Vergangene traumatische Erlebnisse hinterlassen oft tiefe Spuren in der Psyche eines Menschen. Besonders Traumata, die in der Kindheit oder Jugend erlebt wurden, können das gesamte Leben beeinflussen. Forschungsergebnisse zeigen, dass frühe Traumata das Risiko für psychische Erkrankungen wie Burnout, Depressionen oder posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) erhöhen können (vgl. van der Kolk, B. A., 2014: The Body Keeps the Score: Brain, Mind, and Body in the Healing of Trauma). Auch die Ausprägung einer Hochsensibilität kann durch ein Kindheitstrauma entstehen.
Was ist ein Trauma?
Ein Trauma ist eine seelische Verletzung, die durch ein belastendes Ereignis oder eine anhaltend schwierige Situation hervorgerufen wird. Traumata können unterschiedliche Formen annehmen und werden nach ihrer Häufigkeit und ihrem Auslöser unterschieden.
Typen von Traumata
- Trauma-Typ 1: Ein einmaliges, plötzlich auftretendes, stark belastendes Ereignis wie ein Unfall, Naturkatastrophe, Überfall oder Terroranschlag.
- Trauma-Typ 2: Langfristige, wiederholte Belastungen wie Vernachlässigung oder Misshandlung.
- Trauma-Typ 3: „Gehirnwäsche“-Traumata, bei denen Menschen über längere Zeit hinweg Manipulation oder Kontrolle ausgesetzt sind.
- Kleine T-Traumen: In der Psychologie spricht man auch von sogenannten kleinen T-Traumen. Dabei handelt es sich um chronische Stressfaktoren, die die psychische Gesundheit schädigen. Beispiele dafür wiederkehrende Kritik, Mobbing, etc. Wiederholte, scheinbar „kleine“ Verletzungen wie das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, zu viel Verantwortung übernehmen zu müssen oder sich oft alleine gefühlt zu haben gehört ebenfalls dazu. Auch frühkindliche Erlebnisse wie eine Trennung von den Eltern (z. B. durch Krankenhausaufenthalte) können hier eine Rolle spielen.
Arten von Trauma-Auslösern
- Akzidentelle Traumata: Entstehen durch unvorhersehbare Ereignisse wie Unfälle oder Naturkatastrophen.
- Interpersonelle Traumata: Werden durch andere Menschen verursacht, z. B. durch Misshandlung oder Missbrauch.
Entwicklungstrauma, Kindheitstrauma und Jugendtrauma
Traumatische Erlebnisse in jungen Jahren haben oft besonders weitreichende Folgen, da sich das Nervensystem und die Persönlichkeit noch in der Entwicklung befinden. Unterschieden wird zwischen:
- Entwicklungstrauma: Ein Entwicklungstrauma entsteht durch langfristige emotionale oder physische Vernachlässigung, unzuverlässige Bezugspersonen oder ständige Unsicherheit. Kinder, die solchen Belastungen ausgesetzt sind, entwickeln häufig Bindungsprobleme oder Ängste, die sich bis ins Erwachsenenalter auswirken können.
- Kindheitstrauma: Hierunter fallen tiefgreifende Erlebnisse wie körperliche oder emotionale Misshandlung, Missbrauch oder der plötzliche Verlust eines Elternteils. Solche Ereignisse hinterlassen oft tiefe Spuren und können unbehandelt zu erheblichen psychischen Belastungen führen.
- Jugendtrauma: Auch in der Pubertät können traumatische Erlebnisse nachhaltige Auswirkungen haben.
Kinder reagieren auf Traumata oft anders als Erwachsene. Häufige Anpassungsreaktionen sind:
- Verdrängung: Das Kind „vergisst“ das Trauma, um sich zu schützen.
- Amnesie: Erinnerungen an belastende Ereignisse werden ins Unterbewusstsein verdrängt.
- Abwehrreaktionen: Wutausbrüche, Verhaltensauffälligkeiten oder psychosomatische Beschwerden.
