Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem ältere Menschen betrifft. In Deutschland sind schätzungsweise mindestens 200.000 Menschen betroffen, wobei die Tendenz deutlich steigend ist. Obwohl die Krankheit meist im höheren Erwachsenenalter auftritt, können in seltenen Fällen auch jüngere Menschen, sogar im Alter von zwanzig Jahren, betroffen sein. Ärzte sprechen dann von juvenilem Parkinson. Insgesamt sind etwa 50 Prozent mehr Männer als Frauen von Parkinson betroffen.
Symptome von Morbus Parkinson
Die Symptome von Morbus Parkinson sind vielfältig und können sich im Laufe der Zeit verändern. Die häufigsten und bekanntesten Symptome sind:
- Tremor (Zittern): Ein unwillkürliches Zittern der Hände, das im Ruhezustand auftritt und sich bei emotionaler Belastung verstärkt. Im späteren Verlauf der Krankheit kann der Ruhetremor auch die Füße betreffen. Er verschwindet, wenn Patienten die betroffene Extremität bewegen oder während Patienten schlafen. Der Ruhetremor kann auch auf eine Körperhälfte beschränkt sein.
- Bradykinese (Verlangsamung): Eine Verlangsamung der Bewegungen, die sich in kleinen Schritten beim Gehen, einer maskenhaften Mimik und einer kleiner werdenden Handschrift äußern kann. Betroffene haben Schwierigkeiten, sich zu drehen.
- Rigor (Steifheit): Eine Steifheit der Muskeln, die häufig Nacken, Arme und Beine betrifft. Die Körperhaltung ist vornübergebeugt. Es fühlt sich für Betroffene an, als ob Bewegungen gegen einen Widerstand ausgeführt werden müssen. Manchmal sind Bewegungen regelrecht blockiert.
- Posturale Instabilität (Mangelnde Stabilität der Körperhaltung): Gleichgewichtsstörungen, die zu Unsicherheit beim Gehen und Stehen führen und das Risiko von Stürzen erhöhen.
In der Frühphase der Erkrankung können auch unspezifische Symptome wie Depressionen, Schlafstörungen, Verstopfung, Störungen des Geruchssinns, eine leisere, monotone Stimme oder das fehlende Mitschwingen eines Armes beim Gehen auftreten.
Walter Ondrich, der mit 66 Jahren die Diagnose Parkinson erhielt, beschreibt seine Erfahrungen in seinem Buch "Mit 66 Jahren - PARKINSON!". Er thematisiert vor allem die Früherkennung und seinen persönlichen Umgang mit der Erkrankung. So schildert er, wie er eine Wesensveränderung, Sprachlosigkeit und Ungeschicklichkeit der Hände bemerkte. Auch der Verlust des Geruchssinns war ein frühes Anzeichen.
Ursachen von Morbus Parkinson
Als Ursache für die Parkinson-Symptome haben Forschende ein Nervenzellsterben im Hirnstamm ausgemacht, genauer gesagt, in einem dunkelfarbigen Bereich, der Substantia Nigra („Schwarze Substanz“). Die Zellen der Substantia Nigra setzen den Botenstoff Dopamin frei. Dieser Botenstoff ist entscheidend für die Feinabstimmung der Muskelbewegung, aber auch, um Bewegungen überhaupt zu starten. Wie es zum Nervenzellsterben in der Substantia Nigra kommt, ist bislang nicht vollständig geklärt.
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Ein Merkmal der Erkrankung ist, dass in den betroffenen Zellen sogenannte Lewy-Körperchen auftreten. Dabei handelt es sich um Ablagerungen, die einen Eiweißstoff namens Alpha-Synuclein enthalten. Der Großteil der Betroffenen erkrankt um das sechzigste Lebensjahr - dann tritt die Krankheit ohne erkennbaren Auslöser auf, was man als idiopathisch oder sporadisch bezeichnet.
