Meningitis Ursachen: Ein umfassender Überblick

Meningitis, auch Hirnhautentzündung genannt, ist eine Entzündung der Hirnhäute und der angrenzenden Strukturen. Es handelt sich um eine ernste Erkrankung, die sich innerhalb weniger Stunden entwickeln und jeden betreffen kann - Kinder wie auch Erwachsene. Die Ursachen einer Hirnhautentzündung (Meningitis) sind vielfältig. Viren sind weit häufiger Grund einer Hirnhautentzündung als Bakterien.

Fallbeispiel

Die 46-jährige Cornelia T. entwickelte über Nacht ungewohnt heftige Kopfschmerzen mit Fieber von 39°C. Es folgten schwere Übelkeit mit zweimaligem Erbrechen und ein extrem steifer Nacken. Sie vertrug helles Licht nicht und wurde in der Notaufnahme zunehmend schläfrig, reagierte nur noch apathisch auf einfache Aufforderungen.

Was ist Meningitis?

Bei einer Meningitis sind durch eine Infektion oder eine andere Erkrankung die das Gehirn umgebenden Häute entzündet. Man unterscheidet nach dem verursachenden Erreger die bakterielle und die virale Meningitis. Die schützenden Hirnhäute sind schmerzempfindlich, was bei einer Meningitis zu starken Kopfschmerzen führen kann. Betroffen sind oft Kleinkinder und Jugendliche, aber auch Menschen über 60 Jahre. Bei frühzeitiger Diagnose und gezielter ärztlicher Behandlung ist eine vollständige Genesung wahrscheinlich. Es sind aber auch lebensbedrohliche Krankheitsverläufe oder bleibende Folgeschäden möglich. Wenn die Erreger die Blut-Hirn-Schranke überwinden, kann sich zusätzlich eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) entwickeln.

Arten der Meningitis

Meningitis wird hauptsächlich in zwei Kategorien unterteilt:

  • Virale Meningitis: Die häufigste Form, oft weniger schwerwiegend.
  • Bakterielle Meningitis: Seltener, aber potenziell lebensbedrohlich und ein medizinischer Notfall.

Ursachen von Meningitis

Virale Meningitis

Die virale Hirnhautentzündung ist die häufigste Form von Meningitis. Die wichtigsten auslösenden Viren sind:

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  • Enteroviren: Ein häufiger Durchfallerreger, die Enteroviren, sind die häufigste virale Ursache einer akuten Meningitis. Coxsackie-Virus A und B verursachen Hand-Fuß-Mund-Krankheit, Herpangina, Sommergrippe.
  • Herpes-Simplex-Virus (HSV-1, HSV-2): Verursachen Lippenherpes, Genitalherpes.
  • FSME-Virus: Verursacht Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die durch Zeckenbisse übertragen wird.
  • Varizella-Zoster-Virus (VZV): Verursacht Windpocken und Gürtelrose.
  • Epstein-Barr-Virus (EBV): Verursacht Pfeiffer-Drüsenfieber (Infektiöse Mononukleose).
  • Mumps-Virus: Verursacht Mumps (Ziegenpeter).
  • Masern-Virus: Verursacht Masern.

Viele weitere Viren können eine Meningitis verursachen, darunter HI-Virus (HIV), Polio-Virus, Röteln-Virus, Parvo-B19-Virus usw. Die Art der Ansteckung hängt vom Virustyp ab. Zum Beispiel sind Coxsackie-Viren per Tröpfcheninfektion übertragbar.

Bakterielle Meningitis

Eine akute bakterielle Meningitis ist ein medizinischer Notfall. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO 2000) gibt es im Jahr circa 1,2 Millionen Erkrankungen einer akuten bakteriellen Meningitis. Circa 10 Prozent der Verläufe enden tödlich. In Deutschland erkranken im Schnitt 0,8 von 100.000 Menschen an einer der häufigsten Formen der Meningokokkenmeningitis. Eine Erkrankung oder ein Versterben an einer Meningokokkenmeningitis ist in Deutschland meldepflichtig.

