Wenn Erziehung an den Nerven zehrt: Ursachen und Lösungen

In vielen Familien kann die Erziehung der Kinder eine Quelle von Stress und Anspannung sein. Besonders herausfordernd wird es, wenn Kinder „auffälliges“ Verhalten zeigen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für solche Belastungen und bietet Lösungsansätze, um den Familienalltag wieder harmonischer zu gestalten.

Die Dynamik in Familien mit herausfordernden Kindern

In Familien mit einem herausfordernden Kind kann es oft sehr turbulent zugehen. Ein verletzender Umgangston schleicht sich meist ganz langsam, ungewollt und unbewusst ein. Oft konzentrieren sich Eltern vor allem auf die schwierigen Verhaltensweisen des Kindes und versuchen, diese möglichst schnell zu verändern. Nachhilfe, Therapien, Konsequenzen, Belohnungen, Strafen… doch das reicht oft einfach nicht.

Ursachenforschung: Warum verhält sich mein Kind so herausfordernd?

Es ist wichtig, sich der eigenen Bedürfnisse bewusst zu sein. In Stresssituationen wird vom Kind - wie wohl von allen Menschen - oft eine Strategie zur Bedürfniserfüllung gewählt, die sogar zu noch mehr Stress führen kann. Wenn diese Strategie nicht logisch oder zielführend erscheint - wie z.B. Wut, Zerstörung, Verletzung, Beleidigungen - ist dies genau in dem Moment für das Kind das einzig denkbare bzw. die bestmögliche Strategie, um seine Bedürfnisse zu erfüllen. Wichtig ist zu verstehen: Das Kind kann gerade nicht anders.

Herausforderungen im Alltag: Ein Erfahrungsbericht

Eine Mutter von zwei kleinen Kindern (3 und 1 Jahr alt) schildert ihren Alltag als extrem belastend. Seit dem Beginn des Hausbaus und der zweiten Schwangerschaft habe sich die Situation noch verschlimmert. Streitigkeiten mit dem Mann über Mithilfe im Haushalt und generelle Ordnung sind an der Tagesordnung. Der Haushalt versinkt im Chaos, und die Beziehung zur älteren Tochter wird als „auffällig“ bezeichnet.

Die Mutter gibt zu, oft genervt von ihrer Tochter zu sein und ihren emotionalen Stress an ihr auszulassen. Kleinigkeiten wie das ständige Fragen, was man heute machen werde, oder Wehleidigkeit können die Mutter zur Weißglut treiben. Obwohl sie versucht, den Tag für die Kinder auszurichten und ihnen frische Luft, Bewegung und soziale Kontakte zu ermöglichen, ist das Zuhause eine Katastrophe. Die Unordnung und der Dreck führen dazu, dass sie sich unwohl fühlt, und die Kinder toben nur herum.

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Es gibt zwar auch gute Phasen, in denen gebastelt, gemalt oder gespielt wird, aber die Mutter ist oft ungeduldig und bricht Spiele vorzeitig ab. Dies führt dazu, dass sie sich schuldig fühlt und sich im Bad einsperrt, um wenigstens ein bisschen Zeit für sich zu haben. Da weder der Mann noch die Eltern oder Schwiegereltern bei der Betreuung helfen können, ist die Mutter oft auf sich allein gestellt.

Analyse der Situation: Was läuft schief?

Einige Beobachter der Situation weisen darauf hin, dass die Mutter möglicherweise zu hohe Erwartungen an sich selbst und ihre Kinder hat. Es wird vermutet, dass sie das lieblose Verhalten, mit dem sie selbst aufgewachsen ist, auf ihre Tochter projiziert. Anstatt die Nachmittage nur mit Kinderbespaßung zu füllen, könnte sie versuchen, ihre Tochter in den Haushalt mit einzubeziehen.