Folgen von Schlägen und anderen Traumata in der Kindheit
Unverarbeitete Traumata können langfristige Folgen haben und psychische Belastungen im Erwachsenenalter begünstigen. Erwachsene, die in der Kindheit traumatische Erlebnisse hatten, entwickeln oft psychische Beschwerden. Zu den häufigsten Folgen gehören Burnout, Depression und posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS). Viele Betroffene stellen hohe Leistungsansprüche an sich selbst, um ihren Selbstwert zu stabilisieren, was langfristig zu einer Erschöpfung führen kann.
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Ein weiterer Aspekt ist die Verbindung zwischen Hochsensibilität und Trauma. „Viele hochsensible Menschen berichten von traumatischen Erfahrungen in ihrer Kindheit. Ihre erhöhte Wahrnehmung kann dazu führen, dass sie Stress intensiver erleben. Allerdings sollte hier differenziert werden: Nicht jede hochsensible Person hat ein Trauma, doch traumatische Erlebnisse können die Sensibilität verstärken“, erklärt die Psychologin und Kreativtherapeutin Kerstin Hamme-Hategekimana. Wichtig hierbei ist, dass Hochsensibilität keine Krankheit ist, sondern ein Wesenszug, der sich durch ein traumatisches Erlebnis verstärken oder besonders ausprägen kann. Ein weiteres Symptom, das oft mit frühen Traumata in Verbindung steht, ist die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Diese kann durch bestimmte Auslöser (Trigger) wieder aktiviert werden und starke Ängste oder Flashbacks hervorrufen. Auch Selbstwertprobleme sind eine häufige Folge, da traumatisierte Menschen oft an sich zweifeln und Schwierigkeiten haben, gesunde Beziehungen aufzubauen.
Eine weitere Verbindung kann zwischen einer traumatischen Erfahrung aus der Kindheit und Burnout bestehen. Traumatische Erfahrungen hinterlassen Spuren in unserem Nervensystem. Sie beeinflussen, wie wir Stress verarbeiten, unsere Grenzen setzen und mit Belastungen umgehen. Wer in der Kindheit oder späteren Lebensphasen Traumata erlebt hat, entwickelt oft unbewusste Muster, die sich in einem Hang zur Überanpassung, Perfektionismus oder einem starken Leistungsdrang zeigen können. Diese Dynamik kann langfristig in einen Burnout führen.
Kerstin Hamme-Hategekimana, Kreativtherapeutin und Spezialistin für die Behandlung von Hochsensibilität und Traumata, erklärt: „Viele Menschen kompensieren ihre frühen Verletzungen durch Leistung. „Nicht jeder Mensch mit einem Kindheitstrauma ist hochsensibel. Aber viele hochsensible Menschen berichten von einem Kindheitstrauma.
Körperliche Folgen
Unverarbeitete Kindheitstraumata können im Erwachsenenalter nicht nur die psychische Gesundheit erheblich beeinträchtigen, sondern auch körperliche Folgen haben. Studien zeigen, dass Menschen, die in ihrer Kindheit traumatische Erfahrungen gemacht haben, ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufweisen. Die ständige emotionale Belastung und der damit verbundene Stress wirken sich langfristig negativ auf das Herz-Kreislauf-System aus.
Auswirkungen auf das Gehirn
Ohrfeigen, Hintern-Versohlen und andere körperliche Züchtigungen schmerzen ein Kind nicht nur körperlich. Seit dem Jahr 2000 haben Kinder in Deutschland das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung. Das bedeutet auch, dass der Klaps auf den Po und die Ohrfeige nicht mehr erlaubt sind. Doch Gewalt, insbesondere von Eltern oder Erziehungsberechtigten ausgeübt, ruft komplexe Reaktionen im Gehirn hervor. Das Forscherteam untersuchte bei 149 Kinder im Alter von 11 bis 14 Jahren, wie ihre Nervenzellen auf Fehler und Belohnungen während verschiedener Video- und Ratespiele reagierten. Dafür wurde während des Versuchs die Gehirnwellentätigkeit mit einem EEG aufgezeichnet. Zunächst zeigte sich der ohnehin schon bekannte Effekt: Kinder, die Gewalt ausgesetzt waren, waren häufiger depressiv und ängstlich. Doch auch die im EEG gemessene Reaktion der Nervenzellen spiegelte die Schläge wider. Körperliche Strafen machen Kinder und Jugendliche hypersensibel gegenüber ihren eigenen Fehlern, erklären die Wissenschaftler*innen. Gleichzeitig reagieren sie weniger auf Belohnungen und andere positive Ereignisse in ihrer Umwelt.