Die bakterielle Meningitis ist seltener als die virale Hirnhautentzündung, verläuft aber oft viel schwerwiegend. Der häufigste Erreger der bakteriellen Meningitis sind die sogenannten Pneumokokken (Streptokokkus pneumoniae). Die Hirnhautentzündung wird dann auch als Pneumokokken-Meningitis bezeichnet. Allerdings können Pneumokokken auch andere Erkrankungen hervorrufen, zum Beispiel eine Lungenentzündung (Pneumonie), eine Mittelohrentzündung (Otitis media) oder eine Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis).

Eine weitere häufige Ursache einer bakteriellen Meningitis sind Meningokokken (Neisseria meningitidis). Sie werden durch Körperflüssigkeiten (Sekret) übertragen. Allerdings verursacht in der Regel nur ein enger Kontakt damit eine Ansteckung, weshalb eine Infektion im normalen Alltag unwahrscheinlich ist. Eine Meningokokken-Meningitis ist sehr gefährlich. Die Infektion kann sich innerhalb weniger Stunden zu einer "Blutvergiftung" (Meningokokken-Sepsis) entwickeln. Eine gefürchtete Komplikation ist das Waterhouse-Friderichsen-Syndrom mit septischen Schock. Dabei besteht akute Lebensgefahr!

Häufigkeit einer Meningokokken-Erkrankung: Es gibt verschiedene Untergruppen der Meningokokken, sogenannte Serogruppen. Die meisten Meningokokken-Erkrankungen gehen auf das Konto der Serogruppen A, B, C, W135 und Y. Diese Serogruppen sind nicht überall auf der Welt gleichermaßen verbreitet. Beispielsweise sorgen in Afrika vor allem Meningokokken der Serogruppe A für größere Epidemien. In Europa infiziert man sich dagegen hauptsächlich mit den Serogruppen B und C.

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In Deutschland erkranken jährlich etwa vier von einer Million Menschen an Meningokokken. In etwa 60 Prozent der Fälle ist hierzulande die Serogruppe B für die Erkrankung verantwortlich, in zehn bis 15 Prozent der Fälle die Serogruppen C, W und Y.

Am häufigsten erkranken Kinder unter fünf Jahren an Meningokokken (besonders in den ersten beiden Lebensjahren). Ein zweiter, kleinerer Erkrankungsgipfel zeigt sich in der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen. Prinzipiell kann man aber in jedem Lebensalter an einer Meningokokken-Infektion erkranken. Dabei sind vor allem abwehrgeschwächte Menschen besonders gefährdet.

Streptococcus pneumoniae ist der häufigste Erreger der bakteriellen Meningitis in Europa. Neben den Haufenbakterien (Pneumokokken und Meningokokken) sind beim Erwachsenen Listerien, Staphlykokken, Enterobakterien, Pseudomonas und Haemophilis influenzae die wichtigsten Erreger. Neugeborene sind insbesondere durch b-Streptokokken gefährdet. Außer einer Abwehrschwäche ist auf andere Infektionsherde, d.h. deren Beschwerden an Lunge, Herz oder Haut zu achten.

Weitere Bakterien, die Meningitis verursachen können:

  • Staphylokokken: Können Meningitis, Lebensmittelvergiftungen, Wundinfektionen, Blutvergiftung (Sepsis) etc. verursachen.
  • Enterobakterien (inkl. Pseudomonas aeruginosa): Können Durchfallerkrankungen, Darmentzündungen, Lungenentzündung, Meningitis etc. verursachen.
  • Haemophilus influenzae Typ B: Kann Meningitis, Lungenentzündung, Blutvergiftung (Sepsis), Herzmuskelentzündung (Myokarditis) verursachen.
  • Streptococcus agalactiae (B-Streptokokken): Kann Meningitis, Blutvergiftung (Sepsis), Harnwegsinfektionen, Wundinfektionen verursachen.
  • Listeria monocytogenes: Kann "Listeriose" (Durchfall und Erbrechen, Blutvergiftung, Meningitis, Enzephalitis etc.) verursachen.

