Polyneuropathie: Verlauf, Prognose und Therapie

Die Polyneuropathie (PNP) ist eine meist chronische Erkrankung, bei der die peripheren Nerven geschädigt werden. Dies kann vielfältige Ursachen haben und führt zu Gefühlsstörungen, Schmerzen oder Muskelschwäche. Die Erkrankung ist eine häufige Begleiterscheinung der Chemotherapie, wobei eine frühzeitige Erkennung und Behandlung besonders wichtig sind.

Was ist Polyneuropathie?

Unter Polyneuropathie versteht man eine Schädigung von peripheren Nerven. Im Rahmen der Polyneuropathie kann der Gleichgewichtssinn beeinträchtigt werden. Stürze oder Probleme beim Autofahren können die Folge sein. Störungen in der Feinmotorik können alltägliche Handlungen erschweren (z. B. den Toilettengang). Typischerweise ist bei einer Polyneuropathie die Verteilung symmetrisch. Sie beginnt in den Fingerspitzen oder in den Fußzehen. Bei der Polyneuropathie ist häufig nicht ein einzelner Nerv betroffen, sondern es sind die längsten Ausläufer, die längsten Axone betroffen. Und das führt dazu, dass die Schädigungen, die Störungen zunächst in den Fingerspitzen und Fußzehen beginnen. Da sind mehrere Nerven dann beteiligt. Und die Schädigung setzt sich dann, wenn sie weiter geht, immer mehr zur Körpermitte, also dem Stammhirn, fort. Das heißt: Die Schädigungen steigen auf in die Hände, in die Arme oder in die Füße und in die Unterschenkel. Manchmal sind einzelne Nerven betroffen.

Definition des peripheren Nervensystems

Das Nervensystem wird unterteilt in das zentrale Nervensystem, bestehend aus Gehirn und Rückenmark, und das periphere Nervensystem. Das Letztere besteht aus allen Nerven, die das Gehirn oder Rückenmark verlassen und in den Körper führen. Eine weitere Unterteilung der Nerven beruht darauf, welche Nervenimpulse sie vermitteln. Die motorischen Nerven senden Impulse an die Muskulatur. Die sensorischen Nerven vermitteln Empfindungssignale wie Schmerz, Berührung, Druck, Temperatur, Vibration und Informationen über die Position der Gelenke und Muskeln (Tiefensensibilität). Die autonomen Nerven verlaufen zu den inneren Organen des Körpers und spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung der Herzfrequenz, des Blutdrucks und der Schweißproduktion. Autonome Nerven spielen auch eine große Rolle bei der Regulierung des Verdauungstrakts, der Blase und der Erektionsfähigkeit des Mannes. Bei der Polyneuropathie kommt es aus verschiedenen Gründen zu einer Funktionseinschränkung der peripheren motorischen, sensorischen und/oder autonomen Nerven im Körper.

Symptome der Polyneuropathie

Die Polyneuropathie ist eine meist chronische Erkrankung mit langsam fortschreitenden Symptomen. Sie kann abhängig von der zugrunde liegenden Ursache aber auch akut verlaufen. Die ersten Symptome sind häufig Missempfindungen oder Taubheitsgefühle. Betroffene beschreiben häufig ein Gefühl, wie auf Watte zu gehen oder ein zusätzliches Paar Strümpfe zu tragen. Ein Teil der Patient*innen verspürt auch ein unangenehmes Kribbeln oder brennende Schmerzen. Auch ein gestörtes Wärme- und Kälteempfinden sowie schmerzlose Wunden können Ausdruck einer Polyneuropathie sein. Die Erkrankung ist außerdem eine häufige Ursache für Gleichgewichtsstörungen. Die durch eine Polyneuropathie verursachten Sensibilitätsstörungen folgen häufig einem sog. strumpf- bzw. handschuhförmigen Muster und treten überwiegend symmetrisch auf. In manchen Fällen kann es im späteren Verlauf zu einer Beeinträchtigung der motorischen und autonomen Nerven kommen. In diesem Fall entwickeln Betroffene eine zunehmende Muskelschwäche, was anfänglich häufig zu Problemen führt, auf den Zehen oder Fersen zu gehen. Später kann auch das normale Gehen beeinträchtigt sein. Auch Muskelkrämpfe können auftreten. Bei Beteiligung der autonomen Nerven können beispielsweise Blasen- oder Mastdarmentleerungsstörungen, Störungen der Schweißproduktion, Kreislauf-Beschwerden, Erektionsstörungen oder Wundheilungsstörungen auftreten.

