Demenzformen: Ein umfassender Überblick über Ursachen, Diagnose und Behandlung

Vermutlich kennt heutzutage nahezu jeder Erwachsene eine:n Verwandte:n oder Bekannte:n, der bzw. die an einer der Demenzformen leidet oder selbst eine:n Angehörige:n mit Demenz hat. Demenz ist eine Krankheit, die häufig in der Gesellschaft vorkommt und überwiegend ältere Menschen betrifft. Aufgrund der höheren Lebenserwartung von Frauen überwiegt bei den Demenzpatient:innen der Anteil der Frauen. Sowohl für die betroffenen Patient:innen als auch für die Angehörigen und Freunde stellt eine Demenzdiagnose oft einen großen Einschnitt in den gewohnten Alltag und den Umgang miteinander dar. Auch deshalb, weil Demenz nicht heilbar ist.

Was ist Demenz?

Als Demenz wird der Verlust von geistiger (kognitiver), emotionaler und sozialer Leistungsfähigkeit bezeichnet, die durch eine Gedächtnisstörung ausgelöst wird. Das Gehirn kann Informationen nicht mehr wie bei Gesunden verarbeiten. Demenz ist ein Oberbegriff für mehr als 50 verschiedene Formen. Die Ursachen für eine Demenz sind vielfältig. Die meisten haben hirnorganische Ursachen (primäre Demenz), welche bisher nicht heilbar sind. Sekundäre Demenzen können durch Intoxikationen (zum Beispiel eine Medikamentenvergiftung), Vitaminmangel oder Schilddrüsenfehlfunktion ausgelöst werden und sind zum Teil heilbar. Weil vor allem ältere Menschen mit einer Demenzform leben, ist im Volksmund häufig auch von Altersdemenz die Rede. Demenz ist keine eigenständige Krankheit, sondern eine Kombination verschiedener Symptome (ein Syndrom). Die Symptome beeinträchtigen das Gedächtnis, das Denken, das Urteilsvermögen, die Sprache und das Verhalten so stark, dass Menschen mit Demenz ihren Alltag nicht mehr wie gewohnt bewältigen können. Ursache für eine Demenz sind verschiedene Erkrankungen oder Schädigungen des Gehirns, die Nervenzellen und ihre Verbindungen nach und nach zerstören. Obwohl meist ältere Menschen erkranken, ist Demenz keine normale Alterserscheinung.

Die häufigsten Demenzformen

Es gibt bis zu 50 verschiedene Formen von Demenz, wobei es zwei Formen gibt, die zusammen den Großteil der Demenzerkrankungen ausmachen. Die am meisten verbreiteten Demenzformen sind die Alzheimer- und die vaskuläre Demenz. Die häufigsten Demenzformen sind:

  • Alzheimer-Krankheit: Die häufigste Demenzform. Sie beginnt mit Vergesslichkeit, Orientierungs- und Sprachschwierigkeiten und entwickelt sich schleichend weiter. Die Alzheimer-Demenz macht ca. 60 - 65 Prozent aller Demenzerkrankungen aus.

  • Vaskuläre Demenz: Die zweithäufigste Demenzerkrankung. Sie entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn, zum Beispiel nach einem Schlaganfall. Die vaskuläre Demenz macht ca. 20 - 30 Prozent aller Demenzerkrankungen aus. Die Symptome können plötzlich einsetzen oder schrittweise zunehmen. Bei ungefähr jedem fünften Menschen mit Demenz liegt die Ursache in Durchblutungsstörungen. Durch kleinere Schlaganfälle kann die Durchblutung gestört und dadurch das Gewebe des Gehirns zerstört werden.

