Das menschliche Nervensystem ist ein komplexes Netzwerk, das aus Milliarden von Nervenzellen besteht und in das zentrale Nervensystem (ZNS) und das periphere Nervensystem (PNS) unterteilt wird. Das periphere Nervensystem umfasst das vegetative Nervensystem, auch autonomes Nervensystem genannt, welches lebenswichtige, nicht bewusst steuerbare Körperfunktionen wie Herzfrequenz, Blutdruck, Atmung, Verdauung, Stoffwechsel, Körpertemperatur und sexuelle Reaktion reguliert. Störungen dieses Systems können vielfältige Probleme verursachen, die oft unter dem Begriff vegetative Dystonie zusammengefasst werden. Wenn die Nerven verrückt spielen, äußert sich dies in einer Vielzahl von Symptomen, die auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen sein können. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte dieses komplexen Themas und bietet einen umfassenden Überblick über Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten.
Polyneuropathie: Eine Erkrankung des peripheren Nervensystems
Polyneuropathie ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, also der Nerven, die außerhalb von Gehirn und Rückenmark verlaufen. Diese Nerven sind dafür verantwortlich, Berührungen, Temperatur oder Schmerzempfindungen wahrzunehmen und Bewegungen der Muskeln zu steuern. Bei einer Polyneuropathie sind mehrere periphere Nerven geschädigt. Dadurch ist die Weiterleitung von Signalen zwischen Gehirn, Rückenmark und den übrigen Körperregionen beeinträchtigt - sowohl in Richtung der Gliedmaßen als auch zurück zum zentralen Nervensystem. In der Folge kann es zu Symptomen wie Kribbeln, Taubheitsgefühlen oder Schmerzen kommen, die typischerweise in den Füßen beginnen und sich allmählich ausbreiten. Etwa fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Polyneuropathie - zum Teil ohne es zu wissen. Dahinter steckt eine Schädigung der langen Nerven, die Muskeln, Haut und Organe mit dem Gehirn verbinden. Polyneuropathie bedeutet, dass mehrere Nerven, außerhalb von Gehirn und Rückenmark, geschädigt sind. Häufig sind es lange, sensible Nervenfasern, die bis in den Fuß reichen. Sind sie geschädigt, werden Signale nicht mehr richtig weitergeleitet. Die Haut kann sich dann taub oder wattig anfühlen, grundlos kribbeln oder schmerzen. Schäden an motorischen Nerven können auch die Muskulatur schwächen oder lähmen.
Ursachen der Polyneuropathie
Die Ursachen für eine Polyneuropathie sind vielfältig. Häufig ist Diabetes die zugrundeliegende Ursache für eine Polyneuropathie. Ein hoher Blutzuckerspiegel schädigt die Nerven. Rund jeder zweite Diabetes-Patient entwickelt eine Polyneuropathie. Zu weiteren Auslösern zählen Infektionen, beispielsweise Borrelien oder Herpes zoster Viren. Eine weitere Ursache kann eine Autoimmunreaktion sein, bei der das Immunsystem die eigenen Nerven angreift, was beispielsweise beim Guillain-Barré-Syndrom oder bei der chronisch inflammatorisch demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP)zu beobachten ist. Stoffwechselkrankheiten und Vitaminmangel sind seltener verantwortlich, während in einigen Fällen auch erbliche Formen der Polyneuropathie vorliegen können. Gar nicht so selten sind zudem Medikamente, insbesondere Chemotherapie bei Krebserkrankungen als Auslöser teils schwerer Nervenschädigungen. Denn Medikamente gegen Krebs wie etwa Platin-Verbindungen, Taxane oder Vinca-Alkaloide können auch Nerven schädigen. Auch Toxine wie Alkohol können eine Polyneuropathie auslösen - also Taubheit und Kribbeln in Händen und Füßen. Häufig spielen aber auch Alterungsprozesse eine Rolle.