Typische Symptome im Detail

Typische Symptome einer Polyneuropathie sind sensible Reizerscheinungen wie Kribbeln, Ameisenlaufen, Stechen, Elektrisieren und sensible Ausfallerscheinungen wie Pelzigkeitsgefühl, Taubheitsgefühl, Gefühl des Eingeschnürtseins, Schwellungsgefühle sowie das Gefühl, wie auf Watte zu gehen. Oft bestehen eine Gangunsicherheit, insbesondere im Dunkeln, und ein fehlendes Temperaturempfinden mit schmerzlosen Wunden. Die von mir beschriebenen Symptome sind diese Pelzigkeit, diese Bamstigkeit, dieses Ameisenlaufen tritt körperfern an den Füßen und an den Händen zunächst auf. Von den Zehen breiten sie sich bis zu den Sprunggelenken und Handgelenken aus. Und das geschieht in der Regel beidseitig.

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Auswirkungen auf den Alltag

Durch die Symptome der Polyneuropathie können natürlich auch für andere sichtbare Zeichen auftreten. Wenn ich motorisch, wenn man so will, ungeschickt bin, schlechter gehen kann, eine Gangunsicherheit habe, stolpere, fällt das anderen auf. Was man dazu sagen muss: Zu Beginn fällt es eher einem selbst auf als anderen. Sie als Patientin oder Patient werden Ihre Polyneuropathie dahingehend beschreiben, dass Sie Gefühlsstörungen wie eben diese beschriebene Bamstigkeit, Pelzigkeit, dieses Ameisenlaufen wahrnehmen und hoffentlich auch mit diesen Worten Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt darstellen. Sie werden vielleicht auch diese vermehrte Ungeschicklichkeit in den Fingern, damit Ihre Einschränkung in täglichen Verrichtungen wie Ankleiden, wie Kochen, wie beim Ausführen feinmotorischer Tätigkeiten, wie beim Schreiben wahrnehmen und auch entsprechend beschreiben können. Das heißt: Sie können ganz einfach durch diese verminderte Wahrnehmung, durch diese eingeschränkte Sensibilität sich eher verletzen, sich wehtun und ungeschickter hantieren. Sie können Dinge nicht mehr so gut angreifen, kleine Schraubenmuttern zum Beispiel beim Aufschrauben auf eine Schraube, aber auch beim Knöpfen. Diese Sensibilitätsstörung bedingt auch eine Einschränkung der Feinmotorik. Sie können aber auch durch Koordinationsstörungen schwächer, eher unsicher gehen. Das schränkt Sie deutlich in Ihrer Fortbewegung ein. Sie können stürzen. Die daraus resultierende Angst vor Stürzen führt Sie zum Rückzug. Sie gehen weniger hinaus und Sie dekonditionieren. Wer sich weniger bewegt, bekommt langfristig auch eine geringere Ausdauerleistungsfähigkeit und eine geringere Kraft.

Ursachen der Polyneuropathie

Für die Polyneuropathie können viele Ursachen infrage kommen. Die meisten Polyneuropathien treten entweder im Zusammenhang mit einem Diabetes mellitus (Typ 1 oder Typ 2) oder aber infolge eines Alkoholmissbrauchs auf. Weitere mögliche Ursachen sind u. a. Schilddrüsenunterfunktion, Vitamin-B12-Mangel, Giftstoffe und Schwermetalle, bestimmte Medikamente, Krebserkrankungen, Infektionen (z. B. Borreliose) und Autoimmunerkrankungen wie z. B. Gefäßentzündungen (Vaskulitis). Das Guillain-Barré-Syndrom ist eine akute Autoimmunreaktion, die nach bestimmten Infektionen auftreten kann und die peripheren Nerven angreift. Daneben existiert eine Reihe von seltenen, erblichen Formen der Polyneuropathie. Insbesondere bei älteren Personen tritt die Polyneuropathie relativ häufig ohne eindeutige Ursache auf.