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Die Rolle von psychosozialen Belastungen
Bei den Lindauer Psychotherapiewochen befassten sich Wissenschaftler mit den Auswirkungen psychosozialer Belastungen in der Kindheit auf die spätere Entwicklung. Die Wechselwirkungen zwischen Psyche, Körper und der sozialen Umgebung in der frühen Kindheit bestimmen die Entwicklung zum Erwachsenen. Wenn ein Kind unter erheblichen psychosozialen Belastungen zu leiden hat, hat dies negative Auswirkungen auf sein späteres Leben und seine Gesundheit. Daten, die diesen Zusammenhang belegen, gibt es erst seit etwa fünf Jahren.
Einer der ersten, der die Auswirkungen frühkindlicher Stresserfahrungen untersuchte, war Prof. Vincent Felitti, San Diego, USA. In einer Studie (Felitti et al. 1998) stellte er fest, dass beispielsweise die Häufigkeit von Alkoholabusus bei denjenigen, die vier und mehr frühe Stresserfahrungen hinter sich haben, um das 7,4fache erhöht ist. Der Konsum von harten Drogen (i.v.) war im Vergleich zur Kontrollgruppe um 10,3fach wahrscheinlicher; das Risiko eines Suizidversuchs erhöhte sich um das 12,2fache. Frühkindliche Stresserfahrungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit gesundheitlichen Risikoverhaltens, vorzeitiger Mortalität, somatoformer Störungen, Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, delinquenten Verhaltens sowie Borderline- und anderer psychischer Störungen. Darauf wies der Schmerzforscher Prof. Dr. med. Ulrich T. Egle, Mainz, aufgrund prospektiver Längsschnittstudien hin.
Johnson (1999) konnte nachweisen, dass 54 Prozent der Kinder, die körperlich misshandelt wurden, als Erwachsene eine narzisstische-, antisoziale oder Borderline-Persönlichkeitsstörung aufwiesen. Johnson (2002) untersuchte auch den Zusammenhang zwischen Fernsehkonsum in der Kindheit und Gewaltbereitschaft bei Männern: Wer vor dem 16. Lebensjahr täglich zwischen einer und drei Stunden vor dem Fernsehgerät saß, hatte bereits eine signifikant erhöhte Gewaltbereitschaft; bei mehr als drei Stunden waren es knapp 42 Prozent. Diesem Zusammenhang will das „neue Jugendschutzgesetz“ entgegenwirken.
Die Missachtung des Rechts auf körperliche Unversehrtheit ist für Egle „das größte gesundheitliche Problem in Deutschland“. Ein Viertel der psychosomatischen Patienten an seiner Klinik seien in ihrer Kindheit häufig geschlagen beziehungsweise misshandelt worden. Zwar gibt es ein Gesetz, das Eltern verbietet, ihre Kinder zu schlagen, doch sei dies zu wenig bekannt. Egle wies auf gute Erfolge in Schweden hin. Dort wurde der Hinweis auf das Verbot auf Milchpackungen jahrelang abgedruckt - eine simple, aber sinnvolle Maßnahme.
Egle stellte weiter die Ergebnisse großer prospektiver Langzeitstudien vor, zum Beispiel der Kauai-Studie, die psychische Stressfaktoren an rund 700 Kindern einer kleinen Hawaii-Insel über 40 Jahre untersuchte. Belastend sind demnach:
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- eine emotional schlechte Beziehung zu den Eltern (negative Bindungserfahrung)
- körperliche Misshandlung
- sexueller Missbrauch
- berufliche Anspannung der Eltern von Anfang an
- Altersabstand zu Geschwistern in einem Alter von weniger als 18 Monaten
- schlechte finanzielle Situation
- Folgen elterlicher Trennung
- chronisch psychisch oder körperlich kranke Eltern
- Tod der Eltern.
