Ein Bandscheibenvorfall kann eine Quelle erheblicher Beschwerden sein, die von leichten Rückenschmerzen bis hin zu heftigen Schmerzen reichen, die in andere Körperteile ausstrahlen. Glücklicherweise gibt es zahlreiche konservative und operative Behandlungsmöglichkeiten, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Konservative Behandlungsmethoden
In den meisten Fällen reicht eine konservative Behandlung aus, um die Beschwerden eines Bandscheibenvorfalls im Lendenwirbelbereich zu lindern. Diese umfasst in erster Linie Bewegung, Entspannung und Entlastung sowie schmerzstillende Medikamente und physikalische Therapien.
Bewegung und Entlastung
Früher wurde bei einem Bandscheibenvorfall oft Bettruhe verordnet, aber heute wird empfohlen, aktiv zu bleiben, da längeres Liegen Muskeln und Knochen schwächen kann. Es ist ratsam, den normalen Tätigkeiten nachzugehen, solange es die Schmerzen erlauben. Bewegung hilft, fit zu bleiben, die Rumpfmuskulatur zu kräftigen und die Stimmung zu verbessern. Bei starken Schmerzen kann es jedoch notwendig sein, sich kurz in einer entlastenden Haltung hinzulegen.
Medikamentöse Schmerztherapie
Zur Linderung von Rückenschmerzen oder Ischiasbeschwerden nach einem Bandscheibenvorfall werden häufig Medikamente eingesetzt. Dazu gehören Schmerzmittel, entkrampfende und entzündungshemmende Wirkstoffe.
Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR)
NSAR wie Diclofenac, Ibuprofen und Naproxen wirken schmerzstillend und entzündungshemmend. Da sie die Blutgerinnung hemmen, können sie zu leichten Blutungen führen. Bei Asthma, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Magengeschwüren sollte vor der Einnahme von NSAR ein Arzt konsultiert werden. Das Risiko für Magengeschwüre oder -blutungen kann durch Medikamente zum Magenschutz gesenkt werden.
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Paracetamol
Dieses Schmerzmittel kann für Menschen geeignet sein, die NSAR nicht vertragen. In höherer Dosierung kann Paracetamol Leber und Nieren schädigen, daher sollte eine Höchstmenge von 4 Gramm pro Tag nicht überschritten werden.
Opioide
Opioide sind starke Schmerzmittel, die nur unter ärztlicher Kontrolle eingesetzt werden dürfen. Mögliche Nebenwirkungen reichen von Übelkeit und Erbrechen bis hin zu Schwindel und Atemproblemen. Eine längere Einnahme kann zu Gewöhnung und körperlicher Abhängigkeit führen.
Kortikoide ("Kortison")
Kortikoide sind entzündungshemmende und schmerzlindernde Mittel, die als Tabletten, Infusionen oder Spritzen eingesetzt werden können. Bei längerer Anwendung erhöhen sie jedoch das Risiko für Magengeschwüre, Osteoporose, Infektionen, Hautprobleme, Grünen Star und Störungen des Zuckerstoffwechsels.
Muskelrelaxantien
Muskelrelaxantien sind Beruhigungsmittel, die auch die Muskeln entspannen. Sie können zu Müdigkeit und Benommenheit führen und die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen. Außerdem können sie die Leberfunktion stören und zu Magen-Darm-Komplikationen führen.
Antiepileptika
Diese Mittel werden normalerweise bei Epilepsie angewendet, einige sind aber auch zur Behandlung von Nervenschmerzen zugelassen. Zu ihren Nebenwirkungen gehören Benommenheit und Müdigkeit.
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Antidepressiva
Einige Antidepressiva sind auch zur Behandlung von chronischen Schmerzen zugelassen.
Physiotherapie
Bewegungsübungen im Rahmen einer Physiotherapie können bei Schmerzen nach einem Bandscheibenvorfall infrage kommen. Manuelle und physikalische Therapien können ebenfalls Teil einer Physiotherapie sein. Zu den manuellen Behandlungen gehören Massagen und Handgriffe, mit denen verspannte Muskeln oder blockierte Gelenke gelockert werden sollen. Physikalische Therapien nutzen Wärme, Kälte oder Zugkraft, um Schmerzen zu lindern.
Massagen
Verschiedene Massagetechniken werden genutzt, um die Muskeln zu lockern und Verspannungen zu lösen.
Wärme- und Kälteanwendungen
Wärme kann bei verspannten Muskeln guttun, während bei Nervenreizungen Kältepackungen eingesetzt werden.