Die verschiedenen Bakterien sind je nach Lebensalter unterschiedlich häufig der Auslöser einer Hirnhautentzündung. So wird zum Beispiel eine Meningitis bei Säuglingen oft durch Strepotcoccus agalactiae, Listeria monocytogenes oder E. coli (gehört zu den Enterobakterien) verursacht. Bei Kleinkindern sind meist Meningokokken, Pneumokokken und Hämophilus influenzae Typ B die Auslöser. Auch eine Hirnhautentzündung bei Erwachsenen wird meistens durch Pneumokokken oder Meningokokken hervorgerufen.

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Andere Ursachen

Selten hat eine Meningitis andere Ursachen, wie:

  • Pilzinfektionen: Candidose, Kryptokokkose, Aspergillose.
  • Parasiten: Echinokokkose (Bandwurm).
  • Protozoen (Einzeller): Toxoplasmose.
  • Krebserkrankungen: Meningeosis carcinomatosa, Meningeosis leucaemica.
  • Entzündliche Erkrankungen: Sarkoidose, Lupus erythematodes, Morbus Behçet.

Risikofaktoren

Neben dem Alter gibt es weitere Risikofaktoren für eine Hirnhautentzündung:

  • Abwehrschwäche: Menschen mit einem geschwächten Immunsystem durch HIV, Krebs oder Medikamente (Immunsuppressiva) sind anfälliger.
  • Entzündungen im benachbarten Gewebe: Als Komplikation einer Entzündung im benachbarten Gewebe („Durchwanderungsmeningitis“) zum Beispiel bei Ohr-, Stirn- oder Nasennebenhöhlenentzündung, einem Hirnabszess.
  • Streuung der Bakterien über das Blut (hämatogen): Zum Beispiel bei Meningokokken oder als Streuung von einem anderen Infektionsherd (Lungenentzündung, Herzklappenentzündung).
  • Nach einer Operation (am Kopf).
  • Selten nach ärztlichem Eingriff: Zum Beispiel Injektionen entlang der Wirbelsäule.

Symptome einer Meningitis

Eine Hirnhautentzündung ist durch drei Kernbeschwerden gekennzeichnet (Trias):

  • Hohes Fieber
  • Nackensteifigkeit (Meningismus)
  • Kopfschmerzen

Weitere Symptome können sein:

  • Übelkeit, Erbrechen
  • Lichtscheu
  • Verwirrtheit, Bewusstseinsstörung
  • Epileptische Anfälle (in 15-30 Prozent der Fälle)
  • Bei Erkrankung an Meningokokken ist in 75 Prozent der Fälle ein Exanthem am Körperstamm, den Beinen, den Schleimhäuten oder an der Bindehaut der Augen zu beobachten.
  • In 10 Prozent der Meningokokkeninfektionen kommt es zu einem sehr rasanten Verlauf mit inneren Blutungen (Waterhouse-Friderichsen-Syndrom), was zu einem Schock mit Multiorganversagen führen kann.
  • In 10 Prozent der Fälle einer eitrigen Meningitis entsteht eine Hirnentzündung (Zerebritis) mit entsprechenden Ausfällen wie beispielsweise Lähmungen, Gesichtsfeldeinschränkung oder Sprachstörung.

Symptome bei Babys und Kleinkindern

Bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Symptome oft unspezifisch:

  • Starke Müdigkeit, Fieber und Teilnahmslosigkeit
  • Gereiztheit und schrilles Schreien
  • Trinkschwäche
  • Bauchschmerzen
  • Krampfanfälle
  • Manchmal leicht aufgewölbte Fontanelle (Knochenspalte auf dem Schädeldach der Babys)
  • Aber häufig keine Anzeichen der sonst typischen Nackensteifheit

Diagnose

Bei Verdacht auf Meningitis muss rasch gehandelt werden.