Ursachen und Risikofaktoren frühkindlicher Traumata
Der Ursprung in der Kindheit: Wodurch entstehen Traumata? Ein frühkindliches Trauma entsteht, wenn ein Kind in den ersten Lebensjahren schwerwiegenden emotionalen, körperlichen oder psychischen Belastungen ausgesetzt ist. Belastende Ereignisse sind beispielsweise:
- körperlicher oder sexueller Missbrauch,
- emotionale Vernachlässigung,
- das Erleben häuslicher Gewalt,
- sowie der Verlust einer wichtigen Bezugsperson.
Diese traumatischen Erlebnisse überfordern die kindliche Psyche und können nicht adäquat verarbeitet werden, was zu tiefgreifenden Störungen in der weiteren Entwicklung führt. Frühkindliche Traumata können die körperliche, emotionale und kognitive Entwicklung eines Kindes erheblich beeinträchtigen. Körperlich kann sich ein Trauma in Form von Entwicklungsverzögerungen, psychosomatischen Beschwerden oder erhöhtem Stressniveau äußern. Emotional leiden betroffene Kinder oft unter intensiven Ängsten, Bindungsstörungen und Schwierigkeiten im Umgang mit eigenen Gefühlen. Kognitiv kann ein Trauma zu Konzentrationsproblemen, Lernschwierigkeiten und einer eingeschränkten Fähigkeit zur Problemlösung führen. Diese Beeinträchtigungen prägen häufig das gesamte Leben des Kindes und erschweren eine gesunde psychische Entwicklung sowie das Entstehen stabiler, vertrauensvoller Beziehungen.
Risikofaktoren des frühkindlichen Traumas
Ein frühkindliches Trauma kann verschiedene Ursachen und Risikofaktoren haben, die sich in familiäre Faktoren, soziale und Umweltfaktoren sowie genetische und biologische Faktoren gliedern.
Familiäre Faktoren
Familiäre Faktoren spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung frühkindlicher Traumata. Kinder, die in einem Umfeld aufwachsen, das von häuslicher Gewalt, elterlicher Sucht oder psychischen Erkrankungen der Eltern geprägt ist, sind einem hohen Risiko ausgesetzt, traumatisierende Erfahrungen zu machen. Solche familiären Belastungen schaffen eine Atmosphäre von Unsicherheit und Angst, die die emotionale und psychische Entwicklung des Kindes schwer beeinträchtigen kann. Fehlende emotionale Unterstützung und instabile Bindungen verstärken das Risiko, dass traumatische Erlebnisse nicht verarbeitet werden.
Soziale und Umweltfaktoren
Auch soziale und umweltbedingte Faktoren tragen wesentlich zur Entstehung von frühkindlichen Traumata bei. Kinder, die in Armut, sozialer Isolation oder unter belastenden Lebensumständen leben, sind oft zusätzlichen Stressoren ausgesetzt, die ihre Fähigkeit zur Bewältigung von Traumata verringern. Ungesicherte Lebensverhältnisse, mangelnde soziale Unterstützung und der fehlende Zugang zu Bildungs- und Gesundheitsressourcen können die Resilienz eines Kindes erheblich schwächen und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass belastende Ereignisse traumatisch wirken.
Genetische und biologische Faktoren
Neben familiären und sozialen Einflüssen können auch genetische und biologische Faktoren die Anfälligkeit für frühkindliche Traumata erhöhen. Kinder mit einer genetischen Veranlagung zu hoher Sensibilität oder einer neurobiologischen Besonderheit, wie einer Dysregulation des Stresssystems, reagieren möglicherweise stärker auf traumatische Erlebnisse.
Anzeichen und Symptome negativer Prägungen aus der Kindheit
Die Anzeichen negativer Prägungen aus der Kindheit sind vielfältig und können sich auf unterschiedliche Bereiche des Lebens auswirken. Siehst du dich öfter mit wiederkehrenden Herausforderungen, emotionaler Überforderung oder scheinbar unüberwindbaren Problemen konfrontiert? Der Grund dafür könnte eine unverarbeitete Erfahrung (Prägung) aus der Kindheit sein. Ein sogenanntes seelisches Trauma entsteht, wenn wir ein bedrohliches Ereignis erleben, das uns mit einem tiefen Gefühl der Hilflosigkeit zurücklässt und unsere Fähigkeit, das Erlebte zu verarbeiten, weit übersteigt.
