Bell-Lähmung Dauer: Ursachen, Behandlung und Genesung

Die Bell-Lähmung, auch Fazialisparese genannt, ist eine Erkrankung, die durch eine Schwäche oder Lähmung der Gesichtsmuskeln gekennzeichnet ist. Sie tritt auf, wenn der Gesichtsnerv (Nervus facialis), der die Muskeln im Gesicht steuert, geschädigt ist. Die Lähmung betrifft oft eine Gesichtshälfte und kann mit Beeinträchtigungen des Seh-, Hör- und Geschmacksvermögens einhergehen. So ist die Sprache oft eingeschränkt und die Augen schließen nicht richtig. Die Bell-Lähmung kann Menschen jeden Alters betreffen, tritt aber häufiger bei jüngeren Patienten zwischen 20 und 40 Jahren auf.

Ursachen der Bell-Lähmung

Die genaue Ursache der Bell-Lähmung ist oft unklar (idiopathische Fazialisparese), wird aber in vielen Fällen auf eine Reaktivierung von Herpes-simplex-Virusinfektionen zurückgeführt. „Es gibt deutliche Hinweise auf eine Herpes-simplex Typ 1 Infektion des Nervs“, sagt Dr. med. Alexander Nave von der Klinik und Hochschulambulanz für Neurologie der Charité Campus Mitte in Berlin. Durch die entzündlichen Prozesse kommt es bei der Bell-Parese zu einer Schwellung des Nervs im knöchernen Fazialiskanal. Durch die Kompression des Nervs im engen Kanal wird seine Funktion gestört und das obere und untere Gesicht beeinträchtigt.

Weitere mögliche Ursachen sind:

  • Infektionen: Verschiedene Viren können eine Gesichtslähmung auslösen, darunter das Herpes-simplex-Virus, das Cytomegalovirus, das Epstein-Barr-Virus, das Adenovirus, das Rötelnvirus, das Mumps-Virus, die Influenza-Viren, das Echovirus und das Coxsackievirus. Auch COVID-19 kann in einigen Fällen eine Rolle spielen. Durch Zecken übertragene Borrelien können bei Kindern ebenso für eine Gesichtslähmung (Fazialisparese) verantwortlich sein.
  • Entzündungen: Autoimmunreaktionen oder entzündliche Erkrankungen wie Sarkoidose können ebenfalls eine Fazialisparese verursachen.
  • Verletzungen: Direkte Nervenverletzungen, beispielsweise durch Felsenbeinfrakturen, können den Gesichtsnerv schädigen.
  • Tumoren: Tumoren der Ohrspeicheldrüse oder des Kleinhirnbrückenwinkels können auf den Gesichtsnerv drücken und eine Lähmung verursachen.
  • Schlaganfall: In seltenen Fällen kann ein Schlaganfall zu einer zentralen Läsion des siebten Hirnnervs führen.

Symptome der Bell-Lähmung

Die Symptome der Bell-Lähmung entwickeln sich in der Regel innerhalb von Stunden oder Tagen. Die vollständige Symptomentwicklung erfolgt meist über einen Zeitraum von circa 48 (24 - 72) Stunden, wobei ein Schmerz hinter dem Ohr oft ein Vorbote ist. Typische Symptome sind:

  • Schwäche oder Lähmung einer Gesichtshälfte: Dies führt zu einer Asymmetrie des Gesichts, bei der ein Mundwinkel herabhängt und das Augenlid nicht mehr vollständig geschlossen werden kann.
  • Schwierigkeiten beim Schließen des Auges: Dies kann zu einem trockenen Auge führen, da die Tränenflüssigkeit nicht mehr richtig verteilt wird.
  • Veränderungen im Geschmacksempfinden: Betroffene können Geschmacksveränderungen auf der betroffenen Zungenseite wahrnehmen.
  • Hörstörungen: In einigen Fällen kann es zu einer erhöhten Lärmempfindlichkeit (Hyperakusis) auf der betroffenen Seite kommen.
  • Störungen des Speichel- und Tränenflusses: Die Speichel- und Tränenproduktion kann beeinträchtigt sein.
  • Taubheitsgefühl in der Wange Über Sensibilitätsstörungen wie Taubheitsgefühl in der Wange wird geklagt.
  • Fehlende Möglichkeit zur Stirnrunzelung: Die fehlende Möglichkeit zur Stirnrunzelung ist ein wesentliches Diagnosekriterium, um die periphere von der zentralen Parese zu unterscheiden.
  • Abgeflachte Nasolabialfalte Weiter zeigen sich eine abgeflachte Nasolabialfalte,.
  • Schmerzen im Bereich des Ohrs der betroffenen Seite Weiter zeigen sich Schmerzen im Bereich des Ohrs der betroffenen Seite.

