Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der nicht nur das Gehirn, sondern auch die Augen betreffen kann. Ein Schlaganfall im Auge, auch als Augeninfarkt oder retinaler Venenverschluss bekannt, ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die unbehandelt zur Erblindung führen kann. Daher ist es entscheidend, die Symptome frühzeitig zu erkennen und schnell zu handeln.
Was ist ein Schlaganfall im Auge?
Ein Schlaganfall im Auge entsteht durch eine Durchblutungsstörung der Netzhaut, meist durch den Verschluss einer Vene oder Arterie. Die Netzhaut wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, was zu Schäden an den Nervenzellen führen kann.
Symptome eines Schlaganfalls im Auge
Ein Schlaganfall im Auge ist meist schmerzlos, daher ist es wichtig, auf andere Symptome zu achten:
- Plötzlicher Sehverlust: Ein deutlicher Sehverlust auf einem Auge, der plötzlich auftritt und anhält, ist ein typisches Anzeichen. Betroffene beschreiben es oft als "wie wenn jemand schmerzlos plötzlich das Licht ausschaltet".
- Verschwommenes Sehen: Die Sicht kann verzerrt oder verschwommen sein, ähnlich wie durch eine beschlagene Glasscheibe.
- Gesichtsfeldausfälle: Einzelne Bereiche im Sichtfeld können schwarz sein oder ganz fehlen. Es kann auch zu einem halbseitigen Gesichtsfeld-Ausfall kommen, bei dem z.B. die linke Seite des Gesichtsfelds plötzlich ausfällt.
- Doppelbilder: Personen oder Gegenstände werden nebeneinander oder übereinander stehend überlappend wahrgenommen.
- Schleier oder Nebel: Manche Betroffene berichten von einem Schleier oder Nebel vor dem Auge.
- Tote Winkel: Im Sehbereich können tote Winkel auftreten.
Es ist wichtig zu beachten, dass eine geplatzte Ader im Auge nicht zwangsläufig auf einen Schlaganfall hindeutet, sondern auch durch mechanische Reizung oder kurzzeitig erhöhten Blutdruck verursacht sein kann. Treten jedoch Seh-Störungen auf, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen für einen Schlaganfall im Auge sind noch nicht vollständig geklärt, aber es gibt bestimmte Risikofaktoren, die das Risiko erhöhen:
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- Diabetes: Diabetes mellitus ist ein wichtiger Risikofaktor für Gefäßerkrankungen, einschließlich des Schlaganfalls im Auge.
- Bluthochdruck: Hoher Blutdruck schädigt die Gefäße und begünstigt Durchblutungsstörungen.
- Hohe Blutfettwerte: Erhöhte Blutfettwerte können zu Ablagerungen in den Gefäßen führen und diese verengen.
- Rauchen: Rauchen schädigt die Gefäße und erhöht das Risiko für Gefäßverschlüsse.
- Einnahme der Antibabypille: Die Antibabypille kann das Risiko für Blutgerinnsel erhöhen.
- Schwangerschaft: Während der Schwangerschaft verändert sich die Blutgerinnung, was das Risiko für Gefäßverschlüsse erhöhen kann.
- Augentrauma: Verletzungen des Auges können zu Durchblutungsstörungen führen.
- Nierenkrankheit: Nierenerkrankungen können den Blutdruck erhöhen und die Gefäße schädigen.
- Entzündung der Blutgefäße: Entzündungen der Blutgefäße (Vaskulitis) können zu Gefäßverschlüssen führen.
- Erkrankung der Halsschlagadern (Karotiden): Verengungen der Halsschlagadern können zu Durchblutungsstörungen im Gehirn und Auge führen.
- Alter: Das Risiko für einen Schlaganfall im Auge steigt mit zunehmendem Alter (ab 40. Lebensjahr).
Diagnose
Bei Verdacht auf einen Schlaganfall im Auge ist eine schnelle Diagnose entscheidend. Der Augenarzt wird folgende Untersuchungen durchführen:
- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und Risikofaktoren.
