Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der sofortiges Handeln erfordert. Jedes Jahr erleiden in Deutschland mehr als 270.000 Menschen einen Schlaganfall, von denen etwa 25.000 daran sterben und jeder Dritte lebenslange Beeinträchtigungen wie Lähmungen oder Sprachstörungen davonträgt. Daher ist es entscheidend, die Anzeichen eines Schlaganfalls frühzeitig zu erkennen, um die bestmöglichen Behandlungsergebnisse zu erzielen und schwerwiegende Folgen zu minimieren.
Was ist ein Schlaganfall?
Bei einem Schlaganfall kommt es zu einer plötzlichen Durchblutungsstörung im Gehirn. Dabei wird entweder eine das Hirngewebe versorgende Arterie verschlossen (Hirninfarkt) oder eine solche Arterie platzt (Hirnblutung). In beiden Fällen werden die Nervenzellen im Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, was zum Absterben von Hirnzellen führt.
In über 80 % der Fälle wird ein Schlaganfall durch den Verschluss einer Arterie im Gehirn ausgelöst, was zu einer Unterversorgung der Nervenzellen mit Blut und Sauerstoff führt. Seltener ist eine Hirnblutung die Ursache, bei der ein Gefäß im Gehirn einreißt. Mit dem Auftreten des Gefäßverschlusses gehen im Schnitt 1,9 Millionen Nervenzellen pro Minute zugrunde. Daher ist die Zeit ein entscheidender Faktor, um die Folgen des Schlaganfalls so gering wie möglich zu halten.
Ursachen und Risikofaktoren für einen Schlaganfall
Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko eines Schlaganfalls erhöhen können:
- Alter: Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter. Etwa 75 % der Schlaganfallpatienten sind über 65 Jahre alt.
- Bluthochdruck: Er ist der größte Risikofaktor.
- Diabetes mellitus: Erhöhte Blutzuckerwerte erhöhen das Risiko.
- Erhöhte Blutfette: Sie tragen zur Entstehung von Arteriosklerose bei.
- Rauchen: Nikotin schädigt die Gefäße.
- Vorhofflimmern: Diese Herzrhythmusstörung erhöht das Risiko, dass sich Blutgerinnsel bilden, die ins Gehirn gelangen und einen Schlaganfall verursachen können.
- Migräne mit Aura: Insbesondere Frauen mit Migräne mit Aura haben ein erhöhtes Schlaganfallrisiko.
- Offenes Foramen ovale (PFO): Bei etwa jedem Vierten verschließt sich das Foramen ovale, eine Verbindung zwischen den Herzvorhöfen, nach der Geburt nicht vollständig. Dies kann dazu führen, dass Blutgerinnsel aus den Venen ins Gehirn gelangen und einen Schlaganfall auslösen.
- Dissektion der Halsschlagader oder Vertebralis-Arterie: Ein Einriss in der inneren Gefäßwand dieser Arterien kann ebenfalls zu einem Schlaganfall führen.
Schlaganfall-Symptome erkennen
Die Symptome eines Schlaganfalls treten meist plötzlich auf und können je nach betroffenem Hirnbereich variieren. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder Schlaganfall die gleichen Symptome verursacht. Einige der häufigsten Anzeichen sind:
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- Plötzliche Schwäche oder Taubheit: Betrifft oft eine Körperseite (vollständig oder teilweise).
- Gesichtslähmung: Kann sich durch hängende Mundwinkel äußern.
- Sprachstörungen: Unverständliche oder undeutliche Sprache, Schwierigkeiten, Sätze zu bilden oder Gesprochenes zu verstehen. Betroffene sprechen möglicherweise im Telegrammstil, verdrehen Silben oder verwenden falsche Buchstaben.
- Sehstörungen: Plötzliche Blindheit auf einem Auge, halbseitige Sehstörungen, Doppeltsehen oder Einschränkung des Gesichtsfeldes.
- Plötzliche, sehr starke Kopfschmerzen: Oft in Verbindung mit Übelkeit und Erbrechen.
- Schwindel: Plötzlich auftretender Schwindel, oft in Kombination mit Gangunsicherheit. Betroffene berichten möglicherweise von Drehschwindel oder Schwankschwindel.
- Koordinationsschwierigkeiten: Probleme beim Gehen oder Stehen.
- Schluckbeschwerden: Schwierigkeiten beim Schlucken von Speisen oder Flüssigkeiten.
- Verwirrtheit: Plötzliche Verwirrtheit oder Bewusstseinsveränderungen.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptome auch nur kurzzeitig auftreten und dann wieder verschwinden können. In diesem Fall spricht man von einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA), auch bekannt als "Mini-Schlaganfall". Auch wenn die Symptome nur kurz anhalten, sollte man sie ernst nehmen und umgehend einen Arzt aufsuchen, da eine TIA ein Vorbote eines schweren Schlaganfalls sein kann.