Häufige Grunderkrankungen

Die meisten Polyneuropathien sind keine eigenständige Erkrankung, sondern das Erkennbarwerden einer anderen zugrunde liegenden Erkrankung. Daher sind auch die Ursachen vielgestaltig und es gibt unterschiedliche Schweregrade. Folgende Grunderkrankungen sind häufig mit einer Polyneuropathie assoziiert: Diabetes mellitus, Alkoholmissbrauch, Entzündungen (Borreliose, Lepra), Leber-, Nieren- und Lungenerkrankungen, hämatologische und rheumatologische Erkrankungen, Tumorerkrankungen, bestimmte Medikamente, Langzeitbehandlung auf einer Intensivstation, Organtransplantationen. Die häufigste Ursache für eine Polyneuropathie sind der Diabetes mellitus oder ein übermäßiger Alkoholkonsum. Die entzündlichen, meist immunvermittelten Polyneuropathien sind mit ca. 20 % seltener. Eine wahrscheinlich weiterhin unterdiagnostizierte Gruppe sind die erblichen Neuropathien. Eine Vielzahl von Medikamenten und weiteren Substanzen kann eine „exotoxische“ Polyneuropathie verursachen. Dazu gehören u.a. verschiedene Chemotherapeutika, Antibiotika, Immun-Checkpoint-Inhibitoren.

Polyneuropathie durch Chemotherapie

Manche Medikamente, die in der Chemotherapie von Krebskrankheiten verwendet werden, führen zur Schädigung von Nerven, speziell von diesen Ausläufern (Axonen). Die Medikamente schädigen die Axone. In den Axonen gibt es bestimmte Strukturen, die die Stabilität herbeiführen. Das sind die sogenannten Mikrotubuli. Es gibt Medikamente, die gegen Mikrotubuli gerichtet sind - in Tumorzellen. Es gibt eine weitere Form der Schädigung, bei der die schützenden Hüllen der Axone, die Myelinscheiden, betroffen sind. Die werden vor allem durch entzündliche Vorgänge beeinträchtigt. Manche Medikamente in der Krebstherapie, vor allem in der Immuntherapie können auch entzündliche Vorgänge auslösen und auf diese Weise die Myelinscheiden der Nervenausläufer beeinträchtigen bzw. Das eine sind Medikamente, die gegen die Mikrotubuli gerichtet sind, die nötig sind, um bei der Zellteilung die genetische Information der Tochterzellen zu trennen. Dann die Taxane. Das ist das Paclitaxel oder Taxol und das Docetaxel. Das sind Medikamente, die die Mikrotubuli verklumpen. Dann sind es die Platin Medikamente. Da ist vor allem das Oxaliplatin, das zur Behandlung von Darmkrebs eingesetzt wird. Denn häufig kommt es im Laufe der Zeit nach jedem Chemotherapie-Zyklus zu einer Verstärkung der Beschwerdesymptomatik. Es kann auch sein, dass sie erst nach mehreren Zyklen überhaupt in Erscheinung tritt. Es sind also nicht alle Medikamente, die zur Polyneuropathie führen können. Und es gibt auch genetische Unterschiede. Es gibt große individuelle Unterschiede. Und es liegt auch an den Medikamenten. Zum Beispiel beim Oxaliplatin gibt es eine Akut-Toxizität, die sofort bei der Verabreichung, dass heißt noch während die Chemotherapie läuft, auftreten kann oder am Tag danach und sich aber wieder zurück bildet, in der Regel zwischen jedem Zyklus und sich dann wieder normalisiert.

Vorbeugende Maßnahmen bei Chemotherapie

Was man machen sollte, ist, dass man vor jedem Chemotherapie-Zyklus mit den behandelnden Onkologinnen und Onkologen bespricht, ob es Hinweise gibt, die für eine Polyneuropathie sprechen könnten. Das sind Missempfindungen vor allem in Händen und Füßen, Schmerzen, Muskelkrämpfe, Unsicherheit bei vielen motorischen Tätigkeiten. Dann findet eine Wärme- oder Kälteprüfung statt. Besonders empfindlich ist die Prüfung auf die Vibration. Das wird mit der Stimmgabel gemacht. Und man kann auch prüfen Muskelschwäche, also ob sogenannte Paresen sich entwickeln. Es sind viele Medikamente und auch Nahrungsergänzungsmittel geprüft worden. Man kann versuchen, durch eine sogenannte Kryotherapie, das heißt Kälte, mit einem Kältehandschuh zum Beispiel die Durchblutung in den Händen während der Chemotherapie zu vermindern. Es ist so, dass die Polyneuropathie meistens in den Fingerspitzen und Zehen beginnt und dann immer weiter aufsteigt. Und wenn sie nicht erkannt wird und wenn nicht darauf reagiert wird, dann kann es auch zu motorischen Ausfällen, dass heißt Muskelschwäche kommen oder schweren, sensiblen Beeinträchtigungen. Das heißt: Sie beginnt schleichend und kann sich dann von Zyklus zu Zyklus weiter verstärken. Es ist auch möglich, dass sich die vollen Symptome erst nach Abschluss der Chemotherapie entwickeln. Dann ist der weitere Verlauf in der Regel leider langwierig. Das heißt: Über Monate und manchmal Jahre bildet sie sich sehr langsam zurück.