Traumatische Erlebnisse aus der Kindheit können sich oft erst im Erwachsenenalter bemerkbar machen. Dies zeigt sich besonders dann, wenn man feststellt, dass man in bestimmten Situationen immer wieder auf alte Verhaltensmuster zurückgreift, die früher als Schutzmechanismen dienten. Hast du zum Beispiel Lücken in deiner Erinnerung an die Kindheit? Vielleicht erlebst du Momente, in denen andere, möglicherweise auch deine Geschwister, über gemeinsame Kindheitserlebnisse sprechen, während bei dir diese Zeit nur wie ein schwarzes Loch erscheint?
Diese Prägungen können das tägliche Leben und Beziehungen erheblich beeinflussen, sind aber gleichzeitig der Schlüssel zur Heilung, wenn sie erkannt und bearbeitet werden. Negative Prägungen aus der Kindheit wirken sich auf Beziehungen, Arbeit und das allgemeine Wohlbefinden aus. Menschen, die in ihrer Kindheit traumatisiert wurden, erleben oft einen fundamentalen Mangel an Sicherheit. Sie haben nicht die emotionale Stabilität entwickelt, die ihnen das Gefühl gibt, in der Welt sicher und geschützt zu sein. Diese Unsicherheit überträgt sich auf ihre Bindungen und Beziehungen im Erwachsenenalter. Nach einem Kindheitstrauma sind das Vertrauen in andere Menschen, die Fähigkeit, Bindungen einzugehen, sowie das Gefühl der Selbstwirksamkeit stark beeinträchtigt. Das zentrale Problem liegt häufig in der gestörten Emotions-, Selbstwert- und Beziehungsregulation. Menschen, die in ihrer Kindheit traumatische Erlebnisse hatten, kämpfen oft mit intensiven Gefühlen, mangelndem Selbstwert und Schwierigkeiten, stabile, vertrauensvolle Beziehungen zu führen. Verdrängte Traumata äußern sich oft durch diffuse Ängste oder Panikattacken, die scheinbar ohne Grund auftreten. Langfristige Auswirkungen können depressive Verstimmungen sein, die das Leben dauerhaft beeinträchtigen.
Merke: Kindheitstraumata hinterlassen oft Spuren, die sich im Erwachsenenalter in Form verschiedener Symptome zeigen. Dazu gehören emotionale Überreaktionen wie Reizbarkeit oder Panik, körperliche Beschwerden ohne klare Ursache sowie Schwierigkeiten in Beziehungen, etwa durch Bindungsängste oder Misstrauen. Betroffene leiden häufig unter einem geringen Selbstwertgefühl, Schuldgefühlen oder intensiven Flashbacks, die das Erlebte wieder wachrufen.
Wege zur Heilung und Bewältigung
Die Aufarbeitung von Kindheitstraumata ist ein wichtiger Schritt zur Heilung. Betroffene sollten sich professionelle Unterstützung suchen.
Die Heiligenfeld Kliniken bieten spezialisierte Therapieprogramme an, darunter:
- Körperorientierte Therapie: Durch Bewegung und Atemtechniken kann gespeicherte Traumaenergie gelöst werden.
- Kreativtherapie: Künstlerische Ausdrucksformen helfen, Emotionen zu verarbeiten.
- Psychotherapie: Sowohl in Einzel- als auch Gruppentherapien können alte Muster erkannt und durchbrochen werden.
In den Heiligenfeld Kliniken stärken wir die Resilienz unserer Patientinnen und Patienten durch ganzheitliche Behandlungsansätze. Wie wir in den Heiligenfeld Kliniken Traumafolgestörungen behandeln, erfahren Sie auf der Beshandlungsseite.
Merke: Der Heilungsprozess bei einem Kindheitstrauma beginnt mit dem Bewusstsein für die erlebten Ereignisse und der Anerkennung ihrer Schwere. Akzeptanz spielt eine entscheidende Rolle, um zu verstehen, dass das Trauma den eigenen Wert nicht mindert.
Schritte zur Bewältigung
Ein entscheidender erster Schritt in Richtung Heilung ist das Erkennen und Akzeptieren des Traumas als Teil der eigenen Lebensgeschichte.