Folgende Grunderkrankungen sind häufig mit einer Polyneuropathie assoziiert: Diabetes mellitus, Alkoholmissbrauch, Entzündungen (Borreliose, Lepra), Leber-, Nieren- und Lungenerkrankungen, hämatologische und rheumatologische Erkrankungen, Tumorerkrankungen, bestimmte Medikamente, Langzeitbehandlung auf einer Intensivstation, Organtransplantationen. Die häufigste Ursache für eine Polyneuropathie sind der Diabetes mellitus oder ein übermäßiger Alkoholkonsum. Die entzündlichen, meist immunvermittelten Polyneuropathien sind mit ca. 20 % seltener. Eine wahrscheinlich weiterhin unterdiagnostizierte Gruppe sind die erblichen Neuropathien. Eine Vielzahl von Medikamenten und weiteren Substanzen kann eine „exotoxische“ Polyneuropathie verursachen. Dazu gehören u.a. verschiedene Chemotherapeutika, Antibiotika, Immun-Checkpoint-Inhibitoren.
Symptome der Polyneuropathie
Die Symptome variieren je nach betroffenem Nerventyp und können sehr unterschiedlich sein. Die Schädigung der kleinen Nervenfasern, die Schmerz-, Temperatur- und Berührungsempfindungen vermitteln, führt dazu, dass Betroffene Hitze, Kälte und Schmerzen nur noch abgeschwächt oder gar nicht mehr wahrnehmen. Oft treten zusätzlich Taubheitsgefühle auf, insbesondere in Händen und Füßen, sodass sich die Haut pelzig oder fremd anfühlt. Dadurch steigt die Verletzungsgefahr erheblich: So kann zum Beispiel nicht mehr zuverlässig einschätzt werden, ob das Wasser beim Baden oder Duschen zu heiß ist oder ob heiße Untergründe Verbrennungen verursachen. Kleine Verletzungen wie Schnittwunden, Brandblasen oder Druckstellen bleiben häufig unbemerkt und werden erst spät entdeckt.
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Sind motorische Nerven betroffen, die für die Muskelsteuerung verantwortlich sind, können die Impulse, die die Muskeln zum Bewegen anregen, nicht mehr richtig weitergeleitet werden. Dies führt zu Muskelschwäche oder Lähmungen, besonders in den Beinen und Füßen, in manchen Fällen sind auch die Arme und Hände betroffen. Manchmal kommt es auch zu schmerzhaften Muskelkrämpfen.
Schäden an den autonomen Nerven, die das vegetative Nervensystem steuern, können Kreislaufprobleme wie Schwindel oder Ohnmacht beim Aufstehen verursachen. Auch die Verdauung kann beeinträchtigt sein, was zu Symptomen wie Verstopfung, Durchfall oder Inkontinenz führen kann. Bei Männern kann es dadurch schwieriger werden, eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten, da die Nervensignale nicht mehr richtig weitergeleitet werden. Frauen spüren oft eine geringere Empfindlichkeit im Intimbereich, was die Erregung und den Orgasmus beeinträchtigen kann. Zusätzlich kann die Erkrankung die Durchblutung verschlechtern, was die sexuelle Reaktionsfähigkeit weiter einschränkt.
Typische Symptome einer Polyneuropathie sind sensible Reizerscheinungen wie Kribbeln, Ameisenlaufen, Stechen, Elektrisieren und sensible Ausfallerscheinungen wie Pelzigkeitsgefühl, Taubheitsgefühl, Gefühl des Eingeschnürtseins, Schwellungsgefühle sowie das Gefühl, wie auf Watte zu gehen. Oft bestehen eine Gangunsicherheit, insbesondere im Dunkeln, und ein fehlendes Temperaturempfinden mit schmerzlosen Wunden. Am häufigsten beginnen die Symptome und Ausfälle an den unteren Extremitäten, meist an den Füßen oder Fußspitzen. In einer klinischen Untersuchung stellt man häufig abgeschwächte oder ausgefallene Muskelreflexe (insbesondere Achillessehnenreflex) und schlaffe Lähmungen fest. An den Extremitäten können sich Sensibilitätsstörungen socken-, strumpf- oder handschuhförmig ausbreiten. Zu den weiteren Symptomen gehört einerseits eine gesteigerte Schmerzempfindlichkeit, z. B. auf Berührung, Wärme oder Kälte. Je nach Schädigung der Nerven kann aber auch das Berührungs- und Schmerzempfinden abgeschwächt sein.