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  • Lewy-Körperchen-Demenz: Hierbei lagern sich Proteine in den Nervenzellen des Gehirns ab, so genannte Lewy-Körperchen. Menschen mit beginnender Lewy-Körperchen-Demenz reagieren häufig auffällig langsam, schweifen gedanklich ab und haben Schwierigkeiten mit dem Planen und Problemlösen. Auch motorische Symptome und Halluzinationen können auftreten. Die Lewy-Körper-Demenz ähnelt nicht nur in den Symptomen, sondern auch in den Ursachen der Alzheimer-Krankheit. Den Untergang der Nervenzellen im Gehirn verursachen Eiweißablagerungen. Ein typisches Symptom der Lewy-Körper-Demenz sind Halluzinationen, die meist häufiger und früher als bei Alzheimer auftreten. Dagegen bleibt das Gedächtnis oftmals länger erhalten.

  • Frontotemporale Demenz: Die Frontotemporale Demenz (FTD) tritt meist früher auf als andere Demenzen - häufig vor dem 65. Lebensjahr, aber auch schon bei deutlich jüngeren Menschen. Typische Symptome zu Beginn sind Verhaltensänderungen sowie Sprach- und Sprechstörungen. FTD entsteht durch das Absterben von Gehirnzellen im Frontallappen und im Schläfenlappen. Bei der selteneren Form der frontotemporalen Demenz (früher auch Pick-Krankheit oder Morbus Pick genannt) treten anfangs ganz andere Symptome auf. Die Persönlichkeit der Betroffenen verändert sich, sie sind leicht reizbar und benehmen sich seltsam. Viele Betroffene verhalten sich auffällig und unsozial, während ihr Gedächtnis weitgehend erhalten bleibt.

  • Parkinson-Demenz: Demenz kann sich auch bei Menschen mit einer Parkinson-Erkrankung entwickeln.

  • Chronisch traumatische Enzephalopathie (CTE): Demenz kann auch als Folge häufiger Kopfverletzungen entstehen.

Sie zählen beide zu den sogenannten primären Demenzformen, bei der die Krankheit direkt im Gehirn auftritt und nicht wie bei der sekundären Demenzform durch andere Grunderkrankungen ausgelöst wird. Vor allem bei älteren Patient:innen kommt es häufig zu Überschneidungen der einzelnen Demenzformen, sodass gleichzeitig eine Alzheimer und eine vaskuläre Demenz vorliegen kann.

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Unterschiede zwischen Alzheimer und Frontotemporaler Demenz

MerkmalAlzheimer-KrankheitFTD
Hauptbetroffene GehirnbereicheHippocampus und Temporallappen, später gesamtes GehirnFrontal- und Temporallappen
Kognitive BeeinträchtigungenBeeinträchtigungen des (Kurzzeit-)GedächtnissesVerhaltensänderungen und Sprachstörungen
Häufigstes Alter beim Auftretenüber 65 Jahre45 bis 65 Jahre
VerhaltensauffälligkeitenIm späteren Verlauf: herausfordernde, schwierige VerhaltensweisenIm Anfangsstadium: Auftreten von Impulsivität und Enthemmung, aber auch von Apathie und sozialer beziehungsweise emotionaler Distanz
SpracheIm späteren Verlauf: Aphasie (Sprachstörungen)Im Anfangsstadium: Sprachstörungen wie reduzierter Wortschatz oder Sprachverständnisprobleme

Weitere Demenzformen

  • Wernicke-Korsakow-Syndrom: Das Wernicke-Korsakow-Syndrom gehört zu den sekundären Demenzformen. Eine sekundäre Demenz kann durch Depressionen, Medikamente, Alkoholsucht, Schilddrüsenerkrankungen oder eine Vitamin-Unterversorgung ausgelöst werden. Im Gegensatz zu Alzheimer und vielen anderen primären Demenzformen können sekundäre Demenzen mitunter geheilt werden, wenn die zugrunde liegende Erkrankung früh genug behandelt wird. Die häufigste Ursache des Korsakow-Syndroms ist ein jahrelanger übermäßiger Alkoholkonsum. Es wird jedoch auch als Defektzustand nach Infektionen (Enzephalitis) und Traumen (schwere Kopfverletzungen) beobachtet.

