Morbus Parkinson, auch bekannt als idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS) oder Parkinson-Krankheit (PK), ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die das extrapyramidal-motorische System (EPS) und die Basalganglien betrifft. Die Parkinson-Krankheit ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland mindestens 200.000 Betroffene, mit deutlich wachsender Tendenz. Weltweit sind 6,1 Millionen Menschen von der Parkinson-Erkrankung betroffen, in Deutschland allein gibt es etwa 400.000 Parkinson-Patienten.
Die Diagnose eines Parkinson-Syndroms wird klinisch, also anhand der Symptome gestellt. Am Anfang stehen eine genaue Erhebung der Vorgeschichte (Anamnese) und eine fachärztliche, klinisch-neurologische Untersuchung. Auch eine psychiatrische Untersuchung ist zur weiteren Eingrenzung des Krankheitsbildes notwendig. Eine Computer- oder Kernspintomographie des Gehirns sowie eine spezielle nuklearmedizinische Untersuchung (DAT-Spect) sollten veranlasst werden.
Was sind die Kardinalsymptome?
Das Parkinson-Syndrom ist durch vier Hauptsymptome gekennzeichnet, die als Kardinalsymptome bezeichnet werden:
- Akinese (Bewegungsarmut)
- Rigor (Muskelsteifigkeit)
- Tremor (Zittern)
- Posturale Instabilität (Gleichgewichtsstörungen)
Mindestens eines dieser Parkinson Symptome lässt sich in irgendeiner Form bei fast jedem Betroffenen feststellen.
Akinese: Verlangsamung und Verminderung der Bewegungen
Unter Akinese versteht man eine Bewegungsarmut, die zu einer Verlangsamung und Verminderung willkürlicher und automatischer Bewegungen führt. Die Akinese wird als Bewegungsarmut definiert. Ihre Ausprägungen reichen vom verlangsamten Bewegungsablauf (Bradykinese) bis zur deutlich geschwächten Beweglichkeit (Hypokinese). Auch eine plötzliche Blockade der Bewegung (Freezing-Effekt) kann auftreten.
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Die Bradykinese bzw. Verlangsamung der Bewegungsgeschwindigkeit ist das zentrale Kardinalsymptom des idiopathischen Parkinson-Syndroms. Sie ist durch eine erschwerte und verzögerte Initiierung von Willkürbewegungen und eine Verlangsamung paralleler motorischer Tätigkeiten oder der Durchführung rascher sequenzieller Bewegungen, die im Verlauf nahezu regelhaft an Amplitude verlieren (Dekrement), definiert. Im klinischen Alltag sind auch die Begriffe Akinese (gestörte Bewegungsinitiation und Bewegungsblockade) oder Hypokinese (verminderte Bewegungsamplitude und verminderte Spontanbewegungen) gebräuchlich.
Zu Beginn der Erkrankung kann es zu Schwierigkeiten beim Aufstehen oder Hinsetzen, aber auch beim Umdrehen im Liegen oder Stehen kommen. Vermindertes Mitschwingen der Arme beim Gehen, reduzierte Mimik sowie Störungen der Feinmotorik mit Schwierigkeiten beim Knöpfen und Schreiben treten im Verlauf hinzu. Die Akinese verändert auch das Gehen. Es wird schwungloser und auf kleine, kurze Schritte reduziert. Die Arme schwingen nicht mehr mit. Spontanes Umdrehen ist fast nicht mehr möglich. Mitunter ist auch der Bewegungsablauf völlig blockiert.
Bei schwerer betroffenen Patienten kann es zu Gangstörungen mit Start- und Stophemmung, einem kleinschrittigen Gangbild mit vermehrter Körperneigung nach vorne oder hinten und hierdurch bedingter Sturzneigung kommen. Eine plötzlich auftretende Unbeweglichkeit beim Gehen wird als Freezing (engl. = Einfrieren) bezeichnet. Als Freezing bezeichnet man die Tatsache, dass Bewegungen oder Bewegungsabläufe eines Patienten plötzlich wie eingefroren wirken. Der Betroffene verharrt förmlich in der Bewegung, bleibt wie festgeklebt stehen. Man spricht hier auch vom Engpasssyndrom; enge Stellen wie Türdurchgänge und Ähnliches können nicht mehr passiert werden. Freezing kann auch durch emotionalen Stress ausgelöst werden.