Bei Beteiligung von sensiblen Nerven kommt es zu Wahrnehmungsstörungen in Armen und Beinen. Dabei treten kribbelnde, stechende oder elektrisierende Missempfindungen oder ein Hitze- oder Kältegefühl auf. Auch ein Schwellungsgefühl oder Gefühl der Eingeschnürtheit kommt vor. Da die längsten Nervenfasern meist am stärksten leiden, sind die Füße (Zehen) häufig als Erstes betroffen. Sind die sensiblen Nerven bereits stark geschädigt, treten Ausfallerscheinungen, wie Koordinationsschwierigkeiten beim Laufen, auf. Ein nachlassendes Temperatur- und Schmerzempfinden erhöht das Risiko für Verletzungen. Sind motorische Nerven betroffen, können Muskelkrämpfe und Muskelzuckungen, im Verlauf aber auch Lähmungen, auftreten. Hier ist die Steuerung der Organe gestört.
Diagnose der Polyneuropathie
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um sexuelle Probleme bei Polyneuropathie zu behandeln. In einem ausführlichen ärztlichen Gespräch werden zunächst die Beschwerden, betroffene Körperstellen, Vorerkrankungen sowie der Konsum von Alkohol, Drogen oder Medikamenten abgeklärt. Es folgt eine körperliche Untersuchung, die Reizempfinden, Geh- und Stehvermögen, Muskelstärke und Reflexe prüft. Ergänzt wird die Diagnostik durch eine Elektroneurographie (ENG), die die Weiterleitung der Nervenimpulse misst. Eine Elektromyographie (EMG) testet, wie die Muskeln auf Nervenimpulse reagieren. In einigen Fällen ist auch eine Lumbalpunktion erforderlich, bei der über eine dünne Nadel Nervenwasser aus dem Spinalkanal abgelassen wird, um dieses auf evtl. Entzündungen oder einen erhöhten Liquoreiweiß (Eiweißgehalt im Nervenwasser) als Ursache der Polyneuropathie zu untersuchen.
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Die klinische Diagnose einer Polyneuropathie wird anhand von Anamnese und dem klinisch-neurologischen Befund gestellt. In der Krankengeschichte wird nach typischen Symptomen, dem Erkrankungsverlauf, nach Vorerkrankungen und Begleiterkrankungen sowie nach der Familienanamnese gefragt. In einer neurologischen Untersuchung werden Muskelkraft, Sensibilität und Muskeleigenreflexe geprüft. Bei der neurophysiologischen Untersuchung mit Elektroneurographie (ENG) werden mit Stromimpulsen periphere Nerven stimuliert und Antworten von Muskeln oder sensiblen Fasern abgeleitet. Damit lässt sich die Art der Nervenschädigung feststellen. Die Elektromyographie (EMG) untersucht Muskeln mit Nadeln und stellt so das Ausmaß der Schädigung fest.
Am Anfang führen unsere Fachleute in den Schön Kliniken immer ein ausführliches Gespräch mit Ihnen oder Ihren Angehörigen. Dabei erfragen wir die genaue Art und Entwicklungsgeschichte Ihrer Beschwerden. Wir finden heraus, wann und in welchem Zusammenhang diese begonnen haben und wie sie sich auswirken. Hinzu kommen spezielle technische Untersuchungen, wie die Elektroneurografie (Messung der Nervenleitung) und die Elektromyografie (Analyse der Muskelaktivität zur frühen Erkennung von Schädigungen). Ausgiebige Laboruntersuchungen einschließlich einer Untersuchung des Nervenwassers und je nach Einzelfall unterschiedliche bildgebende Verfahren (zum Beispiel Magnetresonanztomografie oder Ultraschall) werden durchgeführt. In bestimmten Fällen ist auch eine Entnahme von Gewebeproben der Haut, von Muskeln oder Nerven wichtig.
