Magen-Darm-Lähmung: Symptome, Ursachen und Behandlung

Die Magen-Darm-Lähmung, auch bekannt als Gastroparese (Magenlähmung) oder paralytischer Ileus (Darmlähmung), ist eine Störung des Verdauungssystems, bei der die normale Bewegung des Magens oder Darms beeinträchtigt ist. Dies führt zu einer verzögerten Magenentleerung oder einem Stopp des Weitertransports des Darminhalts. Die Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten sind vielfältig und hängen von der spezifischen Form der Lähmung ab.

Gastroparese (Magenlähmung)

Was ist Gastroparese?

Bei der Gastroparese verbleibt die aufgenommene Nahrung deutlich zu lange im Magen. Die Peristaltik, also die wellenartigen Muskelbewegungen des Magens, die den Speisebrei in den Dünndarm befördern, ist gestört. Dies kann dazu führen, dass Betroffene nur noch wenig Nahrung aufnehmen können.

Ursachen der Gastroparese

Die Gastroparese kann verschiedene Ursachen haben:

  1. Diabetes: Der häufigste Auslöser ist Diabetes. Ein dauerhaft erhöhter Blutzucker kann die Nerven des Verdauungssystems schädigen und so die Magenbewegung stören.
  2. Neurologische Erkrankungen: Erkrankungen wie Morbus Parkinson können ebenfalls den Magen lähmen.
  3. Medikamente und Operationen: Bestimmte Medikamente oder Operationen im Magenbereich können eine Gastroparese verursachen.
  4. Essstörungen und Autoimmunerkrankungen: Bei Essstörungen, Muskelerkrankungen oder Autoimmunerkrankungen wie Multipler Sklerose kann die Magenlähmung eine Begleiterscheinung sein.
  5. Idiopathische Gastroparese: In vielen Fällen tritt die Gastroparese ohne erkennbare Ursache auf.

Symptome der Gastroparese

Die Symptome der Gastroparese sind unspezifisch und können leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden. Dazu gehören:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Magenschmerzen
  • Völlegefühl
  • Frühes Sättigungsgefühl
  • Gewichtsverlust
  • Mangelernährung

Viele Patienten leiden laut Ärzten auch zwischen den Mahlzeiten unter Übelkeit. Da der Magen aufgrund der Lähmung kaum Essen in den Dünndarm abgibt, kann es im Laufe der Zeit zu einer Mangelernährung kommen.

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Diagnose der Gastroparese

Da die Symptome der Gastroparese unspezifisch sind, kann die Diagnose schwierig sein. Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen und Völlegefühl sind häufige Symptome von Magen-Darm-Infekten, Reizmagen-Syndrom, Magenschleimhautentzündung oder psychischen Erkrankungen wie Angststörungen.

Die Diagnose umfasst in der Regel folgende Schritte:

  1. Magenspiegelung (Gastroskopie): Um andere Erkrankungen wie Magengeschwüre auszuschließen.
  2. Magenentleerungsmessung: Mithilfe von Atemtests oder Szintigraphie kann die Diagnose Gastroparese gestellt werden.
    • Szintigraphie: Patienten nehmen eine Breimahlzeit zu sich, die schwach radioaktiv markiert ist. Anhand der Strahlung kann mit einer Gammakamera aufgezeichnet werden, wo sich das Essen im Körper befindet. Bei Patienten mit Gastroparese zeigt sich, dass der Magen auch nach drei bis vier Stunden die radioaktiv markierte Nahrung kaum in den Dünndarm weitergegeben hat.
    • 13C-Atemtests:
      • 13C-Oktansäure-Atemtest: Misst die Magenentleerung fester Substanzen. Patienten nehmen ein Testfrühstück zu sich, das mit 13C-Oktansäure angereichert wurde. Die Fettsäure wird vom Körper aufgenommen, sobald sie den Magen verlässt, und zu 13C-Kohlendioxid verstoffwechselt, das sich in der Atemluft messen lässt.
      • 13C-Acetat-Atemtest: Misst, wie lange Flüssigkeiten im Magen verbleiben. Patienten trinken eine Testlösung, die geringe Mengen von 13C-Acetat enthält. Dieses Salz der Essigsäure wird vom Körper aufgenommen, sobald sie den Magen verlässt, und ebenfalls zu 13C-Kohlendioxid verstoffwechselt, welches abgeatmet wird.