Schlaganfall-Symptome bei Frauen
Studien deuten darauf hin, dass es geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Schlaganfall-Symptomen geben kann. Frauen zeigen beim Schlaganfall häufig zusätzliche Beschwerden, die die typischen Anzeichen wie Lähmung oder Sprachstörungen verdecken können. Dazu gehören beispielsweise:
- Neglect (Vernachlässigung einer Körperseite oder des Raumes)
- Blickabweichung
- Bewusstseinsveränderungen
- Allgemeine Schwäche
Es ist wichtig, diese Unterschiede zu berücksichtigen, um einen Schlaganfall bei Frauen frühzeitig zu erkennen.
Der FAST-Test: Schlaganfall schnell erkennen
Der FAST-Test ist eine einfache Methode, um einen Schlaganfall schnell zu erkennen:
- Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.
- Arms (Arme): Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.
- Speech (Sprache): Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen?
- Time (Zeit): Wenn eines oder mehrere dieser Symptome auftreten, rufen Sie sofort den Notarzt unter 112.
Um alle möglichen Formen des Schlaganfalls zu berücksichtigen, wurde der klassische FAST-Test um die Bereiche „Balance“ und „Eyes“ erweitert und ist heute auch als sogenannter BE-FAST-Test bekannt.
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Was tun bei Verdacht auf einen Schlaganfall?
Wenn Sie bei sich selbst oder bei einer anderen Person Symptome eines Schlaganfalls bemerken, ist schnelles Handeln entscheidend:
- Rufen Sie sofort den Notarzt unter 112. Schildern Sie am Telefon den Verdacht auf einen Schlaganfall und die beobachteten Symptome.
- Leisten Sie Erste Hilfe. Lagern Sie den Betroffenen flach und bequem. Achten Sie darauf, dass er nichts isst oder trinkt, da Schluckbeschwerden auftreten können.
- Sorgen Sie für eine sichere Umgebung. Entfernen Sie Gegenstände, an denen sich der Betroffene verletzen könnte.
- Bleiben Sie ruhig und beruhigen Sie den Betroffenen. Angst und Aufregung können die Situation verschlimmern.
- Halten Sie wichtige Informationen bereit. Wenn Sie wissen, dass Sie ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko haben, halten Sie einen aktuellen Medikamentenplan, die Adresse Ihres Arztes und eine kurze Auflistung Ihrer Vorerkrankungen bereit, um sie dem Notarzt mitzugeben.
Diagnose und Behandlung im Krankenhaus
Im Krankenhaus wird der Arzt zunächst eine kurze Ultraschalluntersuchung durchführen, um festzustellen, ob ein großes Gefäß im Hals oder im Gehirn verschlossen ist. Die genaue Art des Schlaganfalls wird dann durch eine Kernspintomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) festgestellt.
Die Behandlung eines Schlaganfalls hängt von der Art und Schwere des Schlaganfalls ab. Zu den wichtigsten Behandlungsmaßnahmen gehören:
- Thrombolyse (Lyse): Bei einem Hirninfarkt wird versucht, das Blutgerinnsel, das das Gefäß verschließt, mit Medikamenten aufzulösen. Die Lyse muss so schnell wie möglich nach Auftreten der ersten Symptome begonnen werden, idealerweise innerhalb von viereinhalb Stunden.
- Thrombektomie: Bei größeren Blutgerinnseln, die sich nicht medikamentös auflösen lassen, wird ein Katheter durch die Leiste ins Gehirn eingeführt, um das Gerinnsel zu entfernen.
- Operation: Bei einer Hirnblutung kann eine Operation erforderlich sein, um das Blut aus dem Gehirn zu entfernen und den Druck auf das umliegende Gewebe zu reduzieren.
Nach der Akutbehandlung im Krankenhaus beginnt die Rehabilitation, um die durch den Schlaganfall verursachten Beeinträchtigungen zu minimieren.
Leben nach dem Schlaganfall: Rehabilitation und Prävention
Nach einem Schlaganfall ist eine umfassende Rehabilitation wichtig, um verlorene Fähigkeiten wiederzuerlangen und die Lebensqualität zu verbessern. Die Rehabilitation kann verschiedene Therapien umfassen, wie z.B.:
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- Physiotherapie: Zur Verbesserung der Beweglichkeit und Koordination.
- Ergotherapie: Zur Verbesserung der Alltagskompetenzen.
- Logopädie: Zur Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen.
- Psychotherapie: Zur Bewältigung psychischer Probleme wie Depressionen.
Um einem erneuten Schlaganfall vorzubeugen, ist es wichtig, die Risikofaktoren zu kontrollieren und einen gesunden Lebensstil zu pflegen:
- Blutdruck senken: Durch Medikamente und eine gesunde Lebensweise.
- Blutzucker einstellen: Bei Diabetes mellitus.
- Cholesterinwerte optimieren: Durch Ernährung und Medikamente.
- Nicht rauchen: Nikotin schädigt die Gefäße.
- Gesunde Ernährung: Viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte.
- Regelmäßige Bewegung: Fördert die Durchblutung und stärkt das Herz-Kreislauf-System.
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