Wie Sie Ihr Gehirn schützen können: Ein umfassender Leitfaden zur Demenzprävention

Die Forschung zu den Ursachen, Therapien und Präventionsmaßnahmen von Demenz ist ein spannendes und wichtiges Feld der Medizin. Wissenschaftler und Ärzte sind sich einig, dass wir selbst bis zu 40 Prozent dazu beitragen können, uns vor Demenz zu schützen. Dieser Artikel bietet Ihnen einen umfassenden Überblick über die Faktoren, die Ihr Gehirn beeinflussen, und gibt Ihnen praktische Tipps, wie Sie Ihre geistige Gesundheit bis ins hohe Alter erhalten können.

Die Bedeutung der Prävention

Vor allem Alzheimer-Erkrankungen entwickeln sich über Jahrzehnte, oft lange bevor erste Symptome auftreten. Dies bedeutet, dass wir ein großes Zeitfenster haben, in dem wir positiven Einfluss auf unsere Gehirngesundheit nehmen können.

Risikofaktoren für Demenz

Es gibt eine Reihe von Faktoren, die das Risiko für Demenz erhöhen können. Es ist wichtig zu beachten, dass das Demenzrisiko deutlich steigt, wenn mehrere Risikofaktoren gleichzeitig vorliegen. Positiv ist jedoch, dass Sie oft mehrere Risiken gleichzeitig verringern können, wenn Sie an einer Stelle ansetzen.

Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck, hohe Blutzucker- oder Cholesterinwerte belasten die Gefäße und den Stoffwechsel und erhöhen das Risiko für vaskuläre Demenz. Alles, was schlecht für Herz und Gefäße ist, ist auch ein Risiko für unser Denkorgan.
  • Erhöhtes Cholesterin: Vor allem bei Menschen unter 65 Jahren kann erhöhtes Cholesterin die Ablagerung von schädlichen Proteinen wie Amyloid-beta und verändertem Tau im Gehirn fördern, beides typische Merkmale der Alzheimer-Krankheit.
  • Psychische Gesundheit: Anhaltende Niedergeschlagenheit, sozialer Rückzug und mangelnde Selbstfürsorge belasten nicht nur die Seele, sondern auch das Gehirn. Eine solche Isolation kann das Risiko erhöhen, an Demenz zu erkranken.
  • Kopfverletzungen: Schwere oder wiederholte Kopfverletzungen erhöhen das Risiko für Demenzerkrankungen wie Alzheimer und die chronisch-traumatische Enzephalopathie (CTE).
  • Bewegungsmangel: Wer sich im Alltag kaum bewegt, erhöht sein Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Bewegungsmangel beeinträchtigt die Durchblutung des Gehirns, schwächt Nervenzellen und begünstigt den geistigen Abbau.
  • Diabetes: Typ-2-Diabetes zählt zu den am besten belegten Risikofaktoren für Demenz.
  • Rauchen: Rauchen erhöht das Risiko für Alzheimer und vaskuläre Demenz - vor allem durch die negativen Auswirkungen auf Herz, Gefäße und Gehirn. Wer das Rauchen aufgibt, kann sein Risiko deutlich senken.
  • Übergewicht: Übergewicht - besonders im mittleren Lebensalter - erhöht das Risiko, später an einer Demenz zu erkranken. Besonders problematisch ist Bauchfett, also das Fettgewebe um die Organe im Bauchbereich.
  • Alkohol: Wer regelmäßig viel Alkohol trinkt, riskiert mehr als einen Kater. Studien zeigen, dass schon mehr als drei Liter Bier oder zwei Liter Wein pro Woche zum Verlust der grauen Masse im Gehirn und damit zu einem höheren Risiko für alle Formen der Demenz führt.
  • Soziale Isolation und Einsamkeit: Soziale Isolation und Einsamkeit schwächen auf Dauer die geistige Gesundheit. Das Gehirn braucht Anregung: Gespräche, Begegnungen und gemeinsame Aktivitäten halten es wach und leistungsfähig.
  • Luftverschmutzung: Feine Partikel aus Abgasen, Industrie, Holz- und Kohleöfen können Entzündungen auslösen, die Gefäße schädigen und langfristig die geistige Gesundheit beeinträchtigen.
  • Seh- und Hörverlust: Wenn das Seh- oder Hörvermögen nachlässt und nicht ausgeglichen wird, gehen dem Gehirn wichtige Reize verloren. Das Gehirn wird weniger angeregt, muss sich mehr anstrengen und kann auf Dauer an Leistungsfähigkeit verlieren.

