Die Lokalanästhesie ist ein weit verbreitetes Verfahren in der Zahnmedizin, um Behandlungen schmerzfrei zu gestalten. Obwohl sie im Allgemeinen gut vertragen wird, können in seltenen Fällen unerwünschte Reaktionen auftreten. Eine solche Reaktion kann entstehen, wenn die Spritze während der Betäubung eine Nervenfaser trifft, was zu Schmerzen und anderen Beschwerden führen kann.
Mögliche Ursachen und Symptome
Ursachen für Nervverletzungen
Obwohl schwerwiegende Komplikationen nach einer zahnärztlichen Betäubung selten sind (weniger als eins bei einer Million Spritzen), können verschiedene Faktoren das Risiko erhöhen:
- Verletzung von Blutgefäßen: Da Blutgefäße und Nervenfasern oft nebeneinander verlaufen, kann es bei einer Injektion zu einer Perforation des Gefäßes kommen.
- Direkter Kontakt mit einer Nervenfaser: Wenn die Kanülenspitze während der Anästhesie auf eine Nervenfaser trifft, kann dies einen blitzartigen Schmerz oder einen elektrisierenden Schock im Unterkiefer verursachen.
Symptome nach einer Nervverletzung
- Schmerzen an der Einstichstelle: Schmerzen an der Einstichstelle sind eine häufige Nebenwirkung.
- Lang anhaltendes Taubheitsgefühl: In seltenen Fällen kann es zu einem langfristig andauernden Taubheitsgefühl im betäubten Bereich kommen, insbesondere im Unterkiefer. Patienten beschreiben dies oft als ein Gefühl, als ob der Bereich "pelzig" ist.
- Geschmacksstörungen: Eine Schädigung des Nervus lingualis kann zu Geschmacksstörungen führen, was besonders für Personen, die in Berufen arbeiten, die einen ausgeprägten Geschmackssinn erfordern (z. B. Köche), problematisch sein kann.
Was tun bei Schmerzen nach einer Zahnarztspritze?
Sofortmaßnahmen
- Kommunikation mit dem Zahnarzt: Informieren Sie Ihren Zahnarzt sofort über die aufgetretenen Schmerzen oder Missempfindungen während oder nach der Injektion. Dies ist wichtig, um die Ursache der Beschwerden zu klären und geeignete Maßnahmen einzuleiten.
- Beobachtung der Symptome: Achten Sie genau auf die Art und Dauer der Schmerzen sowie auf eventuelle Taubheitsgefühle oder Geschmacksstörungen. Notieren Sie sich, wann die Symptome auftreten und ob sie sich im Laufe der Zeit verändern.
- Vermeidung von Eigenverletzungen: Solange die Betäubung anhält, sollten Sie darauf achten, sich nicht auf die betäubten Bereiche zu beißen, um Verletzungen zu vermeiden. Dies gilt besonders für Kinder.
Langfristige Maßnahmen und Behandlungen
- Schmerzlinderung: Bei leichten Schmerzen können rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol helfen. Ihr Zahnarzt kann Ihnen auch stärkere Schmerzmittel verschreiben, falls erforderlich.
- Physiotherapie: In einigen Fällen kann Physiotherapie helfen, die Nervenfunktion wiederherzustellen und Schmerzen zu lindern.
- Medikamentöse Behandlung: Bei anhaltenden Nervenschmerzen können Medikamente wie Antidepressiva oder Antikonvulsiva eingesetzt werden, die auch bei neuropathischen Schmerzen wirksam sind.
- Chirurgische Intervention: In seltenen Fällen kann eine chirurgische Intervention erforderlich sein, um den geschädigten Nerv zu reparieren oder zu entlasten.
Vorbeugende Maßnahmen
Information des Zahnarztes
Es ist wichtig, den Zahnarzt vor der Behandlung über bestehende Erkrankungen, Allergien und eingenommene Medikamente zu informieren. Dies ermöglicht es dem Zahnarzt, ein geeignetes Betäubungsmittel und Verfahren auszuwählen und potenzielle Risiken zu minimieren.
Alternative Betäubungstechniken
In bestimmten Fällen können alternative Betäubungstechniken in Betracht gezogen werden, um das Risiko von Nervverletzungen zu reduzieren:
- Oberflächenanästhesie: Bei Kindern und empfindlichen Erwachsenen kann vor der Injektion eine Oberflächenanästhesie mit Gelen, Sprays oder Salben eingesetzt werden, um den Einstichschmerz zu minimieren.
- Intraligamentäre Anästhesie: Bei begrenzten Eingriffen an einzelnen Zähnen kann die intraligamentäre Anästhesie angewendet werden, bei der das Betäubungsmittel direkt in den Spalt zwischen Zahn und Knochen injiziert wird.
- Infiltrationsanästhesie: Im Oberkiefer kann die Infiltrationsanästhesie verwendet werden, bei der das Betäubungsmittel unter die Schleimhaut in die Nähe der Wurzelspitze des Zahns gespritzt wird.
Sorgfältige Durchführung der Anästhesie
Eine sorgfältige Durchführung der Anästhesie durch den Zahnarzt ist entscheidend, um Nervverletzungen zu vermeiden:
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- Langsame Injektion: Das Betäubungsmittel sollte langsam eingespritzt werden, um das Gewebe nicht zu stark zu belasten und das Risiko von Nervverletzungen zu minimieren.
- Korrekte Positionierung der Nadel: Der Zahnarzt sollte die Nadelspitze sorgfältig positionieren, um direkten Kontakt mit Nervenfasern zu vermeiden.
Rechtliche Aspekte
Aufklärungspflicht des Zahnarztes
Der Zahnarzt ist verpflichtet, den Patienten vor der Behandlung über mögliche Risiken und Komplikationen der Anästhesie aufzuklären. Dies umfasst auch das Risiko von Nervverletzungen und die möglichen Folgen.
Behandlungsfehler
Ein Behandlungsfehler liegt vor, wenn der Zahnarzt bei der Durchführung der Anästhesie gegen anerkannte medizinische Standards verstößt und dadurch eine Nervverletzung verursacht. In diesem Fall hat der Patient möglicherweise Anspruch auf Schadensersatz und Schmerzensgeld.
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