Auch die Sprech- und Atem-Muskulatur ist durch die Akinese (Bewegungsarmut) beeinträchtigt. Das Sprechen und richtige Artikulieren von Worten bereitet den Betroffenen Schwierigkeiten. Dadurch wird die Stimme leise und tonlos, wie eine Flüsterstimme. Infolge der Bewegungsarmut verliert das Gesicht an Ausdruck. Die gehemmten Gesichtsmuskeln können sich nicht mehr der jeweiligen Situation anpassen und es wird schwer, Emotionen zu zeigen. Dadurch wirkt das Gesicht wie eine Maske. Diese verminderte Mimik wird häufig fälschlicherweise als schlechte oder depressive Stimmung gedeutet.
Die geschwächte Beweglichkeit der Arme und Hände und das Parkinson-Zittern hat Auswirkungen auf die Schrift. Die Buchstaben werden kleiner, die Schrift zittriger. Dieses Symptom kann, je nach Ausprägung, Auswirkungen auf den Alltag der Betroffenen haben, da die Schrift plötzlich nicht mehr lesbar ist.
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Rigor: Muskelsteifheit
Muskuläre Rigidität (auch Rigor genannt) meint eine Muskelsteife bei aktiven und passiven Bewegungen. Ebenfalls unwillkürlich, also durch den Willen nicht beeinflussbar, ist die andauernde Muskelspannung (Rigor), die als Steifheitsgefühl in Armen und Beinen erlebt wird. Bewegungen können nur noch mühsam gegen den Widerstand der angespannten Muskulatur ausgeführt werden, wie z.B. die der Arme und Beine. Mediziner sprechen bei diesem Symptom vom so genannten Zahnradphänomen. Bekannt ist hier das Zahnradphänomen, bei dem es bei passiver Bewegung z.B. des Handgelenkes zu einem ruckartigen Nachgeben des Muskelwiderstandes wie bei einem Zahnrad kommt.
Die Spannung in der Streck- und Beugemuskulatur ist Auslöser für die oft gebeugte und manchmal seitwärts geneigte Haltung vieler Parkinson-Patienten. Schmerzen im Hals- und Schulterbereich, aber auch in den Armen und Beinen können Begleiterscheinungen des Rigors sein.
Tremor: Zittern
Der Ruhetremor (Zittern) ist eines der auffälligeren Symptome. Er gab der Erkrankung früher den Namen Schüttellähmung. Bei etwa der Hälfte aller Betroffenen ist der Ruhetremor das erste deutlich sichtbare Frühsymptom für die Parkinsonerkrankung. Ruhezittern tritt meist bei körperlicher Entspannung auf und wird durch innere Anspannung verstärkt. Betroffen sind häufig Hände oder Füße.
Der Patient macht in Ruhe Bewegungen mit den Händen oder Fingern, die an Geldzählen oder Pillendrehen erinnern können. Bei Aufregung verstärkt sich das Zittern häufig. Das Zittern entsteht durch die Anspannung in gegensätzlichen Muskeln und hat beim Parkinson-Patienten eine typische Frequenz von 2-3 Hz. Gemütsbewegungen der Betroffenen beeinflussen den Ruhetremor sehr stark. Bei seelischem Stress, zum Beispiel durch Auftritte in der Öffentlichkeit (Nervosität), kann sich das Zittern verstärken. Im Schlaf tritt es meist nicht oder seltener auf.
Posturale Instabilität: Gleichgewichtsstörungen
Eines der auffälligsten Zeichen eines Parkinson-Syndroms ist die Haltungsinstabilität (Fachwort: Posturale Instabilität). Posturale Instabilität beschreibt die Unfähigkeit, den Körper stabil aufrechtzuhalten. Die Reflexe, die normalerweise dafür sorgen, dass wir auch in Bewegung unseren Körper automatisch ausbalancieren können, sind bei Parkinson-Erkrankten gestört. Die posturalen Reflexe gehen meist im mittleren Stadium der Erkrankung verloren.
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Eine Störung dieser Reflexe bewirkt, dass der Betroffene sich bei einer plötzlichen, unvorhergesehenen Bewegung nicht mehr problemlos „fangen“ kann. Es kommt zu einer Gangunsicherheit. Die Patienten haben oft eine gebückte Haltung mit leicht gebeugten Knien. Wenn die Erkrankung fortschreitet, fällt auch das Gehen immer schwerer. Manche schlurfen oder machen eine Serie von kleinen Schritten, als wenn sie sich beeilen müssten (Fachwort: Festination). Richtungsänderungen fallen schwer, Bagatell-Hindernisse (etwa ein im Wege liegender Stock) können oft kaum überwunden werden. Gestörte Stellreflexe führen zu einer zunehmenden Gang- und Standunsicherheit. Plötzliche und rasche Bewegung können nicht mehr ausbalanciert und abgefangen werden. Ausgleichs- und Wendebewegungen fallen immer schwerer, woraus eine große Angst zu stürzen resultiert [1].
