Fazialisparese (Bell-Lähmung): Ursachen, Symptome, Diagnose und Therapie

Die Fazialisparese, auch bekannt als Fazialis Lähmung oder Bell-Lähmung, ist eine Funktionsstörung des Nervus facialis (VII. Hirnnerv), die zu einer Lähmung der Gesichtsmuskulatur und anderer vom Nerv versorgter Muskeln und Drüsen führt. Es wird zwischen der peripheren und der zentralen Fazialisparese unterschieden. Die idiopathische Fazialisparese (Bell-Parese) ist die häufigste Form dieser Hirnnervenerkrankung.

Ursachen

Die Ursachen einer Fazialisparese können vielfältig sein. In etwa 75 % der Fälle ist die Ursache unbekannt (idiopathische Fazialisparese oder Bell-Parese). In den übrigen Fällen lassen sich spezifische Ursachen identifizieren.

Idiopathische Fazialisparese (Bell-Parese)

Die idiopathische Fazialisparese tritt mit etwa 25 neuen Erkrankungsfällen pro 100.000 Personen jährlich auf. Vermutet wird, dass die lokale Reaktivierung einer Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus Typ 1 für die meisten Fälle verantwortlich ist. Die Entzündung führt zu einer Schwellung des Nervs im knöchernen Fazialiskanal, was die Nervenfunktion beeinträchtigt.

Bekannte Ursachen

In etwa 25 % der Fälle liegt der Fazialisparese eine bekannte Ursache zugrunde. Zu diesen zählen:

  • Infektionen: Verschiedene Viren und Bakterien können eine Fazialisparese verursachen. Dazu gehören:
    • Varicella-Zoster-Virus (VZV): Reaktivierung als Zoster oticus, bekannt als Ramsay-Hunt-Syndrom.
    • Epstein-Barr-Virus (EBV): Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers.
    • HI-Virus.
    • Bakterielle Infektionen: Tuberkulose, Neuroborreliose (durch Zecken übertragen) oder Neurolues (neurologische Manifestation der Syphilis).
  • Autoimmunerkrankungen: Das Guillain-Barré-Syndrom und das Heerfordt-Syndrom (assoziiert mit Sarkoidose) können ebenfalls Fazialisparesen verursachen. Auch das Melkersson-Rosenthal-Syndrom wird mit immunvermittelten Prozessen in Verbindung gebracht.
  • Verletzungen: Längs- und Querbrüche des Felsenbeins oder Schnittverletzungen im seitlichen Gesichtsbereich können den Fazialisnerv schädigen.
  • Tumoren: Tumoren wie das Akustikusneurinom, Tumoren der Ohrspeicheldrüse oder Cholesteatome können den Fazialisnerv durch ihr Wachstum schädigen.
  • Angeborene Fehlbildungen: Seltenere Ursachen können Syndrome wie das Carey-Fineman-Ziter-Syndrom sein.
  • Knöcherne Veränderungen: Knöcherne Strukturen im Bereich der Ohren können ebenfalls ursächlich sein.

Symptome

Die Symptome einer Fazialisparese variieren je nach Ausmaß und Lokalisation der Schädigung des Nervus facialis. Typische Anzeichen sind:

Lesen Sie auch: Bell-Lähmung: Alles über Ursachen, Behandlung und Genesung

  • Schwäche oder vollständige Lähmung der mimischen Muskulatur einer Gesichtshälfte: Dies führt zu einem hängenden Mundwinkel und einem inkompletten oder schwachen Mundschluss. Flüssigkeit kann beim Trinken aus dem betroffenen Mundwinkel herablaufen.
  • Unfähigkeit, die Stirn auf der betroffenen Seite zu runzeln.
  • Lagophthalmus: Unvollständiger oder fehlender Lidschluss, was das Auge gefährdet. Beim Versuch, die Augen zu schließen, kann die Aufwärtsbewegung des Augapfels beobachtet werden (Bell-Phänomen). Das Sichtbarbleiben der Wimpern bei unvollständigem Lidschluss wird als "Signe des cils" (Zilienzeichen) bezeichnet.
  • Lähmung des Platysmas.

Diagnose

Die Diagnose einer Fazialisparese umfasst eine neurologische Untersuchung, um den Grad und die Lokalisation der Schädigung zu bestimmen. Dabei wird auch auf Begleitsymptome geachtet, die auf spezifische Ursachen hinweisen können.

