eingesetzt, wenn die Einnahme von ASS nicht vertragen wird. Seine Wirkung ähnelt der von ASS. Es können Magen-Darm-Störungen auftreten, gelegentlich allergische Hautreaktonen. Es können schwerwiegende Blutbildveränderungen auftreten, daher muss das Blut in den ersten drei Monaten der Einnahme alle 14 Tage untersucht werden. Vor allem wegen dieser Nebenwirkungen raten viele Experten eher von einer Anwendung ab.
Weitere Medikamente
- Antidepressiva: Depressionen sind eine häufige Begleiterscheinung von Demenz. Antidepressiva sind psychopharmazeutische Medikamente, die stimmungsaufhellend wirken. Je nach Medikament wirken sie außerdem antriebssteigernd oder beruhigend. Sie wirken also nicht gegen die Demenz an sich, sondern gegen Depressionen, die als Begleiterscheinung häufig auftreten. Selbstverständlich gibt es auch nicht-medikamentöse Möglichkeiten, eine Depression zu lindern.
- Neuroleptika (Antipsychotika): Neuroleptika (oder Antipsychotika) sind psychopharmazeutische Medikamente, die bei Psychosen eingesetzt werden. Sie können lähmende Ängste, Wahnvorstellungen und schwere Denkstörungen verhindern. Sie werden bei Demenzerkrankten gegen Halluzinationen und starke innere Unruhe eingesetzt. Allerdings ist mittlerweile bekannt, dass die Wirksamkeit oft sehr beschränkt ist. Starke Beruhigungsmittel wie Neuroleptika (Antipsychotika) haben gravierende Nebenwirkungen und sollten nur das letzte Mittel der Wahl sein. Vorher sollten milde Beruhigungsmittel oder auch Schmerzmittel zum Einsatz kommen. Erst wenn diese keine Wirkung mehr zeigen und der Leidensdruck hoch ist, können starke Beruhigungsmittel eingesetzt werden.
- Schmerzmittel: Demenz ist keine an sich schmerzhafte Krankheit. Aber sie kann dazu führen, dass Betroffene ihre eigenen Schmerzen zwar fühlen, aber nicht mehr als solche identifizieren können. Sie können also nicht mehr zum Ausdruck bringen, dass sie bestimmte Schmerzen spüren. Manchmal äußert sich Schmerzempfinden bei Demenzerkrankten auch durch auffälliges Verhalten. Wann genau und in welchem Umfang Schmerzmittel zum Einsatz kommen sollte grundsätzlich der behandelnde Arzt entscheiden.
- Ginkgo-Präparate: In den Blättern des Ginkgo-Baumes sind Wirkstoffe enthalten, die die Durchblutung in bestimmten Teilen des Gehirns fördern. Damit bekämpfen Ginkgo-Präparate aber nicht die Ursache für Demenz, deshalb haben sie keine direkten Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf. Sie können aber Begleiterscheinungen einer Demenz im Frühstadium spürbar lindern.
Nicht-medikamentöse Therapieansätze
Diese so genannten nicht-medikamentösen Maßnahmen können in allen Stadien der Demenz eingesetzt werden. In der Behandlung von Verhaltensänderungen stehen nicht-medikamentöse Therapieverfahren idealerweise an erster Stelle. Es gibt unabhängig von Medikamenten viele förderliche Bedingungen, die die Situation des Erkrankten und seiner Angehörigen erleichtern können - diese Bedingungen liegen einerseits im Bereich der Pflege und andererseits in der Gestaltung des häuslichen und sozialen Umfeldes. Dazu gehören körperliche und geistige Anregung, die auch durch bestimmte Behandlungsmethoden erreicht werden können. Alltagsnahes Trainieren einfacher Fähigkeiten ist Erfolg versprechend und kann das Leben für alle Beteiligten erleichtern.
Ergotherapie
Bei der ergotherapeutischen Demenz-Therapie geht es in erster Linie darum, motorische Fähigkeiten zu erhalten und zu trainieren. Denn im Laufe der Erkrankung gehen selbst einfachste Fähigkeiten wie das Ankleiden und Kochen verloren. Ergotherapie fördert also sehr stark die Eigenständigkeit des Demenzerkrankten. Mit fortschreitender Erkrankung liegt der Fokus mehr auf der Körperwahrnehmung und einfachen Bewegungsabläufen. Bei der Ergo-therapie (=Beschäftigungstherapie) ist das Ziel die größtmögliche Selbstständigkeit im Alltags-leben. Hier werden Hilfen im Umgang mit Hilfsmitteln, z.B. auch Beratung zur Anpassung der Wohnung, vermittelt. Die Kosten für Ergotherapie als Demenz-Behandlung können von der Krankenkasse erstattet werden, wenn ein Arzt diese Maßnahmen anordnet.