  • Creutzfeldt-Jakob-Krankheit: Die Creutzfeldt-Jakob Krankheit tritt als sehr rasch (6-12 Monate) fortschreitende Demenz in Erscheinung, die typischerweise von motorischen Störungen in Form von Myoklonien (= ausgeprägte unwillkürliche Muskelzuckungen) und Ataxie (= ausgeprägte Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen) begleitet ist. Die Creutzfeldt-Jakob Krankheit gilt als menschliche Variante des sogenannten „Rinderwahnsinns“ (BSE) und kommt beim Menschen sowohl als „sporadische“ Form (ohne eindeutige Verursachung), als erbliche aber auch als durch Infektion erworbene Form vor.

Ursachen von Demenz

Die Ursachen von den verschiedenen Demenzformen sind bis heute nicht vollständig geklärt. Neben genetischen Faktoren wird vermutet, dass auch Umwelteinflüsse und der Lebensstil am Entstehen der Erkrankung beteiligt sind.

Alzheimer-Krankheit

Man weiß, dass bei der Alzheimer-Krankheit insbesondere zwei fehlerhafte (fehlgefaltete) Proteine bei der Entstehung eine Rolle spielen, welche zum fortschreitenden Abbau der Großhirnrinde führt. Zunächst bilden sich Ablagerungen (Plaques) von Amyloid-Proteinen, die sich außen an den Nervenzellen des Gehirns anreichern. Anschließend kommt es innerhalb der Nervenzellen zur Verbreitung von sogenannten Tau-Proteinen. Beide Proteine stören den normalen Stoffwechsel und die normale Kommunikation der Nervenzellen, so dass es zum Absterben von Nervenzellen kommt. Dadurch zeigen sich die typischen Symptome einer Demenzerkrankung. Als Risikofaktoren für die Entwicklung einer Alzheimer-Krankheit steht an erster Stelle das Alter: Ab 65 Jahren steigt das Risiko stark an. Auch genetische Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen, da es bei Familienmitgliedern ersten Grades eine erhöhte Häufigkeit an Erkrankungen gibt.

Vaskuläre Demenz

Die Ursache der vaskulären Demenz beruht auf der Schädigung und dem teilweisen Absterben von Gehirnzellen durch Blutgerinnsel oder auch Hirnblutungen. Anders als bei der Alzheimerkrankheit treten die Einschränkungen der geistigen Funktion daher manchmal sehr plötzlich auf. Das Risiko, an vaskulärer Demenz zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Zu den weiteren Risikofaktoren gehören hauptsächlich Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sowie ungesunde Lebensstilfaktoren:

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  • Bluthochdruck
  • Koronare Herzerkrankungen
  • Vorhofflimmern
  • Schlaganfall
  • Diabetes mellitus
  • Fettstoffwechselstörungen
  • Rauchen
  • Übermäßiger Alkoholkonsum
  • Bewegungsmangel
  • Übergewicht

Durch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten hin zu einem gesunden Lebensstil lässt sich das Risiko für eine vaskuläre Demenz senken. Grundsätzlich kann man sagen, dass man das Risiko, im Alter an Demenz zu erkranken am besten senken kann, indem man einen gesunden und aktiven Lebensstil auch im höheren Alter pflegt.