Es wird auch angemerkt, dass das Verhalten der dreijährigen Tochter ganz normal für ihr Alter ist. Es ist verständlich, dass sie eifersüchtig auf ihre kleine Schwester ist und Schwierigkeiten hat, zu warten. Die Mutter sollte sich nicht verrückt machen, was den Haushalt angeht, und akzeptieren, dass es mit kleinen Kindern immer etwas chaotisch sein wird.

Lösungsansätze: Wege aus der Krise

Um die Situation zu verbessern, werden verschiedene Lösungsansätze vorgeschlagen:

  • Unterstützung suchen: Eine Familienhilfe oder eine psychologische Beratung kann helfen, die Probleme anzugehen und ein gesünderes Verhältnis zur Tochter aufzubauen.
  • Zeit für sich selbst: Es ist wichtig, sich Auszeiten zu nehmen und Hobbys nachzugehen, um Abstand vom stressigen Alltag zu gewinnen.
  • Kommunikation mit dem Partner: Offene Gespräche mit dem Mann über die Belastung und die mangelnde Mithilfe im Haushalt sind unerlässlich.
  • Haushaltsorganisation: Strukturierte Arbeit und ein Plan können helfen, den Haushalt besser zu bewältigen. Es ist wichtig, nicht zu kleinlich zu sein und nicht jeden Krümel aufzuheben.
  • Bedürfnisse des Kindes erkennen: Es ist wichtig, die Bedürfnisse des Kindes zu verstehen und darauf einzugehen. Dies kann helfen, Konflikte zu vermeiden und das Verhalten des Kindes besser zu verstehen.
  • Positive Eigenschaften hervorheben: Die positiven Eigenschaften des Kindes sollten hervorgehoben und unterstützt werden. Es ist wichtig, das Kind so anzunehmen, wie es ist, und ihm Wertschätzung entgegenzubringen.

Die Pubertät als zusätzliche Herausforderung

Eine weitere Herausforderung für Eltern ist die Pubertät ihrer Kinder. In dieser Zeit machen die Jugendlichen eine Achterbahnfahrt der Gefühle durch, und es kann zu Konflikten und Streitigkeiten kommen. Eltern sollten versuchen, die Grundbedürfnisse ihrer Kinder zu berücksichtigen:

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  • Akzeptanz
  • Geborgenheit
  • Sicherheit
  • Selbstbestimmung
  • Wertschätzung

Es ist wichtig, keinen Druck aufzubauen und einen schmalen Grat aus Verständnis und klaren Grenzen zu beschreiten. Die Eltern sollten sich über die Erziehungsmaßnahmen einigen und einen gemeinsamen Weg finden.

Die Rolle der Erwartungen und die Akzeptanz des Kindes

Oft sind es die eigenen Erwartungen, die das Leben mit einem Kind schwieriger machen. Es ist wichtig, sich von unrealistischen Vorstellungen zu verabschieden und das Kind so anzunehmen, wie es ist. Jede Medaille hat zwei Seiten, und es ist wichtig, die positiven Eigenschaften des Kindes zu sehen und zu fördern.

Die Art, wie Eltern ihr Kind wahrnehmen und beschreiben, beeinflusst die Selbstwahrnehmung des Kindes und die Beziehung zwischen Eltern und Kind nachhaltig. Es ist daher wichtig, eine positive Perspektive einzunehmen und das Kind positiv wahrzunehmen.

Die Bedeutung langfristiger Erziehungsziele

Bei der Erziehung ist es wichtig, kurzfristige und langfristige Ziele zu unterscheiden. Es ist verlockend, das Kind formen zu wollen, damit es sich anpasst und keine Probleme verursacht. Aber langfristig ist es wichtiger, dem Kind zu helfen, sich zu einer selbstständigen und verantwortungsbewussten Persönlichkeit zu entwickeln.