Behandlung der Gastroparese

Eine Gastroparese ist bisher nicht heilbar, und es gibt keine einheitliche Therapie. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

  1. Ernährungsumstellung: Leichte und fettarme Kost kann vom Magen trotz eingeschränkter Peristaltik portionsweise mit wenig Anstrengung an den Dünndarm weitergegeben werden. Gesetzlich Versicherte haben Anspruch auf eine Beteiligung ihrer Krankenkasse an einer ärztlich verordneten Ernährungsberatung durch qualifiziertes Personal.
  2. Medikamente: Gegen Übelkeit und Brechreiz helfen Tabletten, die das Brechzentrum im Gehirn hemmen. Andere Medikamente sollen die Bewegungen des Verdauungssystems anregen (Prokinetika).
  3. Magenschrittmacher: Reichen konservative Behandlungsansätze nicht aus, kann ein Magenschrittmacher helfen. Er wird meist ambulant in eine operativ geschaffene Hautfalte am Oberbauch eingesetzt. Über kleine Schnitte werden dann zwei Sonden eingeführt und an den Magenwänden angebracht. Diese senden regelmäßig leichte Impulse an Nervenbahnen zum Gehirn. Der Magenschrittmacher entleert den Magen nicht schneller, aber Übelkeit und Erbrechen werden abgemildert.
  4. Chirurgische Interventionen: Bei schweren Verläufen können Ärzte den Magen entfernen oder direkt mit dem Dünndarm verbinden. In seltenen Fällen müssen sich Betroffene intravenös über den Blutkreislauf ernähren.

Paralytischer Ileus (Darmlähmung)

Was ist ein paralytischer Ileus?

Ein paralytischer Ileus ist eine Darmlähmung, bei der die Muskulatur der Darmwand gelähmt ist. Der Darminhalt wird nicht mehr durch rhythmische Bewegungen der Darmwand weitertransportiert, was zu einem Stopp der Darmpassage und einem Aufstau des Speisebreis führt.

Ursachen des paralytischen Ileus

Ein paralytischer Ileus kann viele Ursachen haben:

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  1. Entzündungen im Bauchraum: Eine Entzündung des Bauchfells (akute Peritonitis), Bauchspeicheldrüsenentzündung, Blinddarmentzündung oder Gallenblasenentzündung können eine Darmlähmung verursachen.
  2. Operationen: Nach Operationen im Bauchraum oder an der Wirbelsäule kann sich ein paralytischer Ileus entwickeln.
  3. Medikamente: Bestimmte Medikamente, wie Opioide, können eine Darmlähmung auslösen.
  4. Stoffwechselstörungen: Insbesondere Störungen des Salzhaushaltes (Elektrolytstörungen) können zu einer Lähmung der Darmmuskulatur führen.
  5. Weitere Ursachen: Weitere mögliche Ursachen sind schwere Verletzungen, Krebserkrankungen, Erkrankungen des Nervensystems (z. B. Parkinson, Multiple Sklerose), Durchblutungsstörungen des Darms, Leber- oder Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus oder übermäßiger Alkoholkonsum.

Symptome des paralytischen Ileus

Die Symptome einer Darmlähmung entwickeln sich oft langsam über mehrere Tage. Zu den typischen Symptomen gehören:

  • Bauchschmerzen
  • Aufgeblähter Bauch
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Verstopfung
  • Fehlende Darmgeräusche

Bei einem paralytischen Ileus fehlen jegliche Zeichen von Darmbewegung, was sich durch das Fehlen von Darmgeräuschen beim Abhorchen des Bauches äußert.

Diagnose des paralytischen Ileus

Die Diagnose eines paralytischen Ileus umfasst:

  1. Anamnese und körperliche Untersuchung: Ein aufgeblähter Bauch, Verstopfung und fehlende Darmgeräusche weisen auf einen paralytischen Ileus hin.
  2. Bildgebende Verfahren:
    • Röntgenaufnahme des Bauchraums: Hierbei können erweiterte Darmschlingen und Flüssigkeitsansammlungen im Darmlumen gesehen werden.
    • Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT): Um ein mechanisches Hindernis als Auslöser für die Darmlähmung auszuschließen.
  3. Blutuntersuchung: Um mögliche Ursachen herauszufinden (z.B. Entzündungswerte, Nierenwerte, Elektrolytwerte).