Physiotherapie
Einen sehr ähnlichen Ansatz verfolgt die physiotherapeutische Demenz-Therapie. Auch hier geht es darum, Mobilität zu erhalten und Bewegung zu fördern. Bei der Physiotherapie (=Krankengymnastik) werden Bereiche des Verhaltens und Erlebens, die bei Patienten betroffen sind, positiv beeinflusst. Die Kosten für Physiotherapie als Demenz-Behandlung können von der Krankenkasse erstattet werden, wenn ein Arzt diese Maßnahmen anordnet.
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Logopädie
Für viele Demenzerkrankte wird es mit der Zeit immer schwieriger, mit anderen Menschen zu kommunizieren. Wortfindungsprobleme, schlechte Aussprache und mangelndes Sprachverständnis können aber gezielt mit sprach-therapeutischen Maßnahmen bekämpft werden. Außerdem können Logopäden bei auftretenden Schluckstörungen helfen, indem sie mit entsprechenden Übungen den Kau- und Schluckapparat trainieren. Auch das kann entscheidend zur Lebensqualität beitragen.
Kognitive Stimulation und Gedächtnistraining
Besonders wichtig sind kognitive Stimulation. Unser Denkvermögen kann trainiert werden. Das gilt für gesunde Menschen ebenso, wie für Demenzerkrankte. Sie sollten also unbedingt berücksichtigen, dass Demenzerkrankte ein Bedürfnis danach haben, ihre verbliebenen Fähigkeiten einzusetzen.
Milieutherapie
Je stärker eine dementielle Erkrankung fortschreitet, desto weniger sind Betroffene in der Lage, sich selbst der Umwelt anzupassen. Die Milieutherapie ist also keine Behandlung am Menschen, sondern betrifft die demenzgerechte Gestaltung der Umwelt der Erkrankten. Ein demenzgerecht gestaltetes Umfeld entfaltet dauerhaft seine therapeutische Wirkung. Insbesondere das Wohlbefinden können Sie durch die Milieutherapie steigen und in vielen Fällen sogar herausforderndes Verhalten verringern.
Psychotherapie und Verhaltenstherapie
Psychotherapie nimmt keinen direkten Einfluss auf den Verlauf der Krankheit. Dasselbe gilt für die Verhaltenstherapie als spezielle Form der Psychotherapie. Psychotherapie kann in erster Linie die Gedanken, Einstellungen und Bewertungen einer Person gegenüber der Diagnose Demenz verändern. Bei der Verhaltenstherapie geht es gezielt darum, einen guten Umgang mit der Demenz im Alltag zu finden. Dafür ausschlaggebend sind vor allem die grundlegenden Wertvorstellungen einer Person gegenüber bestimmten Erfahrungen und Verhaltensweisen.
Kunsttherapie
Zeichnen, Malen und Gestalten sind nicht nur eine Beschäftigung, sondern auch eine Ausdrucksform. Sie erfordern motorisches Geschick, Konzentration und eine Auseinandersetzung mit eigenen Erinnerungen und Emotionen.
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Musiktherapie
Die aktive Musiktherapie setzt voraus, dass die Erkrankung ein aktives Musizieren, Tanzen oder Singen in Gruppen erlaubt. Außerdem sollte der Betroffene Freude an Musik haben. Die rezeptive Musiktherapie ist einfach umzusetzen und kann in allen Phasen der Erkrankung das Wohlbefinden steigern und Erinnerungen wecken. Idealerweise hört der Demenzerkrankte bewusst und ohne Ablenkung Musik, zu der er einen starken biografischen Bezug hat.