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Diagnose der Polyneuropathie

Die Diagnose basiert auf der Krankengeschichte (Anamnese) mit den typischen, o. g. Symptomen und der ärztlichen Untersuchung. Bei einer ausführlichen körperlichen Untersuchung werden neurologische Funktionen wie Berührungs- und Schmerzempfinden, Temperaturempfinden, Muskelkraft und Reflexe getestet. Eine Blutuntersuchung im Labor kann erste Hinweise auf die mögliche Ursache liefern. Wichtig ist ebenfalls eine neurophysiologische Untersuchung der Nerven- und Muskelfunktion mittels ENG (Elektroneurografie) oder EMG (Elektromyografie), die die Neuropathie genauer einordnen kann. Bei Verdacht auf eine erbliche Polyneuropathie (v. a. junges Erkrankungsalter) kann eine genetische Untersuchung durchgeführt werden. Je nach Ursache und Befunden können weitere Untersuchungen sinnvoll sein.

Detaillierte Diagnostik

Die klinische Diagnose einer Polyneuropathie wird anhand von Anamnese und dem klinisch-neurologischen Befund gestellt. In der Krankengeschichte wird nach typischen Symptomen, dem Erkrankungsverlauf, nach Vorerkrankungen und Begleiterkrankungen sowie nach der Familienanamnese gefragt. In einer neurologischen Untersuchung werden Muskelkraft, Sensibilität und Muskeleigenreflexe geprüft. Am häufigsten beginnen die Symptome und Ausfälle an den unteren Extremitäten, meist an den Füßen oder Fußspitzen. In einer klinischen Untersuchung stellt man häufig abgeschwächte oder ausgefallene Muskelreflexe (insbesondere Achillessehnenreflex) und schlaffe Lähmungen fest. An den Extremitäten können sich Sensibilitätsstörungen socken-, strumpf- oder handschuhförmig ausbreiten. Zu den weiteren Symptomen gehört einerseits eine gesteigerte Schmerzempfindlichkeit, z. B. auf Berührung, Wärme oder Kälte. Je nach Schädigung der Nerven kann aber auch das Berührungs- und Schmerzempfinden abgeschwächt sein. Bei der neurophysiologischen Untersuchung mit Elektroneurographie (ENG) werden mit Stromimpulsen periphere Nerven stimuliert und Antworten von Muskeln oder sensiblen Fasern abgeleitet. Damit lässt sich die Art der Nervenschädigung feststellen. Die Elektromyographie (EMG) untersucht Muskeln mit Nadeln und stellt so das Ausmaß der Schädigung fest.

Neurologischer Status

Zusätzlich ist der sogenannte neurologische Status, der aber ein genereller medizinischer Status ist, notwendig. Das heißt, die Untersuchung einerseits sozusagen der Muskeleigenreflexe, der Hirnnervensituation, aber auch der Sensibilität, sprich der Berührungsdruckwahrnehmbarkeit der Patienten, der Temperaturwahrnehmbarkeit, der Schmerzwahrnehmbarkeit. Man nennt diese Art der Sensibilität die Oberflächensensibilität, sowie die Tiefensensibilität, unter anderem die Diskrimination: Was kann ich erkennen, wenn der Arzt zum Beispiel etwas auf meinen Körper schreibt? Kann ich die Zahl, den Buchstaben erkennen? Kann ich gewisse Gelenkstellungen, die ich nicht sehe, wahrnehmen und entsprechend rückmelden?