Neben der idiopathischen Form der Parkinson-Erkrankung, für die sich bislang keine konkreten Ursachen ausmachen lassen, existieren auch genetische Formen: Zehn Prozent der Parkinson-Erkrankungen sind genetisch, d.h. durch Vererbung bedingt. Hier sind Mutationen, also Veränderungen der Erbinformation, Ursache der Erkrankung. Patienten mit genetischer - man sagt auch familiärer- Parkinson sind im Schnitt etwas jünger, wenn sich Symptome zeigen: oft treten erbliche Formen schon vor dem 50. Lebensjahr auf.
Beim sogenannten sekundären Parkinson-Syndrom ähneln die Symptome denen der „echten“ Parkinson-Erkrankung, ohne dass es sich um Morbus Parkinson handelt: Hier werden die Symptome nicht durch Parkinson und damit durch Zellsterben in der Substantia Nigra verursacht.
Diagnose von Morbus Parkinson
Die Diagnose von Morbus Parkinson basiert in erster Linie auf der klinischen Untersuchung und der Erhebung der Krankengeschichte. Bildgebende Verfahren wie die 123I-Iodobenzamid-SPECT (Single-Photon-Emissionscomputertomographie) können eingesetzt werden, um die Funktion der Dopamin-Rezeptoren im Gehirn zu beurteilen. Die 123I-Iodobenzamid-Spect dient zur Rezeptorszintigraphie.
Therapie von Morbus Parkinson
Morbus Parkinson ist bislang nicht heilbar. Mit geeigneten Therapien lässt sich die Krankheit jedoch oft über Jahre hinweg gut kontrollieren. Eine wichtige Rolle spielt die medikamentöse Behandlung. So kann die Gabe von Dopaminvorstufen (z. B. in Form des Antiparkinson-Wirkstoffs L-Dopa) den Dopaminmangel ausgleichen. Linderung bringt die sogenannte L-Dopa-Therapie. „Das ist ein Medikament, das wirklich auch langfristig anspricht und langfristig zu einer Verbesserung der Lebensqualität führt.“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Pirker.
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Ist die medikamentöse Behandlung nicht mehr ausreichend, kommt ein so genannter Hirnschrittmacher in Frage. Die tiefe Hirnstimulation erlebte in den 90er Jahren einen neuen Aufschwung. Bei diesem Verfahren werden Elektroden in bestimmte Hirnbereiche implantiert, um die Symptome der Krankheit zu lindern. Die Behandlung läuft in zwei Schritten ab. Zunächst werden während einer Operation bei vollem Bewusstsein Elektroden in das Gehirn implantiert. Mithilfe der neuronalen Navigation wird die optimale Position der Elektroden bestimmt. Der Schädel muss kaum geöffnet werden, ein Bohrloch von 14 mm reicht aus. In einem zweiten Schritt wird dann unter Allgemeinnarkose ein Impulsgeber (IPG) in einer Brusttasche unter dem Schlüsselbein eingesetzt. Dieser Impulsgeber sendet elektrische Impulse an die Elektroden im Gehirn und reizt sie von da an chronisch. Durch die Stimulation können motorische Störungen per Knopfdruck aus- und angeschaltet werden.
Weitere Therapieansätze umfassen:
- Physiotherapie: Krankengymnastische Maßnahmen helfen, die Beweglichkeit zu erhalten und die Muskelkraft zu stärken. Körperliche Betätigung gehört zu den Mitteln, zu denen Parkinson-Patienten Experten zufolge greifen sollten. Ein ausgewogenes Bewegungsprogramm hat einen eindeutig positiven Effekt auf Symptome und Krankheitsverlauf.
- Ergotherapie: Ergotherapeutische Maßnahmen unterstützen die Patienten bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben.
- Logopädie: Logopädische Übungen helfen, die Sprech- und Schluckstörungen zu verbessern. Viele PatientInnen, so auch Walter Ondrich, entwickeln eine beginnende Sprech- und Schluckstörung.
- Neuroimplantation: Bislang wurden weltweit rund 300 Parkinsonpatienten neurotransplantiert. Die Ergebnisse dieser Therapie sind jedoch noch nicht abschließend geklärt.
