Anzeichen von Alzheimer erkennen: Ein umfassender Leitfaden

Die Angst vor Demenz betrifft viele Menschen, nicht nur ältere, sondern auch solche ab 50. Demenz ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen, wobei Deutschland im internationalen Vergleich den fünften Platz einnimmt. Doch wie erkennt man die Anzeichen von Alzheimer, der häufigsten Form von Demenz, frühzeitig? Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Symptome, Stadien und Behandlungsmöglichkeiten.

Was ist Demenz?

Demenz ist kein eindeutiges Krankheitsbild, sondern fasst bestimmte Symptome zusammen, die bei einem einzelnen Patienten unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Allgemein beschreibt Demenz einen fortschreitenden Zustand, bei dem die Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses immer weiter abnimmt. Eine Demenz beginnt immer schleichend, im Gegensatz zum Delir, das durch einen akuten Verlust kognitiver Fähigkeiten gekennzeichnet ist.

Frühsymptome von Demenz

Es ist wichtig zu beachten, dass das Auftreten eines oder mehrerer dieser Anzeichen nicht zwangsläufig bedeutet, dass eine Demenz vorliegt. Es sind jedoch Warnhinweise, denen man nachgehen sollte.

  1. Gedächtnisprobleme und Vergesslichkeit: Das Vergessen von Namen, Terminen oder kürzlich erlernten Informationen ist eines der Hauptsymptome. Betroffene vergessen wichtige Termine, schalten den Herd nicht aus oder benötigen ständig Merkzettel, um ihren Alltag zu bewältigen. Es kommt vor, dass man sich nicht mehr genau erinnern kann, was vor einem Tag oder einer Woche geschehen ist. Man vergisst Dinge, die man mitnehmen wollte, oder Dinge, die einem vor ein paar Tagen gesagt wurden.
  2. Verlegen von Gegenständen: Der Autoschlüssel ist ständig weg und wird an ungewöhnlichen Orten gefunden. Man verlegt Gegenstände oder legt sie an ungewöhnliche Orte. Man vergisst nicht nur, wo die Sachen sind, sondern auch, wozu sie gut sind, oder man schaut an den falschen Orten nach ihnen.
  3. Wortfindungsstörungen: Betroffenen fällt oft nicht das richtige Wort ein, obwohl es sich um Alltagsgegenstände handelt, oder sie benutzen falsche Begriffe. Es fällt schwer, einem Gespräch zu folgen und sich aktiv daran zu beteiligen. Man verliert den Faden, verwendet unpassende Füllwörter oder hat Wortfindungsprobleme.
  4. Schwierigkeiten beim Planen und Problemlösen: Es fällt schwer, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren oder etwas vorausschauend zu planen und umzusetzen. Man braucht für vieles mehr Zeit als zuvor. Probleme tauchen beispielsweise beim Kochen oder Backen nach bekannten Rezepten, beim Umgang mit Zahlen oder beim Bezahlen von Rechnungen auf. Komplexe Zusammenhänge werden nicht mehr erkannt, und gewohnte Handlungen aus dem täglichen Leben klappen nicht mehr. Das Einkaufen wird zur Herausforderung, und ein Taxi zu rufen wird zur unüberwindbaren Hürde.
  5. Probleme mit gewohnten Tätigkeiten: Alltägliche Handlungen werden plötzlich als große Herausforderung empfunden.
  6. Schwierigkeiten bei der räumlichen und zeitlichen Orientierung: Ihr Angehöriger findet sich auf einmal nicht mehr in der gewohnten Umgebung zurecht und ist überrascht, wenn Sie zur vereinbarten Zeit erscheinen. Oder er vergisst gehäuft, welcher Tag genau ist bzw. Termine werden immer wieder in Frage gestellt. Er könnte sogar in seiner eigenen Straße stehen und die Orientierung verloren haben. Man erkennt Plätze nicht wieder, an denen man früher war, oder man findet einen vertrauten Weg nicht mehr. Menschen mit Alzheimer verlieren den Bezug zu Daten, Jahreszeiten und dem Zeitverlauf.
  7. Fehlsichtigkeit: Viele Menschen mit Alzheimer-Demenz haben große Schwierigkeiten, Bilder zu erkennen und räumliche Dimensionen zu erfassen. Für manche Menschen ist Fehlsichtigkeit ein Zeichen von Alzheimer. Sie können Schwierigkeiten beim Lesen, Einschätzen von Entfernungen und bei der Bestimmung von Farben oder Kontrast haben. In Bezug auf die Wahrnehmung können sie an einem Spiegel vorbeigehen und denken, dass sich eine andere Person im Raum befindet.
  8. Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens: Im Alter werden Menschen oft empfindlicher und wählerischer. Weitere Veränderungen der Persönlichkeit können jedoch auch in die andere Richtung tendieren: Oft sind vor allem betagte Menschen sehr müde. Viele Menschen mit Alzheimer verlieren zunehmend ihre Eigeninitiative und gehen immer weniger ihren Hobbys, sozialen oder sportlichen Aktivitäten nach. Starke Stimmungsschwankungen ohne erkennbaren Grund können eine Folge einer Alzheimer-Erkrankung sein. Sie verhalten sich ungewohnt ängstlich, misstrauisch, passiv oder auch aggressiv. Solche Veränderungen können plötzlich auftreten und sich zum Beispiel in Wutausbrüchen äußern - oder sich allmählich entwickeln, wie zum Beispiel Antriebslosigkeit. Auch Wahnvorstellungen können auftreten.
  9. Eingeschränkter Aktivitätsradius: Viele Menschen nehmen wahr, dass sie nicht mehr so leistungsfähig sind und versuchen, dies zu verbergen. So schränken sie ihren Aktivitätsradius ein: Die Skatrunde wird abgesagt, weil das Busfahren zu schwierig ist, oder es werden immer wieder Angehörige um die Erledigung von Einkäufen gebeten, weil man es sich nicht mehr zutraut.
  10. Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns: Wer plötzlich nichts mehr riecht oder den Geschmackssinn verliert, sollte sich Gewissheit über den Auslöser verschaffen.