  • Differenzierung zwischen peripherer und zentraler Fazialisparese: Bei der peripheren Fazialisparese ist der gesamte Gesichtsbereich einer Seite betroffen, während bei der zentralen Fazialisparese meist nur der untere Gesichtsbereich betroffen ist.
  • Ausschluss anderer Ursachen: Anamnese und klinische Untersuchung helfen, andere mögliche Ursachen wie Schlaganfall, Hirntumoren oder Entzündungen auszuschließen.
  • Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie MRT oder CT erforderlich sein, um Tumoren oder andere strukturelle Veränderungen auszuschließen.

Therapie

Die Therapie der Fazialisparese richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.

  • Idiopathische Fazialisparese: Die konservative Therapie besteht aus einer Steroidstoßtherapie mit Glucocorticoiden (meist Prednisolon) über etwa zehn Tage.
  • Spezifische Ursachen: Bei bakteriellen Infektionen wie Borreliose werden Antibiotika eingesetzt, bei Virusinfektionen Virostatika.
  • Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie: Diese Therapieformen werden eingesetzt, um die beeinträchtigten Gesichtsmuskeln zu trainieren, den Muskeltonus zu verbessern und einer Muskelatrophie vorzubeugen.
  • Augenschutz: Bei unvollständigem Lidschluss ist ein konsequenter Augenschutz wichtig, um Schäden an der Hornhaut zu vermeiden. Dies kann durch künstliche Tränenflüssigkeit, Augensalben oder ein Uhrglasverband erreicht werden.
  • Fazialisblock: In der Ophthalmochirurgie wird bei intraokularen Eingriffen in Kombination mit einer Peri- oder Retrobulbäranästhesie eine artifizielle Lähmung des M. orbicularis oculi mittels eines sogenannten Fazialisblocks herbeigeführt.

Prognose

Die Prognose einer Fazialisparese ist stark von der Ursache abhängig. Bei der idiopathischen Fazialisparese kommt es in vielen Fällen zu einer spontanen Heilung innerhalb von 3-8 Wochen. Dennoch können auch bei optimaler Behandlung Residualsymptome auftreten. Geduld und Ausdauer sind wesentliche Erfolgsfaktoren.

Zentrale Fazialisparese

Die zentrale Fazialisparese unterscheidet sich von der peripheren Form. Hier liegt die Ursache in einer Schädigung der Nervenzellen, die von der motorischen Großhirnrinde zum Kerngebiet des Fazialisnervs im Hirnstamm verlaufen. Diese Nervenzellen werden als erste Motoneurone bezeichnet. Die Informationen für Willkürbewegungen der mimischen Muskulatur werden an die zweiten Motoneurone weitergeleitet, welche den Fazialisnerv bilden.

Eine zentrale faziale Parese wird gelegentlich auch als „supranukleäre“ Parese bezeichnet. Die ersten Motoneurone kreuzen auf ihrem Weg zum Hirnstamm die Seiten, sodass der Kern des linken Fazialisnervs Informationen aus der rechten Großhirnrinde erhält und umgekehrt. Selten kann es bei einer zentralen fazialen Parese zu einer Dissoziation von Willkürmotorik und automatischer oder emotionaler Motorik kommen. Die Patienten können in diesen Fällen beispielsweise nicht willkürlich oder auf Aufforderung hin die Zähne zeigen.

Lesen Sie auch: Umfassende Behandlung bei Schlaganfall-Lähmung

Datenschutz

Die Erhebung und Verarbeitung personenbezogener Daten erfolgt unter Beachtung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Die Daten werden verwendet, um das Online-Angebot bereitzustellen, personalisierte Inhalte anzubieten, den Datenverkehr zu analysieren und die Dienste zu verbessern. Es werden Cookies eingesetzt, um die Benutzerfreundlichkeit zu verbessern. Die Daten werden verschlüsselt übertragen und durch technische und organisatorische Maßnahmen geschützt. Die Daten werden nur so lange gespeichert, wie es für die genannten Zwecke erforderlich ist oder wie es die gesetzlichen Speicherfristen vorsehen. Betroffene haben das Recht auf Auskunft, Berichtigung, Löschung, Einschränkung der Verarbeitung, Widerspruch und Datenübertragbarkeit.

Lesen Sie auch: Alles über Genickbruch, Lähmungen und Therapie

tags: #Bellsche #Lähmung #Wikipedia