Laboruntersuchungen

Für Sie als Patientin oder Patient nach einer Chemotherapie oder während einer Chemotherapie können Laborwerte interessant sein. Das könnte Diabetes mellitus sein. Es kann ein „gesundes“ Leben sein, wo der Patient glaubt, er bewegt sich wenig und trinkt lieber gern viel, und dabei zu viel Alkohol. Da können die Leberwerte entsprechend verändert sein. Was ganz wichtig ist, ist dass bereits bestehende Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Risikoverhalten wie ein Zuviel an Alkohol, das man sich zumutet, eine Polyneuropathie durch Chemotherapie - mit der Chemotherapie erkaufen Sie sich aber Ihr Überleben, das ist notwendig - verstärken können. Das heißt: Der Zucker gehört dann entsprechend richtig eingestellt. Der Alkohol muss eingeschränkt bzw. Liquor umgibt das Zentralnervensystem, sprich Hirn und Rückenmark. Im Liquor finden sich hin und wieder Stoffe, die für die Diagnose einer Erkrankung wegweisend sein können. Das kann bei der Polyneuropathie interessant werden, wenn es sich um entzündliche Polyneuropathien handelt, die Sie ebenfalls zusätzlich zu Ihrer Chemo-induzierten Polyneuropathie haben können. Bei der Liquorentnahme ist ganz wichtig, dass die in einem entspannten Zustand erfolgt, durch eine Neurologin/einen Neurologen durchgeführt wird und dass Sie dann entsprechend liegen, denn wenn Sie zu früh aufstehen, werden Sie entsprechende Kopfschmerzen, postpunktionelle Kopfschmerzen nennt man das, bekommen. Bei der Oberflächensensibilität testen Sie zum Beispiel Berührung, Druck: Wie wird das wahrgenommen? Wird zum Beispiel Druck als Schmerz wahrgenommen? Sie testen die Temperatur, Kälte, Wärme. Schmerz durch Setzen einfacher Schmerzreize. Die Tiefensensibilität können Sie testen, indem Sie Spitz-Stumpf-Diskrimination, etwas Spitzes von einem Stumpfen unterscheiden lassen, indem zum Beispiel Zahlen und Buchstaben auf der Körperoberfläche der Patientin/des Patienten vom Arzt geschrieben werden und das muss der Patient/die Patientin ohne hinzuschauen erkennen können. Er muss auch diese Zweipunktdiskrimination, zwei Punkte voneinander, die im nahen Abstand gesetzt werden, erkennen können. Er muss Gelenksstellungen erkennen können, ohne dass er hinschaut. Zum Beispiel nehme ich die dritte Zehe. Der Patient schaut an die Decke. Ich sage: „Welche Zehe habe ich gerade in der Hand? Dann gibt‘s Versuche im Stehen. Ihre Muskeleigenreflexe testet die Ärztin/der Arzt unter Zuhilfenahme eines Reflexhammers. Sie sitzen entspannt. Und der Reflexhammer wird auf die den Reflex auslösende Sehne letzten Endes geschlagen. Und dieser Kontakt löst eine Muskelkontraktion, der Muskel zieht sich zusammen aus. Dies betrifft die diesem Segment entsprechenden Nerven. Wenn ich also zum Beispiel auf den Patellarsehnenreflex fokussiere, auf die Kniescheibensehne direkt unter dem Knie schlage, wird sich jetzt bei mir, beim Sitzenden, praktisch das Bein strecken. Beim Einen mehr, beim Anderen weniger. Das passiert auch, wenn ich auf die Achillessehne schlage mit dem Reflexhammer. Dadurch beuge ich praktisch in den Sprunggelenken. Beim Einen mehr, beim Anderen weniger. Wenn das deutlich abgeschwächt ist, ist das ein deutlicher Hinweis auf eine Polyneuropathie. Typischerweise ist dies bei der Achillessehne, beim sogenannten Achillessehnenreflex zu beobachten.