Medikamentöse Therapie im Detail
Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung können motorische Störungen nur noch unzureichend zu korrigieren sein. Hier kommen Medikamente zum Einsatz, die die Wirkung von L-Dopa ergänzen. Entacapon blockiert selektiv die periphere Catechol-O-Methyltransferase (COMT) und verhindert so den Abbau von Dopamin im Körper. Dadurch steht mehr Dopamin für das Gehirn zur Verfügung.
Ein neuartiges Wirkprofil besitzt das Parkinsonmittel Budipin. Es soll sowohl serotonerg, adrenerg und indirekt dopaminerg sein.
Die Dosierung der Medikamente sollte so niedrig wie möglich, aber so hoch wie nötig sein.
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Tiefe Hirnstimulation im Detail
Die tiefe Hirnstimulation ist nicht für alle Patienten geeignet. Vor der Implantation müssen bestimmte Faktoren ausgeschlossen werden. Die Risiken der Operation werden von Medizinern als sehr gering eingeschätzt. Selten wurde von Hirnblutungen oder Infektionen berichtet.
Durch die tiefe Hirnstimulation kann der Tremor von Parkinsonkranken gemildert werden. Allerdings werden Gangunsicherheit und Bewegungsarmut und Dyskinesien nur leicht oder überhaupt nicht beeinflusst.
Neuroimplantation im Detail
Bei der Neuroimplantation werden fetale Zellen in das Gehirn von Parkinsonkranken transplantiert. Ziel ist es, die Dopaminproduktion im Gehirn wiederherzustellen. Die transplantierten Zellen sollen überleben und Dopamin produzieren.
Die Ergebnisse der Neuroimplantation sind vielversprechend. So verbesserte sich die Symptomatik nach einem Jahr um 32 Prozent. Allerdings erfordert die Neuroimplantation eine aufwendige Nachbehandlung.
Es wird an Verfahren geforscht, bei denen kein fetales Gewebe mehr gebraucht wird. Durch die Verwendung von Vorläuferzellen könnten genug Zellen für eine Transplantation herangezüchtet werden.
Selbsthilfegruppen und Rehabilitation
Neben der medikamentösen und operativen Therapie spielen auch Rehabilitation und die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe eine wichtige Rolle. Walter Ondrich hat mit 66 Jahren die Diagnose Parkinson erhalten und setzt sich seitdem für andere Betroffene als Leiter einer Selbsthilfegruppe ein. In Selbsthilfegruppen können sich Betroffene austauschen und gegenseitig unterstützen. Ziel der Selbsthilfegruppe sei es, sich mit der Krankheit auseinanderzusetzen, Erfahrungen zu teilen und „alle Möglichkeiten, den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen auszuschöpfen“, wie es auf der eigenen Internetseite heißt.
Forschung zu Morbus Parkinson
Wer eine Krankheit heilen möchte, muss sie zunächst einmal verstehen. Forschende fahnden daher nach den Ursachen für das Nervensterben bei Parkinson - sowohl bei der sporadischen als auch bei der erblichen Form der Erkrankung. Andere erforschen die Rolle von Entzündungsprozessen oder bestimmten Genmutationen. Außerdem gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Frage nach, wie geschädigte Mitochondrien zur Krankheitsentstehung beitragen können. Die „Kraftwerke der Zelle“ können schädliche Sauerstoffradikale abgeben und bauen zudem Dopamin ab.
Ein weiteres wichtiges Forschungsziel ist aber auch die Suche nach so genannten Biomarkern: das sind messbare biologische Merkmale (z. B. im Blut oder Nervenwasser), die eine Früherkennung von Parkinson erlauben und helfen, das Fortschreiten der Erkrankung besser im Auge zu behalten.
Fazit
Morbus Parkinson ist eine komplexe Erkrankung, die das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen kann. Obwohl die Krankheit nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Therapieansätze, die die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern können. Eine frühzeitige Diagnose und eine umfassende Behandlung sind entscheidend für den Verlauf der Erkrankung. Neben der medikamentösen und operativen Therapie spielen auch Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe eine wichtige Rolle. Die Forschung zu Morbus Parkinson ist weiterhin aktiv und zielt darauf ab, die Ursachen der Krankheit besser zu verstehen und neue Therapieansätze zu entwickeln.