Abgestorbenes Gewebe im Gehirn: Ursachen und Behandlungen

Abgestorbenes Gewebe im Gehirn, auch bekannt als Nekrose, ist ein Zustand, bei dem einzelne Körperzellen oder ganze Zellverbände in einem lebenden Organismus absterben. Im Gegensatz zum programmierten Zelltod, der Apoptose, ist die Nekrose immer krankhaft und wird durch externe Faktoren oder Erkrankungen ausgelöst. Die Ursachen für abgestorbenes Gewebe im Gehirn können vielfältig sein, darunter Glioblastome, Schlaganfälle, Infektionen und Traumata. Die Behandlung hängt von der zugrunde liegenden Ursache und dem Ausmaß der Schädigung ab.

Ursachen für abgestorbenes Gewebe im Gehirn

Es gibt eine ganze Reihe von Faktoren, die Körperzellen irreparabel schädigen können. Zu den häufigsten Ursachen für abgestorbenes Gewebe im Gehirn gehören:

  • Glioblastom: Das Glioblastom ist der häufigste aggressive primäre Hirntumor bei Erwachsenen. Es handelt sich um eine Krebsart, bei der sich die Stützzellen des Gehirns oder (selten) des Rückenmarks unkontrolliert vermehren. Beim Glioblastom sind die ursprünglichen Astrozyten am stärksten entartet und vermehren sich so schnell, dass der Tumor oft nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden kann und in seinem Zentrum Zellen absterben (Nekrose).
  • Schlaganfall: Ein Schlaganfall tritt auf, wenn die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen wird. Dies kann durch ein Blutgerinnsel oder eine Blutung im Gehirn verursacht werden. Wenn das Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, können die Zellen absterben.
  • Infektionen: Bestimmte Infektionen des Gehirns, wie z. B. Meningitis oder Enzephalitis, können zu Nekrosen führen.
  • Traumata: Eine Schädelverletzung kann zu direkten Schäden am Hirngewebe führen, was zu Nekrosen führen kann.
  • Andere Ursachen: Seltenere Ursachen für abgestorbenes Gewebe im Gehirn sind Stoffwechselstörungen, Vergiftungen und Autoimmunerkrankungen.

Arten von Nekrose im Gehirn

Die verschiedenen Arten von Gewebe im Körper sterben unterschiedlich ab. Die am häufigsten vorkommenden Nekrobiosen sind die Koagulationsnekrose und die Kolliquationsnekrose.

  • Koagulationsnekrose: Diese Art der Nekrose tritt in proteinreichem Zellgewebe wie den Muskeln oder dem Herz auf. Aufgrund von Überbelastung oder Sauerstoffmangel schwellen die Zellen an und übersäuern. Das zerstört die Proteine im Inneren und lässt sie aneinanderhaften, sodass sich die Zellorganellen langsam auflösen.
  • Kolliquationsnekrose: Diese Art der Nekrose tritt in fettreichem und eiweißarmem Gewebe wie den Nervenzellen im Gehirn auf. Auch hier schwellen die Körperzellen zuerst an, dann verflüssigt sich ihr Inhalt jedoch, statt sich zu verfestigen. Deswegen erscheint das abgestorbene Zellgewebe hier matschig und schmierig.

Symptome von abgestorbenem Gewebe im Gehirn

Die Symptome von abgestorbenem Gewebe im Gehirn hängen von der Ursache und dem Ort der Schädigung ab. Einige häufige Symptome sind:

  • Neu auftretende epileptische Krampfanfälle: Oft das erste Symptom eines Hirntumors.
  • Kopfschmerzen: Vor allem nachts und am frühen Morgen.
  • Schwindel
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Bewusstseinsstörungen: Wie Benommenheit, Verwirrtheit, Konzentrationsstörung.
  • Neurologische Ausfälle: Je nach Lage des Tumors und der Schädigung von gesundem Hirngewebe.
  • Taubheitsgefühl oder Lähmungen
  • Verschwommene Sicht, Doppelbilder oder andere Sehstörungen
  • Sprachstörung
  • Gleichgewichtsstörung
  • Veränderungen der Persönlichkeit
  • Fieber
  • Schüttelfrost