Behandlung des paralytischen Ileus

Die Behandlung eines paralytischen Ileus zielt darauf ab, den Darm zu entleeren und die Darmbewegungen wieder anzuregen:

  1. Konservative Behandlung:
    • Nahrungskarenz: Nichts mehr essen und trinken.
    • Flüssigkeitszufuhr: Infusionen sorgen für die nötige Flüssigkeitszufuhr.
    • Magensonde: Ableiten des aufgestauten Magen- und Dünndarminhalts.
    • Einlauf: Entleeren des Darms.
    • Bewegung: Umherlaufen und häufige Veränderungen der Körperposition können Bewegung in den Darm bringen.
    • Medikamente: Medikamente zur Anregung der Darmbewegungen (z.B. Neostigmin).
  2. Operative Behandlung: Ein Eingriff ist selten nötig, kann aber erforderlich sein, wenn die konservativen Maßnahmen nicht ausreichen oder Komplikationen auftreten.

Vorbeugung des paralytischen Ileus

Es gibt verschiedene Maßnahmen, um einer Darmlähmung nach einer Operation vorzubeugen: Frühzeitige Bewegung und Nahrungsaufnahme nach dem Eingriff regen die Darmtätigkeit an. Auch Kaugummikauen kann vorbeugend wirken.

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Darmverschluss (Ileus)

Was ist ein Ileus?

Unter einem Ileus versteht man eine Störung des Weitertransportes des Darminhaltes. Es kommt zu einer Unterbrechung der Nahrungspassage mit Anstau von Speisebrei. Diese Passagestörung kann entweder durch ein Hindernis (mechanischer Ileus) oder eine Darmlähmung (paralytischer Ileus) bedingt sein.

Mechanischer Ileus

Ein mechanisch bedingter Ileus (Verschluss-Ileus) kann mit oder ohne Störung der Blutzirkulation einhergehen. Es gibt viele verschiedene Ursachen für einen mechanischen Ileus, gemeinsam ist ihnen ein Stopp der Darmpassage aufgrund eines Hindernisses. Dieses kann beispielsweise den Darm direkt verstopfen, wie beispielsweise ein Tumor oder Kotballen. Oder der Darm wird von außen eingeschnürt, zum Beispiel durch bindegewebige Verwachsungen (Briden) nach einer Darmoperation, durch Vernarbungen nach entzündlichen Darmerkrankungen oder ausgeheilter Bauchfellentzündung (Peritonitis).

Symptome eines Ileus

Die Beschwerden richten sich einerseits nach der betroffenen Stelle des Darms. Bei einem Dünndarmileus kommt es oft schnell zu Übelkeit und Erbrechen, einem aufgeblähten Bauch sowie im späteren Verlauf auch zu Stuhl- und Windverhalt. Bei einem Dickdarmileus sind die Beschwerden meist weniger stark ausgeprägt und entwickeln sich etwas langsamer, es kommt zu einem aufgeblähten Bauch, Bauchkrämpfen sowie Stuhl- und Windverhalt.

Diagnose eines Ileus

Die Vorgeschichte (Anamnese) und die ärztliche Untersuchung, vor allem das Abhorchen des Bauchraums mit dem Stethoskop, geben wichtige Informationen. Klingende, metallische Darmgeräusche sprechen für einen mechanischen Ileus, da der Darm vor dem Hindernis vermehrt arbeitet (Hyperperistaltik). Bei einer Darmlähmung (paralytischer Ileus) hingegen fehlende Darmgeräusche ("Totenstille").

Behandlung eines Ileus

Prinzipiell kann man zwischen einer konservativen und einer operativen Therapie unterscheiden. In den allermeisten Fällen wird der Ileus konservativ behandelt. Eine Operation ist immer dann nötig, wenn dieser scheitert, oder wenn ein Absterben des Darmes (bei Verdrehung, Druchblutungsstörungen, Briden) droht oder bereits ein Durchbruch (Perforation) vorliegt.

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