  • Im Blut lassen sich regelhaft deutlich erhöhte Entzündungszeichen nachweisen (Anstieg von C-reaktivem Protein und Leukozyten).
  • Bei Verdacht auf infektiöse Meningitis werden Blutkulturen abgenommen (in 60-70 Prozent fallen diese positiv für Bakterien aus) und Nervenwasser (Liquor) für die Erregerdiagnostik gewonnen.
  • Im Nervenwasser findet sich eine typische Konstellation für eine bakterielle Entzündung: sehr viele Entzündungszellen (vornehmlich Granulozyten über 1000 Zellen/µl), ein deutlich erhöhter Eiweißgehalt (>120mg/dl) und Laktatgehalt (>4,5mmol/µl) sowie ein deutlich abgesenkter Zuckerspiegel (<5mg/dl).
  • Mikroskopisch können durch eine Gramfärbung einer Liquorprobe Bakterien direkt nachgewiesen werden.
  • Zudem stehen Antigennachweismethoden gegen die Bakterien zur Verfügung.
  • Meningokokken können auch in vorliegenden Hautveränderungen mikroskopisch nachgewiesen werden.

Behandlung

Die notfallmäßige Gabe einer Kombination von Antibiotika ist entscheidend. Bei der Auswahl der Antibiotika ist es wichtig Substanzen zu wählen, die die sogenannte Blut-Hirn-Schranke überwinden können, d.h. in den Nervenwasserraum eindringen, den Erreger erreichen und abtöten. Vor der Ära der Antibiotika lag die Sterblichkeit bei Befall von Pneumokokken bei 100 Prozent.

Hochdosiert wird bei bestimmten Formen der Hirnhautentzündung notfallmäßig über die Vene Kortison gegeben. Bei Patienten mit Pneumokokkenmeningitis konnte dadurch die Sterblichkeit von 34 auf 14 Prozent und verbleibende neurologische Behinderungen von 52 auf 14 Prozent gesenkt werden. Ist die Infektquelle bekannt, ist es wichtig diesen Herd chirurgisch zu sanieren. Weiter stehen Medikamente für die symptomatische Therapie zur Verfügung. Es erfolgt eine engmaschige Überwachung, in der Regel auf der Intensivstation, um weitere Komplikationen erkennen und behandeln zu können.

Prophylaxe und Impfung

  • Impfungen: Durch die Impfung gegen Haemophilus influenzae ist es bei Kindern in den letzten Jahren zu deutlich weniger Hirnhautentzündungen durch diesen Erreger gekommen. Weitere Impfungen gegen Pneumokokken und bestimmte Meningokokken stehen zur Verfügung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt:die Impfung gegen Meningokokken B für alle Kinder mit je einer Impfstoffdose im Alter von 2, 4 und 12 Monaten; fehlende Impfstoffdosen sollen so bald wie möglich und spätestens bis zum 5. Geburtstag nachgeholt werden;die Impfung gegen Meningokokken C für alle Kinder mit einer Impfstoffdose im Alter von 12 Monaten; wurde die Impfung versäumt, sollte sie baldmöglichst und spätestens bis zum 18.

  • Prophylaxe von Kontaktpersonen: Das Erkrankungsrisiko von engen Kontaktpersonen bei Infektion mit Haemophilus influenzae oder Meningokokken ist um 200 bis 1000fach erhöht. Daher ist dringend die Einnahme von Antibiotika als Chemoprophylaxe angeraten. Ideal ist eine Einnahme innerhalb der ersten 24 Stunden. Die Chemoprophylaxe ist aber bis zu 10 Tagen nach Kontakt mit dem Patienten sinnvoll.

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