Selbsterhaltungstherapie (SET)
Hinter dem Kürzel SET verbirgt sich ein neuropsychologisch fundiertes Konzept zur Behandlung und Betreuung von Menschen mit Demenz. Kern dieser Therapie ist die Idee, dass Menschen mit Demenz besonders gefährdet sind, ihr Selbstbild und ihre Wahrnehmung von sich selbst als Person zu verlieren. Sie sollten einen respektvollen Umgang pflegen und nicht jedes Missgeschick oder Fehlverhalten kritisch zur Sprache zu bringen. Es dürfen sogar falsche Angaben bestätigt werden, wenn dies dem Ziel dient, Stabilität und Zuverlässigkeit zu vermitteln. Außerdem sollten Sie die betroffene Person aktiv ermutigen, Erledigungen selbst zu machen, Wünsche zu äußern und an Aktivitäten teilzunehmen. Die Selbsterhaltungstherapie vollständig umzusetzen ist gar nicht so einfach, denn es setzt voraus, dass alle Kontaktpersonen daran teilhaben.
Sensorische Therapie (Snoezelen)
Ist die Demenzerkrankung weiter fortgeschritten, wird die Auswahl relevanter Behandlungen und Aktivitäten immer kleiner. Dann wird vielleicht gerade jetzt die sensorische Therapie interessant. Bekannt wurde dieser Ansatz vor allem als „Snoezelen“. Beim Snoezelen geht es in erster Linie darum, einer Person möglichst vielfältige sinnliche Wahrnehmungen zu ermöglichen. Insbesondere der Sehsinn, Hörsinn, Geruchssinn und Tastsinn werden mit positiven Reizen angesprochen.
Tiergestützte Therapie
Hinter dem Begriff „tiergestützte Therapie“ verbirgt sich ganz einfach der Umgang mit Tieren. Also das Streicheln und die Interaktion mit Tieren unterschiedlichster Art. Dabei werden die sinnliche Wahrnehmung und die Sozialfähigkeit der demenzerkrankten Person angesprochen.
Realitäts-Orientierungs-Training (ROT)
Zum Realitäts-Orientierungs-Training (ROT) gehört das Aufstellen von großen Kalendern und Uhren sowie Fotos und anderen identitätsstiftenden Gegenständen. Aber auch die Verwendung von orientierenden Sätzen in der Kommunikation.
Stadien der Demenz
Alzheimer verändert Gedächtnis, Denken und Alltagsfähigkeiten - schleichend, aber unumkehrbar. Der Verlauf ist individuell, folgt jedoch bestimmten Mustern.
- Stadium 1 (Frühe Phase): In dieser frühen Phase treten leichte Beeinträchtigungen des Denkens und Erinnerns auf, die im Alltag zunächst kaum einschränken. Menschen mit MCI nehmen Veränderungen manchmal selbst wahr, doch oft fällt sie zuerst Angehörigen auf. Hier ist eine leichte Verminderung der Gehirnleistung festzustellen, die allerdings zunächst meist einer bloßen Vergesslichkeit gleichkommt. Dabei handelt es sich, falls dies neurologisch diagnostiziert wird, um das früheste Stadium der Demenz bzw. Alzheimer-Demenz. Der/die Betroffene vergisst z. B. immer wieder Namen oder ihm vertraute Gegenstände. Doch dies können natürlich auch schlicht altersbedingte Veränderungen sein, die mit Alzheimer und Demenz nicht zu tun haben.
- Stadium 2 (Leichte Demenz): In diesem Stadium zeigt sich zunehmend Vergesslichkeit im Alltag, insbesondere was das Kurzzeitgedächtnis betrifft. Es wird schwieriger, neue Informationen zu behalten. Gespräche sind anstrengender - oft fehlen Worte oder der Gedanke geht verloren. Gegenstände wie Schlüssel oder Brille werden häufiger verlegt. Hinzu kommen erste Probleme mit der Orientierung in Raum und Zeit. Viele alltägliche Aufgaben - wie einkaufen, kochen oder die Wäsche machen - gelingen noch gut. Viele Menschen mit Demenz merken nun deutlich, dass etwas nicht stimmt. Aus Scham oder Unsicherheit versuchen sie, ihre Schwierigkeiten zu verstecken. Sie ziehen sich zurück und meiden ungewohnte Situationen. Auch die Stimmung kann sich verändern: Manche Menschen sind leichter reizbar, andere traurig oder verunsichert. Die/der Betroffene nimmt leichte Störungen wahr. Die Merkfähigkeit und das Gedächtnis sind beeinträchtigt. Namen und Termine werden vergessen.
