Das Wachstum des Gehirns ist ein komplexer Prozess, der von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Wenn das Gehirn nicht richtig wächst, kann dies zu einer Vielzahl von Problemen führen, von Entwicklungsverzögerungen bis hin zu schweren neurologischen Störungen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten, wenn das Gehirn nicht wächst.
Mikrozephalie: Ein kleiner Kopf als Symptom
Ein kleinerer Kopfumfang, auch Mikrozephalie genannt, kann ein Zeichen dafür sein, dass das Gehirn vermindert wächst. Der Kopfumfang ist kleiner als bei den meisten Menschen gleichen Alters, Geschlechts und gleicher ethnischer Gruppe. Normalerweise passen sich die Schädelknochen der Ausdehnung des Gehirns an, aber wenn das Gehirn nicht richtig wächst, kann dies zu einem kleineren Kopfumfang führen.
Ursachen der Mikrozephalie
Die Ursachen einer Mikrozephalie sind vielfältig. Die meisten Schädigungen geschehen in der Schwangerschaft.
- Genetische Veränderungen: Genetische Veränderungen können dazu führen, dass bestimmte Hirnareale nicht richtig angelegt werden. In diesem Fall spricht man von einer primären Mikrozephalie. Die Vererbung erfolgt meist autosomal-rezessiv, was bedeutet, dass die Genveränderungen von beiden Eltern weitergegeben werden müssen.
- Schädliche Einflüsse während der Schwangerschaft: Alkohol- oder Drogenkonsum der Mutter während der Schwangerschaft kann das Gehirn des Ungeborenen beeinträchtigen und das Risiko für ein verkleinertes Gehirn erhöhen. Auch Infektionen der Mutter in der Schwangerschaft, wie das Zika-Virus, können zu Entwicklungsstörungen beim ungeborenen Kind führen.
- Sauerstoffmangel während der Geburt: Wenn das Kind während der Geburt nicht genügend Sauerstoff erhält, können Teile des Gehirns absterben, was zu einer Mikrozephalie führen kann.
- Vorzeitige Verknöcherung der Schädelnähte (Kraniosynostose): In seltenen Fällen verschließen sich die Nähte am Schädelknochen beim Kind zu früh. Da sich der Schädel durch die vorzeitige Verknöcherung nicht ausdehnen kann, wächst auch das Gehirn nicht weiter.
- Weitere Ursachen: Unfälle oder Entzündungen des Gehirns in den ersten zwei Lebensjahren können ebenfalls zu einem verkleinerten Kopfumfang führen.
Symptome der Mikrozephalie
Bei einer Mikrozephalie ist der Kopfumfang kleiner als der Kopfumfang gleichaltriger Kinder. Das kann zu unterschiedlichen Symptomen führen. Meistens ist das Gehirn von Kindern mit Mikrozephalie jedoch zu klein und es kommt zu Entwicklungsverzögerungen. Weitere mögliche Symptome sind:
- Geistige Behinderungen
- Sprachentwicklungsstörungen
- Motorische Beeinträchtigungen (z. B. zu geringe Muskelspannung, Schwierigkeiten beim Laufen lernen)
- Schluckbeschwerden
- Gleichgewichtsstörungen
- Störungen der Feinmotorik
- Hyperaktivität
- Epileptische Anfälle
- Beeinträchtigungen beim Sehen und Hören
Diagnose der Mikrozephalie
Für die Diagnose der Mikrozephalie wird der Schädelumfang mehrmals gemessen. Anhand von Tabellen lassen sich die Ergebnisse mit den Werten gesunder gleichaltriger Kinder vergleichen. Eine Mikrozephalie liegt vor, wenn der Kopfumfang unterhalb des 3. Perzentils liegt. In den ersten Lebensmonaten kann ein Schädelultraschall weitere Informationen liefern. Nach Verknöcherung der Wachstumsfugen am Schädel lässt sich die Gehirnentwicklung mittels Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) beurteilen. In einigen Fällen können Mediziner die Erkrankung bereits beim ungeborenen Kind im Mutterleib mithilfe einer Ultraschalluntersuchung erkennen.
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Kraniosynostose: Wenn Schädelnähte zu früh verknöchern
Bei der Kraniosynostose handelt es sich um eine Fehlbildung des Hirnschädels bei Kindern infolge einer vorzeitigen Verknöcherung einer oder mehrerer Schädelnähte. Normalerweise werden Fehlbildungen des Schädels jedoch während der ersten Lebensmonate des Säuglings festgestellt.
Ursachen der Kraniosynostose
Die Ursache von isolierten Kraniosynostosen, die nicht als Teil eines Syndroms auftreten, ist nicht bekannt. Gelegentlich zeigen sich Häufungen innerhalb einer Familie. Mögliche Auslöser können seltene Stoffwechselerkrankungen oder eine Schilddrüsenüberfunktion sein. Risikofaktoren für eine Kraniosynostose sind ein hohes Alter der Mutter, Rauchen und Aufenthalt in über 2.000 m Höhe während der Schwangerschaft.