Geschwisterstreitigkeiten: Einblicke und Lösungen

Geschwisterstreitigkeiten sind normal und gehören zum Familienalltag dazu. Kinder lernen im Streit, ihre Empathie zu schulen, Verhandlungsgeschick und Problemlösekompetenzen zu trainieren. Eltern können ihre Kinder dabei unterstützen, indem sie ihnen helfen, ihre eigenen Beweggründe und die des Gegenübers zu sehen und Lösungen zu suchen, die sich möglichst gut und fair für beide Seiten anfühlen.

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Eltern sollten sich nicht komplett aus dem Streit raushalten, aber auch nicht Schiedsrichter spielen oder den Streit gewaltsam beenden. Stattdessen können sie Hilfe zur Selbsthilfe leisten und ihren Kindern ein Vorbild sein.

Auszeiten: Eine kritische Betrachtung

Auszeiten, bei denen Kinder zur Strafe in ihr Zimmer geschickt werden, sind eine umstrittene Erziehungsmethode. Kritiker bemängeln, dass dadurch die elementare Angst vor dem Verlassenwerden geschürt und die bedingungslose elterliche Liebe infrage gestellt wird. Zudem wird bezweifelt, dass Auszeiten zu echter Einsichtigkeit und Empathie führen.

Es ist wichtig, die Bedürfnisse des Kindes zu berücksichtigen und ihm in Konfliktsituationen Unterstützung und Nähe zu geben. Anstatt das Kind alleine mit seinen Emotionen klar kommen zu lassen, sollten Eltern für es da sein und ihm helfen, seine Gefühle zu regulieren.

Geduld trainieren: Wege zu einem entspannteren Alltag

Der Alltag mit Kindern ist herausfordernd und kann an den Nerven zehren. Um den elterlichen Geduldsfaden nicht reißen zu lassen, kann man seine Geduld trainieren.

  • Kurze Auszeiten nehmen: Sich einer Situation kurz entziehen und sich auf die Atmung konzentrieren, kann helfen, die Anspannung abzubauen.
  • Eigene Grenzen kommunizieren: Dem Kind mitteilen, wenn man kurz davor ist, die Geduld zu verlieren, kann als Warnung dienen und dazu beitragen, dass sich die Situation ändert.
  • Gefühlslage des Kindes erfragen: Um sicherzugehen, dass man die Gefühlslage des Kindes richtig einschätzt, kann es helfen, es einfach danach zu fragen.
  • Vergangene Situationen reflektieren: Überlegen, welche Dinge man wann hätte anders tun können, und versuchen, diese Erkenntnisse auf kommende Ereignisse zu übertragen.
  • Zeitpuffer einbauen: Wer sich stets einen Zeitpuffer einbaut, ist immer auf der sicheren Seite.
  • Sich bewusst machen, dass Ungeduld nichts bringt: Stress, schlechte Laune und Unzufriedenheit sind die unvermeidlichen Folgen fehlender Geduld.
  • Sich entschuldigen, wenn man zu streng reagiert hat: Wenn man rückblickend klar wird, dass man seinem Kind gegenüber zu streng reagiert hat, sollte man sich bei ihm entschuldigen.

Herausfordernde Kinder: Was steckt dahinter?

Es gibt Kinder, die emotional stärker reagieren als andere und als „herausfordernd“ wahrgenommen werden. Fachleute gehen davon aus, dass etwa jedes siebte Kind deutlich sensibler ist und emotional stärker reagiert als andere Kinder seiner Altersgruppe.

Es gibt verschiedene Begriffe für diese Kinder, wie z.B. „gefühlsstarke Kinder“, „autonome Kinder“ oder „High Need Babys“. Allen gemeinsam ist, dass sie besondere Bedürfnisse haben und eine besondere Zuwendung benötigen.

Es ist wichtig zu betonen, dass diese Kinder nicht „unnormal“ sind, sondern eine von verschiedenen, ganz normalen Temperamentsausprägungen haben. Eltern sollten sich nicht schuldig fühlen, wenn ihr Kind von der Norm abweicht, sondern es so annehmen, wie es ist.

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