- Stadium 3 (Mittelschwere Demenz): Jetzt wird die Krankheit deutlich sichtbar. Neben dem Kurzzeitgedächtnis ist nun auch das Langzeitgedächtnis beeinträchtigt. Viele Erinnerungen an das eigene Leben treten in den Hintergrund - zum Beispiel daran, welchen Beruf man ausgeübt hat oder ob man verheiratet war. Orientierungsprobleme, auch in vertrauter Umgebung. Bekannte Gesichter werden nicht mehr erkannt. Es kommt zu tiefgreifenden Veränderungen im Verhalten und im Wesen. Viele Erkrankte spüren einen ausgeprägten Bewegungsdrang und starke Unruhe. Die Orientierungslosigkeit und Hilflosigkeit der Betroffenen schlägt oft in Misstrauen, Reizbarkeit, Nervosität und aggressive Ausbrüche um. Der Tag-Nacht-Rhythmus gerät aus dem Gleichgewicht, was zu Schlafstörungen führen kann. In diesem Stadium ist eine selbstständige Lebensführung nicht mehr möglich. Die Arbeitsleistung ist beeinträchtigt. Auch bei der räumlichen Orientierung zeigen sich Probleme. Gegenstände werden öfter verloren. Im weiteren Verlauf sind die kognitiven Störungen deutlich merkbar. Die betroffene Person hat Schwierigkeiten, komplexe Aufgaben selbstständig durchzuführen, z.B. ein Gericht zubereiten, mit Geld umgehen. Sich in gewohnten Orten zurechtzufinden macht Probleme. Die erkrankte Person leidet psychisch unter dem Verlust ihrer Fähigkeiten und ihrer Selbstständigkeit. Als Reaktion werden oft Defizite geleugnet und Fehler anderen zugewiesen. Ein verändertes Verhalten kann auch Selbstschutz sein. Depressionen können entstehen. Viele Fähigkeiten sind jedoch vorhanden. Die Förderung selbstständiger Aktivitäten hilft, das Selbstbewusstsein zu stärken. Die erkrankte Person kommt im Alltag zunehmend nicht mehr ohne Unterstützung zurecht, z.B. wird Hilfe bei der Auswahl der Kleidung benötigt. Die Erinnerung an wichtige, persönliche Daten (z.B. Adresse, Geburtsdatum) fällt schwer. Oft treten starke Erlebnisse der Orientierungslosigkeit auf.
- Stadium 4 (Schwere Demenz): Im Endstadium sind die Erkrankten vollständig auf Pflege angewiesen. Typische Veränderungen: Verlust der Sprache - nur noch einzelne Wörter oder Laute, keine sinnvolle Kommunikation mehr. Selbst engste Familienmitglieder werden nicht mehr erkannt. Völlige Orientierungslosigkeit, leben nur noch im unmittelbaren Moment. Inkontinenz - Kontrolle über Blase und Darm gehen verloren. Schluckstörungen, die die Nahrungsaufnahme erschweren. Im Endstadium haben Menschen mit Demenz ein zunehmend geschwächtes Immunsystem und werden anfälliger für Infektionen. Die Fähigkeit, Basisaktivitäten durchführen zu können, geht verloren. In sehr vielen Lebensbereichen wird Unterstützung notwendig, z.B. Waschen, Toilettengang. Verhaltensauffälligkeiten und Inkontinenz können sich ausprägen. Die Namen von nahestehenden Personen können meist nicht benannt werden. Oft wird auf die wahrgenommenen Defizite sehr emotional reagiert. In diesem fortgeschrittenen Stadium reduziert sich die Sprechfähigkeit der betroffenen Person zunehmend, ebenso die Gehfähigkeit. Im weiteren Verlauf ist es u.a. nicht mehr möglich, aufrecht zu sitzen. Die/der Erkrankte entwickelt ein Harmoniebedürfnis und ist sowohl emotional als auch körperlich sehr verletzlich und ihrer/seiner Umwelt völlig ausgeliefert. Aber auch derjenige, der die Sprache verliert, hat viel zu sagen.