Diagnose und Behandlung der Kraniosynostose
Die Diagnose basiert auf den sichtbaren Abweichungen der Kopfform. Die Ärztin/der Arzt misst den Kopfumfang und untersucht den Körper auf weitere Fehlbildungen. In unklaren Fällen kann zusätzlich eine Röntgenuntersuchung durchgeführt werden.
Leichtere Schädelverformungen können ohne Operation behandelt werden. Betroffene Kinder mit einer ausgeprägten Schädelverformung sollten idealerweise zwischen dem 3. und 9. Lebensmonat operiert werden. Bei erhöhtem Hirndruck ist eine rasche Operation erforderlich, damit keine Hirnschäden auftreten. Grundsätzlich wird die zusammengewachsene Schädelnaht geöffnet, sodass sich der Schädel wieder ausdehnen und an das Wachstum des Gehirns anpassen kann. Nach der Operation sollte der Kopfumfang regelmäßig gemessen werden, um einen erneuten Verschluss der Schädelnähte frühzeitig zu erkennen.
Hirnmetastasen: Wenn Krebszellen das Gehirn befallen
Hirnmetastasen sind Tochtergeschwulste eines bereits bestehenden Krebstumors im Körper. Sie entstehen, wenn sich Krebszellen vom Primärtumor lösen und über die Blutgefäße oder Lymphbahnen ins Gehirn gelangen, wo sie sich festsetzen und zu wachsen beginnen.
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Ursachen und Risikofaktoren für Hirnmetastasen
Nicht jeder solide Tumor im Körper streut in das Gehirn. Warum sich einige Krebsarten im Gehirn ausbreiten und andere nicht, ist bisher noch nicht vollständig erforscht. Das Risiko für Hirnmetastasen besteht bei folgenden Tumorerkrankungen in absteigender Häufigkeit:
- Lungenkrebs (Bronchialkarzinom)
- Brustkrebs (Mammakarzinom)
- Schwarzer Hautkrebs (malignes Melanom)
- Nierenzellkarzinom (Nierenkrebs)
- Bösartige Tumoren im Verdauungstrakt
- Bösartige Tumoren im Harntrakt
Da sehr viele Menschen an Lungenkrebs leiden, ist er für etwa die Hälfte aller diagnostizierten Hirnmetastasen verantwortlich. Manchmal bestehen Hirnmetastasen auch, ohne dass der Primärtumor auffindbar ist. Dann spricht man von einem Primarius unklarer Herkunft (Cancer of Unknown Primary, CUP-Syndrom).
Symptome von Hirnmetastasen
Da verschleppte Tumorzellen oft an unterschiedlichen Stellen im Gehirn anwachsen, unterscheiden sich auch die Hirnmetastasen-Symptome. Meist sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder ein epileptischer Anfall die ersten Anzeichen. Prinzipiell sind aber alle Symptome möglich, die auch bei einem primären Hirntumor vorkommen.
Diagnose von Hirnmetastasen
Die Untersuchung auf Hirnmetastasen erfolgt häufig dann, wenn bereits eine andere Krebserkrankung festgestellt wurde und der Arzt abklären will, ob sich Metastasen im Gehirn gebildet haben. Manchmal klagen Betroffene bereits über Hirntumor-Symptome, ohne dass eine Krebserkrankung diagnostiziert ist. Mithilfe der Computertomografie (CT) und der Magnetresonanztomografie (MRT) lassen sich Tumoren im Gehirn meist gut ausfindig machen. Für die genauere Beurteilung des Tumors entnimmt der Arzt mitunter Gewebeproben (Biopsie). Zusätzliche Blut- und Hirnwasseruntersuchungen geben Aufschluss über bestimmte Substanzen, die Tumorzellen absondern (Tumormarker).
Behandlung von Hirnmetastasen
Mediziner behandeln Hirnmetastasen prinzipiell ähnlich wie primäre Hirntumoren. Bei einem großen Durchmesser von mehreren Zentimetern entfernt der Arzt sie in der Regel operativ. Liegen mehr als drei Hirnmetastasen vor, ist eine zusätzliche Bestrahlungstherapie notwendig. Außerdem kommt eine Chemotherapie infrage. Da Hirnmetastasen aber eher ein Zeichen für das Endstadium der Krebserkrankung sind, sind sie meist nicht mehr vollständig heilbar.
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Prognose bei Hirnmetastasen
Meistens entwickeln sich erst in einem späten Krebsstadium Hirnmetastasen. Lebenserwartung und Krankheitsverlauf hängen daher auch von der Grunderkrankung des Betroffenen ab. Insgesamt beträgt die Lebenserwartung bei Patienten mit Hirnmetastasen nur drei bis sechs Monate. Etwa zehn Prozent der Betroffenen überleben die ersten zwölf Monate nach der Diagnose, nur einzelne Patienten leben noch mehrere Jahre mit ihrer Erkrankung.