Ein weiteres typisches Zeichen ist das sogenannte „Bell-Phänomen“, bei dem sich der Augapfel beim Versuch, das Auge zu schließen, nach oben bewegt.

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Diagnose der Bell-Lähmung

Bei lähmungsartigen Erscheinungen im Gesicht sollten Eltern mit ihrem Kind immer zum Kinder- und Jugendarzt. Die Diagnose der Bell-Lähmung erfolgt in erster Linie anhand der клинические Zeichen und Symptome. Der Arzt wird eine gründliche neurologische Untersuchung durchführen, um die Funktion der Gesichtsnerven zu überprüfen und andere mögliche Ursachen für die Lähmung auszuschließen.

Zur Ausschlussdiagnostik können folgende Untersuchungen durchgeführt werden:

  • Blutuntersuchung: Eine Blutuntersuchung kann durchgeführt werden, um eine diabetische Grunderkrankung auszuschließen und eine Borrelieninfektion zu bestätigen oder auszuschließen, insbesondere wenn sich die Patienten in einem Gebiet mit endemisch befallenen Zecken aufgehalten haben.
  • Liquoruntersuchung: Eine Liquoruntersuchung kann erforderlich sein, um eine Borrelieninfektion auszuschließen.
  • MRT (Magnetresonanztomografie): Eine MRT mit Kontrastmittel kann eine Anreicherung im siebten Hirnnerv zeigen und andere Ursachen wie Tumoren oder Entzündungen ausschließen. Die MRT dient der Ausschlussdiagnostik.
  • CT (Computertomografie): Eine CT ist bei Verdacht auf eine Fraktur (Längs- und Querfrakturen des Felsenbeins) oder einen Schlaganfall ratsam.
  • Röntgen-Thorax und Serum-ACE: Ein Röntgen-Thorax und die Bestimmung des Serum-ACE sind zur Untersuchung auf eine Sarkoidose sinnvoll, da die Autoimmunkrankheit mit dem Heerfordt-Syndrom assoziiert ist und eine beidseitige wiederkehrende Gesichtslähmung hervorrufen kann.
  • HNO-ärztliche Untersuchung: Ein HNO-Arzt wird hinzugezogen, wenn es u.a. Auffälligkeiten im Bereich des Ohres, der Ohrspeicheldrüse, des Trommelfells gibt und bei einer Beeinträchtigung der Hörfunktion.

Behandlung der Bell-Lähmung

Das frühzeitige Einleiten der Therapie ist wichtig, da die Gesichtslähmung unbehandelt eher zu Defektheilungen mit Synkinesien führt. Die Behandlung der Bell-Lähmung zielt darauf ab, die Entzündung des Gesichtsnervs zu reduzieren und die Nervenfunktion wiederherzustellen. Die Therapieziele sind die Rückgewinnung von mimischer Muskulatur durch Training mit Hilfe von Logopädie und selbstständigem Training durch Grimassieren.