Mit dem einzigartigen Coaching-Programm „Geprägt! Nachdem wir deinen alten Erfahrungen das Gewicht genommen haben, können wir damit beginnen, die alten Glaubenssätze mit neuen Denkmustern zu ersetzen. Im letzten Schritt geht es darum, das eigene Verhalten aktiv zu ändern.
- Schritt 1 - Bewusstsein: Die Aufarbeitung eines Kindheitstraumas ist ein entscheidender Prozess, der mit dem Erkennen und Verstehen der eigenen Vergangenheit beginnt. Der erste Schritt zur Heilung besteht darin, das Bewusstsein zu erlangen, dass die traumatischen Erlebnisse nicht in Ordnung waren. Viele Betroffene neigen dazu, das Geschehene zu verdrängen oder zu verharmlosen, etwa mit Gedanken wie: „Es war ja nachvollziehbar, dass Papa uns geschlagen hat.“ oder „Ist doch total verständlich, dass Mama dann fünf Tage nicht mehr mit uns gesprochen hat, wir haben ja auch Dummheiten gemacht.“ Doch es ist wichtig, die Schwere der Ereignisse anzuerkennen.
- Schritt 2 - Akzeptanz: Es ist wichtig zu verstehen, dass das Trauma, so schwer es auch war, dich nicht zu einem schlechteren oder „defekten“ Menschen macht. Oft fühlen sich Betroffene aufgrund ihrer traumatischen Vergangenheit wertlos oder unzureichend, aber diese Erfahrungen definieren nicht den eigenen Wert.
- Schritt 3 - Professionelle Unterstützung: Es ist vollkommen in Ordnung, sich Hilfe zu holen, und es sollte keine Angst oder Scham bestehen, über eigene Erfahrungen zu sprechen. Professionelle Unterstützung spielt eine zentrale Rolle in der Bewältigung von Kindheitsprägungen und traumatischen Erlebnissen. Solche Prägungen verschwinden nicht von selbst, sondern können, wenn sie unbehandelt bleiben, das Erwachsenenleben erheblich belasten und zu wiederkehrenden Problemen führen.
Die Bedeutung von Resilienz
Doch psychosoziale Belastungen in der Kindheit führen nicht zwangsläufig zu seelischen oder körperlichen Schäden. Die Kauai-Studie untersuchte auch die Schutzfaktoren:
- adäquate frühkindliche Eltern-Kind-Bindung
- dauerhaft gute Beziehung zur primären Bezugsperson
- Großfamilie
- gutes Ersatzmilieu nach Verlust der Eltern
- überdurchschnittliche Intelligenz
- robustes aktives Temperament
- weibliches Geschlecht
- stabile Partnerschaft.
Neben diesen Schutzfaktoren können in der Entwicklung eines Kindes positive Erfahrungen die durch die negativen Erfahrungen gemachten Defizite auffangen (Resilienz) - auch die Defizite, die im kindlichen Gehirn entstanden sind. Heute ist bekannt, dass die neuronale Verknüpfung im Gehirn unmittelbar mit der erfahrenen Erziehung und Sozialisation zusammenhängt, die ein Kind vor allem in den ersten drei Lebensjahren macht. Diese Strukturierung des Gehirns bestimmt später wesentlich, wie Beziehungen gesucht und gestaltet und gelebt werden. Der Psychosomatiker Egle fordert daher als Konsequenz für die Psychotherapie, die neurobiologischen Faktoren stärker zu berücksichtigen.
Die Aufmerksamkeit der Psychotherapie Kinder und Jugendlicher richtet sich derzeit verstärkt auf die Förderung der protektiven Faktoren in der Entwicklung und darauf, welche Ressourcen vorhanden sind. Dies betonten die Leiter der Lindauer Psychotherapiewochen, Prof. Dr. med. Manfred Cierpka, Heidelberg, und Prof. Dr. Verena Kast, St. Gallen. Mit präventiven Maßnahmen könnten die emotionalen und sozialen Kompetenzen bei Eltern und Kindern gefördert werden. Beispielsweise mit einem Curriculum zur Gewaltprävention wie „Faustlos“: Mit dem von Cierpka entworfenen Programm lernen Kinder in Kindergärten und Schulen mit gutem Erfolg mit Konflikten umzugehen, ohne Gewalt anzuwenden (zu „Faustlos“ siehe DÄ, Heft 19/2002).