Diagnose von abgestorbenem Gewebe im Gehirn

Wenn Menschen mit Symptomen, die auf einen Hirntumor hinweisen können, eine Arztpraxis aufsuchen, wird die Ärztin oder der Arzt zunächst eine neurologische Untersuchung durchführen. Dabei werden unter anderem das Sehen, Hören, Riechen, die Augenbewegungen, die Gesichtsmuskulatur, Koordination, Kraft, Sensibilität, Koordination, Reflexe und Gleichgewicht geprüft. Bei Auffälligkeiten veranlasst der Arzt oder die Ärztin ein bildgebendes Verfahren. Mit der Computertomographie und der Magnetresonanztomographie ist es heute möglich, in das Innere des Gehirns zu blicken und feinste Veränderungen sichtbar zu machen. Abhängig von den Beschwerden erfolgt meist eine Magnetresonanztomographie (MRT). Während die genannten Symptome nicht spezifisch für Hirntumore sind, kann eine Kernspintomographie zeigen, ob ein Hirntumor oder eine andere Ursache hinter den Beschwerden steckt. Wenn man einen Hirntumor in der Kernspintomographie findet, kann man mit dieser Untersuchung jedoch nicht feststellen, um welchen Tumor es sich handelt. Dies gelingt nur durch eine Untersuchung des Tumors mit dem Mikroskop und weiteren Untersuchungen durch eine Pathologin oder einen Pathologen. Dazu muss Tumorgewebe gewonnen werden. Dies kann durch eine Gewebeprobe oder im Falle einer Operation durch die Untersuchung des entfernten Tumorgewebes erfolgen.

Lesen Sie auch: Faszination Nesseltiere: Wie sie ohne Gehirn leben

Zu den Tests und Verfahren, die zur Diagnose eines Glioblastoms eingesetzt werden, gehören:

  • Neurologische Untersuchung: Sehvermögen, Gehör, Gleichgewicht, Koordination und Reflexe der Patient:innen werden überprüft.
  • Bildgebende Verfahren: Magnetresonanztomographie (MRT) (dieses Verfahren wird standardmäßig zur Diagnose von Hirntumoren eingesetzt), Computertomographie (CT) und Positronen-Emissions-Tomographie (PET).
  • Biopsie: Die Entnahme einer Gewebeprobe erfolgt in der Regel vor der Operation oder während der Resektion eines Glioblastoms. Die Probe des verdächtigen Gewebes wird im Labor mikroskopisch und molekularpathologisch untersucht, um die Art der Zellen, den WHO-Grad sowie wichtige genetische Marker (z. B. IDH-Status, MGMT-Promotor-Methylierung) zu bestimmen.

Behandlung von abgestorbenem Gewebe im Gehirn

Zur Behandlung einer Nekrose muss zuerst der Grund für das Absterben des Zellgewebes gefunden und behoben werden. Erst wenn die Körperzellen wieder mit allem gut versorgt sind, können sie sich regenerieren. Die größte Gefahr lauert dabei immer in einer Entzündung, da das tote Zellgewebe besonders anfällig für die Besiedlung durch Bakterien ist.

Die Behandlung von abgestorbenem Gewebe im Gehirn hängt von der zugrunde liegenden Ursache und dem Ausmaß der Schädigung ab. Einige häufige Behandlungen sind:

  • Operation: Da ein Glioblastom meist auf gesundes Hirngewebe drückt, das im Schädelinneren nicht ausweichen kann, wird dieser Tumor meist operativ entfernt. Ziel ist dabei, das gesamte abgrenzbare Tumorgewebe zu beseitigen. Da sich die Tumorzellen aber über diese Grenze hinaus entlang der Nervenfasern ausbreiten, ist eine komplette Entfernung des Tumors in der Regel nicht möglich. Bei anderen Ursachen für Nekrosen, wie z. B. einem Schlaganfall, kann eine Operation erforderlich sein, um den Druck auf das Gehirn zu verringern oder Blutungen zu stoppen.
  • Strahlentherapie: Nach der Operation folgt normalerweise eine Strahlentherapie, die vor allem die sich teilenden Tumorzellen trifft. Diese wird kombiniert mit einer Chemotherapie unter Verwendung von Temozolomid-Tabletten - die die Krebszellen abtöten sollen.
  • Chemotherapie: Patient:innen erhalten während der Bestrahlung Temozolomid, gefolgt von sechs Erhaltungszyklen. Der molekulare MGMT-Status hilft bei der Beurteilung, ob Temozolomid besonders wirksam ist.
  • Medikamente: Medikamente können eingesetzt werden, um die Symptome von abgestorbenem Gewebe im Gehirn zu lindern, wie z. B. Kopfschmerzen, Übelkeit und Krampfanfälle.
  • Rehabilitation: Nach einer Hirnschädigung kann eine Rehabilitation erforderlich sein, um verlorene Funktionen wiederzuerlangen. Dies kann Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und andere Therapien umfassen.

Neuroplastizität: Die Reparaturzentrale

Schäden im Gehirn sind fatal, doch zum Glück kann sich unser Denkorgan selbst helfen. Der Prozess der Neuroplastizität ermöglicht es Nervenzellen, sich neu zu organisieren und geschädigte Funktionen zu kompensieren. Doch es gibt auch Grenzen. Ein Neuron kommuniziert über Synapsen mit etwa 10 000 anderen Nervenzellen. 1,9 Millionen Nervenzellen gehen mit jeder Minute, die nach einem Schlaganfall verstreicht, zu Grunde. »Time is brain«, sagen Neurologen deshalb. Zeit ist Hirn.

Ausgerechnet eine Hirnschädigung versetzt das Organ in einen höchst formbaren Zustand. Während die Hirnrinde zunächst weniger aktiv ist, steigt die Erregbarkeit vor allem in bestimmten Regionen, die an der Neuorganisation der geschädigten Gebiete beteiligt sind. Dabei findet die Reorganisation meist in Arealen statt, die entweder ähnliche Aufgaben erfüllen wie der geschädigte Bereich oder in räumlicher Nähe dazu liegen. Wird zum Beispiel durch einen Schlaganfall ein Areal geschädigt, das die Hand steuert, können Nervenzellen aus den angrenzenden Arealen die verloren gegangenen Funktionen übernehmen. Das könnte etwa der Teil des sensorischen Kortex sein, der Sinnesreize aus der Hand verarbeitet, oder aber motorische Regionen, die die Rumpfmuskulatur oder die Bewegung der Beine koordinieren.

Lesen Sie auch: Lesen Sie mehr über die neuesten Fortschritte in der Neurowissenschaft.

Prognose

Die Prognose für Menschen mit abgestorbenem Gewebe im Gehirn hängt von der Ursache und dem Ausmaß der Schädigung ab. Bei einigen Ursachen, wie z. B. einem Glioblastom, ist die Prognose schlecht. Bei anderen Ursachen, wie z. B. einem Schlaganfall, kann sich die Prognose verbessern, wenn die Behandlung frühzeitig begonnen wird und die Rehabilitation erfolgreich ist.

Ein Glioblastom ist nicht heilbar. Die Prognose ist zum Beispiel abhängig vom Gesundheitszustand des Erkrankten und vom Tumorstadium. Die Überlebenszeit schwankt zwischen wenigen Monaten und einigen Jahren. Selbst unter maximaler Therapie ist ein Glioblastom in der Regel nicht heilbar. Personen, die sich einer Operation, Strahlen- und Chemotherapie unterzogen haben, haben eine mittlere Überlebenszeit von ungefähr 15 Monaten beziehungsweise von wenigen Jahren (etwa zwei bis vier) bei einem Glioblastom mit MGMT-Promotor-Methylierung. Etwa fünf bis sieben Prozent der Betroffenen überlebt durchschnittlich fünf Jahre. Ohne Therapie stirbt eine erkrankte Person unter Umständen bereits nach circa zwei Monaten.

Lesen Sie auch: Tinnitus und Gehirnaktivität: Ein detaillierter Einblick

tags: #abgestorbenes #gewebe #im #gehirn #ursachen #behandlung