Stadien der Alzheimer-Demenz

Die Alzheimer-Demenz ist eine chronische Erkrankung, die über einen Zeitraum von mehreren Jahren voranschreitet. Sie beginnt meist erst nach dem 65. Lebensjahr, wobei ein früherer Beginn oft mit einem schnelleren Verlauf einhergeht. Es lassen sich drei Krankheitsstadien unterscheiden:

  1. Frühstadium (Leichte Alzheimer-Demenz): Gedächtnis- und Konzentrationsfähigkeit sind beeinträchtigt. Die Vergesslichkeit kann leicht sein und sich (fast) nicht auf den Alltag auswirken, aber auch bereits etwas stärker sein, sodass es schwerer fällt, den Alltag selbstständig zu bewältigen. Es kann beispielsweise Probleme bereiten, sich eine kurze Einkaufsliste zu merken oder den aktuellen Wochentag spontan zu erinnern. Die verminderte Leistung stellt im Alltag aber kein bedeutendes Hindernis dar, und ein selbständiges, unabhängiges Leben ist möglich. Menschen mit leichter Alzheimer-Demenz sind zunehmend vergesslich, haben Probleme, sich zu konzentrieren und können kompliziertere Alltags-Aufgaben nur noch schwer bewältigen. Beispielsweise brauchen sie fast immer Hilfe bei geschäftlichen und finanziellen Angelegenheiten oder Behördengängen. Kritische Punkte sind oft auch das Autofahren und die regelmäßige Einnahme von Medikamenten.
  2. Mittleres Stadium (Mittelschwere Alzheimer-Demenz): Das selbstständige Leben muss in der Regel aufgegeben werden. Betroffene können zwar noch ohne Unterstützung essen, trinken, sich waschen und vielleicht auch einfache Arbeiten im Garten und im Haushalt erledigen, müssen aber erinnert und aufgefordert werden. Kochen, Einkaufen, die Wohnung sauber halten und Spazierengehen sind nur noch mit Hilfe möglich. Das Risiko steigt, sich zu verlaufen, nicht mehr nach Hause zu finden, die Herdplatte brennen zu lassen und sich und andere zu gefährden. Verhaltensweisen wie unruhiges Umherlaufen, scheinbar sinnloses Kramen in Schubladen und Nesteln an der Kleidung werden häufiger. Auch Wutausbrüche, Misstrauen und aggressives Verhalten sind Folgen der Erkrankung, der mit ihr verbundenen Einschränkungen und Wahrnehmungsprobleme. Der Tag-Nacht-Rhythmus ist oft gestört. Sich sprachlich auszudrücken und andere zu verstehen, wird immer schwieriger. Betroffene vermischen auch Gegenwart und Vergangenheit.
  3. Fortgeschrittenes Stadium (Schwere Alzheimer-Demenz): Die Menschen sind rund um die Uhr auf die Unterstützung anderer angewiesen. Die Probleme mit der Sprache können so groß werden, dass ein Gespräch kaum noch möglich ist. Auch bei einfachen Alltagstätigkeiten und beim Essen und Trinken ist jetzt Hilfe notwendig. Menschen mit fortgeschrittener Demenz sind oft unruhig, haben Halluzinationen oder vermischen Gegenwart und Vergangenheit. Sie erkennen eigentlich vertraute Personen nicht mehr. Die Kontrolle über die Körperfunktionen kann ebenso verloren gehen wie die Fähigkeit zur Koordination von Bewegungsabläufen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die häufigste Form der Demenz ist die Alzheimer-Erkrankung, bei der die Nervenzellen im Gehirn absterben, so dass die geistige Leistungsfähigkeit immer weiter zurückgeht. Die zweithäufigste Form ist die vaskuläre Demenz, die aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn entsteht. Risikofaktoren für diese Art der Demenz sind unregelmäßiger Herzrhythmus, dauerhaft hoher Blutdruck, verengte Blutgefäße und ein Schlaganfall.

