Schwindel kann viele Ursachen haben und das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Etwa jeder dritte Erwachsene in Deutschland hat bereits einmal moderaten bis starken Schwindel erlebt. Bei Menschen über 70 Jahren tritt Schwindel fast dreimal so oft auf wie bei jüngeren Menschen. Eine häufige Ursache für plötzlichen, heftigen Drehschwindel ist die Neuritis vestibularis, auch akute unilaterale Vestibulopathie genannt.
Was ist Neuritis Vestibularis?
Neuritis Vestibularis, auf Deutsch Entzündung des Gleichgewichtsnervs, ist eine Erkrankung, bei der sich der Nerv entzündet, der Informationen vom Gleichgewichtsorgan im Innenohr zum Gehirn überträgt. Fachleute gehen davon aus, dass es sich um einen akuten einseitigen Ausfall des Gleichgewichtsorgans handelt. Die Erkrankung ist die dritthäufigste Ursache für Drehschwindel nach dem gutartigen Lagerungsschwindel und dem Morbus Menière.
Ursachen
Die genaue Ursache der Neuritis Vestibularis ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass eine Reaktivierung einer latenten Herpes-simplex-Virus (HSV)-1-Infektion eine Rolle spielt. Auch Durchblutungsstörungen und Autoimmunkrankheiten werden als mögliche Ursachen diskutiert. Durch die Entzündung schwillt der Nerv an und kann an die knöcherne Begrenzung des ihn umgebenden Tunnels stoßen.
Symptome
Typische Symptome der Neuritis Vestibularis sind:
- Plötzlich einsetzender, heftiger Drehschwindel, der auch in Ruhe nicht aufhört
- Übelkeit und Erbrechen
- Fallneigung zur betroffenen Seite
- Gangunsicherheit
- Unwillkürliche Augenbewegungen (Nystagmus)
- Oszillopsien (Scheinbewegungen der Umgebung)
- Schwierigkeiten beim Gehen
Das Hörvermögen ist bei dieser Erkrankung in der Regel nicht beeinträchtigt. Die Symptome können einige Tage bis Wochen anhalten und sich bei Bewegung verstärken. Die akute Symptomatik dauert selten länger als ein paar Tage, manchmal bis zu ein paar Wochen.
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Diagnose
Die Diagnose der Neuritis Vestibularis basiert auf der Schilderung der typischen Symptome, der neurologischen Untersuchung und einer Untersuchung der Augenbewegungen mit einer Frenzel-Brille. Der Arzt kann eine Neuritis vestibularis aufgrund der charakteristischen Augenbewegungen erkennen. Weitere Tests können erforderlich sein, um andere Ursachen für Schwindel auszuschließen, insbesondere einen Schlaganfall. Bei einer Neuritis vestibularis ist das Hörvermögen normal.
Mögliche andere Ursachen für Schwindel sind:
- Gutartiger Lagerungsschwindel
- Morbus Menière
- Labyrinthitis
- Akustikusneurinom
- Hörsturz
- Verletzungen
- Schwindel durch Medikamente
- Multiple Sklerose
- Migräne
Eine Krankenhauseinweisung kann notwendig sein bei akutem Pflegebedarf, starker Übelkeit und Erbrechen, Sturzneigung und fehlender häuslicher Versorgungsmöglichkeit.
Behandlung
Die Behandlung der Neuritis Vestibularis zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, den Krankheitsverlauf zu verkürzen und bleibende Folgen zu verhindern.
- Medikamentöse Therapie: In den ersten Tagen können Antiemetika (Medikamente gegen Übelkeit) und Antivertiginosa (Medikamente gegen Schwindel) in Kombination mit Kortison sinnvoll sein. Diese sollten jedoch nur kurzzeitig eingenommen werden, da sie schläfrig machen und die Heilungs- und Trainingsprozesse im Gehirn verlangsamen können. Kortikosteroide können die Erholung der peripheren Labyrinthfunktion verbessern.
- Vestibuläre Rehabilitationstherapie: Während die Entzündung abklingt, sollte mit vestibulärer Rehabilitationstherapie begonnen werden. Mit Hilfe von Gleichgewichtsübungen lernt das Gehirn schnell, wie es die durch die Entzündung verlorenen Funktionen ersetzen kann.
- Physiotherapie: Eine frühzeitige Mobilisation und ein Gleichgewichtstraining sind empfehlenswert. Ein intensives Gleichgewichts- und Gangtraining ist hilfreich, um die zentrale Kompensation des peripheren Vestibularisausfalls zu verbessern.
- Psychotherapie: Bei einigen Patienten kann eine kognitive Verhaltenstherapie sinnvoll sein, um Ängste abzubauen und Vermeidungsverhalten zu reduzieren.
Prognose
Die Prognose der Neuritis Vestibularis ist im Allgemeinen sehr gut. Die meisten Patienten erlangen ihren normalen Gleichgewichtssinn zurück. Die Mehrzahl der Patienten hat 1-2 Tage starke Beschwerden mit anschließend allmählicher Besserung. Rückfälle sind glücklicherweise sehr selten.
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Leben mit Neuritis Vestibularis
Viele Patienten mit Schwindel haben einen hohen Leidensdruck und sind im Alltag deutlich beeinträchtigt. Es ist wichtig, möglichst frühzeitig eine klare Diagnose zu stellen und mit der Behandlung zu beginnen. So lernen die Betroffenen, mit der Situation umzugehen. Bei akutem Schwindel darf man kein Kraftfahrzeug führen. Die Dauer des Fahrverbots hängt von der Art der Erkrankung ab.
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