Gewalt gegen Kinder: Ein gesellschaftliches Problem
Es ist eine bittere Wahrheit: Für einen Teil der deutschen Bevölkerung ist Gewalt gegen Kinder weiter akzeptabel - das belegt eine neue Studie von UNICEF und Partnern. Doch das Bewusstsein für die oft lebenslangen Folgen von Gewalt wächst.
Das Ergebnis muss uns aufrütteln: Trotz positiver Entwicklungen sehen viele Menschen in Deutschland körperliche Bestrafung weiter als angebracht an. Fast jeder Zweite ist noch immer der Auffassung, dass ein Klaps auf den Hintern noch keinem Kind geschadet habe. Und jeder Sechste hält es sogar für angebracht, ein Kind zu ohrfeigen. Dabei finden Männer und ältere Befragte körperliche Gewalt eher akzeptabel als Frauen und jüngere Befragte.
Ich finde diese Ergebnisse erschreckend. Denn Gewalt gegen Kinder ist bei uns unmissverständlich nicht erlaubt. Seit genau 20 Jahren hat jedes Kind das verbriefte Recht auf eine gewaltfreie Erziehung. Im Bürgerlichen Gesetzbuch heißt es seitdem klipp und klar: "Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig." Gewalt hat also in der Erziehung nichts verloren und ist durch nichts zu rechtfertigen. Gemäß der UN-Kinderrechtskonvention hat jedes Kind auf der Welt bereits seit 1989 ein Recht darauf, ohne Gewalt groß zu werden. Doch das allein reicht nicht. Das Recht muss auch bei jedem einzelnen Kind ankommen.
Die Notwendigkeit von Prävention
Um diese und andere Konzepte zielgenau umzusetzen, sind vor allem Politiker nötig, die einsehen, dass zum Beispiel Gewalt an Schulen frühzeitig vorgebeugt werden kann. Das Schulmassaker in Erfurt vom April 2002 ist Mahnung genug.
Den Weg, über die Eltern kindlichen Verhaltensauffälligkeiten vorzubeugen, nimmt Triple P (Positive Parenting Program). Das an der Universität von Queensland, Australien, entwickelte „Positive Erziehungsprogramm“ hilft Eltern, durch unterschiedliche Interventionen, gestuft von reiner Information bis zur Familientherapie, eine gute Beziehung zu ihrem Kind aufzubauen und es so in seiner Entwicklung zu fördern (Internet: www. triplep.de).
Was tun bei Verdacht auf Kindesmisshandlung?
Ein Kind, das an der Supermarktkasse von Mutter oder Vater geohrfeigt wird, würde heute aller Wahrscheinlichkeit nach Hilfe erhalten. Doch hinter verschlossenen Türen, im Privaten ist das noch längst nicht garantiert. Deshalb braucht es Menschen, die die Lage der Kinder wahrnehmen, sie ernst nehmen und Hilfe organisieren - zum Beispiel über fachlich fundierte Hilfsangebote.
Gewalt nicht unter den Teppich kehren - dafür setzen sich die ehrenamtlich für UNICEF Engagierten ein. Dafür setzt UNICEF sich weltweit ein und hilft, Millionen Erziehende mit passenden Angeboten zu erreichen. UNICEF unterstützt deshalb in rund 80 Ländern weltweit "Parenting"-Programme für junge Leute und Familien. Eltern, Schulen, Gemeinden und religiöse Führer engagieren sich zusammen gegen Gewalt und gehen Probleme gemeinsam an. Mit Programmen wie dem "Happy family programme" oder "Parenting for life-long health" auf den Philippinen werden Familien unterstützt und gestärkt. So können ihre Kinder von klein auf gesund und ohne Gewalt aufwachsen. Im UNICEF-"Parenting Hub" finden Eltern auf der ganzen Welt Tipps und Wissen über kindliche Entwicklung und Erziehung (in englischer Sprache).
Ganz gleich wo und wie Gewalt stattfindet: Kinder können sich selbst nicht davor schützen! Und deshalb dürfen wir Gewalt niemals als normal, unvermeidlich oder Privatsache ansehen - und müssen ihr mit aller Entschiedenheit entgegentreten. #NiemalsGewalt