Wie man testen kann, ob jemand an einer der Demenzformen erkrankt ist

Stellen Sie bei sich oder einem Angehörigen bzw. einer Angehörigen Auffälligkeiten der kognitiven Fähigkeiten fest, wie Störungen der gewohnten Gedächtnisleistung, Probleme bei der Informations Verarbeitung, Orientierungsprobleme, Schwierigkeiten Aktivitäten zu planen oder Sonstiges, das früher einfach zu erledigen war und nun Schwierigkeiten bereitet, liegt der Wunsch nahe, einen Demenztest durchzuführen. Bei dem Verdacht auf eine Demenz ist die erste Anlaufstelle oft die Hausarztpraxis. Dort kennt man Sie und kann einschätzen, ob sich Ihre geistige Verfassung verändert hat. Häufig setzt der Arzt beziehungsweise die Ärztin für eine erste Einschätzung einen sogenannten psychometrischen Test ein. Diese Tests bestehen meist aus wenigen Fragen und beanspruchen kognitive Fähigkeiten wie das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit, die Konzentration oder auch den Wortschatz. Daneben wird Ihr Hausarzt beziehungsweise Ihre Hausärztin gegebenenfalls. auch eine körperliche Untersuchung vornehmen oder eine Blutabnahme durchführen. Bei Bedarf folgt die Überweisung in eine neurologische Praxis oder eine Gedächtnisambulanz. Sie können sich alternativ auch direkt an eine Gedächtnissprechstunde wenden.

Um eine Person auf eine mögliche Demenzerkrankung zu testen, gibt es verschiedene sogenannte psychometrische Tests. Einer der weitverbreitetsten Tests ist der sogenannte Mini-Mental-Status-Test (MMST). Dabei wird durch einen standardisierten Fragebogen die geistigen Funktion in Bezug auf das Erinnerungsvermögen, die Aufmerksamkeit, die Orientierungsfähigkeit aber auch Lesen, Rechnen und andere Fähigkeiten abgeprüft. In einem anschließenden Gespräch mit dem Betroffenen, bei dem auch Angehörige willkommen sind, werden mögliche Veränderungen der Persönlichkeit, der Stimmung und des Verhaltens besprochen. Neben den obengenannten Tests werden weitere Untersuchungen durchgeführt, um die Form der Demenz und das Ausmaß der Erkrankung besser bestimmen zu können. Dazu gehören:

  • Neurologische Untersuchungen
  • Bildgebende Verfahren wie MRT oder CT
  • Untersuchungen des Herz-Kreislauf-Systems
  • Blutuntersuchungen
  • Liquoruntersuchungen
  • Gentests

Wenn Sie bei sich oder einem Verwandten Auffälligkeiten feststellen, die Sie aber nicht direkt von einem Arzt abklären lassen möchten, gibt es von zu Hause eine Möglichkeit, einen einfachen Test auf Demenz durchzuführen. Im Internet findet man unter dem Stichwort „Demenz Selbsttest“ eine Reihe von interaktiven Fragebögen, die man zu Hause ausfüllen kann. Man erhält sofort eine Auswertung, die als erste Einschätzung über eine mögliche Abweichung der Gehirnleistung von der „Norm“ zu bewerten ist. Der Demenz Selbsttest ersetzt natürlich keinen fachmännischen Demenztest von einem Arzt oder einer Ärztin und sollte deshalb nicht als Selbstdiagnose einer Demenzerkrankung überbewertet werden. Spezielle Demenz-Tests messen die geistige Leistungsfähigkeit einer Person und lassen erkennen, ob diese noch im Normalbereich liegt, oder Anzeichen für eine Einschränkung durch eine Demenz vorliegen. Den sogenannten MMST als PDF können Sie als Selbsttest nutzen, um einen ersten Verdacht zu prüfen. Bitte beachten Sie, dass dieser Selbsttest keine ärztliche Diagnose ersetzt. Liegt ein Anfangsverdacht für eine Demenz-Erkrankung vor, sollte der erste Gang zum Hausarzt, zu einer Gedächtnis-Sprechstunde oder einer Memory-Klinik führen. Eine frühe Diagnose von Demenz erleichtert den Umgang mit der Krankheit und bietet größere Chancen, das Fortschreiten der Krankheit aufzuhalten oder zu verlangsamen. Am Anfang geht es darum, festzustellen, ob demenzielle Symptome vorliegen und wie stark diese ausgeprägt sind. Wichtige Bestandteile in dieser Phase der Diagnostik sind das Patientengespräch (Anamnese), die körperliche Untersuchung und nach Bedarf die Durchführung von Demenz-Tests. Sind deutliche demenzielle Symptome vorhanden, muss der Arzt noch die Ursache der Symptome eindeutig klären. Zum Beispiel wird ein Arzt versuchen, Hinweise auf eine konkrete organische Ursache zu finden. Mit den Ergebnissen kann der Arzt außerdem bestimmen, um welche Demenzform es sich handelt und in welchem Stadium sich der Betroffene befindet.