Unterstützung für Angehörige
Demenz ist eine Erkrankung, die immer auch das soziale Umfeld des Erkrankten betrifft. Oft müssen die Angehörigen über viele Jahre hinweg immer wieder lernen, mit neuen Symptomen umzugehen. Und zu sehen, wie Nahestehende nach und nach ihre kognitiven und motorischen Fähigkeiten verlieren, ist alles andere als leicht. Deshalb ist es so wichtig, dass Angehörige und enge Freunde so früh wie möglich ins Boot geholt werden. Sie müssen zumindest in Grundzügen lernen, was Demenz bedeutet, welche Symptome auftreten können und wie sie am besten damit umgehen.
Als pflegender Angehöriger können Sie sich rechtzeitig auf diesen Fall vorbereiten. Es macht Sinn, kurze Zeit nach der Diagnose nahestehende Angehörige und den Demenzerkrankten an einen Tisch zu bringen. Auch Finanzierungsfragen sollten offen kommuniziert werden. Die Diagnose Demenz wirft auch rechtliche Fragen auf.
Die angemessene Kommunikation mit Demenzerkrankten setzt voraus, dass Sie ein Gespür für die veränderte Wahrnehmung des Betroffenen entwickeln. In jedem Fall sollten Sie einen wertschätzenden Umgang pflegen und die demenzerkrankte Person nicht ständig bevormunden, herabwürdigen oder vom Alltag ausschließen. Die erkrankte Person ist ein Individuum mit einer persönlichen Lebensleistung.
Das Alzheimer Therapiezentrum (ATZ)
Das Alzheimer Therapiezentrum (ATZ) der Schön Klinik Bad Aibling bietet bereits seit 1999 eine 3- bis 4-wöchige stationäre Behandlung für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen an, die von einem interdisziplinären Team durchgeführt wird (Ärzte, Psychologen, Sozialpädagogen, Kunsttherapeuten, Pflegefachkräfte). Ziel der Behandlung ist es, die Familie auf das weitere Leben mit der Demenz optimal vorzubereiten.
In Gesprächsgruppen werden Erinnerungen aktiviert und die Kommunikation gefördert. In der Kunsttherapie können kreative und gestalterische Fähigkeiten entdeckt und weiterentwickelt werden. Im Rahmen von musikorientierten Angeboten kann gemeinsam gesungen, getanzt oder musiziert werden. Darüber hinaus werden auch bewegungsorientierte Therapien (z. B. Gymnastikgruppen) angeboten und für jede Familie Empfehlungen zur Alltagsgestaltung nach dem Aufenthalt erstellt.
Einzigartig an diesem Konzept ist der enge Einbezug der Angehörigen in die Therapie. Das Angehörigenprogramm besteht aus Einzelberatungen, Angehörigengruppen und gemeinsamen Therapiestunden mit dem erkrankten Partner. Die Angehörigen können dabei lernen, besser mit dem Betroffenen zu kommunizieren, schwierige Situationen im Alltag zu meistern und besser mit den eigenen Belastungen umzugehen.
Die Behandlung im ATZ ist gerade für Menschen in der frühen Phase einer Demenz sehr empfehlenswert. Zum einen kann durch den gezielten Aufbau von Aktivitäten oft das Selbstvertrauen gestärkt werden. Zum anderen können Betroffene, die sich ihrer Krankheit und ihrer Gedächtnisprobleme bewusst sind, bei der Krankheitsbewältigung unterstützen. Menschen mit leichter Demenz können an Gesprächsgruppen teilnehmen, in denen ein Austausch über das Erleben der Erkrankung, den Umgang mit den eigenen Problemen sowie das Bewahren einer positiven Lebensperspektive trotz der Demenz stattfindet. Bei Bedarf werden zusätzliche stützende Einzelgespräche mit Psychologen sowie eine Familienberatung zum Einsatz von Gedächtnishilfen im Alltag angeboten.
Der Aufenthalt im Alzheimer Therapiezentrum kann über die Krankenkasse finanziert werden. Mit Hilfe des behandelnden Fach- oder Hausarztes ist dazu ein Antrag auf eine stationäre Rehabilitationsmaßnahme zu stellen. Der begleitende Angehörige benötigt bei seiner eigenen Kasse keinen gesonderten Antrag. Eine Aufnahme ist selbstverständlich auch für Selbstzahler und privat Versicherte möglich. Bevor ein Antrag gestellt wird, wird eine telefonische Rücksprache mit den Mitarbeitern empfohlen.
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