- Augenspiegelung: Untersuchung der Netzhaut mit einem Augenspiegel, um Blockaden oder Blutungen zu erkennen.
- Fluoreszenz-Angiographie: Injektion eines Farbstoffs in den Arm, um die Durchblutung der Netzhaut sichtbar zu machen.
- Optische Kohärenztomographie (OCT): Scannen der Netzhaut, um detaillierte Bilder der Netzhautschichten zu erhalten.
Behandlung
Ziel der Behandlung ist es, die Blockade in der Vene oder Arterie so schnell wie möglich zu beseitigen, um bleibende Schäden zu vermeiden. Die Behandlung sollte idealerweise innerhalb von 100 Minuten nach Auftreten der Symptome erfolgen, da nach vier Stunden ohne Behandlung das Sehvermögen voraussichtlich dauerhaft geschädigt ist. Folgende Behandlungen können eingesetzt werden:
- Lyse-Therapie: Verabreichung eines Medikaments, das Blutgerinnsel auflöst. Diese Therapie ist bei Augeninfarkten noch nicht etabliert, da sie das Risiko von Hirnblutungen birgt, wird aber in einigen Fällen innerhalb der ersten viereinhalb Stunden nach Symptombeginn in Betracht gezogen.
- Kohlendioxid-Sauerstoff-Gemisch: Einatmen einer Mischung aus Kohlendioxid und Sauerstoff, um die Durchblutung zu verbessern.
- Weitere Maßnahmen: In einigen Fällen können weitere Maßnahmen erforderlich sein, um die Durchblutung der Netzhaut zu verbessern.
Schlaganfall und seine Auswirkungen auf die Augen
Ein Schlaganfall kann vielfältige Auswirkungen auf die Augen und das Sehvermögen haben. Da der Sehvorgang auf komplexen neuronalen Netzwerken basiert, können bereits kleinere Durchblutungsstörungen in verschiedenen Bereichen des Gehirns zu Funktionsausfällen im visuellen System führen.
Häufige Sehstörungen nach einem Schlaganfall
- Gesichtsfeldausfälle: Hierbei fällt ein Teil des Gesichtsfelds aus, beispielsweise die rechte oder linke Hälfte (Hemianopsie). Dies kann zu Schwierigkeiten beim Lesen, Orientieren und Erkennen von Hindernissen führen.
- Doppelbilder (Diplopie): Betroffene sehen Personen oder Gegenstände doppelt, was durch Lähmungen der Augenmuskeln oder Hirnnerven verursacht werden kann.
- Verschwommenes Sehen: Die Sicht kann unscharf oder verschwommen sein.
- Augenbewegungsstörungen: Es kann zu Problemen bei der Steuerung der Augenbewegungen kommen.
- Erblindung (Amaurosis fugax): In seltenen Fällen kann es zu einer vorübergehenden oder dauerhaften Erblindung auf einem Auge kommen.
Rehabilitation bei Sehstörungen nach Schlaganfall
Nach einem Schlaganfall ist eine spezialisierte augenärztliche Diagnostik und eine rehabilitative Therapie wichtig, um die Sehkraft wiederherzustellen oder zu verbessern. Es gibt verschiedene Trainingsmethoden und Hilfsmittel, die Betroffenen helfen können, mit den Sehstörungen umzugehen:
- Prismenbrillen oder Prismenfolien: Diese können bei Doppelbildern helfen, indem sie die Bilder wieder zusammenführen.
- Augenbewegungstraining: Spezielle Übungen können die Koordination der Augenmuskeln verbessern.
- Restitutionstraining: Durch Licht-, Farb- und Formreize wird versucht, das Gesichtsfeld wiederherzustellen.
- Kompensationstraining: Hierbei lernen Patienten, ihren Gesichtsfeldausfall durch schnelle Augenbewegungen (Sakkaden) auszugleichen.
- Explorationstraining: Dieses Training soll das Suchfeld des Patienten vergrößern, beispielsweise durch Suchübungen mit Zahlen auf einem Blatt.