Die Lebenserwartung bei einer Demenz

Für jede:n Demenzkranke:n ist eine frühe Diagnose der Erkrankung hilfreich. Bei manchen Demenzformen, wie der Alzheimer-Erkrankung, gibt es für das frühe Stadium zwar keine medikamentöse Therapie. Aber dafür können sich Betroffene in der Phase meistens noch gut mit der Krankheit auseinandersetzen. Sie können selbst Entscheidungen über ihr zukünftiges Leben treffen und auch bestimmen, welche Angehörigen über die Krankheit informiert werden und wie bei fortschreitender Krankheit die Pflege organisiert und finanziert wird. Es ist wichtig für alle Beteiligten zu verstehen, dass die Krankheit zwar aufgehalten werden kann, es derzeit aber noch kein Heilmittel gibt und es trotz der Herauszögerung der Krankheit am Ende zu einem Versterben des Betroffenen kommen wird. Die Lebenserwartung unterscheidet sich je nach Demenzform, und liegt ungefähr zwischen 7-10 Jahren. Laut einer Studie des Archives of Gerontology and Geriatrics liegt bei Alzheimer-Erkrankung die mittlere Lebenserwartung des Demenz-Patienten bei 7-10 Jahre. Alzheimer-Patient:innen können aber durchaus auch länger leben. Bei vaskulärer Demenz wird die Lebenserwartung stark von den meist auftretenden Begleiterkrankungen aus dem Herz-Kreislauf-Bereich beeinflusst. Menschen mit Demenz haben eine verkürzte Lebenserwartung [3]. Bei fortgeschrittener Demenz leidet dann auch der allgemeine Gesundheitszustand, insbesondere werden die betroffenen Personen anfälliger für Infektionen. Viele Menschen mit Demenz versterben daher an einer Lungenentzündung [17,18]. Im Allgemeinen ist es also nicht der geistige Abbau, der unmittelbar zum Tode führt, sondern gesundheitliche Komplikationen, die mit Demenz einhergehen. Demenz führt an sich nicht unbedingt zum Tod. Dennoch haben Menschen, die an Demenz erkranken, eine verkürzte Lebenserwartung. Das liegt zum einen daran, dass es den Betroffenen im späteren Verlauf der Krankheit immer schwerer fällt, auf ihre eigene Gesundheit zu achten, Frühwarnzeichen für Erkrankungen wahrzunehmen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Die häufigste Todesursache bei Menschen mit Demenz ist die Lungenentzündung (Pneumonie).(10) Das hat zwei Gründe: Zum einen schwächt eine fortgeschrittene Demenz das Immunsystem. Man ist dann anfälliger für Infektionskrankheiten. Zum anderen bereitet der Vorgang des Kauens und Schluckens in diesem Stadium große Probleme (Schluckstörungen).

Behandlung von Demenz

Menschen mit Demenz können nicht geheilt werden - aber es kann ihnen geholfen werden. Ziel der Behandlung ist es, Symptome zu lindern, Fähigkeiten möglichst lange zu erhalten und die Herausforderungen des Alltags bestmöglich bewältigen zu können. Die beiden Hauptsäulen der Demenztherapie sind:

  • Medikamentöse Therapie: Je nach Demenzform können Medikamente eingesetzt werden, um kognitive Einschränkungen oder Begleitsymptome wie Unruhe, Depressionen oder Halluzinationen zu mildern. Bei Alzheimer und Lewy-Körperchen-Demenz werden häufig Acetylcholinesterase-Hemmer oder Memantin verordnet.
  • Nicht-medikamentöse Therapie: Ergänzend oder alternativ können Menschen mit Demenz auf vielfältige Weise ohne Medikamente therapiert werden. Behandlungsformden wie Musiktherapie, Kunsttherapie, Aromatherapie, Yoga oder Biographiearbeit können helfen, vorhandene Stärken zu unterstützen, die Selbstständigkeit länger zu erhalten und positive Erlebnisse im Alltag zu schaffen.