Ultraschalltherapie
Hierbei wird der untere Rücken mit Schallwellen behandelt, die durch feine Vibrationen Wärme erzeugen und so das Gewebe lockern sollen.
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Ergotherapie
In einer Ergotherapie geht es darum, zu lernen, im Alltag mit Einschränkungen zurechtzukommen. Dabei werden zum Beispiel neue Bewegungsabläufe geübt oder Strategien zur Schmerzlinderung entwickelt.
Alternative Behandlungsmethoden
Es gibt verschiedene alternative Behandlungsmethoden, wie Akupunktur, Reiki und Moxibustion. Allerdings gibt es nur sehr wenige verlässliche Studien zu diesen Techniken. Lediglich für die Akupunktur gibt es Hinweise, dass sie Schmerzen lindern könnte.
Injektionsbehandlung
Bei der Injektionsbehandlung werden örtliche Betäubungsmittel und / oder entzündungshemmende Medikamente wie Kortikoide unmittelbar neben die gereizte Nervenwurzel gespritzt (periradikuläre Therapie, PRT). Bei der lumbalen Spinalnervenanalgesie (LSPA), auch Wurzelblockade genannt, wird das Medikament direkt an die Austrittsstelle der Nervenwurzel aus dem Wirbelkanal gespritzt. Die Spritzen können Nebenwirkungen wie Nachblutungen, Infektionen und Nervenverletzungen haben.
Verhaltenstherapie
Wenn bisher gewählte Behandlungsansätze die Beschwerden nicht ausreichend gelindert haben, kann es sinnvoll sein, den eigenen Umgang mit Schmerzen in den Blick zu nehmen. Eine Verhaltenstherapie kann bei länger anhaltenden Schmerzen einen Versuch wert sein und auch mit anderen Behandlungen kombiniert werden.
Multimodale Behandlungsprogramme
Besonders wenn Beschwerden länger andauern und chronisch werden, können multimodale Behandlungsprogramme sinnvoll sein. Dabei wird man von Fachleuten aus verschiedenen therapeutischen Bereichen behandelt - meist aus Medizin, Physiotherapie und Psychologie.
Operative Behandlungsmethoden
Wenn konservative Behandlungen die Beschwerden nicht ausreichend lindern, kann eine Operation infrage kommen, um den betroffenen Nerv zu entlasten. Eine Operation ist sofort nötig, wenn Lähmungserscheinungen auftreten oder die Blase oder der Darm nicht mehr richtig funktionieren (Kauda-Syndrom).
Selbsthilfe und Prävention
Zusätzlich zu den ärztlichen Behandlungen gibt es verschiedene Maßnahmen, die man selbst ergreifen kann, um die Beschwerden zu lindern und das Risiko eines erneuten Bandscheibenvorfalls zu verringern.
Bewegung und Übungen
Regelmäßige Bewegung und gezielte Übungen können helfen, die Mobilität zu fördern und das Wohlbefinden zu steigern. Liebscher & Bracht Übungen können dabei helfen, Verspannungen zu lösen und die Beweglichkeit zu fördern.
Körperhaltung und Bewegungsmuster
Die Qualität der Bewegung ist entscheidend. Häufiges Sitzen kann zu Muskelverspannungen im vorderen Körperbereich führen. Es ist wichtig, einseitige Belastungen und Bewegungsmuster zu vermeiden und die Wirbelkörper in alle möglichen Positionen und Winkel zu bewegen.
Gewichtskontrolle
Übergewicht kann die Wirbelsäule zusätzlich belasten.
Richtiges Heben
Beim Heben schwerer Lasten sollte man in die Knie gehen, das Kreuz gerade halten und den Gegenstand nah am Körper anheben.
Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig für gesunde Bandscheiben.
Diagnose
Die Diagnose eines Bandscheibenvorfalls erfolgt durch einen Arzt mittels Anamnese, körperlicher Untersuchung und bildgebender Verfahren wie MRT. Typische Hinweise sind Schmerzen, die in Arme oder Beine ausstrahlen, sowie Begleitsymptome wie Taubheitsgefühle oder Kraftverlust.
Warnsignale (Red flags)
Es gibt Warnsignale, die Sie nicht ignorieren dürfen! Dazu gehören:
- Lähmungserscheinungen
- Störungen der Blasen- oder Darmfunktion
- Taubheitsgefühl im Anal- und Genitalbereich
Bei diesen Symptomen sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.
Vorurteile und Mythen
Es gibt viele Vorurteile und Mythen über Bandscheibenvorfälle und deren Behandlung. Es ist wichtig, sich von einem Arzt oder Therapeuten beraten zu lassen und sich nicht auf Informationen aus dem Internet zu verlassen.