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Weitere Ursachen für Demenz können sein:

  • Übermäßiger Alkoholkonsum
  • Neuronale Ceroid Lipofuszinose (NCL), eine tückische Krankheit, die bereits Kinder betrifft
  • Sekundäre Demenz aufgrund einer vorherigen Erkrankung (z.B. Tumor- und Stoffwechselerkrankungen)

Das Alter ist ein wesentlicher Risikofaktor für Demenz. Studien deuten jedoch darauf hin, dass ein gesunder Lebensstil und die gezielte Beeinflussung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und Diabetes mellitus das persönliche Risiko deutlich senken können.

Diagnose

Wenn Sie eines oder mehrere der genannten Symptome an sich selbst oder bei einem Angehörigen feststellen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Nur ein Arzt kann eine gesicherte Diagnose liefern. Im Internet werden diverse Tests bei Demenz angeboten, die zusätzliche Anhaltspunkte geben können, aber keine ärztliche Untersuchung ersetzen.

Zur Diagnose von Demenz werden verschiedene psychometrische Tests eingesetzt, wie z.B.:

  • Demenz-Detektions-Test (DemTect)
  • Mini-Mental-Status-Test (MMST)
  • Montreal-Cognitive-Assessment-Test (MoCa-Test)
  • Uhrentest
  • Test zur Früherkennung von Demenzen mit Depressionsabgrenzung (TFDD)
  • Syndrom-Kurztest (SKT)

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Tests nur Hinweise auf eine Demenz geben können und eine umfassende medizinische Untersuchung durch einen Arzt nicht ersetzen.

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Behandlung

Obwohl die meisten Demenzerkrankungen, wie Alzheimer, nicht heilbar sind, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Die Behandlung von Demenz wird in primäre und sekundäre Demenz unterschieden. Bei primären Demenzen, die ihre Ursache im Gehirn selbst haben, gibt es bislang keine Heilungschancen. Medikamente können jedoch den Verlauf dieser Demenzformen hinauszögern. Bei sekundären Demenzen, die die Folge einer anderen Grunderkrankung sind, können sich die Demenz-Symptome bessern, wenn die Grunderkrankung behandelt wird.

Zu den medikamentösen Therapien gehören vor allem sogenannte Antidementiva, die eingesetzt werden, um die geistige Leistung zu stärken.

Neben der medikamentösen Therapie gibt es auch verschiedene nicht-medikamentöse Therapien, die die geistigen Fähigkeiten fördern, Alltagsfertigkeiten stabilisieren und das seelische Wohlbefinden erhöhen können. Dazu gehören:

  • Verhaltenstherapie
  • Logopädie
  • Kognitives Training
  • Ergotherapie
  • Musiktherapie
  • Realitätsorientierungstraining
  • Erinnerungstherapie

Zusätzlich können Hilfsmittel wie Rollatoren oder Umbauten im Bad das Leben mit Demenz erleichtern. Sensor-Türmatten können orientierungslose Menschen schützen.

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Prävention

Studien zeigen, dass bis zu 45 Prozent aller Demenzerkrankungen durch einen gesunden Lebensstil und die gezielte Beeinflussung von Risikofaktoren verhindert oder hinausgezögert werden können. Bewegung, gesunde Ernährung, soziale Kontakte und geistige Aktivität spielen dabei eine zentrale Rolle.

Unterstützung für Betroffene und Angehörige

Eine Demenz-Erkrankung belastet Betroffene, Angehörige und Freunde schon im Vorfeld. Unterstützung von außen und Aufklärung sind die wichtigsten Mittel, um sich dem Thema Demenz konstruktiv zu nähern. Es gibt viele regionale Anlaufstellen für das Thema Demenz, die Sie mit Ihren Fragen und Sorgen kontaktieren können. Die AOK bietet beispielsweise den „Famliencoach Pflege“ an, ein Online-Selbsthilfe-Programm, das hilft, den seelisch belastenden Pflegealltag besser zu bewältigen und sich vor Überlastung zu schützen.

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