Behandlung der Polyneuropathie
Liegt die Polyneuropathie beispielsweise an einem schlecht eingestellten Diabetes, ist es wichtig, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten. Das gelingt durch eine angepasste Ernährung, ausreichend Bewegung und gegebenenfalls eine medikamentöse Therapie. Wenn eine Entzündung im Körper die Nervenschädigung verursacht, kann eine Therapie mit Antibiotika oder eine antivirale Medikation helfen. Bei einer Autoimmunentzündung können hingegen Cortison oder Immunglobuline indiziert sein. Ist Alkohol der Auslöser, gibt es nur eine Lösung: konsequenter Verzicht. Auch Vitaminmangel kann eine Rolle spielen - dann kann eine gezielte Ernährungsumstellung oder die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln notwendig sein, wobei aber auch hier eine Überdosierung von z.B. Vitamin B6 vermieden werden sollte. Neben der Ursachenbehandlung spielt die Linderung der Beschwerden eine wichtige Rolle. Besonders belastend sind oft die Schmerzen. Hier helfen spezielle Medikamente, die ursprünglich gegen Epilepsie oder Depressionen entwickelt wurden, aber auch gegen Nervenschmerzen wirksam sind.
Entscheidend ist stets die Behandlung der Grunderkrankung, z. B. bei Diabetes mellitus eine Verbesserung der Blutzuckereinstellung, das strikte Vermeiden von Alkohol oder die Behandlung einer Tumorerkrankung. Bei autoimmunvermittelten, entzündlichen Polyneuropathien gibt es verschiedene gegen die Entzündung wirkende Medikamente (Immunglobuline, Kortikoide, Immunsuppressiva). Bei schweren Verläufen kann auch eine Blutwäsche durchgeführt werden. Bei erblichen Neuropathien gibt es bisher keine Therapie. Bei ca. einem Viertel der Polyneuropathien kann die Ursache nicht geklärt werden, meist haben diese Formen jedoch eine gute Prognose. Reizerscheinungen und Muskelkrämpfe lassen sich mit verschiedenen Medikamenten dämpfen.
Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität
Eine zentrale Rolle spielt eine gründliche Körperkontrolle. Besonders Füße und Hände brauchen Aufmerksamkeit: Gibt es Rötungen, kleine Schnitte oder Druckstellen? Ein Handspiegel kann helfen, schwer einsehbare Stellen zu überprüfen. Auch passende, weiche Schuhe sind ein Muss - harte Nähte oder enge Modelle können unbemerkt Blasen verursachen. Zudem sollten die Schuhe vor dem Anziehen auf Steinchen, Knicke oder Fremdkörper kontrolliert werden. Auch im Umgang mit Hitze und Kälte ist Vorsicht geboten. Wassertemperaturen sollten stets mit einem Thermometer geprüft werden, da ein zu heißes Bad oder eine heiße Dusche schnell Verbrennungen verursachen kann. Auf Wärmflaschen oder Heizdecken sollte ganz verzichtet werden, um Überhitzungen zu vermeiden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die richtige Hautpflege. Trockene Haut bietet Keimen eine Angriffsfläche. Regelmäßiges Eincremen hält die Haut geschmeidig und schützt vor kleinen Rissen. Bei Auffälligkeiten - etwa Wunden oder Entzündungen - sollte frühzeitig ärztlicher Rat eingeholt werden.
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Für alle Polyneuropathien gilt: regelmäßige Kontrolle der Füße auf Druckstellen, Tragen von bequemem Schuhwerk, Meidung von Druck, Nutzung professioneller Fußpflege, Verbesserung des Lebensstils mit regelmäßiger körperlicher Betätigung (150 min Ausdauersport/Woche z. B.
Im Alter treten häufig zusätzliche Erkrankungen zur Polyneuropathie auf, was zu einer multifaktoriellen Gangstörung führen kann. Begleitende Diagnosen wie Arthrose der Gelenke oder eine lumbale Spinalkanalstenose (Verengung des Rückenmarkskanals) sind dabei keine Seltenheit. Umso wichtiger ist es, die Mobilität möglichst lange zu erhalten. Im Mittelpunkt der Behandlung stehen Maßnahmen der physikalischen Therapie: Physiotherapie, Gleichgewichts- und Gehtraining sowie gelenkschonende Sportarten wie Aqua-Fitness. Sie helfen dabei, Beweglichkeit, Kraft und Gleichgewicht zu verbessern. Bei starkem Kraftverlust oder einem unsicheren Gang können spezielle Schienen oder orthopädische Einlagen zusätzliche Stabilität bieten. Ein sicheres Wohnumfeld mit rutschfesten Böden, ausreichender Beleuchtung und Entfernen von Stolperfallen wie losen Teppichen trägt zudem wesentlich zur Sturzprävention bei.