Neuroplastizität: Die Fähigkeit des Gehirns zur Veränderung
Neueste Studien zeigen, dass sich auch die Gestalt des Gehirns je nach Lebenslage ändert. Die Fähigkeit unseres Gehirns, sich zu verändern, wird Neuroplastizität genannt. Traumatische Ereignisse können beispielsweise das Vorderhirn schrumpfen lassen, während Achtsamkeitstraining das Wachstum von grauen Zellen stimulieren kann. Auch regelmäßiges Gehirntraining kann die Myelinisierung von Strukturen, die mit dem Arbeitsgedächtnis in Verbindung stehen, erhöhen.
Stress und seine Auswirkungen auf das Gehirn
Traumatische Ereignisse lösen extremen Stress aus, der dem Gehirn signalisiert, dass es seine Struktur ändern muss, um den Gegebenheiten der Umwelt angepasst zu sein. Eine Studie aus dem Jahr 2014 untersuchte die Ursache von Stress genauer und zeigte, dass unter chronischem Stress eine größere Anzahl von Zellen, die Myelin produzieren, entstehen, während der Anteil grauer Zellen sinkt. Es wird angenommen, dass das Myelin insbesondere dafür benötigt wird, um stärkere Verbindungen zu der Amygdala herzustellen, die in Bedrohungssituationen aktiv wird.
Möglichkeiten zur Stärkung des Gehirns
So wie das Gehirn unter Stress leidet, kann es in anderen Situationen aufblühen. Achtsamkeitstraining kann das Wachstum von grauen Zellen stimulieren, und regelmäßiges Gehirntraining kann die Myelinisierung von Strukturen, die mit dem Arbeitsgedächtnis in Verbindung stehen, erhöhen.
Ataxie: Störung der Bewegungskoordination
Eine Ataxie ist eine Störung der Bewegungskoordination, die sich durch unkontrollierte, überschießende oder ungenaue Bewegungen äußert. Man unterscheidet verschiedene Formen von Ataxien, abhängig von der zugrunde liegenden Ursache und der betroffenen Struktur im Nervensystem.
Zerebelläre Ataxie
Die zerebelläre Ataxie ist eine neurologische Störung, die durch pathologische Veränderungen im Kleinhirn entsteht. Das Kleinhirn ist für die Koordination von Bewegungen und die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts von entscheidender Bedeutung.
Ursachen der zerebellären Ataxie
Die zerebelläre Ataxie kann auf verschiedene Ursachen zurückgeführt werden, darunter genetische Mutationen, Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma, Entzündungen, toxische Einflüsse, degenerative Ursachen und Tumore.
Symptome der zerebellären Ataxie
Die Symptome der zerebellären Ataxie können vielfältig sein und variieren von Person zu Person. Zu den häufigsten Symptomen gehören Störungen des Gleichgewichtssinns, Koordinationsprobleme, Sprachstörungen, Augenbewegungsstörungen, Muskelsteifheit und Muskelschwäche.
Behandlung der zerebellären Ataxie
Obwohl die zerebelläre Ataxie derzeit nicht heilbar ist, stehen verschiedene Therapieansätze zur Verfügung, die darauf abzielen, die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Dazu gehören Physiotherapie, Ergotherapie, Medikamente zur Symptomkontrolle und spezialisierte Hilfsmittel.
Die Hypophyse: Eine wichtige Hormondrüse
Die Hypophyse liegt unter dem Gehirn und steuert viele hormonelle Vorgänge im Körper. Störungen der Hypophyse sind selten, können aber durch Tumoren, Entzündungen, Störungen der Durchblutung oder Traumata verursacht werden.
Erkrankungen der Hypophyse
Einige Erkrankungen der Hypophyse sind:
- Akromegalie: Freisetzung großer Mengen an Wachstumshormonen durch einen Tumor in der Hypophyse.
- Morbus Cushing: Produktion von zu viel des Hormons ACTH durch die Hypophyse, was zu einer Überproduktion von Kortisol in der Nebenniere führt.
- Prolaktinome: Gutartige Tumoren in der Hirnanhangsdrüse, die zu viel des Hormons Prolaktin produzieren.
- Hypophyseninsuffizienz: Die Hypophyse produziert zu wenige Hormone, was durch einen Tumor oder andere Krankheiten der Hypophyse verursacht werden kann.
Diagnose und Behandlung von Hypophysenerkrankungen
Für eine eindeutige Diagnose werden eine ausführliche Anamnese, eine körperliche Untersuchung sowie Blut- und Urinuntersuchungen durchgeführt. Wenn sich eine Erkrankung der Hirnanhangsdrüse bestätigt, ist meist eine bildgebende Untersuchung der Hypophyse nötig. Die jeweilige Therapie hängt dabei von der Art der Störung ab.