Warum bekommt man einen Krampf? Ursachen und Behandlung von Muskelkrämpfen

Muskelkrämpfe sind ein weit verbreitetes Phänomen, von dem laut Umfragen bis zu 75 % der Bevölkerung betroffen sind. Obwohl sie in jedem Alter auftreten können, nimmt ihre Häufigkeit mit dem Alter zu. Muskelkrämpfe können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und zu Schmerzen, Müdigkeit und Schlafstörungen führen.

Bedeutung der Ursachenforschung bei Muskelkrämpfen

Oftmals versuchen Betroffene, Muskelkrämpfe mit Hausmitteln zu behandeln. Angesichts der vielfältigen Ursachen ist es jedoch ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Dieser kann die spezifische Ursache durch Untersuchungen ermitteln und eine geeignete Behandlung empfehlen. Die Kenntnis der Ursache ist auch für die Vorbeugung weiterer Krämpfe wichtig.

Mineralstoffmangel als Ursache

Mineralstoffe wie Kalium, Kalzium und Magnesium sind für die Muskelarbeit unerlässlich. Sie spielen eine Rolle bei der Erregungsweiterleitung von Nerven zu Muskeln. Ein Mangel an diesen Mineralstoffen kann dieses Zusammenspiel stören und zu Muskelkrämpfen führen. Häufige Ursachen für Mineralstoffmangel sind falsche Ernährung oder ein erhöhter Bedarf bei Sportlern, Schwangeren und Stillenden.

Magnesiummangel

Magnesiummangel ist eine bekannte Ursache für Krämpfe, insbesondere Wadenkrämpfe. Magnesium wirkt als Gegenspieler von Kalzium, das für die Muskelanspannung verantwortlich ist. Magnesium fördert die Entspannung der Muskeln, indem es den Kalziumeinstrom reduziert. Ein Magnesiummangel kann daher zu Muskelkrämpfen führen.

Weitere Ursachen von Muskelkrämpfen

Neben Mineralstoffmangel gibt es noch weitere Faktoren, die Muskelkrämpfe auslösen können:

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  • Dehydration/Flüssigkeitsverlust: Wasser ist ein wichtiger Bestandteil von Muskeln, Organen und Zellen. Es transportiert Nährstoffe und entfernt Schadstoffe. Flüssigkeitsmangel kann die Durchblutung verschlechtern und die Versorgung der Muskeln mit Mineralstoffen beeinträchtigen. Auch der Verlust von Elektrolyten wie Kalium, Kalzium und Magnesium durch Schweiß kann zu Krämpfen führen.
  • Überlastung der Muskulatur: Überlastung, schlechte Körperhaltung oder mangelnde körperliche Aktivität können zu Muskelkrämpfen führen. Unzureichendes Aufwärmen vor dem Sport, Muskelverletzungen oder Verspannungen erhöhen ebenfalls das Risiko.
  • Übermäßiger Alkoholkonsum: Alkohol kann zu Flüssigkeitsverlust, beeinträchtigter Nährstoffaufnahme, gestörter Signalübertragung zwischen Nerven und Muskeln, verminderter Durchblutung und Entzündungen führen - alles Faktoren, die Muskelkrämpfe begünstigen können.
  • Schwangerschaft und Stillzeit: Schwangere und stillende Frauen haben einen erhöhten Magnesiumbedarf, um das Wachstum des Kindes zu gewährleisten. Ein Mangel kann zu Muskelkrämpfen führen.
  • Medikamenteneinnahme: Einige Medikamente, wie Cholesterinsenker (Statine), hormonelle Verhütungsmittel, blutdrucksenkende Mittel, bronchienerweiternde Mittel und Chemotherapeutika, können Muskelkrämpfe als Nebenwirkung verursachen.
  • Bestimmte Erkrankungen: Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Nierenschwäche, Schilddrüsenunterfunktion und Nerven- und Muskelerkrankungen können den Mineralstoff- und Flüssigkeitshaushalt beeinträchtigen und zu Muskelkrämpfen führen.
  • Emotionaler oder psychischer Stress: Stress kann zu Muskelverspannungen führen, insbesondere im Rücken.

Spezialfall: Ursachen von Wadenkrämpfen

Wadenkrämpfe können neben den genannten Ursachen spezifischere Auslöser haben:

  • Gefäßerkrankungen: Thrombose der tiefen Beinvenen, chronische Durchblutungsstörungen und Krampfadern können Wadenkrämpfe verursachen.
  • Orthopädische Probleme: Fehlhaltungen, Erkrankungen des Skeletts und Fußfehlstellungen können die Wadenmuskulatur beeinträchtigen und Krämpfe begünstigen.

Diagnose von Wadenkrämpfen

Die Diagnose von Wadenkrämpfen umfasst eine gründliche Anamnese, körperliche Untersuchung und gegebenenfalls spezielle Tests. Der Arzt wird nach den genauen Beschwerden fragen, einschließlich des Zeitpunkts des ersten Auftretens der Krämpfe, der Häufigkeit, der auslösenden Faktoren und der familiären Vorgeschichte. Eine körperliche Untersuchung wird durchgeführt, um das Nervensystem und die Muskelfunktionen zu beurteilen.

Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen durchgeführt werden:

  • Elektromyografie (EMG): Diese Messung der elektrischen Muskelaktivität kann helfen, Muskelerkrankungen oder Nervenstörungen zu identifizieren.
  • Elektroneurografie: Diese Untersuchung misst die Leitfähigkeit der Nerven und kann Nervenschäden erkennen.
  • Dopplersonografie: Diese Ultraschalluntersuchung kann Thrombosen ausschließen.
  • Bildgebende Verfahren: Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) können bei Verdacht auf Rückenprobleme als Ursache der Wadenkrämpfe durchgeführt werden.
  • Laboruntersuchungen: Bluttests können Elektrolytstörungen, Blutzuckerwerte, Leber- und Nierenwerte sowie Schilddrüsenfunktionsstörungen aufdecken.