Polyneuropathie stellt nicht nur eine körperliche, sondern auch eine seelische Herausforderung dar. Achtsame Selbstfürsorge, therapeutische Begleitung und kleine Veränderungen im Alltag können helfen, Lebensqualität zu bewahren. Der Austausch mit anderen Betroffenen - etwa über Selbsthilfegruppen wie die Deutsche Polyneuropathie Selbsthilfe e.V. - stärkt zusätzlich.
Betroffene können aber etwas dagegen tun. Experten empfehlen: Bewegung und Training, am besten in der Gruppe. Auch Kühlen und Kompression können Nervenschäden deutlich verringern. Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg bietet ein spezielles Trainingsprogramm an, das bei Patienten gezielt Gleichgewicht, Kraft und Nervenwahrnehmung fördert. Hier trainieren Polyneuropathie-Gruppen regelmäßig. Die Leiterin, Sportwissenschaftlerin Dr. Übungen für das gestörte Gleichgewicht wirken sich aus auf Nervenschäden in den Füßen. Zusätzlich kann durch die Bewegung die Koordination gefördert werden und das Zusammenspiel von Muskeln und Nerven. Zum Gleichgewichtstraining kommen auch Kraftübungen - zum Beispiel mit Bändern. Polyneuropathie führt oft zu unsicherem Gang. Hier helfen Übungen, die die seitliche Bein- und Hüftmuskulatur trainieren. Einige Studien zeigen zwar, dass gezieltes Training während der Chemo die Symptome einer Polyneuropathie verringern kann. Dr. Jana Müller hat in einer eigenen Präventionsstudie am NCT beobachtet, dass es vielen Patienten schwerfällt, zwei bis drei Mal pro Woche zu trainieren aufgrund der Nebenwirkungen der Chemotherapie - wie etwa Übelkeit und Abgeschlagenheit. Zudem zeigt sich in den Trainingsgruppen, den Patientinnen und Patienten hilft nicht nur die Bewegung bei der Linderung der Symptome, sondern auch die Gruppenerfahrung. Beim Training in der Gruppe stellen sie fest, dass es andere Betroffene gibt, und sie können sich mit ihnen austauschen. Auch schon kurze Sport-Einheiten sind gesund und halten fit.
Berufliche Aspekte
Je nach Schwere der Ausfälle bestehen Einschränkungen beim Ausüben verschiedener beruflicher Tätigkeiten. Es sollten Tätigkeiten auf Leitern und Gerüsten gemieden werden, Vorsichtsmaßnahmen beim Laufen auf unebenem Untergrund (Baustellen) oder im Dunkeln müssen beachtet werden. Feinmotorische Tätigkeiten (z. B. Uhrmacher) sind oft nicht mehr möglich. Dennoch sollten Patienten mit einer Polyneuropathie so lange wie möglich am Berufsleben teilhaben. Zur Verbesserung der Alltagsaktivitäten wird in Abhängigkeit vom Schweregrad die Versorgung mit Hilfsmitteln empfohlen (z. B.
Vegetative Dystonie: Wenn das Nervensystem aus dem Gleichgewicht gerät
Das vegetative Nervensystem unterteilt sich in das sympathische Nervensystem (Sympathikus) und das parasympathische Nervensystem (Parasympathikus). Während der Sympathikus das Nervensystem in Stresssituationen aktiviert und die körperliche Leistungsfähigkeit steigert, setzt der Parasympathikus in Entspannungsphasen ein und reguliert allgemeine Körperfunktionen: Er senkt den Blutdruck, kurbelt den Stoffwechsel an, fördert die Verdauung und unterstützt die Regeneration des Körpers. Gerät dieses Wechselspiel von Sympathikus und Parasympathikus aus dem Gleichgewicht, stört das den Ablauf lebenswichtiger Prozesse und Fachleute sprechen von einer vegetativen Dystonie oder von somatoformen Störungen. Somatoforme oder funktionelle Störungen beschreiben Beschwerden, für die es keine organische Ursache gibt. Für die Betroffenen geht damit oft ein hoher Leidensdruck einher.