- Hilfsmittel: Lineale, elektronische Markierungen oder Computer können beim Lesen helfen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Bei plötzlichen Sehstörungen, die länger anhalten, sollte immer professionelle Hilfe gesucht werden. Wenn der Augenarzt keine krankhaften Veränderungen am Auge feststellt, die die Sehstörung erklären, wird oftmals an einen Neurologen verwiesen.
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Schlaganfall-Vorboten erkennen und handeln
Ein Schlaganfall kündigt sich oft nicht plötzlich an, sondern wird durch Vorboten angekündigt. Es ist wichtig, diese Warnzeichen zu erkennen und sofort zu handeln:
- TIA (Transitorische Ischämische Attacke): Eine vorübergehende Durchblutungsstörung im Gehirn, die zu kurzzeitigen Symptomen wie Lähmungen, Sprach- oder Sehstörungen führt. Diese Symptome verschwinden in der Regel innerhalb von 24 Stunden wieder.
- Amaurosis fugax: Plötzliche Sehstörung auf einem Auge, die sich wie ein Schleier oder Nebel anfühlt und einige Sekunden bis Minuten andauern kann.
- Faziale Parese: Ein hängender Mundwinkel oder eine unbewegliche Gesichtshälfte können Anzeichen für eine Gesichtslähmung sein.
- Aphasie: Sprachstörungen wie verwaschene oder undeutliche Sprache.
- Hemihypästhesie oder Hemidysästhesie: Pelzigkeits- oder Taubheitsgefühl einer Gesichtshälfte, des Armes, des Beines oder der gesamten Körperhälfte.
- Hemiparese: Schwäche oder Lähmung einer Körperhälfte.
- Plötzlicher Schwindel: Oft in Kombination mit Gangunsicherheit, Drehschwindel oder Schwankschwindel.
- Sehr starke Kopfschmerzen: Insbesondere wenn sie plötzlich auftreten und von Übelkeit und Erbrechen begleitet werden.
FAST-Test:
Eine einfache Methode, um einen Schlaganfall schnell zu erkennen, ist der sogenannte FAST-Test:
- Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Ist das Gesicht dabei einseitig verzogen?
- Arms (Arme): Bitten Sie die Person, beide Arme gleichzeitig in die Waagerechte zu heben und die Handflächen nach oben zu drehen. Kann die Person die Arme nicht gleichmäßig heben oder sinkt ein Arm ab?
- Speech (Sprache): Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist die Sprache verwaschen oder unverständlich?
- Time (Zeit): Wenn eines oder mehrere dieser Symptome auftreten, rufen Sie sofort unter 112 den Notarzt.
Erste Hilfe bei einem Schlaganfall
Wenn Sie bei sich oder einer anderen Person Symptome eines Schlaganfalls bemerken, sollten Sie sofort den Notarzt unter 112 rufen. Je schneller gehandelt wird, desto besser sind die Chancen, bleibende Schäden zu vermeiden.
Was Sie dem Notarzt mitteilen sollten:
- Welche Symptome treten auf?
- Seit wann bestehen die Symptome?
- Welche Vorerkrankungen hat die Person?
- Welche Medikamente nimmt die Person ein?
Vorbeugung
Einige Risikofaktoren für einen Schlaganfall im Auge können durch einen gesunden Lebensstil beeinflusst werden:
- Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen: Insbesondere bei Risikogruppen wie Diabetes- oder Bluthochdruck-Patienten.
- Gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten.
- Regelmäßige Bewegung: Treiben Sie regelmäßig Sport oder bewegen Sie sich im Alltag ausreichend.
- Nicht rauchen: Verzichten Sie auf das Rauchen, um Ihre Gefäße zu schützen.
- Blutdruck und Cholesterinwerte kontrollieren: Lassen Sie regelmäßig Ihren Blutdruck und Ihre Cholesterinwerte überprüfen und gegebenenfalls behandeln.
- Diabetes behandeln: Wenn Sie an Diabetes leiden, achten Sie auf eine gute Blutzuckereinstellung.
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