Folgende Behandlungsansätze kommen in Frage:

  • Kortikosteroide: Kortison kann u.U. die Entzündung der betroffenen Nerven verringern. Eine medikamentöse Therapie erfolgt - sofern der Therapiebeginn innerhalb von drei Tagen nach den ersten Symptomen liegt - mit Cortison. Bei Erwachsenen mit Bell-Lähmung hilft eine Behandlung mit Glukokortikoiden meist die Symptome zu verbessern, indem die Schwellung der Gesichtsnerven und Schäden minimiert werden. Bei Kindern ist dieser Effekt dieser kleinen Studie zufolge geringer.
  • Antivirale Medikamente: Nachrangiger antiviraler Therapie (Acyclovir/Valacyclovir, Anm. d. Red.) Bei Verdacht auf eine Virusinfektion, insbesondere eine Herpes-simplex-Infektion, können antivirale Medikamente eingesetzt werden.
  • Physiotherapie und Logopädie: Physiotherapie und logopädische Übungen können helfen, die Gesichtsmuskeln zu stärken und die Koordination wiederherzustellen.
  • Augenpflege: Da das Auge möglicherweise nicht mehr richtig geschlossen werden kann, ist eine sorgfältige Augenpflege wichtig, um ein Austrocknen zu verhindern. Dies kann durch Augentropfen oder eine Salbe geschehen. In seltenen Fällen sind bei Persistenz der Symptome eine operative Therapie wie die Tarsorrhaphie nötig, einem temporären Verschluss der Lidspalte.
  • Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO): Die HBO macht vor allen Dingen dann Sinn, wenn es darum geht, die Facialis-Parese möglichst rasch zu überwinden. Sie beginnen am Besten innerhalb einer Woche nach Erkrankung mit der HBO. Sie haben dann den bestmöglichen Erfolg. Der Einsatz der Hyperbaren Sauerstofftherapie hat folgende Vorteile: In den meisten Fällen komplette Genesung. Wesentlich kürzere Genesungszeit, ca. 20 Tage an Stelle von 5 Wochen. Der Defizitgrad bei nicht vollkommen genesenen Patienten ist bei der HBO geringer.

Dauer und Prognose der Bell-Lähmung

In den meisten Fällen ist eine Gesichtslähmung bei Kindern harmlos und bildet sich nach einigen Wochen wieder zurück. In der Regel bilde sich die Gesichtslähmung in 80 bis 90 Prozent der Fälle innerhalb von circa drei Wochen bis drei Monaten selbständig zurück, so Dr. Hierbei spielt das Ausmaß der Nervenschädigung eine wesentliche Rolle. Die meisten heranwachsenden (85%) mit einer Erkrankung, die eine vorübergehende Schwäche oder Lähmung der Muskeln im Gesicht verursacht, erholen sich innerhalb von drei Wochen, aber fast alle (95%) innerhalb von sechs Monaten. 57% derjenigen Kinder, die keine Medikamente einnahmen, erlangten die Gesichtsfunktion nach einem Monat wieder, 85% nach drei Monaten und 93% nach sechs Monaten. Unter denjenigen jungen Patienten, die mit Prednisolon (ein Glukokortikoid bzw. Kortison) behandelt wurden, erholten sich 49% nach einem Monat, 90% nach drei Monaten und 99% nach sechs Monaten.

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Bei Erhalt einer Teilfunktion kommt es meist zu einer völligen Erholung innerhalb von einigen Monaten. Die Regeneration der Nervenfasern kann auch negative Folgen nach sich ziehen - wenn die Nerven in die falsche Richtung wachsen. In dem Fall kann es sein, dass die unteren Gesichtsmuskeln durch periokuläre Fasern innerviert werden und umgekehrt. Eine Kontraktion unerwarteter Muskeln während willkürlicher Gesichtsbewegungen (Synkinesien) oder „Krokodilstränen“ während des Speichelflusses wären die Folge.

Für Menschen in der Lebensmitte ist eine Facialisparese bzw. Bell’sche Lähmung ausgesprochen hinderlich: Sie befinden sich voll im Wettbewerb um einen guten Arbeitsplatz. Vielleicht bereiten sie sogar die Gründung einer Familie vor. es entsteht der - falsche - Eindruck „angeschlagen“ und gesundheitlich oder gar psychisch nicht stabil zu sein. Die sichtbare Gesichtslähmung wird von Laien auch als Schlaganfall fehl gedeutet. Ziel eines Betroffenen wird deshalb die möglichst rasche Genesung von diesem missverständlichen und missdeutbaren Krankheitsbild sein.

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