Symptome der vegetativen Dystonie
Liegt eine Störung des vegetativen Nervensystems vor, kann sich diese auf unterschiedliche Weise äußern. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Herzbeschwerden wie Herzstechen oder Herzklopfen/-rasen
- Schwindel oder Ohnmacht beim Aufstehen
- Übermäßiges Schwitzen oder mangelndes Schwitzen
- Sexuelle Funktionsstörungen beim Mann
- Probleme beim Entleeren der Blase
- Verdauungsbeschwerden wie Verstopfung oder Durchfall inkl. Magenlähmung
- Schluckbeschwerden
Die Vielfalt an unspezifischen Symptomen macht es oft schwierig, ein überreiztes Nervensystem unmittelbar zu erkennen. Daher ergibt sich das Krankheitsbild einer vegetativen Dystonie in der Regel über das Ausschlussverfahren anderer Erkrankungen. Grundsätzlich gilt: Wenn einzelne oder mehrere der genannten Symptome über einen längeren Zeitraum bestehen, sollten diese unbedingt ärztlich abgeklärt werden, um eine ernsthafte Erkrankung auszuschließen.
Ursachen der vegetativen Dystonie
Für eine vegetative Dystonie gibt es oft keine konkrete Ursache. Es können sowohl körperliche, als auch psychische Faktoren eine Rolle spielen. Nicht selten ist es eine Kombination aus beiden. Zu den häufigsten körperlichen Ursachen zählt Diabetes mellitus (Typ 2). Die Stoffwechselerkrankung kann das autonome Nervensystem, einschließlich des Sympathikus, schädigen. Ebenso kann die vegetative Dystonie durch neurologische Erkrankungen, wie Parkinson oder Erkrankungen des peripheren Nervensystems ausgelöst werden. Weitaus seltener sind Verletzungen des Rückenmarks, Medikamente oder Virusinfektionen die Ursache für eine Funktionsstörung des vegetativen Nervensystems.
Da Körper und Psyche über das vegetative Nervensystem eng miteinander verbunden sind, können sich auch psychologische und soziale Faktoren wie Stress, Sorgen oder Überforderung auf das vegetative Nervensystem auswirken. Oftmals lösen die Beschwerden weitere Ängste bei den Betroffenen aus, da sie befürchten, es könne eine schwerwiegende Erkrankung zugrunde liegen. Auf diese Weise können sich die Symptome zusätzlich verschlimmern.
Behandlung der vegetativen Dystonie
Je nach Ursache und Schweregrad der Störung kann eine vegetative Dystonie ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen, doch lässt sie sich in den meisten Fällen erfolgreich behandeln. Die Behandlung erfordert eine individuelle Herangehensweise, die sich an der eigentlichen Ursache und der Lebenssituation der Patienten orientiert. Während beispielsweise die Behandlung von Typ-2-Diabetes-Patienten auf eine optimale Blutzuckereinstellung abzielt, benötigen Parkinson-Patienten andere Medikamente.
Wenn kein Hinweis auf eine organische Ursache zugrunde liegt, zählen sowohl psycho- und physiotherapeutische Maßnahmen, als auch der Einsatz bestimmter Medikamente zu den möglichen Behandlungsmethoden. Pflanzliche oder homöopathische Mittel können hierbei eine unterstützende Therapieoption sein, da sie eine gute Verträglichkeit bei geringem Gewöhnungspotenzial aufweisen, dies trifft jedoch nicht auf alle pflanzlichen Arzneimittel zu. Zur Linderung der Beschwerden bei innerer Anspannung durch Stress, haben sich vor allem homöopathische Arzneipflanzen bewährt: Die Passionsblume kann bei Unruhezuständen oder Schlafstörungen helfen. Gelber Jasmin und Schlangenwurzel können bei Schwindel, nervlich bedingtem Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Beschwerden Linderung verschaffen. Und die gelbe Nieswurz kann Kreislaufproblemen vorbeugen.