Schutzfaktoren für das Gehirn

Neben der Vermeidung von Risikofaktoren gibt es auch eine Reihe von Dingen, die Sie tun können, um Ihr Gehirn aktiv zu schützen und Ihre kognitive Reserve zu stärken:

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  • Geistige Anregung: Geistige Anregung in jungen Jahren schützt das Gehirn - besonders durch den Aufbau sogenannter kognitiver Reserven. Fordern Sie Ihr Gehirn heraus, indem Sie neue Dinge lernen, lesen, Rätsel lösen oder kreativen Hobbys nachgehen.
  • Bewegung: Sport und Bewegung tragen dazu bei, dass das Gehirn gut durchblutet wird. Nach Sport bilden sich neue Blutgefäße, die Sauerstoffversorgung verbessert sich. Aus den Muskeln werden Stoffe freigesetzt und ins Gehirn transportiert. Sie führen dazu, dass Nervenzellen nicht absterben, besser funktionieren und sich unter Umständen sogar neue Zellen bilden.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, insbesondere die traditionelle Mittelmeerküche mit viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, fettem Seefisch und Olivenöl, kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes senken - und zugleich die Hirngesundheit verbessern. Vermeiden Sie stark verarbeitete Lebensmittel, da diese Übergewicht begünstigen, die Darmflora stören und Nervenzellen schädigen können. Essen Sie flavonoidreiche Lebensmittel wie Beeren, Äpfel, Paprika und Zwiebeln.
  • Soziale Kontakte: Pflegen Sie soziale Kontakte und bleiben Sie aktiv am gesellschaftlichen Leben teil. Gespräche, Begegnungen und gemeinsame Aktivitäten halten das Gehirn wach und leistungsfähig.
  • Guter Schlaf: Achten Sie auf ausreichend Schlaf. Eine anhaltend kurze Schlafdauer ist mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden.
  • Orthomolekulare Medizin: Durch gezielten Einsatz von Vitaminen, Mineralstoffen und anderen Mikronährstoffen lässt sich die Gehirngesundheit aktiv unterstützen - und das Risiko für Demenz nachweislich senken.

Orthomolekulare Medizin zur Demenz-Prävention

Die orthomolekulare Medizin setzt auf die Versorgung des Körpers mit optimalen Konzentrationen natürlicher Mikronährstoffe (Vitamine, Mineralien, Aminosäuren, Fettsäuren etc.), um Gesundheit zu erhalten und Krankheiten vorzubeugen. Besonders in der Prävention und Behandlung chronischer Erkrankungen - einschließlich neurodegenerativer Krankheiten - setzt die orthomolekulare Medizin auf hochwertige Vitalstoffe in teils hohen Dosierungen, stets unter individueller Anpassung an den Bedarf des Patienten.

Wichtige Mikronährstoffe zur Demenz-Prävention

  • B-Vitamine (B₆, B₁₂, Folsäure): Schützen Nervenzellen, senken Homocystein und beugen Hirnatrophie vor.
  • Omega-3-Fettsäuren (DHA/EPA): Entzündungshemmende „Brain Food“-Fette, essentiell für Hirnmembranen und Synapsen.
  • Vitamin D: Hormonähnliches „Sonnenvitamin“, wichtig für Immunfunktion und Schutzmechanismen im Gehirn.
  • Antioxidantien (Vitamin C, E, Selen): Neutralisieren freie Radikale im energiehungrigen Gehirn.
  • Magnesium: Wichtig für die Signalübertragung zwischen Gehirnzellen und Gedächtnisbildung.
  • Zink & Selen: Spurenelemente, essentiell für Wachstum und Reparatur von Nervenzellen.
  • Coenzym Q10 & L-Carnitin: Unterstützen die Mitochondrien (Kraftwerke der Zelle).
  • Lithium (Spurenelement): In sehr kleinen Mengen essentiell fürs Gehirn.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Einnahme von Mikronährstoffen immer individuell auf den Bedarf des Einzelnen abgestimmt sein sollte. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Heilpraktiker beraten, welche Nährstoffe für Sie sinnvoll sind und in welcher Dosierung Sie diese einnehmen sollten.

