Was man nach einem Schlaganfall beantragen kann: Ein umfassender Leitfaden

Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen grundlegend verändern kann. Neben den gesundheitlichen Herausforderungen stellen sich oft auch Fragen nach finanzieller Unterstützung und Leistungen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Hilfen, die nach einem Schlaganfall beantragt werden können.

Akutversorgung und Rehabilitation

Die Bedeutung schneller Hilfe

Bei einem akuten Schlaganfall zählt jede Minute, da der Leitsatz „Time is brain“ gilt. Je schneller ein Patient behandelt wird, desto mehr Nervenzellen können gerettet werden. In speziellen Stroke Units in Kliniken erfolgt die multidisziplinäre Behandlung, oft mit Thrombolyse oder Thrombektomie, um Blutgerinnsel aufzulösen oder zu entfernen.

Rehabilitation: Der Weg zurück ins Leben

Die Rehabilitation ist ein entscheidender Schritt, um verlorene Fähigkeiten wiederzuerlangen und den Alltag besser bewältigen zu können. Sie beginnt idealerweise bereits im Krankenhaus und wird in Rehakliniken oder ambulant fortgesetzt. Ziel ist es, die Selbstständigkeit wiederherzustellen, mit Einschränkungen umzugehen und Folgen wie Lähmungen, Sprachstörungen, Gedächtnisprobleme und Depressionen zu lindern.

Die neurologische Reha ist eine besondere Form, bei der Patienten intensiv trainieren. Viele Reha-Maßnahmen werden ambulant oder in stationären geriatrischen oder neurologischen Reha-Kliniken angeboten. Seit 2007 haben viele ältere Patienten einen Rechtsanspruch auf eine geriatrische Rehabilitation.

Therapieangebote

Die Rehabilitation umfasst verschiedene Therapieangebote, die individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden:

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  • Physiotherapie: Verbesserung von Motorik, Gleichgewicht, Beweglichkeit, Koordination und Kraft.
  • Logopädie: Behandlung von Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen.
  • Ergotherapie: Training von Alltagsfertigkeiten und Verbesserung der Selbstständigkeit.
  • Neuropsychologische Therapie: Behandlung von Gedächtnis-, Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsstörungen.

Finanzielle Unterstützung und Leistungen

Arbeitslosengeld

Arbeitslosengeld ist die reguläre Leistung bei Arbeitslosigkeit.

Sozialhilfe

Sozialhilfe kann in Anspruch genommen werden, wenn Einkommen und Vermögen nicht zum Leben reichen.

Zuzahlungen zu Medikamenten und Therapien

Erwachsene müssen oft Zuzahlungen zu Medikamenten, Therapien und Klinikaufenthalten leisten. Hier können ergänzende Leistungen helfen.

Grad der Behinderung (GdB)

Wenn ein Schlaganfall schwere Folgen hat, die sich nicht beheben lassen, kann ein Grad der Behinderung (GdB) zuerkannt werden. Dieser ermöglicht den Bezug von Leistungen und Vergünstigungen. Das Dokument hilft, Nachteile auszugleichen, die durch die Behinderung entstehen. Insbesondere unterstützt es den Betroffenen beim Durchsetzen seiner Ansprüche auf arbeitsrechtliche Vergünstigungen (Kündigungsschutz, Urlaub, Arbeitshilfen), auf Wohngeld, Parkerleichterungen, Rundfunkgebühren-Befreiung, steuerrechtliche Nachteilsausgleiche (z.B. Freibeträge) oder auf kostenlose Beförderung im Personenverkehr.

Pflegeleistungen der Pflegeversicherung

Prüfen Sie Ihren möglichen Anspruch auf Pflegeleistungen der Pflegeversicherung. Grundvoraussetzung hierfür ist ein anerkannter Pflegegrad. Die Höhe der Leistungen aus der Pflegekasse wird durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MdK) entschieden, basierend auf dem Pflegegrad des Antragstellers.

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Alltag nach dem Schlaganfall

Hilfsmittel und Wohnraumanpassung

Je nach Bedarf kann der Arzt geeignete Hilfsmittel verschreiben, die den Alltag erleichtern. Vor größeren Investitionen in einen Umbau können Gespräche mit der Kranken- oder Pflegekasse über die Finanzierung lohnen. Bis zu 4.180 Euro (Stand 2025) können von der Pflegekasse für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen bezogen werden.

Berufliche Zukunft

Wenn der Schlaganfall jüngere Menschen trifft, stellt sich die Frage nach der beruflichen Zukunft. Ansprechpartner in Umschulungsangelegenheiten ist in erster Linie das Arbeitsamt oder der Rentenversicherungsträger wie zum Beispiel die Landesversicherungsanstalt (LVA) oder die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA).

Mobilität

Selbst wieder ans Steuer oder besser nicht? Die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung verlangt in erster Linie Eigenverantwortung. Um straf- und versicherungsrechtliche Schwierigkeiten zu vermeiden, ist es ratsam, die Fahrtüchtigkeit nach einem Schlaganfall durch einen entsprechenden Eintrag im Führerschein bestätigen zu lassen.

Soziale Teilhabe und Hobbys

Schlaganfallpatienten sollten möglichst viel mit vertrauten Menschen unternehmen. Ideal sind Hobbys, die soziale Kontakte fördern, die körperliche Beweglichkeit verbessern oder das Denkvermögen trainieren. Schlaganfall-Patienten können auch in Urlaub fahren. Sicherheitshalber sollten sie vor der Buchung aber zuerst ihren Arzt befragen, ob das gewählte Reiseziel und die Urlaubsform aus medizinischer Sicht zu empfehlen sind. Vieleorts sind spezielle Schlaganfall-Sportgruppen entstanden, die von fachlich geschulten Trainern betreut werden.

Selbsthilfegruppen

Sowohl für Schlaganfall-Patienten selbst als auch für deren Angehörige können Schlaganfall-Selbsthilfegruppen eine große Unterstützung sein, um mit den Folgen und Auswirkungen eines Schlaganfalls zu leben.

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Praktische Tipps für Angehörige

Achten Sie auch auf Ihre eigenen Grenzen, um sich nicht selbst zu überfordern. Es ist nie ein Zeichen mangelnder Kompetenz, Fachleute hinzuzuziehen. Das gilt auch für die Pflege von Familienmitgliedern. Es gehört auch zu den Aufgaben des Therapeutenteams, die Weichen für die Anschlusstherapie zu stellen und gegebenenfalls die häusliche Versorgung zu organisieren.

Ernährung nach dem Schlaganfall

Eine besondere Ernährung nach einem Schlaganfall kann eine gute Prävention sein, um einen weiteren Schlaganfall zu verhindern. Orientieren Sie sich an den Grundregeln der „mediterranen Diät“: Eine Mischkost aus viel Obst und Gemüse, Olivenöl, Fisch sowie wenig rotem Fleisch. Ein gestörter Schluckreflex muss immer behandelt werden, um Mangelernährung und das Eindringen von Nahrungsresten in die Lunge zu vermeiden.

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