Vorsorge und Stärkung des vegetativen Nervensystems
Bei einer vegetativen Störung ist es wichtig, die Balance zwischen Körper und Psyche wiederherzustellen. Helfen können dabei verschiedene Entspannungsmethoden, eine ausgewogene Ernährung sowie eine gesunde Schlafroutine.
- Entspannungsmethoden erlernen und anwenden: Entspannungsmethoden wie Yoga, Meditation oder andere Achtsamkeitsübungen können dabei helfen, das Stresslevel zu senken und das Nervensystem wieder zu beruhigen. Ebenso fördert regelmäßige Bewegung wie Ausdauertraining oder Krafttraining den Stressabbau.
- Ausgewogen ernähren: Vitaminmangel, insbesondere ein Mangel an Vitamin B12, kann die Funktion des Nervensystems beeinträchtigen. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten kann die Gesundheit des autonomen Nervensystems unterstützen. Um möglichen Beschwerden vorzubeugen, empfiehlt es sich außerdem, auf Alkohol und Koffein zu verzichten.
- Ausreichend schlafen: Ein gesunder Schlaf ist unerlässlich für die Stressbewältigung und Regeneration des Nervensystems. Dazu sollte die Schlafumgebung eine Temperatur von etwa 18 Grad haben und sich gut abdunkeln lassen. Ebenso wichtig ist ein ruhiges Schlafumfeld. Fernseher oder mobile Geräte wie Smartphones sollten abends ausgeschaltet werden, um Ablenkung und laute Geräusche zu vermeiden. Deftiges Essen, Alkohol und Stress am Abend können die Schlafqualität erheblich beeinträchtigen. Besser sind daher leicht verdauliche Speisen und warme Getränke wie Tee am Abend. Ebenso unterstützen regelmäßige Zubettgehzeiten und Aufstehzeiten, regelmäßige Bewegung und eine ergonomische Matratze einen gesunden Schlaf und stärken damit auch indirekt das vegetative Nervensystem.
Weitere Nervenerkrankungen
Neben Polyneuropathie und vegetativer Dystonie gibt es eine Reihe weiterer Nervenerkrankungen, die das Nervensystem beeinträchtigen können. Einige Beispiele sind:
- Stiff-Person-Syndrom (SPS): Schmerzhafte Anfälle von Muskelsteifheit und -krämpfen in Beinen und Rücken sind typische Symptome beim Stiff-Person-Syndrom. Auslöser sind Antikörper, die ein wichtiges Enzym im Gehirn angreifen: die Glutamatdecarboxylase (GAD). Das Enzym spielt eine entscheidende Rolle bei der Kontrolle der Nervenzellen. Fällt es aus, spielt das Nervensystem verrückt.
- Multiple Sklerose (MS): Bei MS-Kranken sind die Nerven beschädigt, weil ihre Schutzhülle zerfällt. An MS erkranken meist Menschen im Alter zwischen 25 und 40 Jahren und die Krankheit schreitet oft über Jahre in Schüben fort.
- Epilepsie: Epilepsie-Kranke haben von Zeit zu Zeit plötzlich auftretende Anfälle, die durch Störungen im Gehirn hervorgerufen werden. Wenn die Nervenzellwände dort instabil sind, kommt es in Gruppen von Zellen zu kleinen elektrischen Entladungen.
- Parkinson: Ursachen sind entweder kleine Einschlüsse, die sich in den Nervenzellen bilden, oder die Nervenzellen produzieren in bestimmten Regionen des Gehirns zu wenig Dopamin; das ist eine Substanz, die für die Informationsweiterleitung in den Nervenfasern wichtig ist. Die Erkrankten werden immer bewegungsunfähiger.
- Alzheimer: Alzheimer-Kranke haben Probleme Gesprächen zu folgen. Manchmal können sie einzelne Worte nicht mehr verstehen und sich nur schwer ausdrücken. Außerdem sind sie in ihren Bewegungen eingeschränkt.
- Querschnittslähmung: Zu einer Querschnittslähmung kommt es durch die Schädigung des Rückenmarks, wo der dickste Nervenstrang unseres Körpers verläuft. Meist passiert das durch Unfälle.