Weitere Symptome
Bereits zu Beginn oder im Verlauf der Erkrankung können verschiedene andere Symptome auftreten:
- Schmerzen oder Missempfindungen im Rücken oder Nacken oder in den Armen oder Beinen. Zuweilen sind sie das erste Symptom einer Parkinson Erkrankung und werden oft als eine Muskel- oder Gelenkerkrankung verkannt.
- Störungen der Blasen- oder Darmfunktion im Sinne einer Harninkontinenz oder einer Verstopfung (Obstipation). Auch die Sexualfunktion oder die Regelung von Blutdruck und Körpertemperatur können gestört sein.
- Veränderungen der Stimmung und des Gefühlslebens. Es kann zu Ängsten, vermehrter Reizbarkeit aber auch Depressionen kommen.
- Nachlassen der geistigen Leistungsfähigkeit, die bis zur Demenz fortschreiten kann.
- Störungen des Sprechens und Schluckens. Die Sprache kann undeutlicher werden, ist typischerweise leise und monoton. Schluckstörungen können die Nahrung und den Speichel betreffen und unter Umständen zu einer Lungenentzündung führen.
- Hautprobleme, die die Haut im Gesichtsbereich fettig oder ölig als sogenanntes „Salbengesicht“ verändern. Manche Patienten leiden auch unter einer starken Trockenheit der Haut.
- Schlafprobleme. Häufig kommt es nachts zu Unruhe und auch Alpträumen. Die Patienten fühlen sich nicht ausgeschlafen.
- Riechstörungen. Diese sind häufig ein unerkanntes Frühzeichen. Beim genauen Hinsehen waren Riechstörungen zumeist schon einige Jahre vor Beginn der motorischen Symptome aufgetreten.
Diagnose
Die Diagnose Parkinson kann erst dann gestellt werden, wenn mindestens zwei der aufgeführten Symptome ausgeprägt vorhanden sind. Die Diagnose wird meistens durch einen Facharzt gestellt, also einem Neurologen. Der Arzt untersucht den Patienten dafür körperlich und achtet dabei besonders auf Parkinson-Symptome. Der Mediziner prüft beispielsweise, ob die Hände zittern, wenn sie ruhen, also nicht belastet werden. Außerdem schaut er, ob die Bewegungsabläufe verlangsamt sind und/oder die Arm-, Bein- und Rumpfmuskulatur versteift ist. Außerdem kann es sein, dass der Arzt einen Riechtest macht, eine Ultraschalluntersuchung einer bestimmten Hirnregion (Substantia nigra) oder ein MRT.
Therapie
Morbus Parkinson ist bislang nicht heilbar. Mit geeigneten Therapien lässt sich die Krankheit jedoch oft über Jahre hinweg gut kontrollieren. Eine wichtige Rolle spielt die medikamentöse Behandlung. So kann die Gabe von Dopaminvorstufen (z. B. in Form des Antiparkinson-Wirkstoffs L-Dopa) den Dopaminmangel ausgleichen. Ist die medikamentöse Behandlung nicht mehr ausreichend, kommt ein so genannter Hirnschrittmacher in Frage. Die Parkinson-Diagnose wird meistens durch einen Facharzt gestellt, also einem Neurologen.
Zur Behandlung eines Morbus Parkinson stehen zum einen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Welches Medikament oder welche Medikamentenkombination für Sie in Frage kommt, hängt neben Ihren Wünschen und Bedürfnissen u.a. von der Schwere und Ausprägung Ihrer Erkrankung, den Begleiterkrankungen und bereits eingenommenen Medikamenten ab. Nichtmedikamentös hat sich eine physiotherapeutische Behandlung (spezielle Krankengymnastik) bewährt. Sie fördert die Beweglichkeit und beugt Gelenkversteifungen und Stürzen vor. Auch psychisch stützende Maßnahmen oder ein kognitives Training (Hirnleistungstraining) können bei Bedarf angewendet werden.
In besonders schweren Fällen oder wenn eine ausreichende medikamentöse Therapie nicht möglich ist, kann auch eine Tiefenhirnstimulation in besonders dafür spezialisierten Zentren erfolgen.
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