Behandlung von Muskelkrämpfen

Die Behandlung von Muskelkrämpfen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.

  • Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt: Bei Störungen des Elektrolyt- und Wasserhaushalts ist es wichtig, ausreichend zu trinken und sich ausgewogen zu ernähren. Lebensmittel mit einem hohen Anteil an Mineralstoffen wie Magnesium, Kalzium und Natrium sollten bevorzugt werden. Bei starkem Durchfall kann eine Elektrolytlösung helfen.
  • Magnesiummangel: Ein Magnesiummangel kann durch entsprechende Präparate behoben werden.
  • Krampflöser: Bei schweren, nächtlichen Wadenkrämpfen kann bei Erwachsenen Chininsulfat (Chinin) helfen. Dieses Mittel sollte jedoch nur nach ärztlicher Rücksprache und nicht während der Schwangerschaft eingenommen werden.
  • Vitamin D und Kalzium: Bei einer Unterfunktion der Nebenschilddrüse können Vitamin D und Kalzium verschrieben werden.
  • Physiotherapie: Bei Muskelerkrankungen können physiotherapeutische Maßnahmen hilfreich sein.
  • Medikamente: Bei Dystonien können Medikamente wie Botulinum-Toxin oder Benzodiazepine verordnet werden. Bei Erkrankungen des Nervensystems können durchblutungsfördernde Arzneien helfen.
  • Alternativmedzizin: In der Homöopathie kennt man verschiedene Mittel, die bei Muskelkrämpfen entspannend und auch schmerzlindern wirken. Gegen Wadenkrämpfe werden bevorzugt folgende homöopathische Mittel empfohlen:Cuprum metallicum, Magnesium phosphoricum, Valeriana officinalis, Thuja
  • Akupunktur: Können ernste Erkrankungen als Ursache der Wadenkrämpfe ausgeschlossen werden, kann ein Akupunkteur die Krämpfe meist innerhalb weniger Sitzungen behandeln. Dabei werden dünne Nadeln auf die Akupunkturpunkte der Energieleitbahnen von Leber und Milz gesetzt.

Was hilft bei akuten Muskelkrämpfen?

Die beste Sofortmaßnahme bei einem nächtlichen Muskelkrampf ist: dehnen - auch wenn es wehtut. Zudem hilft es, aufzustehen und umherzulaufen. Dadurch wird die Muskulatur automatisch gelockert. Tritt der Krampf während des Trainings auf, solltest du den betroffenen Muskel sofort entlasten. Auch das Massieren des Muskels wirkt durchblutungsfördernd, entspannend und wohltuend. Tipp: Wenn du zum Massieren eine Massagepistole nutzen willst, starte langsam und vorsichtig.

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Bei einem akuten Wadenkrampf können folgende Maßnahmen helfen:

  • Dehnen: Das Strecken des Beins und das Ziehen der Zehen zum Schienbein können den Muskel entspannen.
  • Massage: Eine leichte Massage der verspannten Muskelpartien kann die Durchblutung fördern und die Muskeln lockern.
  • Wärme: Wärme, z. B. durch ein warmes Bad oder wärmende Auflagen, kann die Durchblutung anregen und die Verspannung lösen.
  • Aufstehen und Herumlaufen: Krampflösend wirkt häufig auch aufzustehen und vorsichtig herumzulaufen.

Vorbeugung von Muskelkrämpfen

Um Muskelkrämpfen vorzubeugen, können folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  • Ausreichend trinken: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, um den Körper optimal zu versorgen. Ein erwachsener Mensch sollte ca. 1,5 Liter Wasser am Tag trinken, bei sportlicher Betätigung oder warmen Temperaturen etwas mehr.
  • Ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Mineralstoffen wie Magnesium, Kalzium und Kalium ist wichtig. Gute Magnesiumquellen sind Bananen, getrocknete Aprikosen, Nüsse und Vollkornprodukte. Milchprodukte und grünes Gemüse wie Brokkoli sind gute Kalziumlieferanten.
  • Dehnen: Regelmäßiges Dehnen der Waden- und Oberschenkelmuskulatur kann helfen, Krämpfen vorzubeugen.
  • Moderate Bewegung: Regelmäßige Bewegung lockert die Muskeln und fördert die Durchblutung.
  • Vermeidung von Überlastung: Trainingsspitzen und eine Überlastung der Muskulatur sollten vermieden werden. Nach jedem Training sollte dem Körper eine angemessene Regenerationszeit gegönnt werden.
  • Elektrostimulation: Ein relativ neuer Ansatz, der sowohl zur Therapie als auch zur Vorbeugung von Muskelkrämpfen helfen könnte, ist die Elektrostimulation.
  • Geeignetes Schuhwerk: Viel laufen mit hohen Absätzen kann für die Beine sehr anstrengend sein und schließlich zur Übermüdung des Muskels führen.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

In den meisten Fällen sind Muskelkrämpfe harmlos. Einen Arzt sollte man jedoch aufsuchen, wenn die Muskelkrämpfe gehäuft auftreten, sie länger als ein paar Sekunden anhalten oder wenn sie sich nicht einfach durch Dehnen auflösen lassen. Dann könnten sie ein Anzeichen für eine Stoffwechsel- oder Nervenerkrankung sein. Kommen weitere Symptome wie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Bewegungseinschränkungen hinzu, sollte ebenfalls ein Arzt konsultiert werden. Auch bei Wadenschmerzen im Ruhezustand sollte ein Arzt aufgesucht werden.

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