Bewegung als Schlüssel zur Hirngesundheit

Mit Bewegung lässt sich das Risiko für Alzheimer, die häufigste Form der Demenz, senken. Neue Daten zeigen: Bewegung nützt auch dann noch, wenn es bereits schädliche Ablagerungen im Gehirn gibt. Schon einige Tausend Schritte täglich können einer Studie zufolge dazu führen, dass eine Alzheimer-Erkrankung langsamer voranschreitet. Bereits 3000 Schritte am Tag können demnach dazu beitragen, dass sich im Gehirn weniger schnell schädigende Tau-Proteinklumpen ansammeln. Einen noch größeren Effekt haben 5000 bis 7500 Schritte.

Regelmäßiges Gehen trainiert die Kognition, da die Personen navigieren, sich orientieren und mit Ihrer Umgebung interagieren müssen. Zudem wird die kardiovaskuläre Gesundheit trainiert. Schließlich werden bei erhöhter körperlicher Aktivität eine Reihe blutgebundener Wachstums- und Schutzfaktoren freigesetzt, die sich positiv auf das Gehirn auswirken und die Ausbreitung von Tau verlangsamen könnten.

Die Rolle der Ernährung

Eine gesunde Ernährung kann das Gehirn unterstützen und sogar das Risiko für Alzheimer reduzieren. Nüsse, Haferflocken, Beeren und Kichererbsen versorgen uns mit B-Vitaminen, Flavonoiden und Eiweiß. Unser Gehirn braucht 120 bis 140 Gramm Glukose pro Tag, um ausreichend mit Energie versorgt zu werden. Gute Energielieferanten für das Gehirn sind Haferflocken, denn sie lassen den Blutzuckerspiegel langsam steigen. Hafer gilt zudem als Muntermacher, beugt Nervosität, Stress und Konzentrationsproblemen vor.

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Flavonoide stecken in vielen Obst- und Gemüsesorten und sorgen für deren Färbung, etwa in Beeren, Äpfeln, Paprika und Zwiebeln. Auch in Kakao, grünem und schwarzem Tee sind diese sekundären Pflanzenstoffe enthalten. Flavonoidreiche Lebensmittel schützen die Gehirnfunktion.

Fisch liefert reichlich Omega-3-Fettsäuren, genauer die Fettsäuren DHA und EPA. Sie wirken entzündungshemmend und halten die Wände unserer Zellen geschmeidig. Davon profitieren auch die grauen Zellen, denn für Verfallsprozesse im Gehirn sind oft Entzündungen mitverantwortlich. Zum Brainfood werden auch Obstsorten wie Beeren gezählt, die reich an sogenannten Antioxidantien sind. Diese Stoffe schützen unsere grauen Zellen zum Beispiel vor Stress.

Die MIND-Diät

Ein weiterer vielversprechender Ansatz ist die sogenannte MIND-Diät (Mediterranean-DASH Intervention for Neurodegenerative Delay). Diese Diät kombiniert Elemente der Mittelmeerkost und der DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension) und legt den Fokus auf Lebensmittel, die besonders gut für das Gehirn sind. Dazu gehören:

  • Grünes Blattgemüse (z.B. Spinat, Grünkohl, Salat)
  • Andere Gemüsesorten
  • Beeren
  • Nüsse
  • Olivenöl
  • Vollkornprodukte
  • Fisch
  • Geflügel
  • Hülsenfrüchte
  • Wein (in Maßen)

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