Seit 2025 neu in den Leilinien zur Behandlung von Menschen mit Demenz ist die palliative Begleitung, die schon früh im Krankheitsverlauf unterstützen kann - etwa durch schmerzlindernde Behandlungen oder Gespräche über individuelle Wünsche. Alzheimer-Demenz, Frontotemporale Demenz, Lewy-Körper-Demenz, Parkinson-Demenz und Vaskuläre Demenz sind bis heute leider nicht heilbar. Dennoch ist die Behandlung von Demenz wichtig, weil sie die Lebensqualität der Betroffenen im weiteren Verlauf erheblich steigert. Je nach Demenzform, Stadium und individuellem Gesundheitszustand kommen unterschiedliche Medikamente und nicht-medikamentöse Therapien in Frage.

Risikofaktoren und Prävention

Zwar ist das Alter der größte bekannte Risikofaktor für eine Demenzerkrankung, dennoch ist Demenz keine unvermeidliche Folge des Alterns. Und auch nicht nur ältere Menschen sind betroffen: Rund 9 Prozent der Erkrankten sind jünger als 65 Jahre. In diesen Fällen spricht man von Frühdemenz. Studien zeigen: Wer gesund lebt, kann sein Demenzrisiko senken. Bislang sind 14 Risikofaktoren für Demenz bekannt, die prinzipiell modifizierbar sind und durch medizinische Vorsorge und gesunde Lebensgewohnheiten zum Teil persönlich beeinflusst werden können. Dazu gehören unter anderem Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes, Schwerhörigkeit, Luftverschmutzung, geringe Bildung und soziale Isolation. Demnach wären bei Beseitigung dieser 14 Risiken rund 45 Prozent [26] aller Demenzerkrankungen vermeidbar oder könnten hinausgezögert werden - theoretisch. Denn Fachleute sind der Ansicht, dass eine Reduzierung in dieser Größenordnung in der Praxis nicht realistisch ist [29]. Bewegung, gesunde Ernährung, soziale Kontakte und geistige Aktivität zählen dabei zu den wichtigsten Schutzfaktoren.

Leben mit Demenz

Die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz ist eine echte Herausforderung. Zu Beginn der Erkrankung reicht oft ein wenig Unterstützung im Alltag aus, doch im weiteren Verlauf wird der Bedarf an Hilfe immer größer. Menschen mit Demenz verändern ihr Verhalten und reagieren, aufgrund einer veränderten Wahrnehmung, anders auf ihre Umwelt. Für Außenstehende ist es oft schwer, zu verstehen, was in der demenzerkrankten Person vorgeht. Zu einem guten Umgang mit der Demenz gehört auch die demenzgerechte Raumgestaltung. Dabei geht es darum, Barrieren abzubauen und hilfreiche Anhaltspunkte zur zeitlichen und räumlichen Orientierung zu schaffen.

Demenzdörfer als innovative Wohnform

In Tönebön bei Hameln liegt Deutschlands erstes Demenzdorf: Hier leben Menschen mit Demenz in einer dörflichen Gemeinschaft, komplett mit Supermarkt, Café und individuell gestalteten Zimmern. Übernommen wurde die Idee, demenzerkrankte Menschen in einer dörflichen Gemeinschaft zu betreuen, aus den Niederlanden. Inzwischen gibt es weitere Demenzdörfer in Deutschland. Die Kosten für die Pflege und Unterbringung ähneln denen eines normalen Pflegeheims.

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