Apparative Diagnostik

Die Untersuchung des Gleichgewichtssinns beginnt wieder mit der Befragung: „Hat sich was geändert mit ihrer Gangsicherheit? Dann gibt es typische Scores, also Tests, den sogenannten Tinetti-Test. Zum Beispiel, da gibt‘s eine Balanceprobe und eine Gehprobe. Ich als Arzt erkenne, indem ich Sie frage: „Hören Sie in letzter Zeit schlechter? Sehen Sie in letzter Zeit schlechter?“ durch Ihre Antwort: Da hat sich etwas verändert. Ich merke es auch bei der Untersuchung. Bei der Elektroneurografie, eben der elektrophysiologischen Untersuchung des Einsatzes von Strom zur Untersuchung der Nervenleitgeschwindigkeit wird die Leitgeschwindigkeit Ihrer Nerven untersucht. Dies dient dazu, Störungen der Nerven apparativ, also mit dieser Nervenleitgeschwindigkeitsmessungsapparatur objektiv darzustellen. Also das, was vorher klinisch dargestellt wurde aufgrund Ihrer Schilderungen: „Da hat sich etwas geändert. Es ist bamstig. Ich bin schwächer geworden.“ wird jetzt apparativ mit der Nervenleitgeschwindigkeit dargestellt, in Zahlen dargestellt. Das heißt: Welche Nerven sind betroffen? Viele Nerven wie bei einer Polyneuropathie? Ein Elektromyogramm ist die ergänzende Untersuchung zur Nervenleitgeschwindigkeit, wo letztlich die Muskelaktivität gemessen wird und wo dargestellt werden kann: Ist die Störung primär, also zunächst im Muskel gelegen, oder ist die Störung durch die den Muskel versorgenden Nerven bedingt? Die Untersuchung funktioniert dahingehend, dass mit einer Elektrode, mit einer Nadelelektrode, die recht fein ist, in den Muskel eingestochen wird und der Patient/die Patientin aufgefordert wird, den Muskel anzuspannen. Durch das visuelle und akustisches Signal lassen sich dann Rückschlüsse ziehen auf entsprechende Erkrankungen oder Störungen. Bei der Pedobarografie, sie ist eine schmerzlose Untersuchung, stehen Sie auf einer Druckmessplatte bzw. gehen Sie im normalen Gangzyklus über diese Druckmessplatte, und diese Druckwerte werden entsprechend apparativ rückgemeldet an einen Computer, dort hochgerechnet, und falsche Druckwerte, Druckspitzen können identifiziert werden, was wiederum die klinische Korrektur durch eine Veränderung des Gangbildes durch Physiotherapie zum Beispiel, aber insbesondere durch eine entsprechende Anpassung Ihres Schuhwerks bzw.

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Therapie der Polyneuropathie

Das Ziel der Therapie ist es, ein Fortschreiten der Nervenschädigung zu verhindern und die Symptome zu bessern. Wenn eine andere Erkrankung wie z. B. Diabetes die Ursache für die Polyneuropathie ist, dann soll diese Grunderkrankung möglichst optimal behandelt werden. Auslösende Medikamente sollen ggf. abgesetzt werden. Falls Alkohol als Ursache infrage kommt, sollte der Konsum möglichst bald eingestellt werden und falls nötig, Unterstützung in Anspruch genommen werden. Bei Vitamin-B-Mangel wird eine Zufuhr von B-Vitaminen empfohlen. Neuropathien aufgrund von Immunreaktionen können gezielt mit Immunglobulinen, Kortison oder Immunsuppressiva behandelt werden. Da Betroffene oftmals unter chronischen Schmerzen leiden, können hier verschiedene Medikamente zum Einsatz kommen. Antidepressiva (z. B. Amitriptylin oder Duloxetin) wirken nicht nur auf die Stimmungslage, sondern auch bei bestimmten Schmerzphänomen, wie z. B. Nervenschmerzen bei Polyneuropathie. Auch Antiepileptika (Pregabalin und Gabapentin) werden eingesetzt. Lidocain und Capsaicin können lokal zur Schmerzlinderung angewendet werden. Nur im Ausnahmefall greift man auf Opioide zurück. Bei chronischen Schmerzen können Psychotherapie, Ergotherapie, Physiotherapie und Entspannungstechniken hilfreich sein. Wechselfußbäder können bei krampfartigen Schmerzen in den Beinen helfen. Achten Sie auf eine angemessene Fußpflege. Ggf. können Einlagen und andere Hilfsmittel verordnet werden. Zudem wird körperliche Aktivität mit Bewegungs- und Gleichgewichtsübungen empfohlen.

Behandlung der Grunderkrankung

Entscheidend ist stets die Behandlung der Grunderkrankung, z. B. bei Diabetes mellitus eine Verbesserung der Blutzuckereinstellung, das strikte Vermeiden von Alkohol oder die Behandlung einer Tumorerkrankung. Bei autoimmunvermittelten, entzündlichen Polyneuropathien gibt es verschiedene gegen die Entzündung wirkende Medikamente (Immunglobuline, Kortikoide, Immunsuppressiva). Bei schweren Verläufen kann auch eine Blutwäsche durchgeführt werden. Bei erblichen Neuropathien gibt es bisher keine Therapie. Reizerscheinungen und Muskelkrämpfe lassen sich mit verschiedenen Medikamenten dämpfen.

Weitere Maßnahmen

Für alle Polyneuropathien gilt: regelmäßige Kontrolle der Füße auf Druckstellen, Tragen von bequemem Schuhwerk, Meidung von Druck, Nutzung professioneller Fußpflege, Verbesserung des Lebensstils mit regelmäßiger körperlicher Betätigung (150 min Ausdauersport/Woche z. B. Regelmäßiges Sensibilitäts- und Sensomotoriktraining kann helfen (z. B. Ertasten rauer und glatter Oberflächen wie z.B. Wände, Pölster, Tische, etc. mit den Händen). Ebenso können Elektrotherapie und andere Therapiemaßnahmen den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen. Probieren Sie für sich selbst aus, welche Behandlungsform Ihnen hilft!

Verlauf und Prognose

In den meisten Fällen verläuft die Polyneuropathie chronisch und schreitet langsam voran. Wenn eine Therapie der Ursache der Polyneuropathie möglich ist, kann die Erkrankung bei einer entsprechenden Behandlung verzögert und manchmal sogar gebessert werden. Bei ca. einem Viertel der Polyneuropathien kann die Ursache nicht geklärt werden, meist haben diese Formen jedoch eine gute Prognose.

Beeinflussbarkeit des Verlaufs

Der Polyneuropathie-Verlauf lässt sich positiv beeinflussen, wenn man den Auslöser (falls möglich) beseitigt oder behandelt. Mit verschiedenen Therapien lassen sich zudem die Symptome lindern. Dennoch fragen sich viele Patienten: Ist Polyneuropathie heilbar? Grundsätzlich gilt: Je früher die Nervenschädigung erkannt und behandelt wird, desto besser ist die Prognose - in manchen Fällen lässt sich die Polyneuropathie auch stoppen. Leider verläuft die Polyneuropathie jedoch oft lange Zeit unbemerkt und symptomlos, sodass erste leichte Beschwerden nicht ernst genommen werden. Zum Zeitpunkt der Diagnose ist die Erkrankung dann meist schon weit fortgeschritten. Oft bestehen schon nicht-umkehrbare (irreversible) Nervenschäden durch die Polyneuropathie. Heilung ist meist nicht mehr vollständig möglich. Mit der richtigen Behandlung kann man aber versuchen, weitere Nervenschäden zu verhindern und bestehende Symptome zu bessern.

Einschränkungen und Berufsfähigkeit

Je nach Schwere der Ausfälle bestehen Einschränkungen beim Ausüben verschiedener beruflicher Tätigkeiten. Es sollten Tätigkeiten auf Leitern und Gerüsten gemieden werden, Vorsichtsmaßnahmen beim Laufen auf unebenem Untergrund (Baustellen) oder im Dunkeln müssen beachtet werden. Feinmotorische Tätigkeiten (z. B. Uhrmacher) sind oft nicht mehr möglich. Dennoch sollten Patienten mit einer Polyneuropathie so lange wie möglich am Berufsleben teilhaben. Zur Verbesserung der Alltagsaktivitäten wird in Abhängigkeit vom Schweregrad die Versorgung mit Hilfsmitteln empfohlen (z. B.

Lebenserwartung

Sensible oder motorische Polyneuropathien verkürzen die Lebenserwartung in der Regel nicht. Allerdings können die ihr zugrundeliegenden Erkrankungen, wie beispielsweise Diabetes, Krebs oder Alkoholismus Einfluss auf die Lebenserwartung nehmen. Autonome Neuropathien in sehr weit fortgeschrittenen Stadien können die Lebenserwartung ebenfalls mindern, da hier lebenswichtige Organe in ihrer Funktion gestört sind.

Mögliche Komplikationen

Mögliche Komplikationen sind u. a. eine erhöhte Sturzneigung (durch Gangunsicherheit oder Ohnmacht), fehlende Schmerzen bei ernsten Erkrankungen (z. B. Die Polyneuropathie kann gefährlich sein, wenn sich zum Beispiel Gleichgewichtsstörungen oder eine Sturzgefahr entwickeln.

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